Auswanderung von gewisser Seite dringend nahe ' gelegt zu sein. z

i Die Baronesse Marie Vetsera ist definitiv in, Venedig bestattet. Ihre Mutter erhielt vom Kaiser Franz Josef eine Million Gulden Papierrente.

Kein Geringerer als der Kardinal Fürst Schwarzenberg in Prag soll es gewesen sein, der den Kronprinzen Rudolf und den Naturforscher : Brehm, den Verfasser desTierlebens", auseinan­der gebracht hat. Ultramontane Blätter sind es, welche berichten, Schwarzenberg sei extra zum Kai-^ ser nach Wien gereist, um ihn ausmerksam zu ma- s chen, das; Brehins Umgang für den Kronprinzen. nichts tauge. Mittel, sie auseinander zu bringen, j fanden sich dann leicht. Es ist aber damit dem Kronprinzen ein schlechter Dienst erwiesen worden.. Denn wenn ehrenwerte Männer der Wissenschaft,1 wie Tr. Brehm, Stellung und Einfluß bei dem Krön-> Prinzen behauptet hätten, so wäre er wohl vor je- ^ ner Gesellschaft bewahrt geblieben, unter welcher er so traurig endete.

Pest, Id. Febr. Tiefen Eindruck macht hier­ein Brief Kossuth s , der von der äußersten Kinken ausgesvrdert war, gegen das Wehrgesetz brieflich zu agitieren. Kossuth antwortete, daß er allerdings die Absicht hatte, diesem Wunsche zu entsprechen, daß er aber der Katastrophe im Kaiserhause gcgenüber die Waffen strecke. Der Agitator des Jahres 1849 sei von tiefer Teilnahme dem Kaiserhause gegenüber erfüllt.,

Die .Herren Sluveuteu in P e st scheinen sich endlich beruhigen zu wollen. Nachdem am Donners- i rag Abend Militär zur Unterstützung der Polizei j auSgerückl war und 48 Verhaftungen vorgenommen j batte, wurde cs in allen Straßen mäuschenstill. Das Militär hülle nur eher kouiiiieu sollen'. Im Abgeord­netenhaus dagegen dauert der Krakelst fort. Nicht weniger als sieben Interpellationen über die Straßeu- unru'hen sind am Freiing angenieldel morden. Na­türlich geschieht dies nur, um die weitere Beratung des Wcyrgesttzcs zu hindern.

Aus der Strecke Bruck-Budapest geriet gestern Abend ein Eiseubahnzug in Brand. 6 Waggons und mehrere Personen verbrannten und eine Frau sprang während der Fahrt aus dem Fenster und blieb sofort tot.

Holland.

Amsterdam, IN Febr. (Das Befinden des Königs) Die überaus kräftige Natur des Königs hat auch seine letzte Krankheit so weit überwunden, daß der hohe Kranke sich wieder einigermaßen mit den Regicrungsgeschäsleu befassen kann. Der Leib­arzt des Königs hält die Krankheit freilich nicht für überwunden, da die Krise jeden Augenblick wicderkeh- ren kann.

Frankreich-

Paris, 13. Febr. Präsident Carnot hat den beschäftigungslosen Arbeitern der Fabrik für Militär­schuhwaren eine Unterstützung von 1000 Fr. gesandt.

Paris, l4. Febr. Nach Ablehnung des An­trags der Rechten auf Vertagung der Revision, wurde ein erneuter Antrag des Abg. Douville auf Vertagung mit 307 gegen 218 Stimmen ange­nommen. Floquet gab in Folge des Beschlusses seine Entlassung.

Paris, >5. Febr. Präsident Carnot empfing heure vormittag mehrere einflußreiche Mitglieder der Opportunistenfraktion. Es heißt, Carnot bol dem Kammerpräsidenten Mclinc an, an die Spitze des bisherigen, gewissen Veränderungen zu unterziehenden , Ministeriums zu treten, mit dem einzigen Programm, ^ das Budget für 1890 beraten zu lassen, damit sodann die Vertagung der Kammern erfolgen könne. Flo- guec würde in diesem Falle zweifellos wieder als Präsident der Kammer gewählt werden.

Paris, 15. Febr. Präsident Carnot beriet gestern zwei Stunden mit dem Kammerpräsidenten Mcline. Derselbe riet die Rückbcrufung Flvquets, welcher jedoch ablehnte. Die Lösung der Krisis wird dadurch schwierig, daß sowohl Opportunisten w:e Radikale die Uebcrnahme der Regierung zurückweisen. Die Opportunisten wünschen die Berufung eines Ge- j schäftsministeriums, rasche Genehmigung des Haus­halts für 1890 und Vertagung der Kammern wäh­rend der Ausstellung; die andern Parteien hingegen treiben zur Auslösung der Kammer, die immer wahr­scheinlicher wird.

