Haltung der Ordnung und der Abwehr der Fran­zosen Vorschläge gemacht wurden, über welche man: des Lachens sich nicht erwehren konnte, und doch ^ hatte daS Jahr 1848 wirklich solchen Unsinn gezei-! tigt. Auch die Kopflosigkeit beim Retten der Habe! durch den gefürchteten Einmarsch der Franzosen > wurde sehr gut illustriert, an alles dachte man, das teure Leben des liebenPfarrtöchterleinS aberzuschützen, § an daS dachte man zuletzt. Es würde uns zu weit führen, alle die Szenen zu skizzieren, die dies Thea­terstück bietet und erwähnen nur noch die Rolle des Berliner Vetter, der solche m so natürlicher Weise wiedergab, daß man in dem Darsteller kaum einen guten Schwaben vermutete. Wie also die ganze Aufführung und das Arrangement volles Lob ver­dient, so können wir auch nicht unerwähnt lassen, daß die Dekorationen wirklich geschmackvoll, treu, ja künstlerisch waren und dem Verfertiger Maler Hcs- peler alle Ehre machen.

Nagold, 25' Febr. Gestern hielt die Handwerkerbank Nagold E. G. ihre jährliche Generalversammlung im Sautter'schen Saal. Nach dem vorgelegten Rechenschaftsbericht pro 3l. Dezbr. 1888 wurde bei einem Umsatz von über 4 Millio­nen ^ ein Reingewinn von ca. ^ 7400 erzielt. Hievon soll eine Dividende von 5"/o verteilt und der Ucberschuß mit ca. ^ 1800 dem Reservefond zugeteilt werden, welcher dadurch auf die ansehnliche Summe von über ^ 39000 anwächst (beinahe sts des ^ 119 000 betragenden eigenen Stammkapi­tals.) Verluste sind auch im letzten Jahr keine vorgekommen. Die Mitglicderzahl beträgt 316. Das Vertrauen, welches die Mitglieder in ihre Bankver­waltung setzen, haben dieselben dadurch bewiesen, daß sowohl die Vorstandsmitglieder als auch die austre­tenden Mitglieder des Verwaltungsrats und der Aufsichtsrat aufs Neue wieder gewählt wurden. Möge die Bank auch fernerhin gedeihen!

Stuttgart, 22. Febr. Bei der Legitimations­kommission der Kammer der Abgeordneten liegt un­ter den übrigen bereits bekannten Wahlanfechtungen auch die von Eßlingen gegen den dortigen Abgeord­neten Brodbeck vor. Demselben sei nämlich nachge­wiesen , daß er durch Verabreichung von Freibier und Ankauf von größeren Haferqnantitäten bei den Bauern eine Wahlbeeinflussung versucht hätte.

Stuttgart, 22. Febr. Im Druck erschie­nen ist der Entwurf eines Gesetzes. betreffend die Erhebung eines Zuschlags zur Hundeabgabe durch die Gemeinden. Dieser Zuschlag, der zu Gunsten der Ortsarmenkasse erhoben werden darf, soll nach Art. l den Betrag von 12 ^ für den Hund nicht übersteigen. In den Motiven wird darauf hinge­wiesen, daß die Zunahme der Hunde im ganzen Lande in den letzten Jahren wahrzunehmen gewesen ist, (von 42 882 im Jahre 1884 ist die Zahl ans! 51 664 im Jahre 1888 gestiegen). Die Zunahme der Hunde ist ein Beweis dafür, daß der dermalige Steuersatz von 8 nicht genügt, um die Vermeh­rung der Hundezahl hintanzuhalten. Gegen eine ^ Erhöhung der staatlichen Abgabe spricht, daß die Zunahme der Hunde in den kleineren und ländlichen Gemeinden eine geringere und weniger belästigende ist, als in den größeren, und daß durch eine allge­meine gleichmäßige Erhöhung der staatlichen Abgabe das hauptsächlich auf dem Lande vertretene Halten ^ von Gewcrbs- (insbesondere Schäfer-) Hunden und i von Sicherheitshunden empfindlich betroffen würde. ; Der Entwurf will dagegen die Gemeinden in die j Lage setzen, die Höhe der Steuer unter Berücksich­tigung der örtlichen Verhältnisse so zu bemessen, wie es der polizeiliche, ans die Einschränkung der Zahl der Hunde gerichtete Zweck der Steuer ersor- ^ dcrt. Durch eine solche Maßregel wird zugleich den i Wünschen der Gemeinden nach Erweiterung ihrer! Besteuerungsrcchte Rechnung getragen. Es haben! auch die bürgerlichen Kollegien von Stuttgart schon ; früher die Einführung von örtlichen Zuschlägen zur i bestehenden Hundeabgabe beantragt. I

In Zwiefaltendors brach in dem Wohnhaus i des Schmieds Munding Feuer aus. Von dem Mo- ; biliar konnte gar nichts gerettet werden. Die bei ^ dem Ausräumen beschäftigte Gertrud Munding wurde ; infolge des Schreckens und der Aufregung voni § Schlage gerührt und war nach wenigen Minuten - eine Leiche. !

