629

* Agenbach, 28. Dez. Bei der auf den heutigen Tag, vormittags 1011 Uhr anberaumten Ortsschulratswahl stimmten von 19 Stimm­berechtigten 9 ab. Gewählt wurde Friedrich Schleeh, Bauer dahier.

Stuttgart, 30. Dez. Gegenwärtig ist man eifrig mir der Ab­fuhr des Schnees beschäftigt, mit welchem allerdings auch das anhaltende Thauwetter bedeutend aufräumt; überall sieht man Fuhrwerke mit Schnee beladen bezw. die beladenen absühren. Auch mit Räumung der Dächer sah man gestern vielfach Leute beschäftigt, die mit Stangen den darauf lastenden Schnee herabstießen, weshalb zahlreiche Trottoirs gesperrt waren. Sonst sind die letzteren fast durchaus schneefrei, insbesondere hat man auch an den Staats- gebäuden das bisher Versäumte nachgeholt.

Fellbach, 29. Dez. Bei der von Offizieren des 7. Reg. und mehr­eren anderen Gästen abgehaltenen Feldjagd wurden 107 Hasen erlegt.

Von der Jagst, 28. Dez. Ueber den seit dem heiligen Abend vermißten Kindern aus Tiefenbach hat ein guter Stern geruht. Ein Knecht aus Barenhaldenmühle fand sie vor Kälte halberstarrt und nahm sie mit in die Mühle, dort fanden sie in der Familie des Müllers freundlichste Auf­nahme und sind gestern wohlbehalten wieder im elterlichen Hause angekommen. Bei Gunzenhausen ist ein von einem Leichenbegängnis heimkehrender lediger Mann, bei Kadolzburg ein Händler im Schnee erfroren.

Erfurt, 28. Dez. Eine schreckliche Scene spielte sich heute auf dem Bahnhofe ab. Die junge Frau des Postsekretärs Benndorf machte sich Plötzlich von besten Arm frei und stürzte sich vor die Lokomotive eines ein­fahrenden Zuges, wodurch sie buchstäblich zermalmt wurde. Vier Tage vor­dem war sie aus der Irrenanstalt in Halle entlasten worden.

Braunschweig, 27. Dez. Ein aufregender Vorfall ereignete sich der Fr. Zlg. zufolge am ersten Weihnachtstage in der Nähe unserer Stadt. Rechtsanwalt Wolfs von hier machte mit seinen 3 Kindern eine Ausfahrt. Abends 9 Uhr passierte der Wagen den Bahnübergang bei Rüningen. Der Kutscher fährt trotz des Herannahens eines Zuges und des Rufens der Bahnwärter in vollem Trabe gegen die verschlossene Bar­riere, welche dem Anpralle nicht widersteht, so daß der Wagen auf dem Geleise zu stehen kommt. Herrn W. mit Familie gelang es noch eben, den Wagen zu verlassen, da brauste der Zug gegen das Gefährte und riß beide Pferde in Stücke. Der Kutscher, der den Bock nicht verlassen hatte, blieb auch unverletzt.

Wevmischtes.

Die thüringischen Zeitungen melden, daß bis jetzt in Thüringen nicht weniger als 21 Personen im Schnee erfroren aufgefunden worden sind.

In München ist der Herausgeber einer kleinen Zeitung auf den Pfiffigen Einfall gekommen, sein hinfälliges Blättchen durch ein Bierver­sprechen zu stützen. Er verspricht seinen Abonnenten10 Fässer aus­gezeichnetes Pschorrbräubier" in folgender Weise. Am 22. Januar 1887 wird in den Text des neuen Blättchens in 10 Exemplaren der Satz hinein­gedruckt werden:Inhaber dieses Blattes bekommt ein Faß Bier." Diese zehn Exemplare werden unter die anderen hineingemischt und wer dann ein solches Blatt erhält, braucht dasselbe blos an die Redaktion einzusenden und er bekommt daraufhin sofort ein Faß Bier zugeschickt.

