e. eine Nachwcisnng (in Mark) darüber, daß die zur Unterstützung verpflichteten Gemeinde- und Stiftungskassen den Bittsteller für den Gebrauch der Badekur nicht unterstützen können, ä) eine Erklärung, daß die unterstütznngspflich- tige Armenbehörde Sicherheit leiste für die Deckung derjenigen Kosten, welche nicht vom Katharinenstift bezahlt werden, z. B. für Her- und Heimreise, für längeren Aufenthalt, für Stcrbesall u. s. w.

Da diese gcmeinderätlichen Zeugnisse sehr häufig nicht vorschriftsmäßig ausge­stellt wurden und deshalb zur Ergänzung oft wiederholt zurückgeschickt werden muß­ten, so hat die K. Badverwaltung 1881 ein Formular für gcmemdcrätlichc Zeugnisse ausge- sertigt. Dasselbe kann von W. Kohlhammcr in Stuttgart auch Zaiker in Nagold bezogen werden. Sodann ist das Gesuch zu belegen:

2) mit einem genauen ärztlichen Krankenberichte und nicht bloß mit einem sog. Zeugnisse, und zwar:

s. hat derselbe nicht nur eine möglichst eingehende Knuionvstz, sondern auch über die Ursachen und den Verlauf der vorliegenden Erkran­kung, sowie über die seitherige Behand­lung und den gegenwärtigen Zustand des Kranken die zur möglichst richtigen Beur­teilung des Falles nötigen Einzelheiten alle genau zu enthalten;

6. auch darf derselbe in allen den Fällen, die nicht zum gesetzmäßigen Behandlungsgebiet eines niederen Wundarztes gehören, nicht von einem solchen, sondern muß von einem appro­bierten Arzte, bezw. höheren Wundarzte un­terzeichnet sein.

Die Bittsteller haben die nach vorausgegan­gener höherer Entschließung erfolgende Einberu­fung durch die Badverwaltung zu Hause abzn- warten. Wer sich früher in Wildbad einfinden würde, kann nur gegen Bezahlung der Taxe die Bäder gebrauchen und hätte in Ermangelung der erforderlichen Mittel zum Aufenthalt in Wildbad die Zurücklieferung in die Heimat zu gewärtigen."

Es wird besonders daraus aufmerksam gemacht, daß die Dauer des Aufenthalts im Katharinenstist bei den einzelnen Kranken ganz davon abhängt, ob die in den Zeugnissen angegebenen Verhältnisse mit dem Thatbestande bei dem nachfolgenden Erscheinen der Kranken übereinstimmend gefunden werden. Ge­naue Ausstellung, namentlich der ärztlichen Krankenberichte, ist daher notwendig und im eigenen Interesse der Kranken gelegen.

Von den Gemeindebehörden wird mit aller B estimmtheit erwartet, daß sie Leute, welche nicht zu den unbemittelten gehören, oder solchen, von welchen eine Belästigung der Kurgäste zu befürchten wäre, keine Zeugnisse ausstellen."

Die K. Oberämter werden ersucht, gegenwär- rige Bekanntmachung mit dem Anfügcn in die Bc- zirksblüttcr cinrückcn zu lassen, daß Gesuche, welche nach dem 10. März einkommen, auch wenn sic die oben bezeichnten Notizen enthalten, nur ausnahms­weise und bloß in besonders dringenden Fällen, solche aber, welche die oben bezeichnten Nachweise nicht enthalten, überhaupt nicht mehr berücksichtigt werden. Den 25. Januar 1889.

K. Bad-Berwaltung.

Tages'Neuieskcttttt.

Deutsches Reich.

Tübingen, 19. Febr. Nicht geringes Aus­sehen erregt der somnambule Zustand einer Frauens­person von mittlerem Alter in Dettenhausen. Von Zeit zu Zeit verfällt sic in magnetischen Schlaf mit traumhaften Gesichtscrscheinungcn. Sie sicht angeb­lich Dinge der jenseitigen Welt ähnlich, wie solche in der Offbg. Johs. berichtet werben. Sv lange sic in dem Zustand des Hcllschens sich befindet, ist ihr Körper starr und leblos. Wenn sic daraus erwacht, greift eine Erschöpfung des Körpers und Geistes Platz, in welcher sic matt, mit wunderbar glänzen­den Augen dalicgt und nur die Befürchtung äußert, es möchten bald die Visionen sich wiederholen, von denen ihr aufregende Szenen zulückzubleidcn pflegen. Jure ganze Umgebung ist durch diese auffallenden seelischen Zustände in Erstaunen und Schrecken ver­ficht. Auch von auswäits kommen viele Neugierige, die wunderbare Kranke zu sehen und zu hören.

Eßlingefn, 14. Febr. Wie dasEßl. Tgbl." meldet, hat Amtsrichter Balz von Leutkirch seine Bewerbung um die hiesige Stadtschnltheißenstelle gestern cingereicht.