Paris, 15. Febr. Das gestern gestürzte Mi­nisterium Floquet war das 26. der dritten Republik, j das 6. während der gegenwärtigen Legislaturperiode, i

Es hat ziemlich lauge gelebt für ein französisches Kabinett: IOL2 Monate. Am 3. April 1888 gebo­ren, verstarb es am 14. Febr. 1889 eines- unerwar­teten Todes. Es starb an der Frage der Revision, welche angesichts des drohenden BoulangismuS von einer repnblikanischen Regierung gar nie hätte auf­geworfen werden sollen.

Paris, IN Febr. Bei der Mitteilung von seinem Rücktritt erklärte Floquet unter dem Beifall der Linken: Die Regierung wollte ihre Pflicht er­füllen, indem sie wegen der Vcrsassungsrevisivn die Kabinettsfrage stellte. Das Votum der Kammer machte cS ihr unmöglich, diese Pflicht zu erfüllen. Ich demissioniere desbalb. Der Rücktritt kam der Kammer vollkommen unerwartet.

Pari s, 15. Febr. Der Sturz Flvqnet's er­regte ungeheures Aussehen. Wie verlautet, beauf­tragte Carnot Freheinet mit der Neubildung des Kabinels. Dieser nahm unter ner Bedingung an, daß Flourens Auswärtiges, Goblet Inneres erbalte..

Paris, 15. Febr. Boulanger richtete ein Manifest an seine Wähler. Er bezeichnet darin die Auflösung der Kammer und die Revision der Ver­fassung durch eine neu zu wühlende konstituierende Versammlung als das Programm der republikani­schen nationalen Partei. Das Ministerium habe mit seiner Rcvisionsvorlage dem Lande eine Schlinge legen wollen, es wußte genau, daß der Senat die­selbe schließlich ablehnen würde. Die Annahme der Vorlage durch die Kammer hätte den Wirrwarr nur vermehrt. Ter Sturz des Ministeriums sei der erste Schritt zur Auflösung der Kammer und zur Einbe­rufung einer konstituierenden Versammlung. Das Land habe jetzt das Wort, es solle nun seinem sou­veränen Willen zum Siege verhelfen.

Paris, >0. Febr. Gutem Vernehmen nach nahm der bisherige Kammerpräsident Mel ine den Auftrag, ein neues Kabinct zu bilden,, an.

Das Kriegsbudgct der Franzosen gleicht einem Kantschnkrohr. Es ist debnbar und durchlässig, je nachdem die Deputierten daran ziehen und zerren. Es gleicht ein wenig der Zerfahrenheit der ewig wechselnden Armeclciiungen, trägt den Stempel von deren Sünden auf sich, und ist allerdings nicht sehr- geeignet, die Wühler für das bestehende Regime zu begeistern. Wir sino fern davon, in alle Details des Budgets cindringen zu wollen, möchten aber doch zeigen, welcher Biegsamkeit und Nachgiebigkeit Mi­nister, Material, Festungen, Artillerie und Waffen im Laufe einiger Monate fähig waren. Die im De­zember 1887 für hinlänglich erachccten 8!>0 Mill. schwollen bis zum Oktober 1888 aus >165 Mill., die zur Wehrhaftmachung des Landes für durchaus nötig gehalten wurden, an. Kaum 2 Monate später ließ der Kriegsminister sich 152 Mill., davon 52 Mill. zur Betonierung der Festungen, abhandeln. Auf weitere Vorstellungen erließ der Minister von seinen Forderungen noch > 43 Mill., so daß im Ganzen fast 300 Mill., die im Anfänge als durchaus notwendig bezeichnet waren, gestrichen wurden. Daß dieser Umstand zum Bedenken Anlaß giebt, liegt auf der Hand, unö es ist erklärlich, wenn selbst französische Zeitungen ans den Gedanken kommen, es würden alljährlich große Summen gefordert, um zu vertuschen, was früher verkehrt gemacht worden ist.

Dem französischen Hospital hat ein in Paris ansässiger Kansmann namens Anchoir testamentarisch ! Mill. Franken vermacht.

Italien.

Rom, 13. Febr. Der König beschloß, den Ouirinal zu erweitern, um den Arbeitern Beschäfti­gung zu geben. Von den Gerichten beorderte Sach­verständige haben sestgestellt, daß der von den Ruhe­störern am Freitag verursachte Schaden sich im Gan­zen auf 120 000 Lire belaufe.

Rom, 13. Febr. Hiesige Blätter melden den bevorstehenden Besuch BoulangerS, der die Italiener von seiner Sympathie für Italien überzeugen möchte. Boulanger soll Mailand, Florenz und Rom besu- chen wollen.

Der Paps: soll, demBerliner Tageblatt" zufolge, wiederholt Len sehnlichsten Wunsch ausge­sprochen haben, den Jesuitenorden und dessen Er­ziehungsanstalten in Deutschland wicderhergestellt zu sehen. Aus Berlin soll indessen im Vatikan eine direkt abweisende Antwort eingelaufen fein. Das Befinden des Papstes ist neuerdings den Verhältnis­sen nach vorzüglich; trotzdem hat er vielfach Ohn- machtsanfälle. Seine Nahrung ist ausschließlich flüssig

und trotz des verhältnismäßigen Wohlbefindens wadet eine große Altersschwäche ob, welche eine p ötzlict e : Katastrophe nicht ausschließt.

