Sänger trugen unter Leitung des früheren Direktors, Hrn. Musikoberlehrer Hegele eine schöne Anzahl prächtiger, mit Beifall aufgenommener Chöre vor. Dazwischenhinein brachten eme Reihe von Toasten in beredten Worten zum Ausdruck, wie viel liebe Freunde der Verein in allen Kreisen der hiesigen Bevölkerung hat, und daß insbesondere die Feier des 50jährigen Jubiläums in diesem Sommer allge­meiner Teilnahme und Unterstützung begegnet. Be­sondere Freude machten einige Quartettvorträge früherer Sänger; überhaupt verlief der Abend in ungestörter und wie bemerkt höchst gemütlicher Weise.

> Altensteig, 10. Jan. Ende voriger Woche wurde das Mast'sche Anwesen in Ebhausen, beste­hend in einer sehr bedeutenden Wasserkraft, man spricht von 6080 Pferdekräften, an eine Frank­furter Baugeschäftsfirma verkauft um die Summe von 28 000 ^ Es soll nun ein größeres Bau­holzgeschäft mit Sägerei daselbst errichtet werden. Das Anwesen, d. h. die Gebäulichkeiten, sind nämlich vor ca. 5 Jahren total abgebrannt. Vor dem Brande waren die Gebäulichkeiten eine Wollspinnerei. Die Gemeinde Ebhausen hätte es gerne gesehen, weny das Mast'sche Anwesen zu einem größeren Fabrik­betrieb aufgekauft worden wäre, bei welchem die in dieser Gegend so leicht bekommenden Arbeitskräfte hätten Verwendung finden und Brot verdienen können. In Egenhausen fielen bei der letzten Bürgerausschußwahl von den 38 an der Wahlurne erschienenen Wählern die Stimmen auf 39 Kandi­daten. Die drei gewählten erhielten 811 Stimmen. ^>^Mindersbach. (Korr.) Landauf landab hört ^ man Klage führen über die mißliche Lage der ländl. bäuerl. Bevölkerung; daran ist sie aber zum Teil auch selbst Schuld; denn es fehlte in dem Bauern­stand seit jeher an der Selbsthilfe. Seil neuerer Zeit nun wird vielfach zu solchen Mitteln der Selbst­hilfe gegriffen; denn es werden Darlehenskaffen- vereine gegründet, welche für jeden Einwohner des Orts großen Vorteil bieten; es werden Viehver­sicherungsvereine ins Leben gerufen, damit im Falle eines Unglücks im Viehstall der Betroffene nicht so­viel Schaden zu leiden hat. So besteht auch hier seit 1. April 1892 ein Darlehenskassenverein zur großen Zufriedenheit der Genossen und am letzten Samstag versammelte sich beinahe die ganze Bür­gerschaft behufs Gründung eines Viehversicherungs­vereins. Es wurden die Statuten unter großer Beteiligung entworfen und beraten; dieselben werden nun ins Reine eingetragen, worauf nächsten Sams­tag dann ein jeder seinen Beitritt durch Unterschrift erklären kann. Wie zum voraus zu erwarten war, steht große Beteiligung in Aussicht, da natürlich ein jeder Bürger den großen Wert eines solch gemein­nützigen Instituts einsieht und sich denselben zu Nutzen machen will. ^

Baiersbronn, 8. Jan. Auf eine sehr bedau­erliche Weise verlor gestern der hiesige Forstschutz­wächter Rapp sein Leben. Er ging gestern nachmit­tag auf die Jagd, schickte auch bald einen erbeuteten Fuchs nach Hause, wollte aber noch einen Hasen er­legen. An einer mit Glatteis bedeckten Stelle am Waldsaum aber glitt er aus und kam zu Fall, wo­bei er wahrscheinlich in der Absicht, sein Gewehr als Stütze zu benützen, dem Hahnen desselben zu nahe kam, das Gewehr entlud sich und die Ladung ging dem Unglücklichen in den Bauch. So wurde er heute früh an genannter Stelle tot aufgefunden. Der all­gemein beliebte diensteifrige Mann war 73 Jahre alt und bereits 46 Jahre im Dienste der Gemeinde Baiersbronn angesteüt.

Baiersbronn, 9. Jan. Am gestrigen Sonntag wurde die neue Orgel in der hiesigen Kirche durch Herrn Seminaroberlehrer Hegele von Nagold über­nommen. Dieselbe wurde von der Orgelbauanstalt des Herrn Goll in Kirchheim u. T. geliefert und macht nach dem Urteil des Hrn. Revidenten Hegele ihrem Erbauer alle Ehre, sowohl nach der inneren Konstruktion als auch nach der äußeren Ausstattung. Mit der Uebernahme der Orgel veranstalteten die hiesigen Lehrer ein Kirchenkonzert.

Rottenburg, 6. Jan. Am 14. August d. I. wird Bischof Dr. Karl Joseph v. Hesele sein diamantenes Priesterjubiläum begehen.

