das Konzert eröffnet und schon diese Komposition ließ die geschulten, fest in einander greifenden und sich anschmiegenden Stimmen der Sänger zur besten Geltung kommen. Der weitere Chor „Das Kirchlein" ist ein wunderschönes, liebliches Tongebilde, das so recht durch das Nachahmen der Glockentöne in eine erhabene und seelenvolle Sonntagsstimmung versetzt. Mit zum teil sehr feiner Nuancierung vorgetragen, bedarf dieses Lied noch weiterer Abrundung, um die darin enthaltenen Schönheiten auch voll und ganz zum Austrag bringen zu können. Von den noch folgenden Chören heben wir besonders hervor den meisterhaft stimmungsvoll vorgetragenen „Nachtgesang" (Nacht, o Nacht, o heilige Nacht) von F. X. Chwatal, den prächtigen, die Pflege des deutschen Liedes hochhaltenden und zur Vaterlandsliebe begeisternden Chor „Lied der Deutschen" in Lyon, das ergreifende und immer wieder gern gehörte und gesungene Volkslied „Zu Straßburg auf der Schanz" von Silcher und das wunderbar anmutende Felsenkreuz: „Von Glorienlicht umflossen" von C. Kreutzer. Sämtliche Chöre waren mit stürmischem Beifall begleitet und zeugten somit von sehr dankbarer Aufnahme seitens der Zuhörerschaft. Im Programm waren weiter enthalten 2 Tenorsolo, gesungen von dem Mitglied G. Staudenmeyer. Das erster« „Das Grab auf der Haide" von Heiser macht sowohl durch seinen Inhalt („Was stell'n sich die Soldaten auf? was eilt das Volk so mild zu Haus? Gar finster blickt der Kommandeur hinab zum jungen Deserteur. Von einsamer Wache entflohn wird nimmer dem Soldaten Pardon, hier wo du kniest, hier wo du stehst, vom Leben zum Tode gehst, rc. rc.) als auch durch seine Trauermelodie einen tiefen Eindruck. „Am Meer" von Franz Schubert ist ebenfalls eine prächtige, leicht dahinfließende, ergreifende Komposition. Wie nicht anders zu erwarten, kamen diese Lieder durch die schöne schmelzvolle und sympathische Stimme des Vortragenden zur schönsten Geltung. Die Begleitung hatte in dankenswerter Weise Hr. Vinyon übernommen. In 2 Piecen „Ueber Land und Meer", ein reizendes Potpourri mit Stücken aus Dichter und Bauer, Gebet einer Jungfrau, Stumme von Portici von I. Staab und „Abschiedsklänge" von Kühle zeigte sich Hr. Speidel als sehr gewandter Violinspieler; mit großer Technik, Feinheit und Leichtigkeit wurden die betreffenden Stücke vor- getragen. Endlich sind noch 2 Zithervorträge von Frl. Mayer und Schülerinnen rühmüchst zu erwähnen. Die Vorträge, recht flott und sauber gespielt, gefielen allgemein und bildeten eine dankbare Bereicherung des Programms. So darf sich der Liederkranz mit seinem unermüdlichen Dirigenten Hrn. Müller dieses schönen Tages freuen mit dem Bewußtsein ihr Möglichstes gethan zu haben, um den überaus zahlreichen Zuhörern einen schönen Genuß zu bieten und wohl niemand wird ohne große Befriedigung an diesen traulichen Abend zurückblicken.
* Calw, 17. Nov. Gestern morgen wurde ein Mann von Althen g st e t t ins hiesige Krankenhaus gebracht, welcher die linke Hand in eine Handdreschmaschine gebracht hatte, wobei ihm dieselbe derart zugerichtet wurde, daß sie heute abgenommen werden mußte. Der Verunglückte, ein erst 31 Jahre alter Schmied (S. aus Stammheim) ist umsomehr zu bedauern, als er zur Ausübung seines Gewerbes dadurch unfähig geworden ist.
^ Altensteig, 19. Nov. Das mühsame Geschäft des Tannenzapfenbrechens bat ein neues Opfer gefordert. Ein nicht unvermöglicher Mann unserer Nachbargemeinde Walddorf, der in gegenwärtiger geschäftsloser Zeit nicht müßig gehen wollte, ging obgenanntem Erwerb nach, stürzte aber aus beträchtlicher Höhe herab und liegt nun an schweren inneren Verletzungen darnieder. Eine neue Warnung zur äußersten Vorsicht.
