Das Neueste über das Drama von Meiepli ng ist jetzt die Nachricht, daß Kronprinz Rudolph gar nicht tot ist. Ein Florentiner Blatt veröffentlicht folgende Zuschrift: „Geehrter Herr Redakteur! Es ist gewiß höchst sonderbar, aber es ist die reinste Wahrheit, der Kronprinz Rudolph ist nicht tot, ans dem einsachen Grunde, weil et hier in Florenz ist. Ich kann das bezeugen, weil ich ihn am Montag Abend mit eigenen Äugen gesehen habe, in der Via dei Coli, in der Begleitung einer sehr schönen blonden Dame, alle Beide in einem gewöhnlichen Fiaker dessen Nummer ich mir bei der Verblüffung des Augenblicks zu merken vergessen habe. Seitdem habe ich meine Nachforschungen angestellt, über deren Ergebnis ich folgendes mitteilen kann: Der Kronprinz kam am N. früh nach Venedig und bezog dort mit der blonden Dame eine kleine Villa außerhalb der Porta Romana. Die unkenntliche Leiche mit einer Wachsmaske und falschem Bart muß die Leiche irgend eines jungen Menschen sein, der man die Kleider des Kronprinzen angezogen hat. Der Letztere, da er seine Liebe nicht besiegen, aber auch die Scheidung nicht erobern konnte, die er so ungestüm verlangte, hat ohne Zweifel diesen Answeg gefunden, um in der Dunkelheit das Glück zu genießen, das er in seiner- hohen Stellung nicht erlangen konnte. Das ist auch der Grund, warum er, wie die Berichte melden, nur mit einem einzigen Bedienten, ohne weitere Begleitung und ohne Dienerschaft nach Meierling abgereist ist. Enrico Pedretti. der von 1883 bis 1887 in Wien gewohnt hat." Dieser Brief ist als Persiflage, aber auch nur als solche, der abenteuerlichen Gerüchte und Erfindungen, die sich um das Drama von Meierling gebildet haben, gar nicht so übel. Weiter sollte er auch wohl nicht bezwecken. Denn daß der Kronprinz in der Ahnengruft in Wien ruht, darüber herrscht kein Zweifel.
Urbcr die Bestattung des österreichischen Krön- Prinzen wird aus Wien noch mitgeteilt: Bei der Bestattung des Kronprinzen Rudolph in der Kapuzinerkirche weigerten sich die Kustoden der Grabkirche funktionierenden Kapuziner ihres Amtes zu walten. Insgeheim wurden einige, der Kirche ganz fernstehende, wenige skrupulöse Priester in Kapuziuerkutten gesteckt und vorübergehend mit dem Knstodenamt und der Empfangnahme des Sarges betraut. Ueber dieses Vorkommnis wurde außerhalb des Kapuzinerordens strengstens Stillschweigen beobachtet. Die höchststehenden Mitglieder dieses Ordens wissen aber sehr wohl darum.
Aus Miramar, wo sich die Kronprinzessin- Witwe Stefanie mit ihrer kleinen Tochter Elisabeth aushält, kommen Gerüchte, man habe Grund anzu- nehmen, die Kronprinzessin befinde sich in gesegneten Umständen. Wenn das wahr wäre, und es würde ein Knabe geboren, so würde dieser natürlich Kronprinz von Oesterreich-Ungarn, aber in Wien glaubt man nicht recht an die Richtigkeit dieser Meldungen. Gewißheit wird sich ja bald ergeben. Die Bevölkerung würde die Geburt eines Kronprinzen mit Jubel begrüßen, denn von dem Erzherzog Franz Ferdinand hält man wenig, von dem Erzherzog Otto, seinem Bruder, aus bekannten Gründen nichts. ,
Belgien.
