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verlangten von der Frau, welche außer der Kellnerin sich allein im Lokal befand, eine Flasche Wein. Als sich die Frau weigerte, wurde sie von den Angekommenen geschlagen, so daß sie, als ihr Mann vom oberen Lokal zurückgekehrt war, blutend am Boden lag. Die Unholde drangen nun auch auf diesen ein, der sich zwar anfangs zu verteidigen suchte, aber schließlich der Uebermacht unterlag. Beide Ehegatten sind so zugerichtet, daß sie das Bett nicht verlassen können. Die Thäter, 6 an der Zahl, wurden noch im Laufe des heutigen Vormittags verhaftet.
Ludwigsburg, 7. Febr. Gestern nachmittag von 2'/? Uhr ab hatte der Kandidat der Arbeiterpartei, Schriftsetzer Glaser aus Cannstatt, in einer Wählerversammlung sein Programm entwickelt. Abends 6 Uhr war im „Englischen Hofe" eine Wählerversammlung veranstaltet. Dieselbe wurde aber von der Obrigkeit aufgelöst, nachdem sie kaum ihren Anfang genommen hatte.
Rottweil, 7. Febr. (Strafkammer.) In der Nacht des 31. Okt. v. I. wurde der ledige Korsettweber G. Weißmann von Meß» stetten auf der Straße daselbst von einem andern jungen Burschen — dem Angeklagten Johs. Eppler, Haubenweber — unter dem Rufe: Du meineidiger Spitzbube! plötzlich angegriffen und mit einem Stein auf das linke Auge und auf den Kopf geschlagen, so daß der also Mißhandelte starke Quetschwunden erhielt, übrigens nicht arbeitsunfähig wurde. Trotz seines Leugnens wurde Eppler, der schon im Jahre 1885 wegen Körperverletzung verurteilt worden war und auch damals alles abgeleugnet hatte, so daß er derselben überwiesen werden mußte, auf Grund der bestimmten eidlichen Aussagen des Verletzten für schuldig erklärt und — mit Rücksicht auf die Schwere der Mißhandlung und seine Vorbestrafung unter Ausschluß mildernder Umstände zu der Gefängnisstrafe von 3 Monaten verurteilt. (In I. Instanz war Eppler vom Schöffengerichte Balingen freigesprochen worden, die dortige Staatsanwaltschaft hatte aber gegen dieses Erkenntnis Berufung eingelegt.) — Die ledige Dienstmagd Friederike Stimm von Plochingen, welche vom .K. Schöffengerichte zu Spaichingen wegen Betrugs und Unterschlagung (z. N. der Sonnenwirts Witwe Sauter in Wehingen) zu 3 Tagen Gefängnis, wegen Landstreicherei und Unterlassung der ihr zur Auflage gemachten Aufsuchung eines Unterkommens zu 30tägiger, in der Strafanstalt Gotteszell zu erstehenden Haftstrafe verurteilt worden war, wurde auf erhobene Berufung von der Staatsanwaltschaft freigesprochen.
Hall, 7. Febr., 8 Uhr, 49 Min. vormittags. (Privattelegramm des Neuen Tagbl.) Die Volkspartei des XI. Wahlkreises hat gestern abend in einer im „Ritter" dahier abgehaltenen Delegiertenversammlung den Geh. Hofrat v. Bühl er zu ihrem Kandidaten proklamiert.
Ehingen, 7. Febr. Letzten Freitag fuhr ein Knecht von Untersul- mettingen nach dem Vs Stunde von hier entfernten Orte Berg. Während der Knecht die Pferde tränkte, wurde eines davon scheu und schlug dem Knecht neben anderen Kopfwunden beide Augen aus. Der unglückliche Mensch, der tödlich verwundet ist, wurde in das hiesige Spital verbracht.
Kempten, 5. Febr. Die ersten Staaren sind gestern gesehen worden. Gleiches wird aus Memmingen berichtet. So frühzeitig waren die Frühlingsboten seit vielen Jahren nicht daran. Es ist auch sehr zweifelhaft, ob sie schon Aufenthalt nehmen werden.