Stuttgart, 20. Nov. Vortrag. Veranlaßt vom Württtmb. Zweigverein des Deutschen Kolonialvereins, hielt gestern abend im großen Saale des Museums Herr Dr. Bernhard Schwarz einen Vortrag über seine Reise in den Hinterländern von Kamerun. Der vielgereiste Forscher begann seine Schilderung mit einer lebendigen Beschreibung der landschaftlichen Scenerie Kameruns und des 4000 Meter hohen Kamerun. Pics — von den Einwohnern recht bezeichnend „Götterberg" genannt —, dessen
möchte ich weglaufen und Schiffsjunge werden." — Er schluchzte. Ich hatte mich ungeachtet der Würde meines langen Kleides bereits von der anderen Seite in die Dornen gesetzt und opponierte nun lebhaft gegen die Seereise. „Geh' nur zur Schule", sagte ich. „Das schadet Nichts. Mir darf keiner den Hof machen."
„Ganz gewiß nicht?" sagte er. „Soll das ein Wort sein? Sag' wahrhaftig darauf, Finchen!"
„Und das sagte ich denn, und — ich hab's auch gehalten, Kind, ehrlich, wie ich's damals in der Dornenhecke sitzend versprach. Ich bin treu geblieben durch alle Zeit."
„Das Buch war ein öffentliches, in aller Form auf den Tisch gelegtes Geschenk", fuhr nach einer Pause die alte Dame fort. „Es gab aber auch noch ein privates, von dem Niemand erfuhr, ein kleines silbernes Ringlein, schlicht und wertlos, Pfennig für Pfennig vom Taschengelde erspart — das bekommst Du nicht, Kind — es soll mit mir begraben werden. — Da, das Buch nimm und behalte es im Herzen, was Dein Vater aus das weiße Blatt schrieb: „Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen."
Elisabeth schüttelte den Kopf; sie erstickte fast.
„Warum, Tante Josephine? Du solltest Dich nicht von allen Deinen Schätzen trennen! Dergleichen darf keine andere Hand berühren."
Aber die alte Dame blieb bei ihrem Entschluß.
„Wer weiß denn, wie lange man nach Gottes Ratschluß lebt, Lisa? Ich möchte meine Heiligtümer geborgen wissen, und überdies bist Du Ernst's Tochter — auch Dir werden meine Sachen teuer und wert bleiben — Du bist mit Recht die Erbin derselben."
Und das gequälte Mädchen konnte nur Gott um Vergebung bitten, konnte nur zum tausendsten Male flüstern:
„Du weißt, daß ich das Alles nicht wollte, nicht voraussah!"
Elisabeths Gesundheit begann den fortgesetzten Erschütterungen zu weichen, sie fühlte sich krank und mußte doch bemüht bleiben, das vor Aller Augen zu verbergen. Wenn Julius nach Hause kam, müde und abgespannt von den Klagen Anderer, durfte sie ihn dann verstimmt empfangen?
gewaltiges Massiv sich über das in Nebel gehüllte niedere Küstengebirg wie eine in der Luft schwebende Pyramide erhebt. Des ferneren schilderte Redner den majestätischen Charakter der Urwaldlandschaft, die üppige Vegetation der Pflanzenwelt und das eigentliche Tierleben. Das Kamerungebirg verglich der Vortragende in Bezug auf landschaftlichen Reiz mit den Alpen. Reine Gebirgsluft finde man dort und der Aufenthalt daselbst ist daher angenehm. Der meist aus verwitterter Lava bestehende Boden eigne sich zur Produktion von Tabak, Kakao, Zuckerrohr, Kaffee rc. Redner glaubt sogar, daß der Weinbau sich dort empfehle. Vom Kamerunberg aus führt der Weg ins Innere nach einem fruchtbaren Hochplateau, das jetzt schon von den Eingeborenen mit Mais und Bohnen und dem Palmölbaum stark bebaut ist. Auch ist dasselbe reich an osfizinellen Pflanzen. Die Bewohner dieser Gegend schilderte Redner als fleißige und zuverlässige Menschen. Sie unterscheiden sich sehr vorteilhaft von den Küstenbewohnern, den Duallas, die den Zwischenhandel zwischen Weißen und Schwarzen betreiben und sich dabei als abgefeimte Gauner gerieren. Die Gefährlichkeit des Aufenthalts in den Sumpfgegenden des inneren Landes gibt Redner zu; er meinte aber, daß es mit der Zeit gelingen werde, den gefährlichen Feind, das Fieber, erfolgreich zu bekämpfen, indem das Nebel vielfach auf lokale Ursachen zurückzuführen sei. Uebrigens raffe das Fieber, dieser gefährlichste Feind in jenen Gegenden, noch lange nicht so viele Menschen dahin als in Europa die Lungenschwindsucht. Sein Urteil über Kamerun faßte Redner dahin zusammen, daß unsere Kolonie ein an Schönheiten reiches Land sei, dessen Nutzen für das Mutterland mit der Zeit große Dimensionen annehmen werde. Reicher Beifall lohnte Herrn Dr. Schwarz für seinen interessanten und formvollendeten Vortrag. Ein sehr zahlreiches Publikum war demselben mit großer Aufmerksamkeit gefolgt.
