6) Bemerkt wird, daß die beiden Exemplare der Wählerlisten nicht sofort am Schluß der öffentlichen Auslegung, sondern erst am 22. Tage nach dem Beginn ihrer Auslegung, also am 14. Februar d. I. definitiv in der Weise abzuschließen sind, wie dieß aus der den Listen aufgedruckten Belehrung zu ersehen ist.
Endlich sind die in jeder Gemeinde vorhandenen Exemplare der amtlichen Belehrung über das Verfahren bei den Reichstagswahlen für den Gebrauch des Wahl-Vorstands bereit zu stellen. (Vgl. Min.-Amtsblatt von 1871 S. 17 und von 1873 S. 267 Ziff. 7.)
Bezüglich des weiteren Verfahrens werden später die erforderlichen Bekanntmachungen erlassen werden.
Den 19. Januar 1887. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
Calw.
An -ie Ortsvorsteher.
Diejenigen Ortsvorsteher, welche noch mit dem mit Erl. vom 5. d. M. (Amtsblatt Nr. 5) auf den 15. d. M. einverlangten Bericht betr. die Aufforderung der Militärpflichtigen zur Anmeldung in die Stammrolle im Rückstand sind, werden an dessen sofortige Erstattung erinnert.
Den 17. Januar 1887. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
H'okitische WcrcHvicHten.
Deutsches Reich.
Berlin, 17. Jan. Bei dem Empfang des Präsidiums des Herrenhauses äußerte der Kaiser sich über die Auflösung des Reichstages: Es habe ihn als Deutschen und Preußen sehr ernst gestimmt und tief betrübt, daß man eine für die Erhaltung des Friedens für Deutschland so wichtige Vorlage abgelehnt; es habe ihn dies nach so vielen glücklichen Tagen, die ihm in seinem hohen Alter beschieden waren und besonders nach seiner 80jährigen militärischen Dienstthätigkeit aufs tiefste schmerzlich berührt. Die Bewilligung auf drei Jahre hätte vom militärischen Standpunkte aus als ausreichend nicht erachtet werden können. Der Kaiser gab der Hoffnung auf eine spätere Bewilligung der Vorlage Ausdruck und wünschte den Landtagsarbeiten gutes Gedeihen.
— Von den 17 Württembergern stimmten am 14 Jan. 16 ab, einer, der Abg. Schwarz, war entschuldigt. Für den Antrag Stauffen- berg stimmten 8, nämlich: Graf Adelmann, Härle, Mayer, Erbgras zu Neipperg, Payer, Schott, Utz, Graf Waldburg-Zeil. Gegen den Antrag stimmten: Ada, v. Fischer, Leemann, Frhr. v. Neurath, Frhr. Hans v. Oiv, Staelin, Veiel, Frhr. v. Wöllwarth.
— Dem kommandierenden General des zweiten Armeekorps, Dannenberg, wurde unterm 15. Jan. der Abschied bewilligt, an Stelle von General Dannenberg ist der bisherige Gouverneur von Straßburg, Generallieutenant v. d. Burg mit der Führung des zweiten Armeekorps beauftragt; Generallieutenant v. Heuduck ist definitiv zum kommandierenden General des 15. Armeekorps ernannt. Der Kommandeur der ersten Division, Generallieutenant Verdy du Vernois,ist zum Gouverneur von Straßburg ernannt, an dessen Stelle erhielt die 1. Division Generalmajor v. Melchior. Zum Kommandeur der 6. Division ist Graf Haeseler an Stelle von Lowisch ernannt, die 20. Division hat Generalmajor v. Frankenberg-Lüttwitz erhalten. Generallieutenant v. Nachtigal ist zum kommandierenden General befördert. Generallieutenant v. Oppel, Kommandeur der 2. Gardedivision, soll um seinen Abschied nachgesucht haben.
Arbeit erzogen. — Eines nur erschreckte mich, so oft ich daran dachte, immer auf's Neue: der beschimpfte Name, die verlorene Ehre!
Mein früherer Vormund hatte mir angeboten, durch Vermittelung eines Frauenvereins für mich zu sorgen, aber das konnte ich nicht annehmen. Sollten dieselben Matronen, welche so oft als Gäste im Hause meines Vaters gewesen waren, jetzt vornehm auf sein gcdemütigtes Kind herabsehen und mit spitzen Fingern die unsaubere Sache anfassen? Sollte ich in Hamburg weiterleben und die Höllenqualen erdulden? — Ich konnte es nicht, kein Mensch hätte es gekonnt. Ich fuhr auf gutes Glück hin immer weiter und dachte nur an den Namen. — Da gesellte sich zu mir ein junges Mädchen, ein Wesen mit "
Zum ersten Male unterbrach der Doktor die Erzählung seiner Frau, aber doch ohne sie anzureden, ohne sie anzusehen sogar, nur indem er mit der Hand winkte.
