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und Württemberg abgeschlossenen Convention laut geworden, daß es lohnt, die betreffenden Bestimmun gen über Ernennung, Abkommandierung und Ver setzung preußischer und württembergischer Offiziere denn darum handelt es sich lediglich in jenen Ausführungen in Erinnerung zu bringen. Es kommen hierbei nur zwei Artikel in Frage; dieselben lauten: Art. 5. Die Ernennung, Beförderung, Ver setzung u. s. w. der Offiziere und Beamten des Württembergischen Armeekorps erfolgt durch Se Maj. den König von Württemberg, diejenige des Höchstkommandierenden für das Armeekorps nach vor gängiger Zustimmung Sr. Maj. des Königs von Preußen als Bundesfeldherr. Art. 8: Zur Be förderung der Gleichmäßigkeit in der Ausbildung und dem inneren Dienst der Truppen werden nach gegenseitiger Verabredung einige württembergische Offiziere je auf 1 bis 2 Jahre in die preußische Armee und preußische Offiziere in das württem bergische Armeekorps kommandiert. Hinsichtlich etwa wünschenswerter Versetzung einzelner Offiziere aus württembergischen Diensten in die preußische Armee oder umgekehrt, haben in jedem Spezialfaüe besondere Verabredungen stattzufinden.

Die württemb. Sparkasse erläßt eine Auffor­derung zur Umwandlung von Einlagescheinen. Nach derselben haben die Inhaber von Einlagescheinen Litt. 0. mit roter und lüt. v. mit grüner Einfassung dieselben zur kostenfreien Umwandlung in neue Scheine lüt. bei den betr. Agenturen abzugeben Etwaige schon in Händen der betreffenden Einleger befindliche Scheine Int. L. mit blauer Einfassung sind mitzuübergeben.

Brandfälle: Den l9. Sept. in Musberg auf den Fildern das dem Bauern Groß und Maurer Keller gehörige große Doppelhaus samt der über­füllten Scheuer.

Straßburg, 18. Sept. Sechs berittene französische Offiziere (darunter zwei vom General­stab, ein Ingenieur und ein Photograph) haben bei Markirch in Uniform und Waffen die deutsche Grenze überschritten und Aufnahmen der Umgegend und Messungen vorgenommen, wie von dort berichtet wird. Eine Untersuchung der Angelegenheit ist sofort veranlaßt worden. Man sagt, die Spuren dieser Gesellschaft hätten sich längs der ganzen Grenze verfolgen lassen.

Die Kaiserin August« Viktoria hat in Breslau sich bereit erklärt, eine Spende entgegenzunehmen, welche dazu bestimmt ist, in dürftigen Verhältnissen lebenden Müttern die Sorge für ihre Kleinen zu erleichtern.

Rohnstock, 19. Sept. Heute morgen fand ein kurzes Schlußmanöver statt. Die Majestäten bege­ben sich jvon dem Manöverfeld nach Liegnitz) wo um 1 Uhr das Dejeuner eingenommmen wird. Um 2^/i Uhr reist der österreichische Kaiser nach Wien ab. Um 3 Uhr erfolgt die Abreise des Kai­sers Wilhelm.

Liegnitz, 20. Sept. Beide Kaiser und der König von Sachsen sind um 12'/^ Uhr hier einge­troffen, von den Spitzen der Behörden empfangen und von den dichten Bolksmassen mit stürmischem Jubel begrüßt.

Liegnitz, 20. Sept. Nach Schluß der Ma­növerübungen dankte Kaiser Wilhelm dem Kaiser von Oesterreich und dem Könige von Sachsen für ihre Gegenwart bei den Manövern und sprach die Hoffnung aus, daß die Majestäten sich überzeugt haben mögen, daß die Armee unter seiner Führung ebenso tüchtig geblieben sei, wie unter Kaiser Wil­helm dem Ersten, wodurch die Bürgschaft auf die fernere Festigkeit und Stärke der bestehenden Waf­fenbrüderschaft gegeben sei. Die hohen Gäste dankten. Der Kaiser von Oesterreich erklärte, er sei stolz, einen Bundesgenossen zu haben, der über solche Truppen verfüge.

Reichskommissar v. Wißmann gedenkt so bald wie möglich nach Ostafrika zurückzukehren und seine Amtsgeschäfte wieder zu übernehmen. sJn seiner Stellung wird vorläufig keine Aenderung eintreten. Die Mittel für einen zerlegbaren Dampfer, wie der Reichskommissar für die inneren afrikanischen Seeen sich wünscht, sind bereits aufgebracht, es soll aber noch ein zweiter gebaut werden und werden die Samm­lungen deshalb eifrig fortgesetzt. Emin Pascha!ist mit seiner Expedition in der großen arabischen Han­delsstadt Tabora, dem bedeutensten Marktplatze in

ganz Zentralafrika, angekommen. Er ist allenthalben freudig ausgenommen, und das Resultat seines Zuges wird allem Anschein nach ein recht guter sein. Auch Dr. Peters gedenkt im Verlaufe des Herbstes nac! Afrika zurückzukehren.