Stuttgart, 6. Jan. Durch die Bestätigung des Obersteuerrats Rümelin zum Oberbürgermeister hat im Gemeindekollegium doch eine gewisse Verstim­mung Platz gegriffen. Darauf deutet hin, daß der

bisherige Verweser des Bürgermeisterposlens, Dr. Schall, es ablehnt, Rümelin namens des Kollegiums bei seiner Einführung am nächsten Montag zu be­grüßen. An seiner Stelle wird jetzt Rechtsanwalt Payer das Wort ergreifen. Bon dem bevorstehen­den Austritt einer größeren Anzahl von Gemeinde­räten kann, nachdem das Abschiedsgesuch des Gemein­derats Kröner abgelehnt wurde, wohl kaum noch die Rede sein.

Stuttgart, 7. Jan. Das Oberlandesgericht verwarf die Revision des Frhrn. O. v. Münch in der Beleidigungsklage des Bankdirektors Geh. Hof­rats Colin, so daß es bei der Verurteilung des Frhrn. v. Münch zu zwei Monaten Gefängnis und 300 Geldstrafe verbleibt. Sämtliche Kosten wurden dem Frhrn. v. Münch zugeschieden. Die zu Beginn der Verhandlung am 5. Dezember von Herrn v. Münch beantragte Ablehnung einiger Mitglieder des Gerichts­hofes wegen Befangenheit hatte das Oberlandesge­richt abgewiesen, desgleichen einen weiteren Antrag auf Ablehnung des Vorsitzenden, Oberlandesgerichts­rats v. Bücher.

Stuttgart. 9. Jan. Heute mittag 12 Uhr fand die Einführung des neuen Stadtschultheißen Rümelin und dessen Beeidigung auf dem Rat­hause statt. Stadtdirektor Regierungsrat Klaiber hielt nach Eröffnung des feierlichen Akts eine An­sprache an den neuen Stadtvorstand über die Pflich­ten und Aufgaben seines ebenso schwierigen als dank­baren Amtes und nahm demselben den Eid ab, wor­auf Rümelin eine Ansprache an die bürgerlichen Kollegien hielt, welche mit warmem Beifall sowohl der Kollegien, als der zahlreich anwesenden Zuhörer­schaft ausgenommen wurde. Hierauf begrüßten Ge­meinderat Payer Namens des Gemeinderats und Bürgerausschuß-Obmann Schott Namens des Bürger­ausschusses den neuen Stadtvorstand, beide mit dem Wunsche schließend, daß er der Stadt zum Heile wirken möge.

Stuttgart, 9. Jan. Eine hier stattgehabte Landesversammiung der deutschen Partei erklärte sich mit der Militärvorlage einverstanden, soweit die- selbe zum Schutze unserer großen nationalen Errun­genschaften notwendig ist. Dieselbe beantragte ferner bei der Kammer die Aufhebung der württembergischen Gesandtschaftsposten in Wien und München, sowie die Erledigung der längst beantragten Verfassungs­revision.

Stuttgart, 9. Jan. Wie wir aus sicherer Quelle vernehmen, beabsichtigt Se. Mas. der König, von den Hochzeitsfeierlichkeiten in Wien aus sich nach Berlin zu begeben, um Sr. Maj. dem Kaiser eine Glückwünsche zu dem bevorstehenden Geburts­feste persönlich zu überbringen.

Stuttgart, 10. Jan. Der König eröffnete heute den Landtag. Die Thronrede konstatiert die weniger günstige Finanzlage des Landes, eine Wen­dung zum Besseren stehe kaum in Aussicht. Sie kündigt ferner die Besteuerung von Kunstwein, den Staatsvertrag mit Baden und eine Revision der Bel­astung, bezüglich der Zusammensetzung der Stände­ummer an.

Allgemeine Anerkennung erwirbt sich die Regierung dadurch, daß sie sich unausgesetzt ange­legen sein läßt, die Zahl der Telephonanstalten im Lande zu vermehren» so daß die Zeit nicht mehr fern ist, wo Württemberg mit einem vollständigen Telephonnetz überzogen sein wird. Für die nächste Zeit sind neue Telephonanlagen in Aussicht genom­men für Aalen, Crailsheim, Ebingen, Göppingen, Heidenheim und Oehcingen.

Cannstatt, 8. Jan. Die gestern in den Russi­schen Hof von der sozialdemokratischen Partei einbe- rufene Volksversammlung mit der Tagesordnung: Protest gegen die Militärvorlage" war von etwa 300 Personen besucht. Die Versammlung nahm nach einem Referat von Tauscher-Stuttgart eine Resolution dahingehend an, durch den Abgeordneten des II. Wahlkreises gegen die Militärvorlage pro­testieren und die Forderung stellen zu lassen, an Stelle des jetzigen Militärsystems das Milizsystem einzusühren.

