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diesbezüglichen Obliegenheiten sorgfältig nachzukommcn, auf die Min.-Erlasse vom 24. Sept. 1885 — Amtsbl. S. 266 — vom 22. Okt. 1885 — Amtsbl. S. 307 - - und v. 12. April 1888 Amtsbl. S. 132 wird gleichfalls zur genauen Darnachachtung hingewiesen Den 10. Jan. 1890.
t. Oberamt. I)r. Gugel.
Nagold
Rekrntierung 1S9V
Diejenigen K. Standesämter, welche mit der Erstattung der Anzeigen, betreffend die im Jahre 1889 verstorbenen männlichen Personen, noch im Rückstand sind, werden hiemit aufgefordert, Versäum tes unverzüglich nachzuholen.
Zu vergl. oberamtl. Erlaß vom 13. Dez. 1889 Gesellschafter Nro. 149.
Den 15. Januar 1890.
K. Oberamt. Or. Gugel
Gestorben in Amerika, Georg Brezing aus Hai-
terbach, in Terre Haute, Jnd. Den 13. Jan., Hermann Wetzcl, vaml. blisol., langjähr. Besitzer des unteren Bades in Liebenzell, 76 I., Untertürkheim.
Tages-Neuigkeiterr.
Deutsches Reich.
Oberhaugstett, 11. Jan. Heute früh durchlief die traurige Kunde unfern Ort von dem so unerwartet schnellen Hinscheiden unseres Herrn Schullehrer Jäck, in einem Alter von beinahe 66 Jahren; 30 Jahre war er an hiesiger Schule thätig. Möge ihm die Erde leicht sein. (C. H.)
Wurmlingen, OA. Rottenburg, 14. Jauuar. In der Nacht vom Sonntag zum Montag ist hier ein großes Doppelhaus, der Mönchhof, ein Raub der Flammen geworden. Das rasende Element griff so rasch um sich. daß in kurzer Zeit das ganze Haus nebst Scheuer abgebrannt war. Gerettet konnte gar nichts werden. Der Besitzer, der im Bette lag, erlitt den Flammentod. Verbrannt sind auch 5 Stück Vieh. 1 Pferd, u. s. w. Man vermutet auch, daß eine größere Baarsumme verloren gegangen ist, da der Besitzer ein sehr vermöglicher Mann war.
Stuttgart, 14. Jan. Oberhofprediger Karl Gerok ist heute Mittag gestorben.
Stuttgart, 13. Jan. Die Zahl der au Influenza Erkrankten im Katharinenhospital ist nun doch im Abnehmer: begriffen. Heute befinden sich im Spital noch 130 Kranke gegen 156 am letzten Samstag.
Stuttgart. Influenza. Von den Aerzten wird das anhaltende Regenwetter als gutes Zeichen betrachtet und die Thatsachen sprechen bereits dafür. Der Stand der Jnfluenzakranken rm Katharinenhospital beträgt heute wiederum 10 weniger als gestern, also nur noch 120, während von Heilbronn z. B. 160 gemeldet werden.
