Akklamation vorzunehmen und die dadurch gewonnene Zeit zu einer in nächster Woche vorzunehmenden Ge­neral-Debatte über den Etat zu verwenden. Diesen Antrag begründete er in breiter Weise, verzichtete aber auf die Entgegnung des Abg. Sachs, daß ja der Etat jetzt noch gar nicht von den Abgeordneten habe angesehen werden können. auf Stellung eines formellen Antrags, indem er sich einen solchen für spätere Gesetzesvorlagen vorbehielt. Erste gemein­schaftliche Sitzung der beiden Kammern der Stände­versammlung vormittags l l Uhr, unter dem Vor­sitze des Fürsten Waldburg-Zeil und des Präsiden­ten v. Hohl. Tagesordnung: Wahl der gemein­schaftlichen Kommission für die Leitung der Staats- schuldenverwaltung (ein Mitglied aus der Kammer der Standesherren und vier Mitglieder aus der Kam­mer der Abgeordneten.)

Vaihingen a. E., 9. Jan. Gestern wurde im benachbarten Ensingen ein lediges Frauenzimmer verhaftet, welches im Besitz einer Geldsumme von über 20 OVO war, über deren Erwerb es sich nicht ausweisen konnte. Deren Bräutigam, ein jun­ger Goldschmied aus Pfo.zheim, hatte sich, wie das N. T." mittellt, in den letzten Tagen in Stuttgart durch außerordentlich großen Geldverbranch bemerk- lich gemacht, daher die Polizei auf ihn aufmerksam wurde nnd ihn verhaftete. Bei seiner Vernehmung gab er an, daß er die noch bei ihm Vorgefundenen 1000 ^ und was er verbraucht hatte, von seiner Braut empfangen habe, daher solche sofort festge- nommen und an das Gericht in Stuttgart abgelie- sert wurde. Die Untersuchung wird nun lehren, woher er das Geld und die Vorgefundenen Wertpa­piere genommen.

Gaildorf, 1l. Jan. Eine erst seit drei Wochen verheiratete Frau von hier wurde wegen Verdachts, ihr neugeborenes Kind erdrosselt zu haben, gestern in Untertersuchung gezogen. Deren Mutter wurde wegen Anstiftung hiezu heute abend verhaftet und ins Amtsgerichtsgefängnis eingliefert. Die Junge Frau soll bereits ein Geständnis abgelegt haben.

Schorndorf, 11. Jan. In W. hatte eine Mutter ihr einjähriges Kind auf das Sopha gelegt, neben dem auch die Backmulde mit dem reifen Brot­teig stand. Als die Frau au dasHerausleiben" gehen wollte, wurde sic hinausgerufen. Als sie wieder in die Stube trat, fand sie ihr Kind, das in die Backmulde gefallen war, im Teig erstickt vor.

Karlsruhe, 12. Jan. Der Kaiser traf nach 10 Uhr hier ein. Am Bahnhof befand sich der Großherzog mit dem Prinzen. Nach sehr herzlicher Begrüßung fuhr der Kaiser mit dem Großherzog dutch die geschmückten Straßen zum Schloß, wo die fürstlichen Damen den Kaiser begrüßten. Der Kaiser war sehr heiter gestimmt und scherzte über das Gelingen der. Ueberraschung, die er Strahburg bereitet hatte.

Karlsruhe, 12. Jan. Der Kaiser ist heute abend unter den brausenden Hochrufen der trotz der grimmigen Kälte am Bahnhofe versammelten vier­hundertköpfigen Menschenmenge abgefahren; der Groß­herzog und der Erbgroßherzog sowie die Prinzen des großherzöglichen Hauses waren am Bahnhof zum Abschied anwesend.

Heidelberg, 9. Jan. Eine Versammlung der liberalen Geistlichen des badischen Unterlandes fand dahier statt. Dieselbe war sehr gut besucht. Die Versammlung verurteilte auf das Schärfste die fortgesetzten fanatischen Angriffe der Orthodoxen und die Forderung derselben nach Aenderung unseres badischen Bekenntnisstandes, welcher die Möglichkeit einer Verfolgung liberaler Theologen ausschließt. Allgemeine Entrüstung herrschte in der Versammlung über die versuchte Aufhetzung der Gemeinden gegen liberale Pfarrer.

Der aus dem Prozeß über die Wemdinger Teu­felaustreibung bekannte Pater Aurelian ist dem Lohrer Anzeiger" zufolge gestorben.