Im Tuttlingcr Spitalwald wurde eine Riesen- tanne gefällt, welche stehend 40 Meter gemessen hat. Nach Abnahme der Krone betrügt die Länge des Stammes noch 29,5 Meter, der Durchmesser über dem Stumpen > ,26 und an dem Ablaß 0,52 Meter. Man zählt über 200 Jahresringe.

Brandfälle: In Sulzbach a. d. Murr, am 13. Febr. die alleinstehende, unbewohnte Säg-

> mühle des Bernhaldenmüllers Soldner.

Frankfurt a. M 16. Febr. DieFr. Ztg."

^ enthält einen authentischen Bericht über die Kata- i strophe von Meierling. Angeblich steht.eine offizielle Darstellung bevor, welche deren Inhalt bestätigt. Es ^ heißt darin: Der Kronprinz fühlte sich von der Ba­ronesse Marie Vetseramagnetisch angezogen." Der Kaiser, hiervon benachrichtigt, machte ernste Vorstel­lungen. Es scheint anfänglich ein wirklich platoni­sches Verhältnis gewesen zu sein, später mischte sich Erzherzog Johann ein. Die Sache wurde dem Kaiser hinterbracht, Erzherzog Johann fiel in Un­gnade und wurde seines Kommandos in Linz ent­hoben. Die Maßregelung dieses Freundes, sowie die Vorwürfe der Kronprinzessin Stephanie übten einen unerwarteten Einfluß aus den Kronprinzen - aus; derselbe zog sich vom Hofe zurück und lebte . ausschließlich mit der Baronessin Vetsera. Die Fa­milie der letzteren machte nunmehr ernstliche Anstal­ten, die Baronesse Marie mit einem Pariser Finan­zier, der sich um ihre Hand bewarb, zu verheiraten. Als dies im Dezember der Kronprinz erfuhr, geriet er in höchste Wut und erklärte, lieber auf die Thron­folge zu verzichten, als die Baronesse zu verlassen.

, Der Kaiser berief einen Familienrat und man er- ^ hoffte, den Kronprinzen umzustimmen. Inzwischen f wurden die Vorbereitungen zur Verheiratung der Baronesse Vetsera eitrigst betrieben. Am 29. Janr. verschwand Baronesse Marie. Als Kronprinz Ru- ! dolf in Meierling nach dem Schloß nicht zurückkchrle, wurden nachts die umliegenden Waldungen abge­sucht. Morgens 3 Uhr kehrte der beim Suchen be- ^ tciligtc Forstaufsehcr, der unverheiratete Werner, nach seiner Hütte heim. Der Kronprinz halte sich ! durch einen Gewehrschuß in den Kopf getötet. Die Baronesse Vetsera hatte sich durch Strychnin ver­giftet. Die Leichen wurden nach dem Schloß trans­portiert.

Berlin, 14. Febr. An der Börse war heute ^ das Gerücht von einem Dennjsionsgesuch des Für- ! sten Bismarck verbreitet. DieNat.-Ztg." erklärt ^ dasselbe als reinen Humbug. Auch uns wurde die ! Nachricht als eine tendenziöse Erfindung bezeichnet.

! (Fr- I )

Berlin, 14. Febr. Trotz aller Ableugnungen hält man in gut unterrichteten Kreisen daran fest, daß zwischen dem Finanzminister Hrn. von Scholz und dem Fürsten Bismarck Differenzen obwalten, welche die Stellung des elfteren als nicht mehr ganz ! sicher erscheinen lassen. Ais Nachfolger des Kriegs- ! Ministers Bronsart v. Schellendorf soll, wie die

>Freist Ztg." meldet, vom Grafen Waldcrsee (?) der Gcnerallicutcnant von Kaltcnborn-Stachan vvrge- schlagen worden sein.

! Berlin, 15. Feb. Hanpimann Wißmann ist l heute nach Ostafrika abgercfft.

Berlin, 16. Februar. DaS Weißbuch über Samoa gelangte gestern abend im Reichstag zur ! Ausgabe. Teilweise sind Daten, Erklärungen und ! Noten darin schon bekannt: als neu ist hervor,zuhe- bcn, daß der Aufstand fortdauernd mit amerikanischem ! und englischem Geldc geführt wird. Der englische § Konsul erscheint dabei gleichfalls arg kompromittiert,

! so daß nach dem Bekanntwerden dieser Thatsachen ^ erwartet wird, daß der englische Consul gleichfalls abberufcn werde.

Um den in Berlin anwesenden Marokkanern auch ein Bild von den Leistungen der deutschen Ka­vallerie zu geben, erschien der Kaiser am Mittwoch Mittag mit ihnen in der Kaserne der Garde-Kürassiere. Zur Vorführung hatte man nicht obne Absicht die größten Mannschaften und Pferd» des Regimentes gewählt. Die fremden Gäste waren auch sichtlich erstaunt über die sich ihnen darbicteuden Leistungen. Eine Schwadron harrte im Kasernenhosc im Para­deanzug mit Lanzen des hohen Besuches. Tic Hebungen währten etwa eine Stunde. Die Balkons

der den Kasernenhof rings umgebenden Häuser wa­ren von Zuschauern dicht besetzt. Äußer dem Prinzen Friedrich Leopold von Preußen wird, wie es heißt, auch Prinz Heinrich, der Bruder des Kai-

> sers, in den Freimaurerorden treten. - - Die Neu-

> bauten im Schloß Fricdrichskron bei Potsdam sollen zum I. Mai fertig gestellt werden. Das j.Kcnserpaar wird alsdann dorthin überfiedein.