Nach dem „Schw. Wochenblatt" sind bis jetzt als Kandidaten der arbeitenden Bevölkerung (Sozialdemokratie) zu der am Donnerstag den 20. Febr. 1890 stattfindenden Reichstagswahl in Württemberg ausgestellt: I. Wahlreis (Stuttgart Stadt und Amt): Karl Kloß, Schreiner in Stuttgart; II. W.-K. (O.A. Cannstatt-Ludwigsburg-Marbach Waiblingen): I. Stern, Schriftsteller in Stuttgart; HI. W.-K. (O.A. Besigheim-Brackenheim-Heilbronn- Nckarsulm): G. Kittler, Gem.-R. in Heilbronn;
IV. W.-K. (O.A. Böblingen-Leonberg-Maulbronn- Vaihingen): G. Bronnenmayer, Wirt, Göppingen;
V. W.-K. (OA. Eßlingcn-Kirchheim-Nürtingen-Urach): Th. Lutz, Apotheker in Baden-Baden, VI. W.-K. (O.A. Reutlingen-Rottenburg-Tübingen): Karl Kloß, Schreiner in Stuttgart: VII. W.-K. sL.A. Calw- Herrenberg-Nagold-Neuenbürg): Th. Lutz, Apotheker in Baden-Baden: X. W.-K. (O.A. Gmünd-Göppin- gen-Schorndorf-Welzheim): A. Agster, Apoth. in Stuttgart; XI. W.-K. (O.A. Backnang-Hall-Oehriu- gen-Äeinsberg): Ehr. Schwend, Sägmühlebesitzer und Gem.-Rar in Hall; XIII. W.-K. (O.A. Aalen- Ellwangen-Gaildorf-Neresheim): Karl Kloß, Schreiner in Stuttgart: XIV. W.-K. (O.-A. Geislingen- Heidcnheim-lllm) A. Dietrich, Buchbinder in Stuttgart.
Ulm, 10. Jan. Der Kommerzienrat Ferdinand Bürgten, Teilhaber der weitbekannten Firma, Gebr. Bürgten, Tabakfabrik hier, ist heute mittag im Alter von 42 Jahren verschieden. Der Verstorbene litt zuletzt an Lungenentzündung, die sich aus der Influenza entwickelt haben soll. Letztere Krankheit tritt in den letzten Tagen in unheimlicher Weise hier auf.
Die in Niederstetten erscheinende „Hohen loher Zeitung" bittet in ihrem gestrigen Blatte um Nachsicht bezüglich der Redaktion und dem Erscheinen des Blattes, da sie wegen ausgebrochcner Influenza nur einen Mann in der Druckerei arbeitsfähig hat.
München, 12. Jan. An der Spitze der in großer Zahl eingelaufcnen Beileidsbezeigungen anläßlich des Ablebens I. v. Döllingers steht ein Telegramm der Kaiserin Friedrich aus Berlin an die Bruderskinder des Entschlafenen: „Ich nehme den innigsten und aufrichtigsten Anteil an dem Da hinschcidcn Ihres Oheims Rcichsrats v. Döllinger, in welchem ich einen sehr hervorragenden und verdienstvollen Mann verehrte, und dessen Tod einen unersetzlichen Verlust für die ganze gebildete Welt bedeutet. Kaiserin Friedrich."
München, 12. Jan. Der Magistrat beschloß heute in geheimer Sitzung die Niederlegung eines Kranzes am Grabe des Professors v. Döllinger u. die Abordnung einer Gemeinde-Deputation zum Leichenbegängnis.
München, 13. Jan. Dem Leichenbegängnisse Döllingers wohnten ein Flügeladjutant als Vertreter des Prinzregenten, die Minister v. Crailsheim und v. Leaurod, der preußische Gesandte Graf Rantzau, mehrere Hofwürdenträger, verschiedene Generäle, der Polizeipräsident, die Rektoren der Hochschulen, beide Bürgermeister, zahlreiche Mitglieder des Reichsrats und der Abgeordnetenkammer, viele Gelehrte, Künstler und Schriftsteller bei. Professor- Friedrich celebrierte die Messe, Professor Braun widmete dem Verstorbenen namens der Akademie der Wissenschaften einen Nachruf.
Aus München schreibt man dem Wiener „Fremdenblatt": Bereits im Jahre 1880 hatte der Vorgänger des jetzigen Erzbischofs von München dem Klerus des Hofstiftcs St. Kajetan sowohl die korporative wie einzelne Beteiligung an dem Begräbnisse Döllinger's, welcher Propst dieses Stiftes war, falls er als Exkommunizierter stürbe, verboten. Dieses Verbot hat das erzbischöfliche Ordinariat dem Klerus nun aufs neue zur Kenntnis bringen lasseir. Das Begräbnis wird durch Prof. Friedrich Montag um 4 Ühr abgehalten. Hiezu kommen der altkathölische Bischof Reinkens und Professor Reusch. Die Leiche segnete Prof. Friedrich (altkatholisch) ein. Der Totenwagen mit vielen Kränzen fuhr allein, nur von den Dienern der Reichstagskammer mit Fackeln begleitet, auf den Friedhof. Der Prinz-Regent schickte einen prächtigen Kranz.