Sulz a. N., 18. Nov. Gestern abend nach 8 Uhr that der 65jäh- rige Salinenarbeiter Stockt von hier auf einem Steg, der über den Salinekanal führt, einen Fehltritt, stürzte in das gegenwärtig höher stehende Wasser, wurde von demselben fortgerissen und ertrank. Trotzdem gestern abend und heute früh von seiten der Saline eifrig nach dem Leichnam gesucht wurde, ist er noch nicht aufgefunden worden.
Reutlingen, 17. Nov. Vergangenen Sonntag feierten der 79jäh- rige Andreas Göbel und seine im Alter von 76 I. stehende Frau, Friederike geb. Vollmer dahier, ihre goldene Hochzeit. Vorm, war Kirchgang, wobei sich die Verwandten des Jubelpaares und sehr viele Mitarbeiter und Freunde Göbels beteiligten. Am Nachm, vereinigten sich im Gasthaus zur Sonne wieder eine Anzahl Vorgesetzte und Mitarbeiter des Jubilars, der nun seit 36 I. bei den Ver. Werkstätten zum Bruderhaus in Arbeit st,ht, wobei demselben von der Direktion 50 und durch seine Kollegen ebenfalls ein Geldgeschenk nebst poetischer Widmung überreicht wurden. Das Jubelpaar dankte mit feuchten Augen den Anwesenden für diese Aufmerksamkeiten. Nur zu rasch flog die Zeit dahin, während dessen ein Quartett mehrere Lieder vortrug, welche zur Hebung der sehr gelungenen Feier viel beitrugen. Das Ehepaar ist noch sehr rüstig, davon zeugt, daß der Jubilar noch täglich zu seiner Arbeit geht. Mögen ihnen noch viele Jahre Zusammenseins beschieden sein.
Großbottwar, 18. Nov. Weingärtner und Bauer Müller von dem benachbarten Sauserhof, einer Parzelle von Großbottwar, wollte in den letzten Tagen zum Zwecke des Viehtränkens in seinem Stalle einen Brunnen graben. Nachdem er etwa ll'/e Schuh tief gegraben hatte, stellte sich auch das gewünschte Wasser ein, allein dasselbe hatte einen starken Erdöl g e r u ch. Heute wurde dem Einsender dieses eine Probe dieses Erdöl- waffers, sowie auch der ausgegrabenen Bodenart zugestellt. Elfteres ist nicht hell, sondern hat vielmehr das Aussehen wie Brotwasser. Jeder aber, der daran riecht, bemerkt sogleich einen starken Erdölgeruch, auch ist an der Oberfläche und an den Seiten des Glases ein fettiger Oelansatz wahrzunehmen. Der ausgegrabene Boden ist tiefschwarzer Lehm und hat das Aussehen wie Schmiedepech; derselbe fällt sehr stark ins Gewicht und ist fettig anzufühlen.
Vielleicht brachte die Hochzeit etwas mehr Ruhe und Frieden in ihr Herz, vielleicht wurde Alles bester, wenn sie erst seinen Namen trug und das Band unwiderruflich geknüpft war.
Die Unglückliche! Sie hatte das Leben eingesetzt, aber würde sie auch das Leben gewinnen können? — Ihr durften ja die Gespenster begegnen, ihr Weg führte durch Grauen und Dunkel.
Als Julius die zwecke Reise nach K. angetreten, nahm sie im Geiste Abschied von ihm.
„Wenn ich Dich nie wiedersehe, nie mehr Deine geliebte Stimme höre — leb' wohl! Gott segne Dich!"
Julius ahnte nicht, was in Elisabeth vorging, alle seine Gedanken waren bei dem jungen Mädchen in K., das er heute viel kräftiger antraf als damals.
Die schmalen Wangen zeigten einen anmutigen Hauch wärmerer Färbung, die sprossenden Löckchen bedeckten seidenweich den ganzen Kopf, die großen blauen Augen waren geöffnet, und die Haltung hatte das Leichenhafte vollständig verloren.
Zum ersten Male gestand sich der Doktor, als er vor dem Bette stand, daß die Kranke im Besitz ihrer Gesundheit ein entzückend schönes Weib sein müsse.
„Guten Tag, liebes Fräulein!" begrüßte er sie freundlich. „Es geht Ihnen Gott Lob bedeutend bester, wie ich sehe."
Ein plötzliches Rot huschte über das zarte Gesichtchen.
„O", sagte lautlos das junge Mädchen, „er ist es — seine Stimme."
„Herr Doktor Hartmann", ergänzte die Diakonissin; „der Augenarzt, welcher uns versprochen hat, Sie zu kurieren, Fräulein!"
„Ja, ich weiß, ich weiß. O, es liegt ein solcher Trost in Ihrer Stimme — Sie müssen ein sehr, sehr guter Mensch sein."
„Das ist er auch!" schaltete die Diakonissin ein. „Kennen sie mich nicht mehr, Herr Doktor?" fragte sie dann.
Julius sah auf.
(Fortsetzung folgt.)