Stettin, 8. Febr. Eine gestern abend in der Bockbrauerei Hierselbst abgehaltene sozialdemokratische Wahlversammlung wurde Polizei- lich aufgelöst. Da die Menge sich widersetzte, requirierte die Polizei die Hilfe des Militärs. Bei dessen Einschreiten mit aufgepflanztem Seitengewehr wurden mehrere Personen verwundet, ein Mann soll den erhaltenen Wunden bereits erlegen sein. Das Versammlungslokal wurde durch Stein- würfe demoliert. _
— Ueber das Eisenbahnunglück auf der Vermont- -Centralbahn, welches sich, wie schon gemeldet, am 5. Februar ereignete, liegen jetzt ausführlichere Nachrichten vor. Als der Boston und Montreal
Expreßzug auf der White River Station ankam, wurden an dem Zug, welcher aus Gepäck- und Postwaggons, zwei Personen- und zwei Schlafwaggons bestand, ein Schlaf, und ein Personenwagen, beide von Springfield kommend, angehängt. Der Zug hatte viele Passagiere, die nach Montreal zum Eis- Carneval reisten. Auf der Weiterfahrt brach ungefähr 200 Dards von der Brücke über den White River eine Schiene. Die Folge war, daß die Lokomotive und Postwaggons sich vom übrigen Zug loslösten. Diese gelangten ohne Schaden über die Brücke weiter, und stürzten dann seitwärts, da» Brückengeländer mit sich fortreißend, 50 Fuß tief in den eisbedeckten Fluß. Bei dem Falle überschlugen sie sich, fingen fast augenblicklich Feuer und verbrannten. Hilfe war bald zur Stelle, aber viele der unglücklichen Passagiere waren so in die Waggons eingekeilt, daß sie vor den Augen der Hilfebringenden ihren Tod in den Flammen fanden, indem man bei der furchtbaren Kälte, welche herrschte, kein Wasser rechtzeitig beschaffen konnte, um das Feuer zu löschen. Das Jammergeschrei der Sterbenden war herzzerreißend. Die Brücke über den White River ist 650 Fuß lang. 44 Leichen sind bis jetzt heraus, geschafft worden, die meiste von ihnen sind nicht erkennbar. Ein im Eise steckender Waggon ist noch nicht untersucht worden, man glaubt jedoch, daß
wenigstens 20 Leichen sich darin befinden. Sollte diese Vermutung richtig
sein, so sind der Katastrophe über 60 Menschenleben zum Opfer gefallen, ohne die Ertrunkenen zu rechnen. Man schätzt die Gesammtzahl der Passagiere, welche auf dem Zuge waren, auf 100 Personen. Unter den ans Ufer gebrachten Leichen sind 15 die von Frauen. Von den Geretteten sind 30
mehr oder minder schwer verwundet und werden wahrscheinlich Viele von
ihnen sterben. Das Feuer dauerte eine halbe Stuude. Dieses Eisenbahnunglück ist das schlimmste, welches jemals in den nördlichen Neuengland-Staaten vorgekommen ist.
Wevmifctztes.
— Bei einem Kriminalfall, welcher vor einigen Monaten im Schwarzwald großes Aufsehen erregte, hat sich aufs neue bestätigt, wie dank der überseeischen Telegraphenverbindung und dem energischen Eingreifen der Organe des Reiches auch jenseits des Ozeans eine wirksame Verfolgung flüchtiger Verbrecher möglich geworden ist. Ratschreiber Bernhard Haas von Gremmelsbach bei Triberg, welcher sich vielfache Urkundenfälschungen und Betrügereien hatte zu Schulden kommen lassen und verschiedene Private und Sparkassen schwer geschädigt hatte, war nach Amerika flüchtig gegangen. Nachdem bekannt geworden war, daß er in Williamsport in Pennsylvanien seinen Aufenthalt genommen habe, ist es gelungen, ihn festnehmen zu lassen. Er ist, wie die „Karlsr. Z." berichtet, wieder nach Europa verbracht und vor einigen Tagen in das Amtsgefängni« in Offenburg eingeliefert worden.
— Boshafte Antwort. Ein wegen seiner Eitelkeit und Anmaßung bekannter Newyorker Schauspieler trifft neulich beim Photographen eine geistreiche Kollegin, die eben die neuesten Aufnahmen des Schwarzkünstlers durchsieht. „Ah!" ruft er, „Sie suchen natürlich nach meinem neuesten Claude. Melnotte-Bilde, — ganz Newyork ist aus der Jagd danach!" — „Beim Himmel", erwiderte die Künstlerin, „der Gedankenleser Cumberland ist nichts im Vergleich zu Ihnen! Da Sie es aber nun einmal erraten haben, will ich Ihnen auch gestehen, zu was ich das Bild brauche. Ich studiere eben den Schlußakt der „Kamelien-Dame" und da brauche ich Etwas, durch dessen Anblick ich, so oft ich will, einen möglichst jämmerlichen Ausdruck in meine Mienen zwingen kann.