ZurAlters- und Jnvaliditätsversicherun bringt dieKöln. Ztg." folgende Zeilen, die grade kein freundliches Licht auf die Verhälnisse in West deutschland werfen:Es ist fast unglaublich, mit welcher Teilnahmlosigkeit ein Teil der Arbeiter dem Alters- und Jnvaliditäts-Versicherungsgesetze gegen übersteht. Obwohl das Gesetz den altersschwachen und arbeitsunfähigen Arbeiter von den drückensten Sorgen schützen soll, bringt man demselben nicht nur kein Interesse, sondern sogar ein gewisses Mißtrauen entgegen. Der Aufforderung, sich zeitig der Arbeits Nachweise zu verschaffen, kommt man wenig nach und die Arbeiter geben sich herzlich wenig Mühe, sich über ihre Rechte und Pflichten bezüglich des Ge setzes zu unterrichten. Es wird uns mitgeteilt, daß auf einem größeren Werke alles gethan worden sei, um die Arbeiter zur Beschaffung der Arbeitsnach­weise zu veranlassen, durch Anschlägen in der Fabrik und Beschaffung von Erläuterungen und Gesetzes­auszügen. Doch niemand hat sich darum bekümmert und niemand hat den erforderlichen Arbeitsnachweis verlangt. Ein Arbeiter erwiderte bei seiner Entlas­sung dem Beamten auf die Frage, ob er nicht die Arbeitsnachweisung haben wolle:Die will ich Euck schenken." Und von ähnlicher, völliger Teilnahm­losigkeit hört man vielfach sprechen. Solche Verhält­nisse bestanden aber schon öfter vor dem praktischen Inkrafttreten von Gesetzen. Die Arbeiter in manchen Bezirken interessieren sich eben für öffentliche Ange­legenheiten erst dann, Wenns an die Ausführung geht. Da muß weiter aufgeklärt und abgewartet werden.

Von den 300 Sozialisten, welche auf Grund des Ausnahmegesetzes aus Berlin ausgewiesen wur­den, werden etwa 30 bisher sind 23 angemeldet zurückkehren. Den Heimkehrenden wird in öffentli­chen Versammlungen ein festlicher Empfang bereitet werden.

In Bremen hat am Dienstag die 63. Na­turforscher-Versammlung getagt. Als nächster Ver- ammlungsort ist Halle bestimmt worden.

Schweiz.

Das Hajupt der gestürzten Tessiner Regie­rung, Herr Respini, hat sich in Bern, wo er mit den Vertretern der Bundesregierung Beratung ge­pflogen hatte, verpflichtet, nach Tessin zurückzukeh­ren und mit seinen Kollegen die Regierung wieder zu übernehmen. Ob damit auf die Dauer Ruhe und Ordnung verbürgt sein werden, ist sehr fraglich, da die Erregung auf beiden Seiten fortdauert und eine radikale Umwälzung der jetzt in der Verwaltung des Kantons bestehenden Verhältnisse für unver­meidlich gehalten wird. Am Dienstag sind an ver- chiedenen Orten Gewaltthätigkeiten verübt worden. In Balerna haben sogar die Klerikalen auf die Liberalen geschossen. Man nimmt an, daß die Wiedereinsetzung der ultramontanen Regierung die Aufbietung einer größeren Truppcnmacht nötig ma­chen wird.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 20. Sept. Die Blätter melden: Kaiser Franz Josef verlieh gestern dem deutschen Reichs­kanzler v. Caprivi das Großkreuz des Stefansordens mit Brillanten.

Frankreich.

Paris, 19. Sept. Bei Besprechung der Kai- erzusammenkunft in Rohnstock sagt derTemps": i)iese Zusammenkunft befestige neuerdings die engen Bande, welche Deutschland und Oesterreich verknü­pfen. Die Konjekturalpolitiker werden die aus die­sem Anlaß abermals gewechselten Freundschaftser­klärungen monoton finden, aber die Unveränder­lichkeit der freundschaftlichen Beziehungen der beiden Staaten sei thatsächlich einer der Hauptpunkte der internationalen Politik.

Belgien.

Brüssel, 19. Sept. Aus London wird ge­meldet: Eine Windhose in Maning-Jowa tötete 12 und verwundete 40 Personen.

Ostende, 18. Sept. Der Redakteur eines Pa­riser Blattes, welchem Rochefort Genugthuung ver­weigert hatte, suchte Rochefort heute im Kursaal auf

und versetzte ihm mehrere Ohrfeigen. Das Publikum trennte die beiden.

England.