In Wien besuchte die 19jährige schöne, aber excentrische Tochter eines bekannten Universitätsprofessors in Studentenkleidern die Universität vielmals hintereinander, bis sie ausgewiesen und gestraft wurde. Sie kommer- sierte und focht mit den Studenten und duellierte sich sogar mit ihrem Vetter und erhielt einen Circumflex über die ganze Backe. Die Herren Eltern sind außer sich und haben ihr die Pantalons und Röcke in den Kleiderschrank geschlossen bis auf weiteres; denn der Schmiß und das rosa Pflästerchen drüber stehen ihr zum Entzücken, wie die Studenten sagen. Sie sind mein Großkreuz, sagt sie.

Das Strafgericht in Paris birgt jetzt eine kostbare Kunst­sammlung: Auf Antrag des Untersuchungsrichters ist in Bois-Colombes, unweit Paris, ein gewisser Lesly verhaftet worden. Sein Haus war ein wahres Museum: sächsisches Porzellan, Miniaturen aus dem vorigen Jahr­hundert, alte Gold- und Silberarbeiten, Bronzen, seltene Stoffe fanden sich

in solcher Menge, daß ein großer Möbelwagen sie kaum fassen konnte. Uni» alle diese vielen kostbaren Dinge, welche einen Wert von Hunderttausenden darstellen, sind, wie es scheint, die Früchte der von Lesly ausgeführten Dieb­stähle. Natürlich hat er längere Jahre gebraucht, um in dieser Weise zu sammeln", bis er entdeckt worden ist.

Ein Pfahlbaute n-F orscher, der sich am Ufer eines schwei­zerischen See's längere Zeit aufhielt, hatte um ein gutes Stück Geld ein Altertum gekauft, welches ein glücklicher Finder in der Gegend der Pfahl- bauten-Ueberreste aus dem Schlamm hervorgezogen hatte. Es glich einem Waldhorn. Der Forscher eilte, es der naturforschenden Gesellschaft seines Ortes vorzulegen, welches seiner Ansicht nach bewies, daß schon die Pfahlbauer musikalisch gewesen seien, wenn auch keine Blechmusikanten, denn das Horn war aus Ton gemacht. Ein eifersüchtiger Physiker wollte das nicht gelten lassen: er bewies seinerseits an den Lehren der Akustik, daß man auf diesem Ding gar nicht blasen könne. Indessen meinte ein Mitglied, welches zwar in der Wissenschaft weniger bewandert, aber früher Prim-Trompeter bei der Artillerie gewesen war, man solle, bevor man urteile, einen Versuch machen. Er setzt das alte Möbel an den Mund, und zum Gaudium der Gesellschaft entlockt er ihm wirkliche Töne, echte Pfahlbauer-Weisen. Der Physiker war beschämt, aber auch den Altertumsforscher erreichte das Schicksal, denn bald ward ermittelt, daß ein kunstreicher Töpfer der Stadt das Horn angefertigt und mit allen Zeichen uralter Lagerung im Schlamm ausgerüstet hatte; bei Nacht und Nebel hatte er es in den See versenkt und am Hellen Tag, unter den Augen der Menschen, wieder hervorgeholt. Auch die Gelehrten dürfen manchmal aufhören, ernsthaft zu sein; diesmal erheiterten sie das Publikum, ohne es gewollt zu haben.

Eingesendkt.

Jirrn neuen ZcrHv.

Ein neues Jahr fängt an sich zu entwinden Heut aus der Zukunft dunklem Schooß,

Und mit der Zeiten Kommen und Entschwinden Fällt einem Jeden des Geschickes Loos.

Drum ist es hergebracht, sich zu begrüßen Am Neujahrstage mit dem Neujahrsgruß,

Damit des Jahres Stunden uns verfließen In Glück und Freude und in Ueberfluß.

Allein, was man sich wünscht, ist sehr verschieden,

Der Eine hat, was dieser hier entbehrt;

Doch wünsch ich Jedem seinen innem Frieden Und was noch sonst sein Herz ersehnt, begehrt;

Kurz jeder Wunsch mög' sich nach Jedes Willen Im Laufe dieses Jahres schnell erfüllen Es mögen auch die finsteren Gewitterwolken,

Die aufgestiegen am polit'schen Horizont Uns fürder nicht mehr machen schwere Sorgen.