Amtlich beglaubigt! Dotternhausen (Württbg.). Ich muß gestehen, daß die Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen außerordentliche Wirkung haben. Ich Ittt öfters an Appetitlosigkeit und Magenleiden, aber nach Gebrauch einer Schachtel Schweizerpillen (erhältlich ä, Schachtel 1 in den Apotheken) ist mir wieder ganz wohl geworben, ich werde stets die Schweizerpillen im Vorrat halten. Elisabeth« Klaiber. Vorstehende Unterschrift beglaubigt Schultheißenamt Rebstock, (l,. 8.) Man achte beim Ankauf in den Apotheken auf das weiße Kreuz in rotem Grunde und den Namenszug R. Brandt's.
Revier Altenstaig.
Arennhoh-Ierkauf
am Donners, (ag, den 17.
bruar, vormittags 10 Uhr 'F(auf dem Rat- Haus in Schönbronn aus 16 Langerstrich:
24 Rm. Scheiter, 162 Rm. Prügel und Anbruch, sowie 1405 Rm. Reis.
Buhler, Abt. Nadelholz:
Revier Altenstaig.
Slamncholz-Ierkauf
am Freitag, den 25. Februar, vormit- tags 11 Uhr, in der Traube zu Altenstaig aus Buhler Abt. 24 und Eichhalde Abt. 1:
1627 Stück Nadelholz, Lang- und Säghvlz mit 1250 Km.
Revier Stammheim.
!ellen-Berkauf.
Am Mon- Ä Htag, den 14. Februar, vor- mittags 9 Uhr, werden aus dem Staatswald Wilhelmseiche, Teich, Vord. Weilerstich u. a.
1250 St. gebundene buchene und 4440 St. desgl. Nadelholzwellen im Wald, (doch nicht im Umhergehen) verkauft. Zusammenkunft zum Vorzeigen auf der neuen Staatsstraße oben am Weilerstich um 9 Uhr.
Dennjächt.
Wiederholte- Angebot von
700 Mk. Ankehen.
Nähere« beim
Schultheißenamt.
Weltenschwann.
3»» Mk.
sind aus der Privatstiftung zu 4'/, o/o
gegen gesetzt. Sicherheit auszuleihen. Zu wenden an
Stiftungspfleger Pfrommer.
Privat-Aryeigen.
Coöes-Änzeige.
Allen Freunden und Verkannten machen wir die »schmerzliche Mitteilung, daß 'unser l. Gatte und Onkel Friedrich Schüttle Dienstag nacht unerwartet schnell in- folge einer Lungenlähmung verschieden ist.
Um stille Teilnahme bitten
die tr. Hinterbliebene«.
Beerdigung Freitag nachmittag 2 Uhr.
Nächste Woche backt
I-uaLvllbrolMio
Bäcker Seeger.
Hirsau.
Für Bierbrauer.
Der Unterzeichnete hat 6 Stück je 1200 Liter haltende, in ganz gutem Zustand befindliche Bierfässer um billigen Preis zu verkaufen.
Jakob Häker im Gasthaus z. Kloster.
Ein kleinere»
Logis
hat bis Georg« an eine ordentliche Familie zu vermieten
Störr, Bäcker.
Hicht, Rheumatismus,
Rückenmarksleiben, ^rüsenleiden, Nervenkrankheiten, Hüstleiden, Kreuzschmerz, Kopfschmerz, Husten, Heiserkeit, Athembeengung, Harn- und Unterleibskrankheiten, Schwäche- zustände, Frauenkrankheiten, Bleichsucht, Weißfluß, Regelstörung, Gcbärmutterleiden, Krämpfe, GemüthSverstimmung rc. vehandelt mit unschädlichen Mitteln, auch brieflich,
pract. Arzt ,n S-Swei».
In allen heilbaren Fällen garantiere für den Erfolg, und ist, wenn gewünscht, die Hälfte de» Honorars erst nach erfolgter Heilung zu entrichten!