Der Kaiser hat bestimmt, daß im Zeughaus vor den Eckpfeilern des Kuppelsaalcs, welche die Eingänge zu den Feldherrensälen im Osten nnd Westen flankieren, die bronzenen Kolossalbüsten der vier um Preußens Größe hochverdienten Männer: Scharnhorst, Roon, Stein und Bismarck, aufgestellt werden.
Kaiser Wilhelm Hut dem Buudespräsiden- ten Ruchonnet in Bern für die beim Tode der Kaiserin Augusta Namens des Schweizer Bnirdes- rates bewiesene Teilnahme telegraphisch seinen Dank anssprechen lassen.
Berlin, II. Januar. Soeben setzt sich unter allgemeinem Glockengeläute der Leichenzug mit der Kaiserin Augusta in Bewegung, nachdem die Trauerfeier in der Schloßkapelle beendigt worden ist. Hier selbst hatte Oberhofprcdiger Tr. Kögel die Rede gehalten, anknüpfend an den Wahisruch der teuren Verstorbenen: Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet! Der Geistliche beleuchtete in beredten Worten die hoben Tugenden der Gottesfurcht, Ergebenheit, Wohlthätigkeit, der innigen Gatten- und Vaterlandsliebe der Verstorbenen und fügte daran die Mahnung an die .leberlebenden, achtsam zu sein auf den Ernst der Zeit und ausgerüstet mit den idealen Gütern, den Kräften des Gebets. Den Schluß bildeten die Worte: Ziehe hin in Frieden! Im übrigen verlief alles rrogrammmäßlg bei herrlichstem, aufgeklärtem Wetter. Zu Tausenden drängten sich in dichten Reihen die Teilnehmenden hinter den Spalier bildenden Grup- ren: den Gewerken, Hochschulen». Kriegervereinen re.
Zur Beiwohnung der Trauerfeierlichkeiten für die Kaiserin Augusta kamen nach Berlin: Der König von Sachsen, der Krönprittz von Schweden, der Herzog von Edinburg als Vertreter der Königin von England, der Großherzog und der Erbgroßherzog von
Mecklenburg-Strelitz, der Fürst von Hohenzollern, der Herzog von Koburg, der Erzherzog Franz Fer- dinand d'Este, der Prinz Wilhelm von Württemberg u. a. — Der Präsident der Schweizer Eidgenossen- schaft, Ruchonnet, hat im Aufträge nnd Namen des Bundesrates in Bern dem Kaiser ein Beileidstelegramm zum Tode seiner Großmutter gesandt.
Die Armen Berlins verlieren an der verstorbenen Kaiserin Augusta eine ihrer hervorragendsten und zartfühlendsten Wohlthätcrinnen. Nicht unbeträchtliche Summen waren es, welche die Verstorbene alljährlich zur Linderung von Noc und Elend aussetzte und so halte cs sich Kaiserin Augusta seit einer langen Reihe von Jahren zum Prinzip gemacht, einlaufcnde auf Bitten um Unterstützung basierende Schreiben selbst zu lesen und nach ihrer eigensten Eingebung hin zu erledigen. — Recherchen über Arme und Bedürftige, die sich an die Gnade der hohen Frau gewendet, mußten von der Umgebung der Kaiserin sofort erledigt werden! wahrhaft menschlich und der Schülerin Göthes würdig klingt der Ausspruch der greisen Frau, als ihr vor Jahren seitens ihrer Umgebung bei Erteilung einer Wohlthat an eine arme und ihres Ernährers beraubte Familie mitgeteilt wurde, daß der verstorbene Mann der zu Unterstützenden Sozialdemokrat gewesen, die Kaiserin der Witwe sofort eine namhafte Summe aus ihrer Privatschatulle auszahlen ließ mit den Worten: „Was kümmert mich die politische Gesinnung des Mannes, ich denke an seine hungernde und darbende Familie!"