Ja, Friede sei im ganzen Erdenmnd.

8t. iu 0.

Gottesdienste am Jahresschluss.

Freitag um 5 Uhr in der Kirche Predigt, nachher Beichte, Hr. Helfer Braun. Das Opfer ist für die Unterstützungskasse des Pfarrgcmeinderats bestimmt.

Neujahr.

Vom Turme: Nro 361. Vorm.-Pred. Hr. Dekan Berg. Feier des h. Abendmahls. Nachm.-Pred. um b Uhr in der Kirche: Hr. Helfer Braun.

Sonntag nach Neujahr.

Dom Turme: Nro 35b. Vorm.-Pred. Hr. Dekan Berg. Abends 5 Uhr Bibel­stunde im Vereinshaus: Hr. Helfer Braun.

Am 1. Januar Konfirmandenanmeldung.

Gotterckieasie in äer Metüoäiftenkirche.

Sylvcstcrabend 9 Uhr: Wach nacht. 1. Januar abends 8 Uhr Predigt.

Mitgetellt vom konzessionierten Bezirks-Agenten Ernst Schall in Calw; »Der Postdampfcr .All er" vom .Norddeutschen Lloyd- in Bremen, welcher am IS. Dezember von Bremen abgegangen war, ist am 25. Dezember, 5 Uhr morgens wohlbehalten in New-Uork angekommen. '

Bekanntmachung.

Neujahrswnnsch-Enthebnugskarten wurden von folgenden Herren und Damen gelöst:

Zöppritz, E., Fabrikant, OA.-Geometer Bühner, H. F. Baumann, Fabrikant, Kuom z. Waldhorn, Dekan Berg, Apotheker Stein, Bauführer Bezler, Louis Korndöcfer, Hch. Hutten, Fabrikant, Oberreallehrer Plocher, Gust. Fr. Wagner, Frau Wagner-Palm, OA.-Tierarzt Leytze, OA.-Arzt vr. Müller, Gaßüer, Kaufmann, Stadtwundarzt Krayl, Werkmeister Kleinbub, Gemeinderat Wagner, Rektor vr. Weizsäcker und Gemahlin, Amtsnotar Schmidt in Teinach, Adolfs, Buchdruckereibesitzer, Rettich, Professor, UmgeldS- Kommissär Staiger, Bauinspektor Stuppel und Gemahlin, Bauinspektor Gekeler, Ingenieur Seeger, Stadtschultheiß Haffner, Oberamtspfleger Fechter, K. N. N., Gemeinderät Leonhardt, Diakonus Braun, Gerichtsnotar Weis­mann, Betriebs-Inspektor Huzenlaub und Gemahlin, Apotheker Seeger und Gemahlin, Elias Burkhardt in Naislach, Oberamtmann Flaxland und Ge­mahlin, E. Carl, Buchdruckereibesitzer, Horlacher, E., Ziegeleibesitzer.

Wir danken für die gegebenen Beiträge, welche für die Armen ver- «endet werden.

Calw, den 30. Dezbr. 1886.

Kospitat- irnö Armenpflege,

vnb.

Pnval-Aryeigerr.

Nächste» Sonntag, den 2. Jan.,

vormittags 9 Uhr

kalh. Gottesdienst.

Nächste Woche backt

I-auKvudrvtLtzliL

Bäcker Beißer.

Das billigste Mitzbko

Württembergs und da« eil zige Witzblatt Oberschwaber

die

Feuchtkllgklll vom Gigel!

bestellt man bei allen Postbot« Postämtern rc. für

n: 85 Pfennig

pro Quartal.

Dccnkscrgung.

Für die vielen Beweise .von Liebe und Teilnahme »während der Krankheit meiner __ 'l. Schwester Kkisaöethe, so­wie die zahlreiche Begleitung zu ihrer letzten Ruhestätte sagt den tiefgerühr- testen Dank

die trauernde Schwester:

Margarethe Widmau«.

Der von I. A. Schauwecker in

Reutlingen erfundene, vorzügliche

Leöer-

Kerbfettstoff

in Fläschchen ü 1 ^ und 60 H ist vorrätig im

Sour-toir ds. Blattes.