Herrenberg, 26. Jan. Von einer Gemeinde Hes Öberamtsbezirks ist in widerruflicher Weise die Uebernahme der Beiträge zu der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft auf die Gemeindekasse beschlossen worden. Die Kreisregierung hat auf erfolgte Vor­lage zu erkennen gegeben, daß ein solcher Beschluß, welcher jederzeit von den Kollegien wieder geändert werden könne, der regiminellen Genehmigung nicht bedürfe.

Stuttgart, 28. Jan. Nach dem Stand vom 1. Januar 1892 beläuft sich, laut Bekanntgabe des Königlichen Justizministeriums, die Zahl der bei den Gerichten des Landes zugelassenen Rechtsanwälte auf 181. Am Oberlandesgericht sind 14, bei dem Landgericht Stuttgart 50, Heilbronn 12, Tübingen, Rottweil und Ellwangen je 13, Hall 7, Ulm 24 und Ravensburg 15. Bei den Amtsgerichten sind 20 zugelassen. Von Wichtigkeit auch für andere Städte dürfte der beim Gemeinderat Stuttgart ein- gebrachte Antrag sein, bei der Beratung wichtiger Gemeindeangelegenheiten eine zweite Lesung einzu­führen.

Stuttgart, 28. Jan. Wie uns aus guter Quelle mitgeteilt wird, beschäftigte sich kürzlich der Ministerrat mit der Frage der Zulassung der Män­nerorden. Von unseren sechs Ministern sollen sich fünf für Zulassung eines einzigen Ordens ausge­sprochen haben, während einer sich kategorisch dage­gen erklärte. Der Gemeinderat Stuttgart hat sich heute nach dem Vorgang einer Reihe anderer Städte für Einführung der mit dem 1. April in Kraft tretenden mitteleuropäischen Einheitszeit auch für das bürgerliche Leben erklärt. Beim Kultmini­sterium und Konsistorium wird die Frage erwogen, ob man Schulanfang und Schluß bei den bisheri­gen Zeitpunkten belassen oder mit 7'/, resp. 8'/z beginnen und 11'/, resp. 12'/, schließen solle. Für die Winterzeit dürfte sich der letztere Vorschlag em­pfehlen. Die Differenz betrügt bekanntlich 23 Minu­ten. Als wünschenswert wurde, um Konfusionen zu vermeiden, der baldige Anschluß Preußens an die südlichen Staaten bezeichnet, was namentlich für un­fern regen Verkehr mit Frankfurt von Wichtig­keit wäre.

Stuttgart, 28. Jan. Der Professor der Theo­logie Gottjchick in Gießen ist demSchwäb. Merk." zufolge zum Professor der Theologie an der Univer- sität Tübingen ernannt worden, an Stelle des pen­sionierten Professors v. Weiß.

Stuttgart, 30. Jan. I. M. Königin Olga hat, wie dieHomöopath. Monatsbl." mitteilen, der den Zwecken der Homöopathie dienenden Stiftung für Studierende der Medizin wiederum 300 Mark zuweisen lassen.

Stuttgart, 30. Januar. Heute abend kehrt unser Königspaar von seiner Reise nach Berlin und Weimar in seine Haupt- und Residenzstadt zurück.