Berlin, !3. Jan. Präsident v. Levetzow teilt dem Hause ans der gestrigen Audienz des Präsidiums bei dem Kaiser mit, letzterer habe betont, die allgemeine politische Lage lasse zur Zeit den Weltfrieden als völlig gesichert erscheinen. Zur Wahrung des Friedens sei durchaus erforderlich, daß Deutschland in seiner geographischen und politischen Lage nicht versäume, für militärische Rüstungen im besten Stande zu sein, um für Heer und Flotte unablässig zu sorgen.
Berlin, 11. Jan. Der Antrag von Hueue, betreffend die Wehrpflicht der Geistlichen, wonach militärpflichtige Studierende der Theologie in Frie- dcnszeiten auf ihren Antrag bis zum 1. April des siebenten Militärpflichtjahres zurückgestcllt und, wenn sie bis dahin die Berechtigung zum geistlichen Amt erlangt haben, der Ersatzreservc überwiesen werden, ist im Reichstag bekanntlich mit geringer Mehrheit (127 gegen 111 Stimmen) in zweiter Lesung angenommen worden. Die von konservativer Seite ausgehenden Anträge, die Forderung auf die katholischen Theologen zu beschränken, vermochten nicht durchzudringen. Inzwischen hat sich ans evangelisch-theologischen Kreisen heraus ein sehr lebhafter Widerspruch gegen die Ausdehnung dieser Maßregeln auf die evangelischen Theologie-Studierenden erhoben. DaS neueste Verzeichnis der beim Reichstag einge- gangencn Petitionen weist Gesuche der Art von Studenten der evangelischen Theologie aller deutschen Universitäten auf, ferner eine Petition des Ausschusses der Gesamt-Synode der evangelisch-reformierten Kirche der Provinz Hannover. Auch aus Darmstadt wird soeben ein entsprechender Beschluß der hessischen Landes-Synode gemeldet. Es ist anzunehmen, daß der Reichstag, wenn die Angelegenheit überhaupt noch zur Erledigung kommt, dieser Forderung noch Rechnung tragen und wenigstens den evangelischen Theologen keine Ausnahmsstellnng hinsichtlich der Erfüllung der Wehrpflicht einräumen wird.
Deutscher Reichstag. In der Freitagssitzmig - wurde die am Tage vorher begonnene zweite Beratung des Marineetats beendet. Die einmaligen Ausgaben desselben wurden nach den Beschlüssen der Budgetkommission unverändert angenommen, darunter anck die Forderung für die neue Kaiscryacht. Abgg. Rickert, Richter (freist), Wind- thorst (Ctr.) behaupteten übereinstimmend, ein so teures Fahrzeug, das Schiff soll 4yz Millionen kosten, sei unnötig; die Forderung sei auch zu hoch im Hinblick auf die Finanzlage des Reiches. Staatssekretär Hensner, Abgg. Wör- mann, von Bennigsen (natlib.), von Frcgc, Graf Stollbcrg-Wernigerode (kons.) traten für das neue Kaiserschiff cm, bestritten, daß dasselbe zn kostspielig sei. Die „Hohenzollern" genüge, was Raum und Schnelligkeit anbetreffe, nicht mehr, cs müsse also Abhilfe geschaffen werden. Abg. von Bennigsen betonte, daß diese Forderung die erste für den Kaiser an den Reichstag sei, man werde cs im Volke nicht verstehen, wenn diese Summe verweigert werden sollte. Die Forderung wurde schließlich mit erheblicher Mehrheit bewilligt. Nachdem noch einige Rechnnngssachcn erledigt waren, vertagte sich das Hans auf Montag 12 Uhr.
Berlin, 13. Januar. Es verlautet, der Reichstag werde Anfang Februar aufgelöst werden.