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Gemeinden.

Erwachsene Arbeiter

Jugendliche Arbeiter

männliche

weibliche

männliche

weibliche

L

L

15. Hirsau.

1. 60

80

1.

50

16. Holzbronn.

2.

1. 50

1. 20

1.

17. Hornberg.

1. 80

1. 20

1. 40

1.

18. Liebelsberg.

2.

1. 20

1.

80

19. Liebenzell.

1. 50

90

1.

60

20. Martinsmoos.

2.

1. 20

1.

75

21. Monakam.

1. 60

1.

80

80

22. Möttlingen.

1. 60

1. 30

1. 20

1.

23. Neubulach.

2. -

1. 40

1. 20

80

24. Neuhengstett.

1. 70

1. 20

1.

80

25. Neuweiler.

1. 50

1.

1.

90

26. Oberhaugstett.

2.

1. 20

1.

- 90

27. Oberkollbach.

1. 70

1.

1. 20

80

28. Oberkollwangen.

1. 60

1.

1.

80

29. Oberreichenbach.

1. 80

1.

1. 20

- 80

30. Ostelsheim.

1. 50

1.

1. 20

80

31. Oitenbronn.

1. 60

1.

80

60

32. Röthenbach.

1. 50

1.

1.

70

33. Schmieh.

2. -

1.

1.

60

34. Simmozhcim.

1. 40

1.

1.

1.

35. Sommenhardt.

1. 50

1.

80

- 70

36. Speßhardt.

1. 70

1. 20

1.

- 80

37. Stammheim.

2.

1. 20

1. 50

80

38. Teinach.

2. -

1. 20

1. 20

- 80

39. Unterhaugstett.

1. 80

1.

1.

- 60

40. Unterreichenbach.

2.

1. 40

1.

70

41. Würzbach.

1. 70

1.

1.

80

42. Zavelstein.

1. 50

1.

- 80

- 80

43. Zwerenberg.

1. 60

90

- 80

50

Der bestehenden Vorschrift entsprechend werden diese Festsetzungen hie- mit öffentlich bekannt gemacht.

Den 30. Dezember 1886. K. Oberamt.

F l a x l a n d.

Wcrchvichterr.

Deutsches Reich.

Berlin, 29. Dez. Der Reichskanzler trifft in nächster Woche hier ein. Das Plenum des Reichstages tritt am 4. Januar zusammen. Die wirkliche Entscheidung über die Militärvorlage wird nicht vor Mitte Januar fallen können.

Berlin, 28. Dez. Neber den Stand der kirchenpolitischen Verhandlungen wird derV. Z." aus Rom geschrieben:Die kirchen­politischen Verhandlungen nehmen, wie ich aus bester Quelle mitzuteilen in der Lage bin, gegenwärtig erfreulichen Fortgang erfreulich in dem Sinne, daß von beiden Seiten mit der aufrichtigen Absicht, die Schwierigkeit aus dem Wege zu räumen und zu einer Verständigung zu gelangen, gearbeitet wird. Alle Nachrichten von angeblich neu aufgetauchten Schwierigkeiten, von einem Stillstände der Verhandlungen, von Unterstützung des clericalen Widerstandes in Preußen (und Bayern) durch den Papst sind aus der Luft gegriffen. Der Cardinalstaatssekretär Jakobini hat krankheitshalber auf die Leitung der Geschäfte säst ganz verachten müssen. Er wird nur deßhalb im Amte gelaffen, weil er sehr an seiner Stellung hängt und eine Entfernung als ein schwerer Schlag von ihm empfunden werden würde. Namentlich die fast bis zur Taubheit gesteigerte Schwerhörigkeit setzt seinem Verkehr mit dem Papst

und den Diplomaten wie seiner sonstigen amtlichen Thätigkeit die größten Hindernisse entgegen. Er fährt fort, in den Congregationssitzungen den Vor­sitz zu führen, ohne verstehen zu können, was gesprochen wird. Dem Papste ist die dadurch herbeigesührte Erschwerung der Geschäfte unangenehm. Er läßt sich persönlich die Förderung der Verhandlungen mit Preußen lebhaft angelegen sein und verkehrt viel mit Herrn v. Schlözer."

