vernehmen, man muß jedoch das Pulver jederzeit trocken halten, um in der Stunde der Gefahr gerüstet zu sein, damit das Vaterland nicht Schaden leide; ich stehe aber hier am Rhein und habe die feste Ueberzeugung, daß Sie alle mit mir einverstanden sind: sie sollen ihn nicht haben. Wir halten fest an den Errungenschaften des Frankfurter Friedens. Windthorst bestreitet dann den Zusammenhang der Mililärvorlage mit einem drohenden Kriege und erörtert, warum das Zentrum an der dreijährigen Bewilligung festhielt, dann spricht er die Erwartung aus, daß die Männer Rheinlands zum Zentrum stehen werden. Er schließt mit einem Hoch auf Papst Leo XIII. und Kaiser Wilhelm.

Die Zeitungen schreiben wieder viel Neues, doch darf man gegen­wärtig nicht allen volles Vertrauen schenken. Einerseits werden wegen der kommenden Wahlen Kleinigkeiten zu Thatsachen von großer Tragweite aufgebauscht, andererseits würde man alle Rüstungen im Westen aus gleichem Anlaß so lange unbeachtet lasten, bis den übertölpelten Wählern die Mitrail- leusen direkt auf den Leib geschoben würden. Am besten thut der Leser, immer die nächste Nummer abzuwarten, in welcher die Nachricht in den meistert Fällen dementiert wird. Heute berichtet dasFranks. Journal", Graf Moltke habe einer konservativen Wahlkommission gegenüber die Situ­ation für sehr ernst erklärt, mit der Ermächtigung dies bekannt werden zu lasten. Dies glauben wir ohne Vorbehalt, aber nicht nur im Blick nach außen, auch nach der Umschau im Reiche selbst.

München, 6. Febr. Die Sozialdemokraten hatten auf heute eine Volksversammlung auf dem Marienplatz angesagt. Dieselbe wurde verboten. Trotzdem waren auf dem Platze etwa tausend Menschen erschienen. Die Gendarmerie suchte den Platz zu säubern, wurden aber mit Pfeifen und Hochrufen empfangen. Da die Gendarmen nichts ausrichteten, übernahm das Militär die Säuberung, die ziemlich schnell von statten ging, und sperrte die Straßen ab.

Nach dem offiziellen Polizeibericht beschränkte sich die gestern nach­mittag auf dem Marienplatze beabsichtigte und vorher verbotene sozialistische Kundgebung auf verkehrsstörende Ansammlungen des Publikums und zeit­weiliges mutwilliges Schreien. Die Polizei und das Militär der Haupt­wache zerstreute öfters die Menge und verhaftete sechzehn Personen, welche indes bald wieder entlasten wurden.

Frankreich.

Paris, 6. Febr. DieFrance" erhält eine Berliner Mitteilung, wonach Fürst Bismarck mehreren Personen seiner Umgebung versicherte, er mache alle Anstrengungen, den Frieden zu erhalten. Er mißbilligte die in pessimistischen Arrckeln der englischen Presse hervorgetretenen Manöver.

Italien.

Rom, 8. Febr. Alle Journale bestätigen, Robilant bestehe auf seiner Demission; man bemühe sich, ihn zum Verbleiben zu bewegen. «Eine Depesche von General Gönö aus Mastauah vom 6 d. meldet: Nachdem Ras-All ul a eine Bewegung um Saali gemacht und sich auf Ghinda zurückgezogen, setzte er von dort seinen Marsch gegen Asmara fort, in Ghinda nur das Oberhaupt Barambas, Tesamma und einige Soldaten zurücklastend. Das heldenmütige Verhalten unserer Truppen wurde aller­seits sogar von den Abyssiniern bewundert. Es ist unbekannt, ob Ras-Allula sich zurückzieht um Verstärkungen abzuwarten, oder ob er in Folge der er­littenen Verluste auf den Angriff Massauah's verzichtet. Major Piano traf gestern mit Briefen vom Negus und Ras-Allula ein. In ersterem von Macalle den 25. Januar datierten Briefe heißt es:Ihr nahmt Mastauah, jetzt kamt ihr auch nach Saati, um eine Festung anzu­legen ; welchen Zweck habt ihr? Gehört dieses Land nicht mir? räumet mein Landl kämet ihr in guten Absichten, warum bauet ihr Festungen? warum bringet ihr Kanonen, Gewehre und Soldaten mit?" Ras-Allula schreibt:Ihr seid schuld am Geschehenen, seien wir Freunde wie früher, »bleibet in eurem Lande! Das ganze Land von Mastauah bis hierher gehört ^!..- > -- . . . » >

Die Busennadel war in der letzteren Zeit ein Streitobjekt zwischen den beiden Vettern geworden. Hahn, den die gemeinschaftlichen Schulden jetzt, wo er die soli­desten Absichten auf das Mädchen hatte, mehr denn je drückten, hätte so gerne ihre Verhältnisse geordnet gesehen und hatte Fuchs ebenfalls wiederholt gebeten, doch die Nadel so lange zu verpfänden, bis der Onkel sie wieder flott gemacht habe. Er war zwar kein Freund derartiger Manipulationen, indessen es war ja so Vieles bei Ihnen den Weg alles Fleisches zu Moses Levysohn gewandelt, was viel unentbehrlicher war als die Brillanten, die ohnehin in ihrer jetzigen Lage ein etwas unziemlicher Schmuck waren.

