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Hages-WeuigkeiLen.
Deutsches Reich.
X. Nagold, 28. Juli. Gestern tagte in dem benachbarten Ebhausen der Bezirksobstbauverein des Oberamts Nagold. Vom Ausschüsse desselben wurde beschlossen, am 28. Okt. d. I. in Rohrdorf eine Verlosung zu veranstalten, an welcher sich jedoch nur Vereinsmitglieder beteiligen dürfen. Es sollen 600 Lose ü 25 zur Ausgabe gelangen. Die Gewinne sollen bestehen in Bäumen, allerlei Obstbaugerätschaften und in sich mit der Obstbaumzucht befassenden Büchern und Schriften. Der Ausschußsitzung folgte eine Besichtigung der Stuhlbergobstanlage durch sämtliche anwesende Vereinsmitglieder. Genannte Anlage machte auf die Besucher einen sehr günstigen Eindruck, da sie in guter Pflege steht, auch die Auswahl der einzelnen Obstsorten eine entsprechend richtige genannt werden darf. Sie gereicht sowohl dem Pomologen Handle, als auch der Gemeinde Ebhausen zu großer Ehre. Dem Ansflug schloß sich die eigentliche, sehr zahlreich besuchte Versammlung im Gasthaus zur Sonne an. Der Vereinsvorstand eröffnete die Versammlung und begrüßte die Anwesenden mit warmen Worten. Sodann erteilte er dem Herrn Schullehrer Beutel von Ebhausen das Wort zu einem Vortrag über „zweckmäßige Mostbereitung". Redner betonte gleich im Anfang, er spreche aus der Praxis, für die Praxis und habe alles selbst erprobt. Seinen Vortrag leitete er ein durch den Hinweis auf den großen Wert des Obstmostes gegenüber dem des Biers und des gewöhnlich schlechten Kunstmostes. Hierauf verbreitete er sich im weitern sehr eingehend über die Zubereitung, das Zerkleinern, das Pressen und Aufnehmenlassen des Obstes, ferner über die Gärung, über das Ablassen und über die Verbesserung fehlerhaften Mostes, und schloß mit praktischen Winken über die richtige Instandhaltung der Fässer. Großer Beifall folgte dem wirklich sehr gediegenen Vortrage. Herr Vorstand Bihler sprach dem Redner den Dank des Vereins aus, und die Versammlung erhob sich zum Zeichen des Einverständnisses von ihren Sitzen. Nachdem sich noch eine lebhafte Debatte angereiht hatte, wurde die Versammlung geschlossen, und die Teilnehmer kehrten voll Befriedigung über das Gesehene und Gehörte nach Hause zurück.
Alten steig, 29. Juli. (Corresp.) Am vergangenen Sonntag, vom schönsten Wetter begünstigt, hielten hier die Kriegervereine des oberen Nagoldgaues ihr 5. Gaufest ab. Zahlreich waren die auswärtigen Gäste erschienen. Außer Altensteig Stadt waren vertreten die Kriegervereine: Altensteig Dorf, Berneck, Ebhausen, Egenhausen, Nothfelden, Spielberg. Simmersfeld und Uebcrberg. Am Festzug, der vom neuen Schulhaus, unter Vorantritt der städtischen Musik, sich durch die Stadt auf den Fcst- plak bewegte, nahmen auch der hiesige Liederkranz und der Turnverein teil. Zur Einleitung der Feier sang der Liederkranz den prächtigen Chor: „Was uns eint als deutsche Brüder." Der Kriegervereinsvorstand Schüller gab seiner Freude Ausdruck über den zahlreichen Besuch des Festes und forderte die Gäste am. es sich in unfern Mauern angenehm zu machen. Das vom Präsidium des württembergischen Kriegerbundes abgesandte Präsidialmitglied Kühlwein aus Stuttgart betonte den kameradschaftlichen Geist der Kriegervereine und brachte ein Hoch auf Seine Majestät' den König aus, welches begeistert ausgenommen wurde. Die Festrede hielt Schult. Schitten- helm. Derselbe verbreitete sich hauptsächlich über die Bedeutung der Kriegervereinsfahnen. Das Fest verlies in bester Harmonie und trug die städtische Kapelle mit ihren Borträgen hiezu wesentlich bei.