Der deutsche Kronprinz hat als Weihnachtsgeschenk und zugleich als Erinnerung an die in Straßburg verlebten Tage Sr. K. Hoh. dem Prinzen Ludwig von Bayern einen prächtigen Ehrendegen zugesandt. Derselbe führt auf der Klinge folgende Widmung:Friedrich Wilhelm, Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen, seinem lieben Freunde Ludwig, Prinz von Bayern."

Die Fabrikation des neuen Repetiergewehrs ist, wie wir einem längeren Aufsatze derMil.-Ztg." entnehmen, nunmehr so­weit gediehen, daß die Ausrüstung der gesammten deutschen Linien-Jnfanterie auf voller Kriegsstärke fast ganz beendet ist und die Ausgabe der Gewehre in wenigen Tagen erfolgt sein wird. Das deutsche Heer hat dadurch vor den übrigen europäischen Heeren einen Vorsprung gewonnen, der erst in einer Reihe von Jahren wieder einzuholen ist, denn noch keines dieser anderen Heere ist über das Versuchsstadium hinausgekommen. Das neue Jnfanterie- gewehr führt die Bezeichnung N. 71,84, um anzudeuten, daß das Gewehr im Prinzip das alte Modell 71 geblieben ist, das durch die im Jahre 1884 festgestellte Abänderung eine Magazinvorrichtung und einzelne sonstige, das Wesen der Waffe jedoch nicht tangierende Veränderungen erfahren hat. Ein besonderer Erfinder kann für das neue System nicht genannt werden; es ist ein Produkt vereinter Thätigkeit der Schießschule und der Gewehrfabrik. Eine offizielle Verordnung, welche die reglementarischen Kommandos und Formen für die Chargierung mit dem neuen Gewehr vorschreibt, ist noch nicht erschienen, und das Einüben geschieht bisher nur nach den auf der Schießschule üblichen Formen; es steht jedoch zu erwarten, daß diesbezügliche Vorschriften in kurzer Zeit zur Ausgabe gelangen werden.

Infolge der Verhängung des kl. Belagerungszustandes sind in Frankfurt nur 23 Personen ausgewiesen worden, welche am 3. Jan. die Stadt verlaßen müssen.

England.

London, 30. Dez. Die bulgarische Deputation ist hier eingetroffen und von Lord Jddesleigh empfangen worden; er betonte die Sympathien Englands für Bulgarien. Von hier geht die Deputation nach Paris.

Rußland.

Aus St. Petersburg wird berichtet: Ein Kriegsrat, der unter dem Vorsitz des Kriegsministers Wannowski stattfand, beschäftigt sich mit der Ausschreibung bedeutender Lieferungen, die auf einen eventuell im Frühjahr zu erwartenden Feldzug schließen lassen. Es wurden, den gefaßten Beschlüssen entsprechend, nachstehende Lieferungen ausgeschrieben. Bis längstens 13. April 1887 sind zu liefern: 3120 Offiziers, und 39,420 Soldatenzelte sammt Zubehör, 2 Millionen Pfund Gewehrkugeln, 400 000 Pfund Schießpulver, 500000 Solvatenmäntel, ebensoviele Tornister, 2 Millionen Paar Stiefeln. Die bezüglichen Anträge mußten bis zum 21. Dezember, 12 Uhr mittags, entweder an den Petersburger oder an den Moskauer Kreiskriegsrat einge­reicht werden. Die Bedingungen des Konkurrenzausschreibens sowie die Muster der zu liefernden Gegenstände konnten im Petersburger Munitions­magazin bei der Intendantur-Verwaltung eingesehen werden.

Hcrges-Weirigkeiterr.

Calw, 31. Dez. Wie fast überall in unserem Schwabenlande zirkuliert auch in unserer Stadt bezügl. der Militärvorlage eine an den Reichstag zu richtende Petition unter Sammlung von Unterschriften solcher Männer, welchen zur Erhaltung des Friedens und im Falle zur Sicherstellung unseres Vaterlandes das verlangte Opfer nicht zu hoch er­scheint. Das Zirkular ist bereits zahlreich unterzeichnet.