Allein Fuchs, der sonst mit dem Verkeilen ihrer Habseligkeiten immer gleich bei der Hand war, hatte dem Ansinnen des Vetters einen äußerst beharrlichen Wieder­stand entgegengesetzt, der denselben geradezu befremdete und auch Herr Nickelberger hatte kein Glück mit dem Vorschlag, welchen er dem Bruder Studio machte.

Dieser erklärte mit größter Entschiedenheft, daß er sich von dem Wertstück nicht trenne und setzte der Drohung des Hausmanichäers, daß er die Nadel pfänden lasten werde, ein merkwürdig höhnisches Gelächter entgegen.

Nickelberger war außer sich. Eine solche Hartnäckigkeit war ihm noch nicht vorgekommen. Er rieb seine knochigen Hände mit erstaunlicher Geschwindigkeit, lächelte mit erschrecklicher Freundlichkeit, gab Fuchs die Versicherung, daß er schon mit ihm fertig werden wolle, er sei schon mit anderen Leuten fettig geworden und verließ sehr aufgeregt das Zimmer.

Adieu, rief Fuchs ihm nach, kommen Sie hübsch wieder, Herr Nickel!

Nickelberger, wenn ich bitten darf! schrie der Träger dieses ehrlichen Namens, indem er sich nochmals unter der Thür umdrehte und diese dann wüthend in das Schloß warf.

Der Sturm wäre glücklich wieder abgeschlagen, sagte Fuchs und griff nach seinem Buch, als ob gar nichts vorgefallen wäre. O, er war in dieser Beziehung etwas dickfellig geworden und konnte einen Puff ertragen.

Anders war es mit Hahn. Er war außer sich über das Betragen seines Vetters und machte diesem die bittersten Vorwürfe über die Art und Weise, wie er

dem Negus; ich entsandte einen Bruder, mit euch zu sprechen." Major Piano erklärte, er habe die Mission, die freundschaftlichen, sowie die Handels­beziehungen wiederherzustellen. Derselbe kehrt morgen mit meiner Antwort nach Asmara zurück ich will dadurch Salnebeni und den Gefährten helfen, ohne Verpflichtungen einzugehen. Es scheint momentan Waffenruhe einge­treten, da die Abyssinier die militärischen Operationen gegen uns einstweilen einstellten. Ich telegraphiere dem Kciegsminister die Liste der gefallenen und verwundeten Offiziere. Frkf. I.

Türkei.

Konstantinopel, 5. Febr. Die ottomanische Regierung hat sich nunmehr endgiltig für die Einführung des Mauser-Gewehres in die ottomanische Armee, und zwar mit der thunlichsten Beschleunigung, entschieden. Die Raschheit, mit welcher dieser Entschluß, ungeachtet der vielen, bis in die jüngste Zeit hinein bestandenen Bedenken gefaßt wurde, wird in den politi­schen Kreisen Konstantinopels mit den Meldungen in Zusammenhang gebracht, welche über die allgemeine Lage in Europa und die allseitigen Rüstungen der Staaten einliefen. Man besorgt in türkischen Kreisen von der Even­tualität einer Zuspitzung des Verhältnisses zwischen Deutschland und Frank­reich unberechenbare Rückwirkungen auf den Orient und ist entschlossen, sich durch Verdoppelung der militärischen Vorkehrungen gegen die von dieser Seite her drohende Gefahr vorzusehen.

Hcrges-Weuigkeiten.