Wildberg, 28. Juli. (Eingesendet.) Am gestrigen Sonntag nachm, fand, vom herrlichen Wetter begünstigt, auf dem hiesigen Turnplatz, unter Beteiligung des Calwer, Herrenberger, Nag older und des hies. Turnvereins ein Schauturnen statt. Alsbald nach Eintreffen der drei auswärtigen Turnvereine, welche in anerkennenswerter Weise zahlreich erschienen sind, entwickelte sich auf dem Turnplatz ein munteres Treiben, welches bis nach 5 Uhr andauerte. Dank des Seitens der Turnerschaft gezeigten großen Eifers und der guten Leistungen der- selben, sowie Dank der von der hiesigen Einwohnerschaft entgxgcngebrachten Sympathie daxf das Schau
turnen als ein wohlgelungenes bezeichnet werden. Möge dieses Schauturnen zur Entwicklung der hiesigen im Aufblühen begriffener Turnerei möglichst beitragen l
Vom Schwarzwald, 24. Juli. Kaum ist ein halbes Jahr vergangen, seitdem Dr. Stemmer in Lauterbach nach Kneipps System eine Kaltwasserheilanstalt errichtet hatte, so sieht sich derselbe genötigt, ein zweites Gebäude zu erichten, welches ausschließlich für die Damen bestimmt ist. Diese werden von Dr. Stemmers Schwester bedient.
Tein ach, OA. Calw, 25. Juli. Heute wurde unser altherkömmliches Jakobifest mit Eselswettrennen, Wassertragen, Kletterbaum, Sackhüpfen und dem seinem Ursprünge nach rätselhaften Hahnentanze unter ziemlichem Zuläufe von nah und fern gefeiert. — Unser Kurtheater findet so wohlverdienten Beifall, daß eine weitere Reihe von Vorstellungen zu stände gekommen ist. — Am kommenden Dienstag soll die Eröffnung der Fernsp rech stelle mit dem obern Walde (Neuweiler) dahier erfolgen.
Rottweil, 29. Juli. Der bekannte Baron v. Münch ist wegen Beleidigung des Oberamtmann Schwend von Oberndorf zu -der Geldstrafe von 1000 ^ verurteilt worden.
Gmünd, 24. Juli. Die Zahl der Anmeldungen zum Landesturnfest am 10. August hat das erste Tausend überschritten; es dürfte aber wohl noch das zweite Tausend erreicht werden. Die Vorbereitungen zum Feste sind in vollem Gange.
München, 28. Juli. Hinsichtlich der jüngsten sensationellen Meldung in klerikaler Presse, Frhr. v. Stauffenberg habe einen Rechnnngsfehler von 6 Millionen im Eisenbahnetat übersehen, bin ich ermächtigt, zu erklären, daß ein Rechnungsfehler nicht existiert, dagegen allerdings ein Druckfehler, betreffend 5 Millionen in der Nachweisung zum Etat. Gegen den Urheber der böswilligen Behauptung ist die Untersuchung eingeleitet.
Würzburg, 28. Juli. Die „N. Würzb. Ztg." meldet, für nächsten Mittwoch seien Hofequipagen nach Bad Kissingen für den Fürsten Bismarck beordert worden.
Kaiser Wilhelm hat seine Reise beendet und trifft heute Montag Vormittag in dem deutschen Kriegshafen der Nordsee, in Wilhelmshafen, ein, woselbst der Monarch mehrere Tage bis zu seiner Abreise nach Belgien und England verbleiben wird, um die Marineanlagen zu besichtigen. Am Dienstag findet in Wilhelmshaven der Stapellauf eines neuen Transportdampfers statt.
Nach der „Politischen Korrespondenz" steht cs nunmehr endgiltig fest, daß der Reichskanzler von Caprivi den Kaiser Wilhelm nach Rußland begleiten werde. Der Kaiser werde am 17. August in Reval landen und sich von dort zu den Manövern bei Havre begeben.
Die „Tgl. Rdsch." bestätigt, daß der Reichskanzler von Caprivi im Prinzip die Aufhebung des Weisenfonds beschlossen hat. Eine bezügliche Vorlage wird mit einer begleitenden Denkschrift dem nächsten preußischen Landtage zugehen und dort vom Finanzminister Dr. Miguel vertreten werden.
Berlin, 26. Juli. Mit Sicherheit ist zu erwarten, daß bald nach dem 1. Oktober eine Spaltung der sozialdemokratischen Partei in eine gemäßigtere und eine extremere Richtung auch äußerlich zum Ausdruck gelangt.
Aufsehen erregende Auslassungen der „Konserv. Korresp." des offiziellen Organes der konservativen Partei. Darnach sagen sich die Konservativen in aller Form vom Fürsten Bismarck wegen der bekannten Aeußerungen des letzteren los. Es wird ^sagt, man habe auf Seiten der Konservativen erwartet, auch künftig mit dem früheren Reichskanzler in den wichtigsten Fragen gemeinsam handeln zu können, diese Hoffnung sei aber leider durch das Auftreten des Fürsten völlig getäuscht. Noch schärfer äußert sich die aus dem Berliner auswärtigen Amte bediente „Pol. Korr.", welche gerade heraussagt, daß alle Aeußerungen des Fürsten Bismarck keinen größeren Wext hätten, als die irgend eines anderen Privatmannes. — Diese ganze Angelegenheit ist wenig angenehm und macht nirgends einen freudigen Eindruck. (Undank ist eben der Welt Lohn.)