Als Julius zwei Tage später wieder zu ihr kam, jetzt schon nicht mehr als Arzt, sondern nur getrieben von dem Verlangen, sie zu sehen, da bemerkte er die scheue, absichtliche Zurückhaltung, mit welcher sie ihn empfing. Ihre sonst so heitere Unbefangenheit war dahin, ihr Blick verschleiert, und sie sprach von allen möglichen Dingen, um nur nicht ganz zu schweigen und ihm eben dadurch zu verraten, was in ihrer Seele vorging.

Er sah sie an fragend und erstaunt zugleich.

Anna, was habe ich gethan, um so ganz in Ungnade zu fallen?"

Und da traten Thränen in ihre Augen.

Sie? L, es gibt Nichts, das Ihnen bei mir schaden könnte, Herr Doktor. Wie kommen Sie darauf?"

Durch Ihre wunderliche Kälte, Anna."

Julius küßte Anna's Hand; sie schwiegen Beide, das junge Mädchen in höchster Bestürzung, und er verwirrt, halb im Begriff, ihr mehr als er verantworten konnte, zu sagen.

Solche Stille, solches Alleinsein umnebelt den Verstand.

Anna's Herz klopfte zum Perspringen; sie entzog ihm ihre Hand und flüchtete an das Fenster.

Heute habe ich trotz Ihres Verbotes doch gezeichnet, Herr Doktor", sagte sie, gewaltsam den Gegenstand des Gesprächs wechselnd,es wurde mir durchaus nicht schwer. Sehen Sie nur es ist dies Häuschen, mit seinen Bäumen und Blumen. Ich möchte das Bild für alle Zukunft gesichert missen nicht allein in meiner Er­innerung, sondern auch auf dem Papier."

Sie zeigte ihm das Blatt, und er bewunderte, der Unterbrechung floh, die ge­lungene Aehnlichkeit desselben, bis plötzlich einige Worte, welche von der Hand des jungen Mädchens darunter geschrieben waren, seine Aufmerksamkeit lebhaft erregten.

Sonderbar", rief er.Man sollte glauben, daß das meine Frau geschrieben haben müsse. DiesesM" mit dem eigentümlichen, man möchte sagm: privaten Querstrich, ist vollständig, als sehe ich das ihrige."

Anna lächelte.

Ihre Frau?" wiederholte sie unbefangen.Das ist ein Spiel des Zufalls, da doch zwischen ihrer und meiner Schule jedenfalls das Weltmeer lag."

Julius beobachtete immer noch jenen Strich, der zuerst seine Aufmerksamkeit erregt hatte.

Schreiben Sie doch das M noch ein Mal, Anna", sagte er. Das ist eine ganz fabelhafte Aehnlichkeit."

Und sie that es lächelnd, Buchstabe nach Buchstabe füllte die Zeilen, aber auch aus diesem Spiel wuchs schon die Gefahr hervor.

Das Blatt behalte ich", sagte Julius.Schreiben Sie mir Ihren 'ganzen Namen darauf, Anna Alles was nötig ist, um Sie in Hamburg zu legitimieren ich muß daran denken. Ihnen die verlorenen Dokumente zu ersetzen."

Das junge Mädchen schüttelte den Kopf, über ihr hübsches Gesicht schlug eine Flamme.

Das lassen Sie nur, Herr Doktor! Ich habe schon selbst Schritte gethan. Es wird sich Alles ohne Mühe ordnen."

Er sah ihre Verwirrung und sein Zartgefühl verbot ihm, weiter zu forschen. Jetzt erst fiel es ihm wieder ein, wie ängstlich bisher das junge Mädchen immer ver­mieden hatte, jemals über ihre Familienverhältnisse zu sprechen. Gewiß umgab ein dunkles Geheimnis ihre Herkunft; sie mußte sich aus kindlicher Pietät scheuen, auch dem vertrautesten Freunde Mitteilung zu machen.

Armes Kind! Wie hart war ihr Loos!

Sie könnten jetzt daran denken, Musikunterricht zu geben, Anna", sagte er noch vor dem Scheiden.Ich will Ihnen in den besten Häusern den Weg ebnen. Sie selbst einführen. Hegen Sie nur keinerlei Befürchtungen."

Sie sah ihn lächelnd an mit ihren klaren, unschuldigen Augen.

(Fortsetzung folgt.)