„Laß das! - Tiefen Teil Deiner Geschichte kenne ich."
Elisabeth zuckte zusammen.
„Von ihr selbst, Julius? - Hat sie —"
„Nein!" unterbrach er sie. „Nein! Sie war auch damals, als das schrecklichste Schicksal über ihrem Haupte hing, edelmütig genug. Dich zu schonen. Nur als sie zufällig die Blumen vom Grabe ihrer Mutter in meinen Händen sah, verriet sich das kindliche Gefühl und ich erfuhr ohne Worte den ganzen inneren Zusammenhang der Dinge. Tu hast sie bestohlen, als Dir die Gelegenheit günstig schien."
Ein bitteres Schluchzen hob die Brust der jungen Frau.
„Ich hielt sie für tot, und ich wollte Nichts nehmen, als nur ihre Dokumente! Dieser Name war ja rein, ich konnte ihn als Brücke benutzen, um in die Mitte der geachteten Menschheit zurückzukehren! - Welche andere Absicht Hütte ich auch hegen können. Der Name Deiner Tante war das Geheimnis der Toten — ich besaß kein Mittel, um mich bei einer Unbekannten einzuführen! L Julius, Julius, es war das Verhängnis, welches mich in dieses Haus brachte, nicht mein eigener Entschluß! Ich habe sogar später, als mir Deine Mutter gerade zufällig enthüllte, wer jene Josephine sei, nie daran gedacht, das Zusammentreffen für mich ausznbeuten! — Im Gegen-
— Das Frkf. Journ. berichtet an der Spitze des Blattes, daß Bennigsen und Miquel geneigt sind, wieder in den Reichstag zurückzukehren. Bennigsen wird in seinem alten Hannoverschen Wahlkreis kandidieren.
Frankreich.
— Die K. Z. erhält folgende Mitteilung aus Paris vom 15. Jan.: Im heutigen Ministerrat kam die Auflösung des D. Reichstags ebenfalls zur Sprache und man drückte die Besorgnis aus, daß die Erregung, welche infolge der Neuwahlen entstehen müsse, zu einer Verschlimmerung der Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland führen könne. Infolge dessen wird der Konseilspräsident Goblet, der gestern eine Unterredung mit Frey- cinet und Flourens hatte, von dem hies. deutschen Vertreter eine Unterredung verlangen, um mit ihm über den Eindruck zu sprechen, welchen die Bismarcksche Rede gemacht hat, um ihn zu versichern, daß Frankreich von den friedlichsten Gedanken beseelt sei. Ec wird zugleich den Wunsch ausdrücken, daß im Interesse der friedlichen Beziehungen der beiden Länder die deutsche Regierung von ihrem Ansehen Gebrauch mache, um den Angriffen gegen Frankreich ein Ziel zu setzen, wonach sich die französ. Regierung verpflichten, ihren ganzen Einfluß bei der französ. Presse aufzubieten, um dieselbe zur strengsten Neutralität Deutschland gegenüber zu bestimmen.
Rußland.
Petersburg, 13. Jan. Die Rede des Fürsten Bismarck im im deutschen Reichstage hat hier das größte Anfsehen gemacht und wegen ihres ausgesprochenen Wohlwollens in jenen Kreisen allgemeine Befriedigung hervorgerufen, die nicht auf einen Krieg drängen und die Vorteile des guten Einvernehmens mit Deutschland zu würdigen verstehen. Gelegentlich des heutigen Neujahrsempfanges beim Kaiser bildete sie den Unterhaltungsstoff. Der deutschfeindlichen panslawistischen Presse und den Persönlichkeiten dieser Richtung sind derartige, von so wichtiger, unanfechtbarer Stelle kommende Neuerungen natürlich ein Dorn im Auge, denn sie bestätigen das gute Einverständnis zwischen Rußland und Deutschland, also gerade das, was jene nicht wünschen. Auch wird dadurch die Möglichkeit zum Hezen beeinträchtigt. Darum werden auch in jenen Kreisen die klaren Worte des deutschen Reichskanzlers nach Möglichkeit verdächtigt. An entscheidender Stelle aber haben sie ihre Wirkung nicht verfehlt, denn auf Kaiser Alexander machten sie, wie aus dessen nächster Umgebung versichert wird, den besten Eindruck. Schließlich haben sie das ihrige dazu beigetragen, den Kaiser zu jener mehrfachen Betonung der Friedensaussichten gegenüber den zur Neujahrsbeglückwünschung versammelten Diplomaten zu bewegen, namentlich aber zu der vertrauensvollen Weise, in der er sich gegen den deutschen Botschafter über Kaiser Wilhelm und die deutsche Politik aussprach. Der Kaiser zeigte sich übrigens beim Neujahrsempfang im besten Wohlsein und in sehr guter Stimmung. Der Großfürst-Thronfolger, der gleichfalls anwesend war, ist völlig wiederhergestellt.