Stettin, 11. Jan. Das Königliche Eisen- bahnbetriebsamt macht bekannt: Die Strecke von Stolp nach Danzig ist durch Schneeverwehung seit heute Morgen gesperrt. Wann die Strecke für den Verkehr wieder frei wird, ist noch nicht zu übersehen.

Berlin, 12. Jan. Der Kriegsminister lehnte,, das Gesuch der Zivilmusiker um Einschränkung des)' gewerblichen Musizierens der Militärmusik ab. l

Berlin, 13. Jan. Generallieutenant z. D. Graf« Roon fordert in der Kreuzztg. die Konservativen!

auf, nur dann der Militärvorlage zuzustimmen, falls die dreijährige Dienstzeit für alle Waffengattungen Gesetz bleibe. Geschähe dies, dann könne man die thalsächliche zweijährige Dienstzeit annehmen.

Die Berichte über Aenßerungen Caprivis in der Militärkommission, wie sie in den Blättern veröffentlicht werden, sollen nach derNordd. Allg. Ztg." keinerlei Authentizität besitzen und lediglich auf Hörensagen beruhen. Sie enthielten, erhebliche Jrrtümmer und au einzelnen Stellen direkte Ver­kehrungen der Worte des Reichskanzlers. So hätten sie die Bericht, bezüglich Dänemarks und insbeson­dere bezüglich des Verhältnisses Deutschlands zu Rußland als Ansicht des Reichskanzlers erscheinen lassen, was er in Wirklichkeit als Anschauung der deutschfeindlichen Elemente des Auslands wiederge­geben.

Berlin, 13. Jan. Der Kceuzzeitung wird aus Rom gemeldet, daß die Ernennung von zwölf fran­zösischen Bischöfen zu Kardinäien bevorstehe.

Berlin, 13. Im. Der Kaiser ist heute vor­mittag IOi/z Uhr von Karlsruhe zurückgekehrt. Er begab sich vom Bahnhofe alsbald in das Reichskanz­lerpalais, wo er längere Zeit mit Caprivi sich besprach.

Delterreich-Angarn.

Pest, ll. Jan. Infolge der Kälte ist die Cho­lera erloschen. Im Cholerahospital sind vom Ende September bis gestern 1020 Kranke eingeliefert wor­den, wovon mehr als die Hälfte gestorben ist. Den Höhepunkt hatte die Epidemie am 6. Oktober erreicht, wo 52 Personen erkrankt waren.

Frankreich.

Paris, 12. Jan. Der Experte Flory erläu­terte in der gestrigen Gerichtssitzung die aus seinem Bericht sich ergebenden Schlußfolgerungen. Eiffel empfing 33 Millionen zur Ausführung der ihm übertragenen Unternehmungen, verwendete davon aber nur etwas mehr als 4 oder 5 Millionen auf Arbeiten und ebensoviel auf Kommissionen an Teil­nehmer. Ihm (Flory) schien die Größe der Aus­gaben ungerechtfertigt und er gab dem Liquidator den Rat, Reinach und Oberndörfer zivilrechtlich zu belangen. Das Verhör Monchicourts, des gericht­lichen Liquidators der Panamgesellschaft, ergab: Der Kanal konnte nicht reüssieren, da er von An­fang an schlecht fundiert war. Das Publikum blieb geblendet durch die Persönlichkeit Lesscps', trotzdem die kleinen Unternehmer sich zurückzogen und die sehr teuren großen an ihre Stelle traten. Durch die Los-Commission war die Gesellschaft definitiv ver­loren. Er hätte an zivile Haftbarmachung gedacht, aber gefürchtet, dadurch die Rekonstitution des Kanals zu kompromittieren. Lesseps habe nicht bedach, daß die Verhältnisse in Panama anders liegen als in Suez, wo das Klima günstig war und Egypten 745 Millionen betragen hat.

Paris, 12. Jan. Große Aufregung erregt trotz des offiziösen Dementis die Aussage Baihauts, wonach der damalige Finanzminister Carnot ihn zum Verschweigen ungünstiger Thatsachen veranlaßt habe.

Paris, 13. Jan. Caprivi's Erklärungen in der Militärkommission machten hier den tiefsten Ein­druck. Die Morgenblätter protestieren größtenteils gegen die Anspielungen über die Möglichkeit einer Diktatur in Frankreich.

