Backnang, 23. Juli. Eine Eheschließung mit Hindernissen. Daß im menschlichen Leben der bittere Ernst manchmal doch auch noch eine komische Seite hat, sollte laut „'S. M." ein Brautpärchen letzten Dienstag in Unterweissach erfahren. Am Tage vor der Trauung stellte es sich heraus, daß eine unentbehrliche Urkunde fehlte, man setzte den Telegraphen und Fernsprecher in Bewegung und das Hindernis ist weggeräumt. Am Dienstag Morgen ordnete der Standesbeamte die Papiere, da machte ein Schlaganfall seinem Leben ein Ende und der im Hause wohnende Sohn, bei welchem die Hochzeit gehalten werden sollte, schafft schleunigst die vorhandenen Vorräte in ein anderes Wirtshaus. Als nun der standesamtliche Vertreter seines Amtes warten will, ertönte die Feuerglocke und die Pflicht ruft auf den Brandplatz. Das Feuer ist zum guten Glück bald gelöscht, wenigstens die dringcnste Gefahr beseitigt und nun kann auch das Brautpaar ohne weitere Zwischenfälle in den Hafen der Ehe einfahren.
Vom Lande, 23. Juli. Vielfach wird geglaubt, die Düngung der Obstbäume habe im Frühling oder Herbst zu geschehen. Allein das ist nicht so, vielmehr ist jetzt nach der Heuernte die rechte Zeit der Düngung, da jetzt der Fruchtansatz fürs nächste Jahr sich entwickelt und durch die Düngung begünstigt wird. Anderseits kommt solche auch noch den auf den Bäumen sich befindlichen heurigen Früchten zu gute, weshalb kein Obslbaumbcsitzer diese so wichtige Arbeit versäume.
In Dollnsteiu (Bayern) ging ein Dienstknecht die unsinnige Wette ein, daß er einen Maßkrug mit gestrecktem Arme so lange halten werde, bis er drei Semmeln verzehrt hätte. Leider war der Ausgang dieser Wette für den Dienstknecht ein sehr schlimmer, indem er an Erstickung sterben mußte.
Am Sonntag früh sind auf dem Bahnhof zu Speyer 17 Wagen eines Güterznges entgleist. Einige Wagen wurden vollständig zerschmettert, andere aufeinander geschoben. Menschen sind glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen.
Die Frau eines amerikanischen Gastes zum deutschen Bundcsschießen, die ihren Mann krankheitshalber nicht nach Berlin begleitete, sondern in Hamburg verblieb, beschenkte ihn vor einigen Tagen m>t einem Zwillingspaare, zwei Knaben. Die jungen Weltbürger haben die Vornamen „Caprivi" und „Bismarck" erhalten.
Wie kläglich die Besoldung der preußischen Bolksschullehrer teilweise noch immer ist, zeigt die folgende Thatsache: Der lOOOO Einwohner zählende
westpreußische Ort Mocker hat vierzehn Lehrer. Vier davon haben einen Jahresgehalt von 540 zwei von 600 zwei von 650 zwei von 700 zwei von 800 ^ und die beiden Hauptlehrcr bekommen 900 Daß die Lehrer auf gesetzliche Feststellung des Gehaltes hinarbciten, kann da wahrlich nicht Wunder nehmen.
In Oldenburg ist die Nonnenraupc aufgetreten. Auf 70 Hektar Forstgrnnd ist der Bestand an Nutzhölzern und Pflanzungen kahl gefressen.
Die Kaiserin Friedrich plant eine ausführliche Lebensbeschreibung ihres verstorbenen Gemahls. Wie man der „Täglichen Rundschau" schreibt, verfolgt die Kaiserin Friedrich ihren Plan mit unermüdlichem Eifer. Es ist so viel urkundliches Material znsam- mengebracht worden, daß sich in demselben kaum noch eine Lücke zeigt, und zwar erstrecken sich die vorhandenen Schriftstücke ans die Thätigkeit des Verstorbenen als Soldat, als Förderer der Kunst und Wissenschaft und als Begründer und Beschützer gemeinnütziger Anstalten der verschiedensten Arr. Ihn in seinem menschlichen Wesen zu erkennen, reichen vielfache Aufzeichnungen und ein umfangreicher Briefwechsel mit fürstlichen Personen und namhaften Privatleuten ans. Die eigenen Tagebücher des Kaisers werden ungehindert benutzt. Die Gemahlin des Kaisers erfreut sich bei ihrem Vorhaben der Mit- t Hilfe des regierenden Kaisers, zugleich aber auch vieler Gelehrten, die zu Kaiser Friedrich in persönlicher Beziehung standen, ergiebig sind namentlich auch die im Nachlaß der Kaiserin Angnsta vorhandenen Aufzeichnungen und Briefe. Auch die Großherzogin von Baden stellt viele Erinnerungen zur Verfügung. Das Meiste zu geben ist die Kaiserin Friedrich selbst im Stande. Die Feldmarschälle Graf Moltkc und Graf Blnmenthal werden die militärische Begabung des Kaisers schildern.
Budap e st, 25. Juli. Der Ort Janosraza steht in Flammen; es sind bereits 100 Häuser nieder- gebrannt.
Das Ministerium des Auswärtigen teilt mit, daß einige betrunkene Personen, welche in Nizza eine italienische Fahne von der Fahnenstange gerissen hatten, von den französischen Gerichten wegen dieses Unfugs verurteilt seien. Damit sei für Italien die Sache beendet.