Wie „Etoile Belge" meldet, hat die gerichtliche Untersuchung über das große Eisenbahnunglück von Groencndael ergeben, daß der schlechte Bahnbau und das untaugliche Eisenbahmnaterial an dem Unglücke die Hauptschuld tragen. Damit ist nur eine ^ längst bekannte Thatsache bestätigt worden. Hier ist eine Reform an Haupt und Gliedern unadweis- lich geworden. Der Eisenbahnminister Vandenpeere- : boom hat dies auch eingcsehen. Die Entlassung die- i ses Ministers, welcher vom Eisenbahnwesen nicht die geringste Kenntnis besitzt, ist nur eine Frage von wenigen Tagen. ' ' ^
Frankreich. >
Paris, 21. Febr. General Boulanger hat ^ seinem Leibjournalisten Chincholle vom „Figaro" ge- ^ sagt, es sei ein patriotisches Interesse, dag die allgemeinen Wahlen vor der Ausstellung stattfinden. Dann käme die neue Kammer im Mai zusammen? und man würde Übereinkommen, während der Aus- i stellung die politischen Kümpfe ruhen zn lassen und dem Handel und der Industrie das Wort zu lassen. Im andern Fall, wenn erst im Oktober gewählt werde,, würde der ganze Sommer mit Parteikümpfen und, Zeitungsfehden ausgefüllt, und die Ausstellung und i ihr Besuch würde darunter leiden. Chincholle er-!
! zählte dabei von einem Scherz, den er bei Boulan- , ger aufführtc. Er sagte letzterem, er habe 500000 Frcs. von den Republikanern erhalten, damit er Boulanger töte. Dabei habe er eine Handbewegung nach seiner Rocktasche zu gemacht. Boulanger habe sich nicht gerührt, sondern gesagt: Ein Attentat fürchte er nicht, er glaube an seinen Stern: wer ans i ihn schießen tvollte, würde ihn fehlen.
Paris, 21. Febr. Der wegen Spionage an- geklagte Blondeau, welcher der preußischen Regierung . einen Plan des Sperrfvrts Livnville anbvt, ist zu 5 Jahren Gefängnis und 1000 Frcs. Geldbuße, dem höchsten Strafmaß, verurteilt worden.
P a r i s, 22. Febr. Es verlautet, das Porte- i feuille des Auswärtigen sei dem Botschafter in Wien, Decrais, angeboten. Die Zeitungen nehmen das Kabinett kühl auf. Die „Debats" sagen, das Kabinett , könne unmöglich ein klares und festes politisches Programm haben. Die Radikalen verwerfen das Kabinett, welches der Minorität entnommen sei. Die boulangistische Presse bezeichnet das Kabinett als Herausforderung für das Land, nur die gemäßigt republikanischen Blätter sprechen sich sympathisch aus.
Paris, 23. Febr. Redakteur Spuller, ein : Freund Gambetta's, wurde zum Minister des Aus- i wärtigen ernannt.
: Paris, 23. Febr. Das neue Ministerium
j hat gestern abend die von Tirard verfaßte Erklärung s festgesetzt, mit welcher es vor die Kammer treten wird. Dieses Regicrungsprogramm wird die Not- ^ Wendigkeit betonen, vor allem das Budget zu erlc- ! digen, die Ausstellung zn sichern und Republik und , Verfassung zu verteidige».
Die Pariser Blätter berichten wieder einmal, daß ein deutscher Spion verhaftet ist. Er soll jetzt im Gefängnis von Grenoble sitzen. Derselbe soll deutscher Offizier sein, 2 Jahre im 1. Fremdenregiment in Algier gedient und cs dort sehr bald zum Feldwebel gebracht haben. Oskar Schmidt heißt der Mann. Im Regiment wußte man nichts über sein Vorleben und seine Eigenschaften. Er erwies sich als ein geschickter Planzeichner. Nur ein Umstand hatte Verdacht erregt: Oskar Schmidt erhielt oft viel Geld aus Deutschland. Dieser Tage wurde er nun bei dem Abzeichnen von Alpenbefestignngen getroffen. Fürchterlicher Kerl!
Der Eiffelturm, diese Zierde der Pariser Weltausstellung, hat gegenwärtig die Höhe von 281 m erreicht, und man hofft, das Riesenwerk bis Ende April zu vollenden. Wie der „Figaro", der es an beißendem Spott für die Republik und ihre Leute niemals fehlen läßt, scherzhaft bemerkt, soll der Turm als Krönung eine mächtige Wetterfahne erhalten. Vermöge einer besonderen Leitung, die dieselbe mit der Kammer verbindet, wird sie dann in der Lage sein, nicht nur die jedesmalige Richtung des Windes, sondern auch die Schwankungen des Ministeriums anzuzeigen. Sie wird demnach ein recht geplagtes Instrument werden.