König Karl von Württemberg als Musik­freund. Ueber das Musikleben König Karls von Württemberg veröffentlicht Adolf Palm in derNeuen Musikzeitung" einen längeren Artikel, dem wir fol­gende Mitteilungen entnehmen: Zeitlebens hat König Karl für das Klavierspiel eine große Vorliebe be­wahrt. Sein erster Lehrer darin war der damalige Schauspieler und Korrepetitor am Stuttgarter K. Hostheater, Friedrich Schmidt, später von Lindpaint- ner zum Chordirektor erwählt, ein kleines, mit den Jahren immer mehr verschrumpfendes und immer eigener" werdendes Männchen, so daß es zuletzt den bezeichnenden und unter den vielenSchmidlen" der Residenz auch hinlänglich unterscheidenden Namen Muckenschmidt" davontrug. Neben der Liebe zur Musik wuchs in dem Kronprinzen mit den Jahreu jene zum Theater. Als der hübsche blonde Kraus­kopf F. W. Hackländer an den württembergischen Hof kam und Sekretär des Kronprinzen wurde, gab es lustige Tage in jenem Teil des .königlichen Schlos­ses, wo Prinz Karl wohnte und auch noch anderswo, besonders in der von Hackländer und Dingelstedt gegründeten GesellschaftGlocke", deren Protektor der Kronprinz war. Dort fanden sich neben Allem, was in Musik, Malerei, Dichtkunst und Architektur einen Namen hatte, Mitglieder des höchsten Adels und Beamtenstandes zusammen, insbesondere kompo­nierte Liszt das Glocken-Bundeslied, welches Kron­prinz Karl so oft mitsang.Bon einer hohen Treppe an dem Hause von Cotta's Erben hielt Liszt einmal früh am Morgen eine große Predigt, der die Glocken­

brüder andächtig zuhörten" . . . Diese Liebhaberei ist dem König Karl bis zu seinem Lebensabend ge­blieben. Er hinterläßt eine Bibliothek von Hunderten von Bänden alter und neuer Opernmusik. Sobald eine neue Oper erschien, mußte ihm der Klavieraus­zug zugeschickt werden, den er durchsah nach hübschen einschmeichelnden Melodien; diese zu spielen machte ihm ein großes und inniges Vergnügen. Schon hier wird in leichtem Umriß erkennbar, daß in den Werken Richard Wagners weniger für diese Lieb­haberei abfiel, als in denen des alten Opernstils, und in der That hat König Karl sich nie so recht für diese Richtung erwärmt, am wenigsten für die Werke der späteren Periode, wenn er auch im letzten Jahrzent seines Lebens noch einigen Stücken der Nibeluagen-Tetralogie die Pforten seiner Hofbühne aufschloß. Schon ziemlich betagt, wollte König Karl noch einmal ansange«, technische Klavierstudien zu treiben, um sich größere Fingerfertigkeit anzueignen. Solchen Vorsätzen steht aber das Leben feindlich entgegen. Von seiner Liebhaberei, Opernklavieraus­züge zu spielen, ließ er aber niemals ab.

Blaubeuren, 27. Jan. Der Stand im Schwarz- schen Konkurs, soweit er sich bis jetzt übersehen läßt, ist folgender: Die Aktiven betragen 33 000 den­selben stehen die Passiven in der Höhe von etwa 270 000 -M, einschließlich des Regreßanspruchs der Bank, gegenüber. Nimmt man hinzu, daß die Kosten für die Durchführung des Konkursverfahrens sich auf ca. 3000 ^ belaufen werden, und weiter, daß die Passiven durch bis jetzt noch nicht angemeldete oder nicht bekannte Forderungen sich um 30 000 -Mi er­höhen dürften, so beträgt der Aktivstand 30 000 -M, der Passivstand 300000 --Ml Nach dieser vorläufigen Berechnung wäre also eine Konkursdividende von 10 Prozent zu erwarten.