Der Reichstag soll in den ersten Tagen des März wieder zusammentreteu. Die Kommission für die Alters- und Jnvalidenversichernng wird in un­gefähr acht Tagen mit der ersten Lesung fertig sein und möglicherweise die zweite Lesung so beschleuni­gen, daß der Bericht dem Reichstag bei seinem Wie- derzusammentritt alsbald vvrge.egt werden kann.

Das Bild der Baronesse von Vclsera, weiche durch die Tragödie von Meierling zu trauriger Be- rühmtheit gelangte, ist gegenwärtig im Schaufenster einer Kunsthandlung in Berlin ansgestellt. Wenn man sich nach dem Porträt ein Urteil über die Per­sönlichkeit der Dame bilden darf, so erscheinen in der That die Schilderungen in der Presse über das Ebenmaß ihres Körpers und den Liebreiz ibres Wesens nicht übertrüben. Bon ganz besonderem Zauber ist der unergründliche Blick ihrer großen Augen. Daß dieses Bild ununterbrochen von Neu­gierigen dicht nmdrängt ist, bedarf kaum der Erwäh­nung.

Die Erbschaft der Kaiserin Friedrich aus der Hinterlassenschaft der Herzogin von Galliera dürfte,

, wie das Wiener Extrablatt sich ans Paris telegra- ' plficren ließ , nachdem inan sie aniänglich nur auf fünf Millionen Franks geschätzt tzatte, nach den bis­herigen Ergeonisfin der Ligtudalien zehn Millionen übersteigen. Die Angelegenheit wird durch die deutsche Botschaft geführt.

Die Geschenke des Kaisers für den Sultan von Marokko sind dem Botschafter bereits übergeben worden. Dieselben bestehen hauptsächlich in Gegen­ständen der deutschen Industrie, wie Jagdgewehren und Gerä'.schaftcn, Schmnckgegennändc n. st w. Pferde sind nicht darunter.

O'es!erreich üiiaern

Wien, 14. Febr. Die Kaiserin fuhr Lamstag Abend 9 Uhr zur Kapnzinerkirche und bat deu Pater Guardian, sie bis zur Gruft zu führen, eine weitere Begleitung mit den Worten ablehnend:Ich wünsche allein mit meinem Sohne zu fein." Die Kaiserin verweilte in der düsteren Gruft eine volle Stunde betend und weinend am Sarg des Kronprinzen. Beim Weggehen reichte sie dem Guardian mit den Worten die Hand:Beten Sie für meinen Sohn!"

Wien, 11. Febr. Der Justizminister Graf Schönborn versendet einen Erlaß, welcher den Staats­anwaltschaften eine gerechte und milde Praxis bei der Beurteilung von Zeitungsartikeln empfiehlt.

Kaiser Franz Josef hat der Deputation des ungarischen Abgeordnetenhauses mit warmen Worten ans Herz gelegt, bei der Beratung der Wehrvorlage Ruhe und Besonnenheit walten zu lassen, zu der Regierung, welche nur die Interessen des ganze» Landes im Auge halte, Vertrauen zu haben. Diese Mahnungen haben aber wenig gefruchtet, in der Donnerstagssitzung ging cs von Neuem sehr lebhaft zu. Man beklagt? sich über die Verhaftung eines Studenten, welcher aus offener Straße geschrieen hatte, man müsse alle Minister aufhängen. Mini­sterpräsident Tisza antwortete mit Ruhe und Festig­keit und betonte, daß die Regierung streng ans die Aufrechthaltung der Ordnung sehen werde. Der Minister erklärte auch, in der Wehrvorlage einige Konzessionen machen zu wollen, in der Hauptsache müsse aber das Gesetz im Staatsintercssc aufrecht ge­halten werden. Das Ministerium stehe und falle damit. Die Studenten veranstalteten neue Demon­strationen, verbrannten öffentlich Regierungsorgane und trieben allerlei Unfug, welcher ein Einschreiten der Polizei nötig machte. Die letztere zeigst sich im Ganzen noch immer viel zu nachsichtsvoll, sonst würde der Trubel längst sein Ende erreicht haben.

Bon dem großen WerkeOesterreich-Ungarn in Wort und Bild" ist ein Trauerheft erschienen, welches dem Andenken des Herausgebers, des Kron­prinzen Rudolph, gewidmet ist. Zugleich wird mil­geteilt, daß die Kronprinzessin-Witwe das Protektorat über daS Werk übernommen hat.

Der vielgenannte Lcibfiaker des Kronprinzen Rudolph, Bratfisch, ist mit seiner Familie in Vicenza in Italien cingetroffen. Darnach scheint ihm die