England.
London, 20. Febr. Nette Zustände scheinen nicht nur innerhalb der englischen Marine, sondern i auch in der englischen Armee zu herrschen. So betranken sich dieser Tage auf einer Eisenbahnfahrt nach Bnstol von 400 Soldaten 50 sinnlos. Zehn wurden wie tot auf den Bahnsteig hingelegt und 0 mußten ins Hospital geschafft werden, während 16 von der Polizei 'wegen ihres rauflustigen Gebahrcns verhaftet wurden
London, 21. Febr. Die Thronrede zur Eröffnung des Parlaments bezeichnet die Beziehungen zu den Mächten als herzliche und lagt, cs sei kein Grund zur Befürchtung neuer Unruhen bei Suakim vorhanden. Die Königin willigte in die Konferenz betreffs Samoa in Berlin ein. Die Thronrede erklärt Vorsichtsmaßregeln zum Schutze der Küsten und des Handels für notwendig, da die anderen Mächte fortführen zu rüsten.
London, 21. Febr. Einer „Times" Meldung aus Sansibar zufolge, erließ der Sultan eine Proklamation, welche die Einfuhr, Ausfuhr und den Handel mit Waffen und Munition für Sansibar und Pcmba untersagt. Der britische Consul befahl allen britischen Unterthanen die Befolgung dieser Proklamationen bei einer Strrfe von taufend Rupien oder zwei Monaten Gefängnis.
Die englis ch e R egiernug hat, wie der „Manchester Courier" zn berichten weiß, ein Lan- desvertcidigungs Programm ausgestellt, das 12
Mill. Pfd. Sterling erfordern soll. Es sollen vor 1895 ca. 20 Schlachtschiffe und 50 schnelle Kreuzer gebaut, und die Torpedoflotte sowohl an Zahl, als an Wirksamkeit entsprechend verstärkt werden. Die Kanonen für die Landesverteidigungswerkc daheim und in den Kolonien sollen bedeutend vermehrt und alle Vorderlader durch Hinterlader neuen Systems ersetzt werden. Das Vorratsdrpartement des Kriegsministeriums wird gänzlich reorganisiert und unter besondere Offiziere gestellt werden, die unmittelbar für die Tüchtigkeit der an ihnen anvertrauten Dicnst- zweige verantwortlich sind. Da die Regierungsfabriken gänzlich außer Stand sind, das erforderliche Kriegsmaterial allein zu liefern, so sollen auch an andere Fabriken Aufträge auf Waffen und Munition erteilt werden. Die deutsche Politik wird zu dieser Wandlung nicht am wenigsten beigctragen haben.
Afrika
Die Araber verlangen die Auswechslung aller gefangenen Sklavenhändler gegen die katholischen Missionare.
- ^ .
— Mittel zu ruhigem Schlaf. Man nehme einen halben Theelöffel Fleisch-Extrakt, in einer Frühstückstasse heißen Wassers aufgelöst, mit Zusatz von Salz nach Geschmack gut umgerührt. Dies besänftigt und beruhigt den Magen, lindert die Gehirn-Aufregung und führt den Schlaf herbei.
Verloosungen.
Württ. .Hypothekenbank. Bci der Ziehung der 40/o Pfandbriefe NM 12. Februar d. I. ist die Endzahl 3 gezogen worden. Es sind demzufolge zur Rückzahlung ans 1. Juni d. I. gekündigt aus den Serien s, 4»/»:
.4. I Nr
.4. II
1
10001
bis 9200« 15000 s
je
über
200.
8. I II III „
1
„ 12000
„
500.
0. I bis V „
1
„ 10(40
„
1000.
v I bis V „
1
. 4500
2000.
(X8. die höheren Nummern fallen nicht
in
die Vcrtoosung.)
8. Ibis IV „
1
„ 36300
200.