Italien.
Rom, 18. Jan. Es verlautet hier als bestimmt: Da Frankreich sich geweigert habe, eine Vermittelung zwischen Rußland und Bulgarien zu übernehmen, sei Italien darum ersucht worden und werde wahrscheinlich die Vermittlerrolle übernehmen.
Hcrges-Weirigkeiten.
* Neuweiler, 16. Jan. Durch die Bemühung des von uns geschiedenen Herrn Pfarrer Dettinger ist hier eine Heizung der Kirche eingerichtet worden. Das hiezu nötige Holz wird von Kirchengenosien unentgeltlich abgegeben und beigeführt. Wir, namentlich die Filialisten in Agenbach, Hünerberg-Meistern und Hofstett sind während dieses kalten Winters recht froh, daß wir in eine erwärmte Kirche kommen. Auch in anderen Gemeinden dürfte sich diese Einrichtung empfehlen, umsomehr
teil, ich wollte, je eher desto lieber, flüchten, ich fühlte mich in meinem eigenen Bewußtsein gedemütigt bis zur Unerträglichkeit. — Entsinnst Du Dich des Weihnachtsabends, Julius? Entsinnst Du Dich Deiner inständigen Bitte! „Bleiben Sie, bis meine arme Mutter erlöst ist! Es wird nicht mehr lange sein, Elisabeth, nicht mehr bis zum nächsten heiligen Abend!" — Ich liebte Dich, Julius, ich hatte jetzt wo es zu spät war, die Heiligkeit dieses Empfindens kennen gelernt, ich war nicht stark genug. Deinem Wunsche entgegen zu handeln. Und aus dem Einen entstand das Andere, Julius! — Als es galt, Dich zu retten, da habe ich das äußerste gethan — für Dich! Frage doch Dein Gewissen, ob es nicht noch an jenem Tage ineine Absicht war, von hier fortzugehen. Du hast mich daran verhindert, Deinetwegen blieb ich, um später Höllenqualen zu erdulden, um aus einer Verzweiflung in die andere zu fallen. Julius, rufe Dir in's Gedächtnis zurück, wie Du mich leiden sahst, wie Du selbst dem Grunde meiner Unruhe, meines Kummers nachforschtest, frage Dich, ob es mein wirkliches Ich war, das Dich systematisch verletzte und kränkte? — Ich bin mehr als halb irrsinnig gewesen, seit Dir die Todgeglaubte so plötzlich entgegentrat."
Er zuckte die Achseln, unangenehm berührt, so oft das Bild des jungen Mädchens mit hineingezogen wurde in den Kreis des Gespräches.
„Du hast geerntet, was Du selbst säetest", versetzte er mit abweisendem Tone,
„Aber habe ich nicht mich gebüßt, Julius?"
Er sah sie plötzlich an, zum ersten Mal seit seinein Kommen.
„Wie oft war der Herr hier im Hause?" fragte er.
„Einmal außer heute — an jenem Abend, als ich krank wurde."
„Und Du gabst ihm schon damals Silberzeug?" fuhr er fort.
„O Julius — Du folterst mich!"
Sie hatte sich ihm genähert mnd umklammerte mit ihren heißen, bebenden Händen seinen Arm.
„Julius, sprich nicht mit diesen: kalten unnatürlichen Tone! Du weißt nun Alles — ich schwöre Dir, mein ganzes Innere liegt offen vor Deinem Blick!" — Hab' Erbarmen, verstoße mich nicht! Wenn Du mir zur Sette stehst, ist jene Macht über mich gebrochen — wir können noch glücklich sein, Julius."