P aris, 22. Juli. (Tabakverbranch in Frankreich.) Ein französischer Statistiker hat ausgerechnet, daß der alljährlich in Frankreich verbrauchte Tabak, als Strick von zwei Zoll Durchmesser ge- dreht, dreißig Mal um den Aeqnator gelegt werden
könnte. Zu festen Ziegeln gepreßt, gäbe die gleiche Quantität Tabak eine Pyramide, welche beinahe die Höhe der dritten großen Pyramide Egyptens crrci-, chen würde. Zu Schnupftabak zerrieben, genügte der Tabak, um eine große Stadt zu verschütten, wie dies im Altertum Hcrcnla'num und Pompeji zustieß. Vielleicht findet sich ein gewissenhafter Statistiker, um die Richtigkeit dieser Behauptung zu prüfen.
Oberammergau, 23. Juli. Gestern erhielt der Darsteller des Christus im Passionsspiele, Herr Maier, vom Papst einen prachwollen Rosenkranz zum Geschenk. Begleitet war derselbe von einem schmeichelhaft abgefaßten Schreiben mit eigenhändiger Unterschrift Sr. Heiligkeit.
Moskau, 24. Juli. Letzter Tage kam in das Schlachthaus zu Rostow eine Köchin um Fleisch einzukaufen. Ein Flcischcrknecht legte ein großes Stück Fleisch auf den Block, um das gewünschte Stück abzuhacken; während nun der Fleischer zum Hieb ausholte, beugte sich die Köchin nochmals auf das Flcischstück, um dasselbe zu beriechen; in dem Augenblick sauste aber gerade auch das Beil nieder und spaltete der Unglücklichen den Schädel.
In Rußland ist ein neues Wuch crgesc tz erlassen worden. Wer des Wuchers überführt wird, hat die Strafe der Verbannung nach Sibirien zu gerckirtjgeu.
New-Jork, 24. Juli. Im Commerzial-Hotel zu Denver brach Nachts Feuer aus. Von lOO Schlafenden wurden nur 12 mit größter Mühe gerettet, die übrigen sind verbrannt; mehrere Feuerwehrleute sind ebenfalls dem Rauch und der Hitze erlegen.
Handel B Verkehr.
Rottenbnrq, 26. Juli. Der Stand unserer Hopfe.» ist in den letzten 8 Tagen nicht besser geworden. Während wir in der Zeit schon so weit voran sind, das; Spälhopfcn in Blüte sein sollten, lassen sich in oen von der Krankheit befallenen Anlagen noch nicht einmal Spnren von Fruchtansatz blicken. Produzenten behaupten allgemein, daß nach dem heutigen Stand nicht über 2 jz des vorjährigen Ertrags Angebracht -werden.
Schwalldorf, (Nottenbnrg) 25. Jnli. Die Neps- crntc ist in unserer Gemeinde, und wie man hört in andern Orten des Oberamtsbezirks sehr befriedigend ausgefallen. Hier lagern allein ca. 5' 0 Ztr. R;PS.
Horb, 28. Juli. (Hopfen). Am Samstag wurden von Hopfenauskäufcr Mail. Straub hier der Zentner 89cr Hopfen zu IM von Sch'.ffwirt Gehler gekauft.
Verantwortlicher Redakteur Steiuwandcl in Nagold. — Druck und Verlag der G. W. Iaiser'schen Buchhandlung.
Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.
Nagold.
Küfer-Holz L Vieh-Verkauf.
Unterzeichnete verkauft am Samstag den 2. August, von- vormittags 9 Uhr an: den ganzen Vorrat von gespaltenen eichenen
Faßdauben L Böden
verschiedener Länge, sowie
Handwerkszeug nebst Butten <L Stutzen;
sowie eine große Partie
Eichendielen
verschiede ner Stärke, ferner
1 Kalbet L 1 Kuh,
25 Wochen trächtig, mit dem 2. Kalb, wozu Liebhabereingeladen werden.
Wilh. Harr,
Küfers Wwe.
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Teinach.
Nachdem von mehreren Artilleristen der Wunsch ausgesprochen wurde, sich zu einem fröhlichen Zusammensein zu vereinen, haben sich Verschiedene dahin geeinigt, eine diesbezügliche
ergehen zu lassen.
Es werden deshalb alle Angehörige der Artillerie, welche sich an dieser Zusammenkunft beteiligen wollen, aufs herzlichste eingeladen, sich am
Sonntag den 3. August d. I., nachmittags,
bei dem früheren Kanonier
Braun, Wirtschaft A. Teinachlhcll, einfinden zu wollen.
Braun wird sich bemühen, durch gute Speisen und Getränke die Zufriedenheit seiner Corpsbrüder zu erwerben suchen.
Zahlreiches Erscheinen erwünscht.
Mehrere Artilleristen.
W i l d b e r g.
10 Stück schöne
-(IAA Milch- ^ , schweine
verkauft am Lamstag den 2. August, morgens 8 llhr,
G. A. Reichert, Bäcker.
Für die
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empfiehlt:
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Rur direkt von 8. Becker in Seesen am Harz erhält man den allbekannten Holland. Tabak 1b Pfd. lose in l Beutel fco. 8 Mk. probatum 68t!
Frankfurter Geldkurs
vom 27. Juli 1890.
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55—60
35-39
65—70
Dollar? in Gold . .
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Dukaten.
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