8. Ibis VI „
1
22000
500. -
0. IbislX,,
1
„ 17700
„
1000.—
8. IbisXI„
1
„ 10400
„
2000.—
alle diejenigen Nummern, deren letzte Zahl 3 ist, (also 3, 13, 28, 33, 43, 33. und so fort durch alle Nummern.)
Die Inhaber dieser ausgeloosten Pfandbriefe können mm dieselben unverändert auf Zy^to abstempeln lassen unter Vergütung von 4»/g Zinsen bis 1. Juli d. I., wenn die ver- loosten Stücke in der Zeit vom 6. bis spätestens 3o. Mürz d. I. zur Abstempelung bci der Lank cingcrcicht werden.
Da diese Pfandbriefe nur abgcstempclt werden, so dürfen dieselben weder abquitlicrt, noch mit sonstigen Anmerkungen versehen sein.
Dabei sind die Zinsenkoupons per 1. April und bczw. 1. Juli 1889 vorher zn trennen und bei Verfall besonders einzulöscn, die weiteren nebst Talon dagegen zurückzngcdcn zu gleichzeitigem 'Austausch der neuen Kouponsbögen.
Die Heimzahlnng der nicht zur Abstempelung gebrachten ausgeloosten Pfandbriefe erfolgt sodann kostenfreie am 1. Juni 1889 gegen Rückgabe der Pfandbriefe und der nicht verfallenen Konpons mit Talon bci verschiedenen Bankinstituten.
Von früheren Verloosungen sind noch rückständig: seit 1. März 1880 ä 5°/g Serie 8 II Nr. 4214.
, „ t. März 1883 ä. 4yz°,<> „ 8 I 1630.
. § II 5981.
„ t. März 1885 ä 4yz"/g „ 8 I 7957. Il17"Ot.170o2.
III 32363. 32501. <1. VIII 14037. 14"38. ,. 1. Juni 1887 ä 4",„ Serie .4 II 12935. 13638.
„ I. Juni 1888 ä 4»/o „ -4 I 1226. 1688. 7998. 7999.
.4. II 11028. 11037. 11045. 11046. 11210. 14132. 14t36. 14137. 14143. 14144. 8. I 1262. 235t. 8. II 4347. 8. III 10294.
v IV 3766.
Im Laufe des Jahres 1888 wurden gerichtlich für krasrtoS erklärt der Pfandbrief: I). II 1926 über 2000—, amgcboten die Pfandbriefe: .4. I 4680. 8 I 27t6 je über .1. 200- mit Frist bis 25. April 1892, .4 II 1IS6I über 2o,' mit Frist bis 19. Scptbr. 1892.
Farbige u schwarze ganzseid. 8m ab« !
V. Mt. 2.25 bis Mk. 9.30 per Met. versendet ro- ^ ben- und stückweise Porto- und zollfrei das Fabrik-Depot ^ 8. UsrmsdsrZ (K. n. K. Hoflief. 2ürigd. Muster um- i gehend. Briefe kosten 2o Pf. Porto.
Deutschland zur See! Es ist bekannt, daß die Bremer Dampfer des Norddeutschen Lloyd ihre Beliebtheit vor allen Schiffen anderer Gesellschaften in der Fahrt »ach Amerika nicht znm wenigsten der aufmerksamen nnd zuvorkommenden Behandlung der Passagiere verdanken. Dieselbe Anerkennung haben sich in der kurzen Zeit ihres Bestehens auch schon die Rcich-postdampfcr derselben Gesellschaft erworben und einen ganz besonderen Ausdruck hat dieselbe kürzlich darin gefunden, dah die Behörden in Hongkong dem Kapitän Mergel! vom Rcichspostdampfcr .Bayern" als Anerkennung für die gute Behandlung der chinesischen Passagiere eine Mandarin-Ehrcn-Flagge für den Dampfer .Bayern" znm Geschenk gemacht haben. Der Nordd. Lloyddampfer „Bayern" ist bis jetzr der einzige Passagicrdampfer, dem diese hohe A uszeichnung zn Teil geworden ist. _
Verantwortlicher Redakteur Lttinivandek in -Nagott.
Druck uno Verla- der H. W. Iaifer''chen Luchyandlün- in Nagstd.