Nagold, 5. Febr. Heute wurde ein Mann zu Grabe getragen, dessen Persönlichkeit in verschiedenen Kreisen des Landes bekannt gewesen, Friedr. Wilhelm Bischer hier. Derselbe, am 22. April 1803 in Alten­steig als Sohn des dortigen Amtsschreibers geboren, gründete, nachdem er die Buchdruckerei in Tübingen erlernt und bei Cotta, sowie Elben in Stutt­gart, Braun in Karlsruhe und in Straßburg im Dienst war, 2'/, Jahre im 3. Reiterregiment diente, im Jahre 1827 das hiesige Amts- und Jntelli- genzblattGesellschafter" für die O.A.-Bezirke Nagold, Herrenberg, Neuen­bürg und Freudenstadt, welches er bis zum Jahre 1845 redigierte. Von da ab vertauschte er die Buchdruckerei mit einer Wirtschaft und Brauerei. Im Jahre 1848 schloß sich rc. Fischer (zugleich als Hauptmann der Bürger­wehr) in lebhafter Weise den damals herrschenden Freiheitsbewegungen an, welche ihm jedoch, nach seiner am Grabe verlesenen Selbstbiographie bittere Enttäuschung und längere Freiheitsentziehung brachten. So sehr sich der Verstorbene in jungen Jahren in energischer Weise dem politischen und sozialen Leben widmete, auch verschiedene Male öffentliche Stellen im Kollegium und als Beisitzer bekleidete, so eingezogen lebte derselbe, fern von jenen Umtrieben vom Jahre 1867 ab, als er sich ganz ins Privatleben zurückzog. In vergangener Nacht wurde die hiesige Einwohnerschaft wieder einmal durch Feuerruf kurz vor Mitternacht in Schrecken versetzt. Nachdem in der eng gebauten, früher mit Ringmauern umgebenen Altstadt am 22. Sept. 1850 28 Gebäude und am 15. Dez. 1878 13 Gebäude abbrannten, ging diesmal das Feuer (auf eine bis jetzt unaufgeklärte Weise) in einem Hause des engst gebauten Stadtviertels zwischen Hirsch- und Schulgaste aus und man kann nur mit Schaudern daran denken, welche Feuersbrunst hätte ent­stehen können, wäre es nicht gelungen, zu rechter Zeit rasch einzugreifen.

Schw. M.

Stuttgart, 6. Febr. Wie in früheren Jahren, werden der König und die Königin wieder nach der Abreise von Nizza einen kurzen Uebergangsaufenthalt an einem der schweizerischen oder italienischen Seen nehmen. In Aussicht genommen ist Ouchy am Genfer See oder Stresa am Lago Maggiore. Vor der Hand ist der Aufenthalt in Nizza bis Ende April geplant.

Cannstatt, 6. Febr. In vergangener Nacht zwischen 3 und 4 Uhr begaben sich noch mehrere Gäste in die hiesige Wirtschaft zum Löwen und

I den Hauswirt behandelt habe, der doch eigentlich vollständig in seinem Recht sei, wenn I er sein Geld verlangte. Auch die Geschichte mit der Brillantnadel könne er nicht be­greifen Alles sei verkeilt und versetzt ihr augenblickliches Pech sei grandios, warum er gerade hier so halsstarrig sei?

Fängt der Mensch auch damit an! rief Fuchs erbost. Ich habe mich schon über den alten Kerl so geärgert. Ich erkläre Dir hiemit zum letzten Male, die Bril­lantnadel wird nicht verkeilt und zwar aus einem sehr triftigen Grunde.

Ich wäre neugierig, denselben zu hören, entgegnete Hahn.

Gut so will ich der Sache ein für alle Male ein Ende machen. Erfahre denn die Nadel ist nicht acht!

Nicht acht? rief Hahn entsetzt und starrte dem Freund mit einem so verblüfften Gesicht an, daß dieser in ein schallendes Gelächter ausbrach.

Gelt, das hättest Du nicht ermattet? Ja, lieber Junge, glaubst Du denn, wenn ich noch ächte Brillanten hätte, ich hätte mich lange bitten lassen, dieselben in die Pumpanstalt zu befördern? Ich wundere mich nur, daß Du mich nicht bester kennst.

Ja, sagte Hahn, noch ganz perplex, so erkläre mir doch--

Was ist da viel zu erklären. Als mir der Onkel auf meine Bitten die Nadel gab, band er sie mir zwar heilig auf die Seele, weil sie von seinem Gönner, dem allen Fürsten sei, vertraue mir aber zu gleicher Zeit, unter dem Siegel tiefster Ver­schwiegenheit an, daß die Steine unächt seien, weil er einmal in einer bedenklichen Geldsüuation die ächten hatte ausbrechen und verkaufen lassen. Die Imitation ist täuschend schließlich thut ja der Glaube die Hauptsache und es machte mir ganz besonderes Vergnügen, überall um das Wertstück beneidet zu werden. Ja, wären die Steine ächt, ich scherte mich den Teufel um den Zorn des Onkels und hätte längst gesagt: Fort mit Schaden! Wamm schreibt er nicht und läßt uns ohne Moos sitzen?

Hahn war vollständig niedergeschmetlett. Dies gab ihm den Rest; denn er hatte immer noch auf den Erlös der Brillanten gehofft, um aus all' den gegenwär­tigen Kalamitäten herauszukommen.-^ ----

(Fortsetzung folgt.) ' '