Paris, 13. Jan. Carnots' Stellung scheint erschüttert. Selbst die republikanischen Blätter grei­fen ihn an und fordern seine Vernehmung durch den Untersuchungsrichter über die gegen ihn erhobenen Anklagen. Lesseps sagte kategorisch entgegen dem dem Dementi desTemps aus, daß Herz Summen empfing zur Unterstützung der Kandidatur Freicynets für die Präsidentschaft der Republik. Drumont greift heftig Freicynet, Floquet und Burdeau an und be­hauptet, Freycinet habe als Kriegminister in der Armee die größte Unordnung herbeigeführt. Heute finden Haussuchungen bei zahlreichen Finanzinstitu­ten stast.

Paris, 14. Jan. DerFigaro" bringt einen Sensationsartikel, worin der sofortige Rücktritt Car­nots gefordert und derselbe formell angeklagt wird, seit langem den Panamaskandal in seinem ganzen Umfange, die Namen aller Schuldigen sowie die .Manöver gewisser Minister gekannt und stillschwei- ,gend gebilligt zu haben. Die Untersuchung und der iProzeß hätten Carnot ebenso bloßgestellt wie die lformell Angeklagten. Das Blatt fordert Erklärungen ICarnots in einer Botschaft, seinen Rücktritt und Er­

setzung durch einen kommandierenden General, welcher die Kammer auflöse und Neuwahlen vornehme.

A p a n i e n. s

M a d r i d , 7. Jan. Eine Anzahl vornehmer j Damen haben beschlossen, die Häuser der beiden Seiten der neuen protestantischen Kirche anznkaujen f und in ihnen katholische Schulen zu erichten, damit, 1

wie es im Aufruf heißt,die schlechten Wirkungen j

der Glaubenslehre der Abtrünnigen so viel als möglich aufgehoben werden."

England. s

London, 12. Jan.Times" meldet aus Phi- " ladelphia, der Gesetzentwurf, betreffend das Verbot j der Einwanderung auf ein Jahr, sei ausgegebc».

London, 13. Jan. Aus New-'Iork wird ge- ^

meldet: Eine von Antisemiten aufgereizte Menge '

brannte in den Pikobezirken 27 Judenhäuser nieder, verjagte die schwarzen Diener, vertrieb alle Neger und Juden und zerstörte die Plantagen.

Nene Berechnungen über die Eiszeit. Der englische Genieoffizier Generalmajor Dcayton hat nach einer Londoner Mitteilung derVoss. Zcg." auf Grund der Schwingungen der Eröaxe neue Berechnungen über die Eiszeit angestellt. Als Zeit­dauer für die Vollendung der sogenanntenzweiten Rotation" der Erddauer werden gewöhnlich 25 000 Jahre angenommen. Drayton hat dagegen eine Periode von 31682 Jahren gefunden. Nach seinen Ergebnissen hat die Eiszeit gegen 20000 Jahre gedauert und vor rund 6000 Jahren ihr Ende er­reicht. Im Jahre 2295 nach Christi Geburt, also ^ in 403 Jahren, ist der Unterschied zwischen der mittleren Temperatur von Sommer und Winter am ^

geringsten wächst aber dann wieder bis zum Jahre !

8300, wo wir eine neue Eiszeit beginnen werden, die im Jahre 18136 unserer jetzigen Zeitrechnung am geringsten sein wird. Wenn Draylons Berech­nungen stimmen, so brauchen wir wenigstens nicht die jetzige Kälte als Verboten einer neuen Eiszeit zu betrachten.

Rußland.

Die Not in Rußland. Mit dem Fortschritt des Winters macht sich in den vom Mlßwachs be­troffenen Gebieten Rußlands die Not in immer drückenderer Weise fühlbar. So schreibt man dem Moskauer Rußk. Wjed." aus dem Kreise Ananjew, die Bauern verkauften daselbst wegen Futtermangels ihre Pferde massenhaft zum Preise von 1'/- bis 2 Rubel. Aufkäufer sammeln ganze Herden dieser Pferde an, die dann zur Verwertung der Haut ge­tötet werden. Das Fleisch fällt den Wölfen anheim, da der russische Bauer dasselbe nicht genießt.

Amerika.

San Francisco, 13. Jan. Dem Courier de Japan zufolge wurden in Osaka am 20. Dezbr. durch eine in einer Spinnerei ausgebrochene Feuers­brunst 250 Gebäude zerstört. 125 Personen sind umgekommen, meist in der Spinnerei beschäftigt ge- wesene junge Mädchen.

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Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck und Verlag der G- W. Zaiser'scheu Buchdruckern.

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