Wasseralfingen, 29. Jan. Ein großer Teil der mechanischen Werkstätte des hiesigen Hüttenwerks wurde heute nacht ein Raub der Flammen. Der Brand ist abends 9'/2 Uhr ausgebrochen. '/« der Gebäude ist niedergebrannt. Die Gefahr der Wei­terverbreitung ist jetzt ausgeschlossen. DerSchw. Merk." berichtet über den Brand: Gestern abend nach 9 Uhr brach in der Lakierwerkstätte des K. Hüttenwerks Wasseralfingen Feuer aus, welches so rasch um sich griff, daß in kurzer Zeit das Zentrum des Werks, ein großer hufeisenförmiger Bau, in Hel­len Flammen stand und nicht mehr gerettet werden konnte. Abgebrannt sind die Gebäude der mechani­schen Werkstätten, die Dreherei, die Ziselier- und Modellieranstalt, die Schreinerei, die Lackiererei, die Schlosserei, ein Teil der Schmiede, das Komptoir und das Zeichnungsbureau der mechanischen Werk­stätte mit vielen Äodellen und sämtlichen Zeichnun­gen. Der Schaden ist sehr groß. Weitere Gefahr ist beseitigt. Aus Stuttgart ist Bergratsdirektor Dr. v. Baur auf dem Werke eingetroffen.

Pforzheim, 28. Jan. Heute nacht 12 Uhr entstand in dem benachbarten Niefern eine bedeutende Feuersbrunst; 4 Wohnhäuser, darunter 2 Doppel­wohnhäuser und 6 Scheuern sind den Flammen zum Opfer gefallen, 8 Familien wurden obdachlos.

Dresden, 28. Jan. Die Königin ist an der Influenza erkrankt.

Eisenach. 28. Jan. Wegen Arbeitszeitdiffe­renzen ist hier ein Tischlerstreik ausgebrochen.

Wiesbaden, 29. Jan. Der Großherzog von Luxemburg stattet demnächst dem Kaiserhof Oesterreich und auf der Rückreise von dort dem württembergischen Königspaar in Stuttgart einen offiziellen Besuch ab.

Frankfurt a. M., 28. Januar. Nach einem Belgrader Telegramm derFranks. Ztg." meldet ein Extrablatt derMale Novine", Stambuloff sei das Opfer eines Attentats; zwei Männer hätten, als er den Wagen verließ, aus einem Versteck im Gestrüppe auf ihn geschossen.

Am Mittwoch wurden in Metz zwei über Aman- weiler angekommene französische Offiziere in Zivil angehalten und wegen Mangels eines deutsche» Päs­es über die Grenze gewiesen. Die Personalien vurden festgestellt; die Ausgewiesenen hatten Ur- aubspässe von dem Obersten des 147. Regiments in Verdun und gaben sich zuerst für Bankbeamte von Nancy aus.

Aus den Kreisen der preußischen Landlehrer wird über den neuen Schulgesctzentwurf folgen­des geschrieben: Wenn schon berücksichtigt, daß die gekuniäre Lage der Landlehrer im Allgemeinen noch

immer eine sehr traurige ist, da die meisten nebst freier Wohnung und Feurung (oft noch sehr dürftig und knapp bemessen) über den Minimalgehalt von 660 bis 900 nicht hinauskommen und auch die widerruflichen Alterszulagen dem Mangel nicht ab­helfen können, so muß man zugeben, daß der neue Entwurf in so fern die Lehrer für sich einnehmen könnte, als nach demselben eine wesentliche Besser­stellung derselben zu erwerten stände. Aber wenn auch die Landlehrer mehr als ein halbes Jahrhun­dert auf Besserstellung gehofft die meisten sich durch­gedarbt haben, ihre Ideale haben sie nicht preisge­geben und deren Erstgeburtsrecht werden sie um das gebotene Linsengericht nicht vertauschen; allgemeiner giebt sich daher bei uns die Stimmung dahin kund: lieber kein Schulgesetz, als ein solches," nnd in den in letzterer Zeit stattgefundenen Lehrerversammlungen ist diese Stimme ohne Widerruf offen ausgesprochen worden. Die Lehrerschaft hat ihre Wünsche zu einem zu erwartenden Schulgesetze auf dem ersten preußischen Lehrertage zu Magdeburg sestgestellt, und bei diesen Wünschen wird sie auch beharren, llebri- gens wird in nächster Zeit der Vorstand des Lan­desvereins preußischer Volksschullehrer in Berlin eine Sitzung haben, in der er Stellung zu dem neuen Gesetzentwürfe nehmen wird.

