Drr Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 -t, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1 20 Monats­

abonnement nach Verhältnis.

Dienstag 23. September

JnsertionsgeimHr für die Ispaltige Zeile aus ge-

wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S bei mehrmaliger je 6 ->. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei auf- gegeben sein.

189V.

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auf den

Gesellschafter

mit dem Unterhaltungsblatt:

Aas 'KLccuöerstübcHen.

Unsere geehrten Abonnenten, die nicht für das ganze zweite Halbjahr abonniert hatten, ersuchen wir, ihre Bestellung für das IV. Quartal (Oktober bis Dezember) sofort bei der bisherigen Bezugsstelle zu erneuern, indem hievon der ununterbrochene Empfang abhängig.

Einer besonderen Empfehlung des Blattes glauben wir uns enthalten zu dürfen, indem dasselbe in seiner Tendenz längst bekannt und die Redaktion durch die stetige Zunahme der Abonncntcnzahl eine Ermunterung in ihrer seitherigen Thätigkeit findet.

In Betreff des Abonnemcntspreises siehe oben am Kopfs des Blattes.

Die Redaktion.

Amtliches.

Nagold.

An die Ortsvorsteher, betreffend die Beleuchtung der Fuhrwerke bei Nacht.

Eingelaufene Beschwerden veranlassen das Ober­amt, der örtlichen Polizeiorganen die gewissenhafteste Ucberwachung der Einhaltung der Vorschriften der Verfügung des K. Ministeriums des Innern vom 16. Sept. 1888, betreffend die Beleuchtung der Fuhrwerke bei Nacht, hiemit wiederholt einzuschärfeu. Die Ortsvorsteher werden beauftragt, bei Verfehlun­gen gegen genannte Verfügung aufs strengste vor­zugehen.

Den 21. Sept. 1890.

K. Oberamt. vr. Gugel.

Der Straßenbauinspektor Stuppel in Calw wurde seinem Ansuchen gemäß auf die erledigte Straßenbauinspek­tion Reutlingen versetzt.

Hages-WeuigkeiLe«.

Deutsches Reich.

Eingesendet. Der Landtagsabgeordnete Dr. von Götz, welcher bekanntlich zum Berichterstatter über das von der Gemeindeverwaltung handelnde erste Kapitel des Entwurfs der Verwaltungsreform bestellt worden ist, hat in einer am 7. Sept. zu Böblingen abgehaltenen Versammlung die Aushe­bung der Lebenslänglichkeit der OrtSvor- steher unter Belastung der übrigen für sie gelten­den gesetzlichen Bestimmungen als unthunliche und nicht empfehlenswert bezeichnet und dabei nur die Erwägung Vorbehalten, ob nicht für die größten Städte des Landes, wie Stuttgart, Ulm, Heilbronn rc. rc., unter gleichzeitiger Uebertragung

der Wahh^es Drtsvorstehers auf die Gemeinde­kollegien eine Ausnahme gemacht werden könnte.

Nagsold, 20. Sept. (Eisenbahnbau und Kana­lisation.) Der Beginn des Baues der Eisenbahn von hier nach Altensteig wird namentlich vom hin­tern Bezirk sehnlichst herbeigewunscht und wird die­ser Wunsch. nun auch in aller^Bälde in Erfüllung gehen. Nachdem wegen des Uebergangs über das Waldachthal eine Einigung zwischen der Generaldi­rektion und den 'hiesigen bürgerlichen Kollegien er­zielt worden ist und letztere ihren Protest gegen den Plan haben fallen lassen,''so steht dem Beginn des Baues von hier aus kein Hindernis mehr entgegen. Unsere Quellwasserleitung ist bereits im Betrieb, wenn auch noch nicht ganz fertig, und wird allge­mein, selbst von ihren früheren Gegnern, mit Freu­den begrüßt. Ebenso tMd es mit einer weiteren hiesigen Einrichtung gehen. Unsere bürgerlichen Kol­legien haben nämlich vor Kurzem einmütig den Be­schluß (gefaßt, nach einem einheitlichen Plan eine Kanalisation der ganzen Stadt im Laufe der näch­sten Jahre durchzustihren und ein neues Schlacht­haus zu erbauen, obwohl die Kosten beträchtliche sein werden. Das Bestreben ist vorhanden, unsere Stadt zu heben und in gesundheitlicher Richtung wird kaum ein Wunsch übrig bleiben, vielleicht fin­den sich nach und nach auch mehr Luftkurgäste ein und auch zu festen Ansiedelungen in unserer schönen Gegend, sei es zu Privatwohnsitzen, sei es zu Fa­brikanlagen, fehlt es weder an Platz noch an Ge­legenheit.

KNagold, 2l. Sept. Heute vormittag um 7, Uhr rückte unsere Feuerwehr nach langer Pause wieder zu einer Uebung aus. Nach Vornahme eini­ger Spezialübungen ließ das Kommando einen Ge­samtangriff unter Anwendung verschiedener Hydran­ten ausführen, und hatte man Gelegenheit , dabei die Wirkung des natürlichen Wasserdrucks zu sehen. Einige Schlauchleitungen, in denen ältere, schadhafte Schläuche eingeschraubt waren, gaben allerdings nicht sofort das gewünschte Resultat, dagegen leisteten gute Leitungen vorzügliches und wird es sich jetzt nur noch darum handeln, daß zur Bedienung der Hydranten die nötige Anzahl Mannschaften in Bälde ausgebildet wird. Ohne Zweifel läßt die Neufor­mierung unserer Feuerwehr nicht mehr zu lange auf sich warten.