Zum Landesscharfrichter wurde unter zwei vor- ; handeuen Bewerbern der Kleemeister in LauphcinS ernannt.

Brandfälle: In Ruith, am 22. dS., die Scheune des Fuhrmann» Gottlieb Bräuning und das angebaute Wohnhaus.

München, 21. Febr. Die klerikale Mehrheit des Magistrats hatte in geheimer Sitzung abgelehnt, an Herrn von Döllinger namens der Stadt zu des­sen demnächstigem 90. Geburtstag eine Glückwunsch- adreffe zu richten. Dagegen beschloß heute das Stadt- verordneten-Colleg mit allen gegen eine Stimme, den Magistrat zur Absendung einer solchen Adresse auf­zufordern; sollte diese Forderung abgelehnt werden, so wird da» Stadtverordneten-Colleg für sich namens der Stadt eine Adresse überreichen. (Döllinger ist bekanntlich exkommuniziert, weil er von der päpst­lichenUnfehlbarkeit" nichts wissen will.)

Nürnberg, 21. Febr. Heute nacht zerstörte ein riesiges Feuer die Lagerräume der Speditions­firma Fein und Stark vollständig. Der Schaden ist bedeutend. An Haber allein sind 1200 Ztr. verbrannt.

Berlin, 20. Febr. DerCorr. de l'Est" wird aus Londoner Hofkreisen gemeldet: Der deutsche Kaiser hat an seine Mutter, die Kaiserin Friedrich, ein sehr herzliches Schreiben gerichtet, in welchem er auch der Großmutter, Königin Viktoria, mit großer Zärtlichkeit gedenkt und seinen Besuch für Ende April oder Anfangs Mai in Aussicht stellt.

Berlin, 20. Febr. Nach einem Londoner Telegramm der Krcuzzeitung Hütte die Regierung von Lord Lytlou die Meldung erhalten, Boulanger schrecke vor einem Krieg mit Deutschland zurück, wäre aber entschlossen, falls er ans Ruder käme, einen Krieg mit England zu provozieren. (?)

Berlin, 20. Febr. In dem Organ der Deut­schen allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung wird näheres von der Audienz berichtet, welche der Präsident Bödiker und Brauercidirektor Rösike beim Kaiser hatten. U. a. hatte dabei der Kaiser seine Freude darüber ausgesprochen, daß diese Ausstellung aus den Kreisen der Industrie selbst hervorgegan­gen, es würde dadurch das Interesse der Arbeitge­ber für die Sicherheit ihrer Arbeiter bekundet. Es käme überhaupt darauf an, den Arbeitern die Ueber- zeugnng zu verschaffen, daß sie ein gleichberechtig­ter Stand seien und allseitig als solcher anerkannt würden. Nur dann würde es gelingen, sie der So­zialdemokratie zu entfremden. Es sei bemerkenswert, daß die ganze Gesetzgebung zum Schutze der Arbei­ter zuerst in einem monarchischen Staate geplant und ein gutes Stück derselben mit Erfolg durchge­führt worden sei, nicht in einem Staate, in welchem das Volk sich selbst regiert. Der Kaiser erwiderte auf die Frage, ob er die Ausstellung in Person er­öffnen werde:Selbstverständlich, sofern es meine Zeit irgendwie erlaubt." Als Zeitpunkt für die Er­öffnung ist die Woche nach Ostern in Aussicht ge­nommen.

Berlin, 21. Febr. Verschiedene englische Blätter bringen nach einer hierher gelangten Lon­doner Meldung die Mitteilung, der Sultan von Marokko habe Deutschland auf dessen Verlangen ein zwischen Mezilla und der algerischen Grenze an der Nordküste Marokkos belegenesGebiet'zurGründung einer Flotten-und Kohlenstation abgetreten.(Wirddemcntiert.)

Berlin, 21. Febr. DiePost" veröffentlicht eine Hamburger Zuschrift, worin von neuem vor der Auswanderung nach Brasilien gewarnt wird, weil das Land zu Kolonisationsversuchen mit deutschen Ansiedlern nicht geeignet sei.

Berlin, 2!. Febr. Die für die Artillerie in dem demnächst dem Bundesrat zugehenden Nach­tragsetat geforderte Summe dürfte sich au einmaligen und dauernden Ausgaben auf ungefähr > 5 Millionen belaufen. In dem Nachtragsetat dürfte sich auch eine Forderung für die Trennung der Verwaltung vom Eommando der Marine befinden.

Berlin, 22, Febr. DieNordd. Allg. Ztg." zieht einen Vergleich zwischen dem Extrablattschwin­del und dem Geheimmittelschwindel, und meint, so­wie die Polizeibehörde gegen die Ankündigung des letzteren vorgche, ließe sich vielleicht auch gegen er- steren verfahren. (?)

Berlin, 23. Febr. (Privatst, des Gesellsch.) Das deutsche Schulgeschwader er­hielt unerwarteten Befehl, sofort nach Sa­moa abzusegeln.