^ Aus Obcritalien werden vom 14.- Februar , heftige Schncefälle und ungewöhnliche Kälte gemeldet. Der Verkehr auf den zahlreichen Estenbahnen ist un­terbrochen.

England

j London, 13. Febr. Die deutsche Liedertafel kündigt an, daß sie keine öffentlichen Bälle mehr ab- halteu werde, so lange der Weinausschank nach Mit. lernacht untersagt bleibt.

- London, 14. Febr. Anknüpsend an die Ge- : rächte. Kaiser Wilhelm beabsichtige im nächsten

Sommer England zu besuchen, schreibt derStand­ard."Wenn der Kaiser cs für angezeigt erachtet, . unsere Gestade zu besuchen, wird er vom Hose mit einer Herzlichkeit empfangen werden, die alle Spuren etwaiger Mißverständnisse verwischen wird. Hoffent­lich wird der Besuch erfolgen und zwar, che viele

- Monate verstrichen sind."

lieber die Unkosten, welche bisher durch das i vergebliche Suchen ches Frauenmörders von White­chapel entstanden sind, wird folgende interessante : Mitteilung gemacht: Bis zur Stunde wurden in der

> Mordangelegcnheit 1389 Personen verhaftet, welche ! insgesamt 3922 Tage in Hast blieben und nachdem i sich ihre Unschuld erwiesen, wieder sreigelassen wer- l den mußten. Die Verhaftung, der Transport und : der Unterhalt dieser Menschen kostete allein über ! !200 Pfund Sterling. Die telegraphischen und son» ! stigen Recherchen erforderten die Summe von 730 ' Pfund Sterling, Dies sind jedoch nur die geringe- : reu Unkosten. Für nach allen Ländern abgcsaudte ! Beamten und Nachforschungen derselben waren er- ! forderlich bis zum 5. Febr. d. I. nicht weniger als j 3100 Pfund Sterling. Für Drucksachen, polizeiliche ' Beaufsichtigungen u. s. w. wurden 380 Pfund Sterl. ^ verausgabt. Tie Gesamlkostcn werden bis setzt auf I rund 5600 Pi. <I>200o ,4l) angegeben.

Amerika.

Die erste Hinrichtung mittelst Elektrizität hat j vor Kurzem in Amerika stattgesunden. Es war ein , Deutscher Namens Joseph Reitsch. der eine Frau l ermordet hatte, welcher das erste Opfer dieser neuen Hinrichtnngsart wurde. Man hatte zuerst Versuche mit einem Kalb und einem Pferde gemacht, welche durch elektrische Ströme von 1200 Volt getötet wa­ren. Reitsch wurde aus einen hölzernen Stuhl ge­setzt, dessen Lehne in eine schiefe Richtung gebracht i und mit starken Klammern an dem Boden befestigt

> wurde. Er ward mitfelst eines Riemens an den i Stuhl seslgebundcn; das Gesicht wurde ihm mit ei- l nem Schleier verhüllt. Hierauf legte man ihm einen

metallenen Ring um den Hals und lehnte seinen Kopf an eine metallene Kugel. Dann wurde die Leitung mit dem Halsring in Verbindung gebracht; der elektrische Funke drang durch diesen und die Kugel in das Gehirn und der Tod trat auf der Stelle ein, als ob der Verbrecher vom Blitz getrof­fen worden wäre.

j Kleinere Mitteilungen.

! Professor Dr. Döllingcr in Münchc n, der

> beste und gelehrteste Katholik, aber der entschiedenste ^ Gegner der püpttlichen Unfehlbarkeit, feiert am 28.

- Februar seinen 90. Gedurkstog.

Gottlob, Arbeit wirds in diesem Jahre vollauf geben. In Preußen allein verlangt die Regierung

> vom Landtag die Bewilligung von 42 Mill., die zum größten Teil für Bauten aller Art bestimmt sind. Ferner werden 150 Mill. ^ zur Herstellung neuer Eisenbahnen, Vermehrung der Geleise, Ver­besserung des Betriebes alter Bahnen re. verwendet werden. Der öffentliche und industrielle Verkehr er­fordert diese Ausgaben und die Verbesserungen wir­ken vorteilhaft wieder aus den Aufschwung zurück. Ein Keil treibt den anderen. Für den Arbeitsver­dienst und Lohn sind das erfreuliche Aussichten.

Bismarcks Gewicht. Im Bade- und Toi- lettcnzimmer des Fürsten Bismarck steht ein Wäg­stuhl , auf welchem der Fürst täglich sein Gewicht feststellt und das Ergebnis in ein kleines Büchelchen einträgt, welches an der Stuhllehne hängt. Es gab eine Zeit, wo er nahezu >30 Kilo wog : allein Dank dem ihm von Professor Schweninger auferlcgten Ver­halten brachte er cs zu seiner größten Befriedigung ans 100 Kilo herab, und dieses Gewicht ist eS eben, welches er täglich in gewissenhafter Weise kontrolliert.