Ulm, 9. Jan. Der König von Rumänien traf gegen */r11 Uhr mittels Sonderzugs mit großem Gefolge hier ein und wurde auf dem hiesigen Bahn­hofe von dem rumänischen Generalkonsul Benger aus Stuttgart begrüßt, worauf er nach 10 Minuten die Reise nach Sigmaringen fortsetzte. Bald nach­

her traf mittels Sonderzugs S. M. der König von Württemberg hier ein und wurde von dem zahlreich versammelten Publikum mit brausenden Hochrufen begrüßt. Eine Viertelstunde später traf auch S. M. der Kaiser ein. Der Kaiser verließ seinen Wagen und wurde auf dem Perron von S. M. dem König begrüßt, mit welchem er etwa eine Viertelstunde in herzlicher Unterhaltung zubrachte. Der Kaiser setzte hierauf die Reise nach Sigmaringen fort, und S. M. der König fuhren nach Stuttgart zurück.

Die Influenza zeigt sich nach demSchwäb. Merkur" wieder bei dem Militär auf der Burg Hohenzollern. Es sind 41 Mann erkrankt.

Sigmaringen, 7. Jan. Königin Elisabeth von Rumänien hat die Einladug zur Vermählung des rumänischen Thronfolgers unter Berufung aus ihre schwankende Gesundheit definitiv abgelehnt.

Sigmaringen, 9. Jan. Der Kaiser ist heute Nachmittag 2^/z Uhr hier eingetroffen und am Bahn­hofe vom Fürsten, dem Prinzen-Thronfolger von Rumänien, der die Uniform des 1. Grenadierregi­ments angelegt hatte, und den übrigen Prinzen von Hohenzollern auf das herzlichste empfangen worden. Der Kaiser begrüßte den Fürsten mit einer Um­armung. Vor dem Bahnhofe hatten alle Krieger­vereine und eine zahlreiche Menschenmenge Aufstel­lung genommen. Der Kaiser begab sich mit dem Fürsten im offenen Wagen zum Schlosse.

Regensburg, 9. Jan. Auf dem gestrigen sehr stark besuchten katholischen Parteitage sprach Reichs­tagsabgeordneter Dr. Lieber unter großem Beifall über die Stellung und Thätigkeit des Centrums in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Bezüg­lich der Militärvorlage werde das Centrum für die zweijährige Dienstzeit das Notwendigste bewilligen und keine Handelspolitik treiben. Weiter erörterte der Redner den Volksverein für das katholische Deutschland, dessen Aufgabe und die Mittel zu deren Lösung.

Mannheim, 5. Jan. In dem benachbarten Ludwigshafen wurde auf Veranlassung der städtischen Behörde die Aufnahme einer Statistik der Arbeits­losen vorgenommcn. Nach dieser Statistik sind in unserer Schwesterstadt etwa 600 Arbeitslose.

Köln, 9. Jan. Vorgestern Abend spielte in einer hiesigen Wirtschaft ein Metzgerbursche mit einer Granate. In dem Glauben, dieselbe sei ungeladen, steckte er eine brennende Cigarre in dieselbe. Die­selbe explodierte und richtete eine furchtbare Ver­wüstung an. Sämtliche Fensterscheiben, Flaschen und Gläser wurden zertrümmert. Sieben Personen, darunter der Metzgerbursche und der Wirt, wurden schwer verletzt.

Freude war ihr letzt' Geläute, nämlich dasjenige der Glocke in Potsdam. Nach einer Anordnung des Eisenbahnministers hat bekanntlich vom 1. Jan. ab das Läuten mit der Bahnhofsglocke bei der Ab­fahrt der Züge aufgehört und dies Ereignis, das die Bahnhofsportiers alsErlösung vom Strange" be­zeichnen, ging auf dem Bahnhof in Potsdam nicht spurlos vorüber. Als nämlich in der Neujahrsnach^ der um 12 Uhr von Berlin kommende Vorortzu^ in den Bahnhof einlief, gruppierte sich um die Bahn­hofsglocke eine aus Bahnarbeitern gebildete Kapelle um mit Pauken und Trompeten, in welchen Klängen' die Glocke den Takt schlug, das neue Jahr und mit ihm das fernere Verstummen der Glocke zu begrüßen.

Bochum, 9. Jan. Die Anzahl der Strikenden ist zur Zeit 6000. Die Zahl der Bergarbeiter in den rheinisch-westfälischen Gruben beträgt über 90,000 Mann.

Bochum, 10. Jan. Ein gestern abend ver­breitetes Extrablatt derBergarbeiterzeitung" meldet, daß 15 Gruben ausständig seien und giebt die Parole aus, entweder weiter zu arbeiten unter stetigem Elend, oder Generalstreik und Sieg. Zugleich werden mehrere Versammlungen der Streikenden einberufen.

Berlin, 9. Jan. Der Großfürst Thronfolger tzon Rußland hat die Einladung des deutschen Kai­sers, an der Hochzeit seiner Schwester, der Prinzes­sin Margarete von Preußen, mit dem Prinzen Fried­rich Karl von Hessen teilzunehmen, angenommen; er wird voraussichtlich auch der Feier des diesjährigen Geburtstages des Kaisers in Berlin beiwohnen. Be­kanntlich ist die Großmutter des Großfürsten-Thron- folgers, Königin Luise von Dänemark, eine Schwe­ster des Vaters des Bräutigams, des Landgrafen Friedrich von Hessen.