London, 19. Sept. Eine Depesche aus Hiogo meldet, das türkische PanzerschiffErtogroul" sei auf hoher See untergegangen, die gesamte Beman- nung von 500 Personen sei ertrunken.

Dublin, 18. Sept. O'Brien und Dillon sind angeklagt wegen Aufhetzung der Pächter gegen die Pachtzahlung.

Dublin, 19. Sept. Die Abgeordneten Dillon und O'Brien wurden gegen Kaution freigelassen.

Portugal.

Lissabon, 18. Sept. Die Lage in Potugal ist sehr ernst. Die Majorität der Kammer erklärte sich gegen die Konvention mit England.

Amerika.

In den Vereinigten Staaten von Nordamerika beschäftigt man sich immer noch mit den sehr kom­plizierten Einzelheiten der neuen Zollmaßregeln. Daß dieselben Gesetzeskraft erhalten, ist zweifellos, doch ist noch nicht genau zu erkennen, wenn dieselben in vollem Umfange in Kraft treten. Inzwischen ver­stärkt sich die Rückwirkung der in Aussicht stehenden Chikanen auf die deutsche Industrie von Tage zu Tage. So haben in Wien mit einem Schlage 10,000 Arbeiter der Perlmutter-Knopf-Jndustrie ihr Brot verloren. In Deutschland wird der Nachteil am stärksten in der thüringischen Industrie empfunden.

Kleinere Mitteilungen.

Die Taubstummenlehrer-Versammlung, die dieser Tage in Nürtingen stattgefunden, wird im Jahre 1892 in Nagold stattfinden.

Ulm, 17. Sept. In voriger Woche kam eine Frau von Langenau hierher und suchte als Hau­siererin Tinkturen zur Beförderung des Bartwuchses und der Haarkräuselung zu verkaufen. Sie ver­langte für ein Fläschchen 1 50 und ein

Kaufmannslehrling ging auf den Leim. Zu diesem Handel kam ein Schutzmann. Die Hausiererin suchte die Fläschchen zu vernichten, doch gelang es, ihr ein solches abzunehmen. Die Untersuchung der Tinktur ergab Wasser mit einigen Tropfen kölni­schem Wasser vermischt. Wegen eines ähnlichen Schwindels ist die Frauensperson mit 4 Monaten Gefängnis vorbestraft.

In Elberfeld herrscht große Trauer, weil Herr von der Heydt, der reichste Mann der Stadt, nach Berlin zieht. Elberfeld verliert dadurch jährlich 38 000 ^ an Kommunalsteuern.

Peinliches Aufsehen erregt in Berlin die Lei­densgeschichte eines unschuldig Verurteilten, des Kauf­manns Gustav Lebram. Derselbe war vor einem Jahr wegen unsittlicher Angriffe auf 3 Schulmäd­chen zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden. Als damals die fraglichen Attentate zunächst ohne Kenntnis des Schuldigen erörtert wurden, hatte man die drei Mädchen dringend aufgefordert, auf den At­tentäter zu fahnden und ihnen sogar ein kleines Ge­schenk von 11^/s für den Fall in Aussicht ge­

teilt, daß sie denselben ermittelten. Das Opfer der Ermittelung" ist nun Lebram geworden. Die ver­dorbenen Mädchen, verlockt durch die Aussicht auf das Geschenk, einigten sich dahin, den ihnen ganz remden Herrn Lebram als den Wüstling zu bezeich­nen und ihre lügnerische Aussage genügte der Straf- ämmer, den Beschuldigten trotz seiner Beteuerungen verurteilen. Ein Revisionsgesuch wurde verwor- en, weil keine Rechtsirrtümer Vorlagen. Das neue Beweismaterial, welches herbeigeschafft wurde, um ein Wiederaufnahmeverfahren durchzusetzen, erschien der Strafkammer nicht stark genug, um den Antrag zu bewilligen. Schon lag bei Herrn Lebram der Befehl zum Strafantritt vor, da eilte feine Frau zum Jnstizminister und Rechtsanwalt Munckel legte gegen den Beschluß der 1. Strafkammer Beschwerde ein. Die Beschwerde-Instanz nahm sodann neue eingehende Zeugenvernehmungen vor und das Er­gebnis derselben war so vernichtend für die Glaub­würdigkeit der drei Mädchen, daß diese sich schließ­lich zu einem Geständnis ihrer bodenlosen Nieder­tracht herbeiließen. Herr Lebram ist jetzt am Frei­tag freigesprochen worden. So endet diese Leidens­geschichte noch mit einem freundlichen Abschluß. Allein Lebram hat ein Jahr der fürchterlichsten Aufregungen und Seelenqualen durchgemacht, hat seine Gesundheit dabei ruiniert, sein Geschäft ist in­zwischen dem Konkurs verfallen, und er sinnt jetzt

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