In Eßlingen besteht ein Verein zur Beloh­nung treuer weiblicher Dienstboten, unter welchen sich Heuer auch drei Nagolder Mädchen befinden, nämlich: Marie Müller, Marie Blum und Pauline We­ber; dieselben wurden mit einem Ehrenbrief und einem Ehrenpreis von je 20 ^ bedacht. _

Stuttgart, 15. Sept. Ein Teil der demo-

kratischen Presse wiederholt immer wieder die in der Biberacher Versammlung der Volkspartei erstmals aufgestellte unwahre Behauptung, der Entwurf der Verwaltungsreform räume den Ortsvorstehern und Oberamtmännern die Befugnis ein, wiederspenstige Mitglieder der Gemeindekollegien und Amtsversamm­lungen in den Arrest zu schicken. Dem gegenüber stellen wir fest, daß nach Art. 53 Abs. 2 des Ge­setzesentwurfs die Verhängung von Haftstrafe gegen die Mitglieder der Gemeindekollegien und der Amts­versammlungen überhaupt ausgeschlossen ist. Für die Agitationsweise jener Partei ist es bezeichnend, daß man Resolutionen gegen Bestimmungen fassen läßt, welche im Regierungsentwurf sich gar nicht vorfinden.

Stuttgart, 17. Sept. Die IV. Generalversamm­lung desEvangelischen Bundes zur Wahrung der deutsch-protestantischen Interessen" wird am 22. Sep­tember hier beginnen und drei Tage dauern. Als Hauptredner sind vorgemerkt: Professor Haupt-Halle, Professor Beyschlag-Halle, Pfarrer Weber-Gladbach, Pastor Sulze-Dresden, Pastor Sluyter aus San­tiago, Professor Nippold und Pfarrer Warneck. An die Verhandlungen schließen sich gesellige Festlich­keiten; für den 2g. ist eine gemeinsame Fahrt nach Ulm zur Besichtigung des Münsters in Aussicht genommen.

Stuttgart, 18. Sept. Ein Erlaß des Mini­steriums des Innern gestattete die Einfuhr lebender Schweine aus Oesterreich-Ungarn und Italien in die Schlachthäuser von Stuttgart und Ulm.

Besigheim, 16. Sept. Ueber die Ermordung des Handlungsreisenden Hermann Steeb von Besig­heim, Sohn des Oberamtsrichters von hier, in Südbrasilien schreibt man derVoss. Ztg." aus Porto Alegre unterm 13. Aug.: Die Deutschen des Staates Rio Grande do Sul sind empört über eine Mordthat, der ein junger Deutscher zum Opfer fiel, wobei aber die Polizei ihrer Gewohnheit gemäß den Verbrecher laufen gelassen hat. Der Ermordete bereiste seit einigen Jahren für die Firma Karl Becker in Porto Alegre die Hauptplätze der Provinz, wo er besonders bei den deutschen Kolonisten sehr beliebt war. Am 5. August saß er in dem Land­städtchen Cafunda im Laden des Peter Müller an einem Tisch und las in einem Buche, als ein bra­silianischer Maultiertreiber Namens Martins herein­trat. Dieser bot die Tageszeit, die Anwesenden, auch Steeb, erwiderten den Gruß. Martins gab dann jedem die Hand und bot sie zuletzt auch Steeb, der die ausgestreckte Hand jedoch nicht bemerkte, son­dern ruhig weiterlas. Da sprang Martins zurück, warf den Mantel ab, zog ein Messer und stürzte mit dem Rufe:Du denkst, weil du reich bist uud ich arm, kannst du mich verachten!" auf den Un­glücklichen los. Dieser merkte erst jetzt, daß er ge­meint war, und griff nach seiner Reitpeitsche, um sich zu verteidigen. Der Wütende aber versetzte ihm so­fort zwei tiefe Stiche ins Gesicht und in den Hals, so daß Steeb niederfiel und schon nach zehn Mi­nuten verstarb. Die bestialische That hatte sich in wenigen Sekunden abgespielt, und die Anwesenden sprangen dem Verwundeten bei, weshalb der Mör­der aus dem Laden entfliehen konnte. Die Kunde von dem Verbrechen durcheilte sofort die Straßen, aber dem Polizeichef fiel es gar nicht ein, nach dem Mörder zu fahnden; dieser besaß vielmehr die Kühn­heit, eine halbe Stunde später zu dem Ortsvorsteher zu gehen und ihn zu fragen, was Steeb mache. Und dieser, der verantwortliche Hüter der öffentlichen Sicherheit, sagte dem Martins, Steeb sei bereits tot» und ließ ihn ruhig weiterziehen. Jetzt machte sich natürlich der Mörder aus dem Staube, und dank der Rührigkeit der brasilianischen Polizei hat man bis jetzt noch nichts von ihm entdecken können. Steeb ist am 7. August in Cafundo unter der Teil­nahme der ganzen Bevölkerung und vieler von auswärts herbeigeeilten Freunde beerdigt worden.

Die württembergische Militärconvention. Anläßlich der mannigfachen Erörterungen über Vor­gänge im württembergischen Armeekorps, welche in letzter Zeit durch die Presse gingen, sind vielfach so von der Wirklichkeit abweichende Auffassungen über den Inhalt der zwischen dem Norddeutschen Bunde