Berlin, 23. Febr. Der Reichstag wird voraussichtlich etwa am 14. März feine Thätigkeit

, wieder aufnehmen. Auch bei angestrengter Arbeit I wird es nicht möglich sein, den noch übrigen Stoff vor dem Osterfest zu erledigen. Dafür ist es aber sehr wahrscheinlich, daß das AltersversorgungS- und JnvaliditätSgesetz noch in dieser Session zu Stande kommt. Die Regierung legt hierauf den höchsten Wert und wird alles aufbictcn, um den auf den ge­deihlichen Abschluß gerichteten Bestrebungen der Mehr­heit des Reichstages entgegenzukommen. lieber das Genossenschaftsgesctz ist man im ganzen einig, und der Nachtragsetat, der hauptsächlich der Vermehrung der Artillerie einbegreift, wird durch den Nachweis des Bedürfnisses, der dem Vernehmen nach durch eine besondere Denkschrift geführt werden soll, sicher schnell die Mehrheit finden.

Berlin. Die probeweise Einführung der Lanze bei unseren Kavallerie-Regimentern soll so i günstige Ergebnisse gehabt haben, daß man seitens ! des Kriegsministeriums die Verfügung der thatsäch- > liehen Bewaffnung der Dragoner und Husaren mit der Lanze erwartet. Im März und April sollen auch die Reservisten der Kavallerie zu ihren Regi­mentern einberufen werden, um einige Tage hindurch in der Handhabung der Lanze unterrichtet zu wer­den. Es wird darauf hingcwiesen, daß bei den Hebungen die Ueberlegenheit der Lanze gegen den ! Säbel in so eklatanter Weise zu tage getreten sei, i daß ein geschickter Lanzenreiter im Kampfe gegen drei mit dem Säbel bewaffnete Kavalleristen stets den Sieg davouzutragen im Stande ist.

Beim Reichskanzler fand ein größeres par- lamentisches Diner statt, zu welchem Mitglieder aller Fraktionen erschienen waren. Fürst Bismarck ! zeigte die gewohnte Elastizität des Körpers und ! Geistes. Auf hochpolitische Angelegenheiten wurde nicht cingegangen. Man sprach u. A. von der ost- ^ afrikanischen Gelegenheit. Der Fürst hoffte zuver- sichtlich, cs werde in nicht zu ferner Zeit die Ruhe dort wiederhergestellt sein.

Der Hannoversche Courier schreibt: Gerücht­weise ist von einer bevorstehenden Verbindung zwi­schen dem Prinzen Karl von Schweden, Herzog, von Westgothland, (geb. 1861), mit der Prinzessin Vik­toria von Preußen, Schwester Kaiser Wilhelms II., welche in die Battcnbcrgische Angelegenheit verflochten war, die Rede.

Auch die Berliner Zimmerstellte denken an einen Strike. Im Frühjahr wollen sic 9stündige Arbeetszeit und einen Stundcnlohn von 60 for­dern. Sonntags- und lleberstnndcn-Arbeit soll ganz abgeschafft werden.

Das Interesse Europas wendet sich besonders wieder zwei Königen zu. Im Zustand des Königs von Holland ist ein abermaliger Kräftevcrfall ein­getreten. Ob derselbe bald zum Tode führen wird, ist aber zweifelhaft. Auf der anderen Seite tritt die Zukunft König Milans von Serbien wieder in den Vordergrund des Tagesinteresses. Die Stellung des Königs ist sehr prekär. Die radikale Partei befehdet den König auf das Heftigste, weil dieser die Bildung eines extremen Ministeriums verweigert. Es ist eine weitverbreitete Verschwörung entdeckt, aber der König hat nicht wagen können, einzuschreiten. So unsicher ist die Lage.

Der Lieutenant von Tiedemann, der bereits als Mitglied der deutschen Emin-Pascha-Expedition genannt wurde, begiebt sich jetzt, wie aus Frankfurt a. M. gemeldet wird, von dort über Brindisi nach Aden, um die für die Expedition angeworbenen Hun­den Somali nach Zanzibar übcrzuführcn. Tr. Pe­ters folgt in einigen Tagen dorthin nach.

Oesterreich Ungarn.

Wien, 20. Febr. Die Klerikalen treten mit größten! Nachdruck auf. Die Tyroler stellten ein Ultimatum an die Regierung und fordern Ermäßi­gung der Gebändesteuer und ein Schulgesetz.

Wien, 20. Febr. Die Baltazzi's (Oheime der Baronesse Vetsera), Moriz Esterhazy, Fürst Für­stenberg und Andere, welche die intimste Umgebung des Kronprinzen bei Jagdparticn bildeten, find ab- gcrcist. wie man sagt, um lange Zeit nicht mehr an den Hof zu kommen. Ein offizieller Bericht über das Drama von Meierling wird nicht erscheinen.

Wien, 22. Febr. DieNeue freie Presse" will erfahren haben, der König von Württemberg habe wiederholt den lebhaften Wunsch geäußert, Wood cock möge wieder zu ihm zurückkehren. Eine Person untergeordneter Stellung habe demersten Minister" diesen Wunsch überbracht.