Die D eutsche Kolo niatgesellschaft hat Dr. Karl Peters nach seiner Ankunft in Sansibar mit folgendem Telegramm begrüßt: „Dem kühnen Vor
kämpfer für Zivilisation sendet herzlichsten Glückwunsch zur frohen Heimkehr von schwieriger und glänzend durchgeführten Expedition. Kolonialgesellschaft Hohenlohe.
Die Sozialdemokraten von Berlin wollen den 31. August, den Todestag Lassalles, durch einen großen Massenausflug feiern.
Oppeln, 25. Juli. Der Landwirtschaftsminister hat eine Untersuchung über den Grund der andauernd hohen Fleischpreise angeordnet.
Schweiz.
Bern, 28. Juli. Die Ortschaft Broc im Kanton Freiburg wurde durch eine Feuersbrunst eingeäschert. 34 Häuser sind verbrannt, vier Menschen kamen ums Leben.
Frankreich.
Ungeachtet der Hetzereien der Pariser Zeitungen haben sich zahlreiche französische Aerztc nach Berlin zu dem dort stattfindenden internationalen Aerzte- Kongreß begeben.
Belgien.
Brüssel, 26. Juli. Gestern wurde zwischen Deutschland und dem Congostaat ein Vertrag unterzeichnet, welcher die Auslieferung von Verbrechern, sowie die Gewährung sonstiger Rechtshilfe in Strafsachen zwischen den deutsch-ostafrikanischen Schutzgebieten und dem Congostaat regelt.
England.
Man schreibt uns aus London, 25. Juli: Im Oberhause kündigte der Lordkanzler die Einbringung einer Vorlage an, welche das Minimalmaß der Zuchthausstrafe von fünf auf drei Jahre hcrabsetzt.
London, 26. Juli. Das Unterhaus nahm in zweiter Lesung die Helgoland-Bill mit 209 gegen 6l Stimmen an. Dägegen stimmten die Parnelliten und einige Radikale.
London, 28. Juli. Einer Meldung des Reu- ter'schen Bureaus aus Newyork zufolge haben die Truppen von Guatemala in der Schlacht bei Choingo 600 Mann verloren. Von den Truppen von Salvador sind 2 Offiziere und 87 Mann tot oder verwundet. — Nach einer Meldung desselben Bureaus aus Buenos-Aires von gestern nachmittag wurde der Straßenkampf fortgesetzt. Die Regierungstruppen sind zurückgeschlagen worden. Ein vierun'dzwanzig- stündiger Waffenstillstand beendete den Kampf.
London, 28. Juli. Das Reuter'sche Bureau meldet aus Newyork: Die Bergindnstriestadt Wallace in Idaho ist abgebrannt. Fünfzehnhundert Ein-- wohncr sind obdachlos. Der Schaden beträgt eine halbe Million Dollars.
Rußland.
Aus Odessa meldet man: Die Cholera verursachte in Baku bereits 70 Todesfälle, ehe die Behörden das Auftreten derselben zugestanden. Die Hitze in Südrußland und im Kaukasus ist enorm, so daß die Arbeiten während der Mittagszeit unterbrochen werden müssen.
Türkei.
Konstantinopel, 26. Juli. Die „Agence de Constantinoplc" meldet: Der Dragoman der russischen Botschaft verlas dem Großvezir eine Depesche Giers', welche besagt, daß die Ernennung der bulgarischen Bischöfe eine Stärkung der nicht anerkannten Regierung sei, wogegen Rußland sich verwahren müsse.
Kleinere Mitteilungen.
Haiterbach, 26. Juli. Letzte Woche machte sich der 10jährige Knabe eines Stuttgarter Luftkurgastes laut „N. Tagbl." am Aufziehseil im Garbenloch der Scheune zu schaffen und stürzte so unglücklich ans die Tenne herab, daß man für sein Leben befürchtet.
Ebingen, 25. Juli. Von einem empfindlichen Verlust wurde heute dem Albboten zufolge ein hiesiger Bierbrauer betroffen. Demselben fielen 5 Lager- ässer mit dem Gesamtgehalt von 4000 Liter über las weichende Faßlager der oberen Lage herab und liefen vollständig aus. (Solls ertragen können.)
U l m, 25. Juli. In letzter Woche versuchte ein l ljähriger Knabe, der mit seiner Mutter, einer Witwe, auf der Straße in Streit geraten und deshalb von einem Pfleger zur Verantwortung gezogen worden war, seinem Leben durch Erhängen ein Ende zu machen. Als man ihm den Strick abnahm, band der Schlingel Schuhnestel zusammen und wiederholte den Selbstmordsversuch, wurde dabei aber wieder an seinem Vorhaben gehindert.