Zur Revision des konservativen Parteiprogramms hat auch, wie andere konservative Vereine, der Stet­tiner Stellung genommen. Seine Wünsche betref­fen nach derP. R." folgende Punkte: 1) Beseiti­gung des römischen Rechts. 2) Staatliche Aufsicht über die Börse. 3) Weiterer Ausbau der Arbeiter, gesetzgebung. 4) Schutz der nationalen Arbeit. 5) Schutz des Handwerks. 6) Der Erhaltung staats­amtlicher, besonders polizeilicher und landrätlicher Funktionen bei den K. Behörden. 7) Wiederherstel­lung des christlichen Charakters des Deutschen Staa­tes. 8) Energische Kolonialpolitik. 9) Schärfere Be­kämpfung der Sozialdemokratie.

Der deutsche Sozialist Bebel antwortete auf Waldteuffels Vorschlag, betreffend einen Ausgleich bezüglich Elsaß-Lothringens: lieber die Haltung der deutschen Sozialdemokratie bezüglich Elfaß-Lothrin- gens bestehe nirgends ein Zweifel. Dieselbe wäre jedem Ausgleiche zwischen den beiden ersten Kultur- Völkern geneigt. Da aber die Sozialdemokratie vor­läufig keine genügende Macht besitzt und die Macht­haber keine solche Verhandlung wollen, glaube Be­bel, daß Waldteuffels Vorschlag keinerlei Erfolg ha­ben könne, und müsse denselben ablehnen.

Eine von 1000 Personen besuchte Buchdrucker- Versammlung nahm folgende Resolution an: Da die Gewerkschafts-Organisation zur Befreiung von den kapitalistischen Fesseln ungenügend ist, erklären sich die Buchdrucker bereit, sich der Sozialdemokratie anzuschließen.

Berlin, 27. Jan. Fürst Bismarck hat den Kaiser brieflich zum heutigen Geburtstag beglück­wünscht. Kaiserin Friedrich ist unwohl.

Berlin, 28. Jan. DieNordd. Allgem. Ztg." schreibt, die Meldung auswärtiger Blätter, daß eme Ministerkrisis nicht bestehe, sei richtig, nachdem be­kanntlich das Entlassungsgesuch Miguel abgelehnt worden sei.

Berlin, 28. Jan. Das württemb. Königspaar empfing heute vormittag die Besuche des Kaisers, der Kaiserin, des Großherzogs und der Großherzo­gin von Baden, sowie anderer Mitglieder der könig­lichen Familie. Nachmittags speiste das württember- gische Königspaar bei dem Prinzen und der Prinzessin Albrecht. Die Abreise ist aus Samstag angesetzt.

Berlin, 29. Jan. Reichskanzler Graf von Caprivi erklärte im Abgeordnetenhause die preußische Regierung werde im Bundesrat gegen die Zulassung der Jesuiten stimmen.

Berlin, 29. Jan. Die im Abgeordnetenhaus gehaltene Rede Caprivi's (s. weiter unten) erregt lautFrkfr. Ztg." das größte Aufsehen und gilt für eine planvolle Aktion gegen den Liberalismus, und daß die Entscheidung dadurch beschleunigt werde. Miquel erschien, als Caprivi sprach, an der Thür des Saales, zog sich aber sofort wieder zurück.

Berlin, 29. Januar. Dar Abgeordnetenhaus setzte die Beratung über den Volksschulgesetzentwurf fort. Abg. Vir- chow spricht in lyzstündiger Rede gegen das Gesetz. Minister­präsident v. Caprivi erklärt, er wolle zugeben, daß in und außer Deutschland die allgemeine Aufmerksamkeit auf das Gesetz gerichtet sei. Indessen sei eS bedenklich, die Urteile des Auslandes zu zitieren, denn zur Beurteilung des Gesetzes

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