am 11. Juni d. I. zum Abschluß gelangten 3y,proz. Staatsanlehen von ^ 7 000 000, das zum Kourse von 102,22 pCt. ebenfalls von der Vereinsbankgruppe und Gen. übernommen wurde, und zum Eisenbahn- bau verwendet worden ist resp. verwendet wird (Bau der Linien Leutkirch-Memmingen, Wangen-Hergatz und Tuttlingen-Sigmaringen, sowie des zweiten Ge­leises von Crailsheim nach Eppingen), wurde ein Kursgewinn von ^ 155 400 erzielt, den man gleich­falls zum Eisenbahnbau verwendet hat.

Freud en stadt, 21. Nov. Kaum sind die Wasserleitungen in Pfalzgrafenweiler und Besenfeld vollendet, so hat sich die Gemeinde Dornhan ent­schlossen, auch eine solche zu bauen; der Koftenvor- anschlag lautet auf 26 000 ^

Gaildorf, 22. Nov. Brotaufschlag. Die hiesigen Bäcker haben einen Brotaufschlag von 6 ^ pro Pfund beschlossen und sogleich eintreten lassen, so daß für 4 Pfund Schwarzbrot 50 und für 4 Pfund Weißbrot 56 ^ verlangt werden.

Brandfälle: In Winterlingen (Ebingen) am 22. ds. Mts. das Wohnhaus des Schreiners Maier.

Metz, 22. Nov. Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Der lothringische Bezirkstag bewilligte für ein in Metz zu errichtendes Kaiser-Wilhelm-Denkmal einen Beitrag von 10000 M.

Berlin, 22. Nov. Die Thronrede des Kaisers wird von allen Blättern, welche sie heute abends bereits besprechen, als Friedenskundgebung aufgefaßt. DieBoss. Ztg." fügt allerdings hinzu, daß die Rede sich aus die Lichtfarben beschränke und die Schattierung Anderen, vielleicht auch den That- sachen selbst überlasse. DasBerliner Tageblatt" will aus der Fassung der Stelle, in welcher der Kaiser sich zu der Hoffnung bekennt, daß es ihm und seinen Bundesgenossen und Freunden gelingen werde, Europa den Frieden zu erhalten, erkennen, daß auch Rußland den friedlichen Mächten beigezählt wird: dem Blatt fällt es auf, daß der französischen Republik in der Ansprache mit keiner Silbe gedacht ist und sicht in dieser Lücke den einzigen dunkeln Punkt in der diesmaligen Thronrede. DieBerl. pvlit. Nachr." betonen, daß sich aus der Rede scharf und bedeutungsvoll der Fricdensbund mit Desterreich und Italien abhebe.

Berlin, 22. Nov. Die erste Sitzung im Reichs- tagsgebände wurde vom Vizepräsidenten Buhl eröffnet. Eingegangen sind der Etat, das Anleihegesetz, Rech­nungssachen und der Entwurf über die Alters- und Jnvalidenversorgung. Anwesend sind 268 Mitglieder. Am Freitag findet die Präsidentenwahl statt. Ge­wählt wird nach den getroffenen Verabredungen der frühere Präsident v. Levetzow. (Der bisherige Prä­sident v. Wedell ist bekanntlich K. Hausminister).

Berlin, 22. Nov. Die Sozialdemokraten des Reichstags beabsichtigen einen Antrag aus Aufhebung der Getreidezölle unter Begründung durch die neuer­liche Steigerung der Brotpreise zu stellen. Der Eindruck der Thronrede ist überall ein vorzüglicher. Auch die deutschfrcisinnigen Blätter sprechen sich durchaus befriedigt aus. Tie Nichterwähnung des Sozialistengesetzes wird dahin gedeutet, daß die Re­gierung in dieser Beziehung eine Anregung aus dem Reichstag abwarten will. Der Militärctat enthält eine Neuforderung für 3 Oberquartiermeister im Ge- :n''alstab. Es werden dies Mittelstellcn sein zwischen dem Chef des Generalstabs und den Abteilnngschefs. Dafür fällt der Gencralguartiermeister fort.

Berli n, 23. Nov. Der Reichstag wählte heute Herrn v. Levetzow zum ersten Präsidenten mit 271 von 281, Herrn Tr. A. Buhl zum ersten Biceprä- fidenten mit 169 von 259 (87 Zettel waren unbe­schrieben) und Herrn von Unruh-Bomst zum zweiten Vizepräsidenten mit 150 von 244 Stimmen.

Berlin, 23. Nov. Die Konservativen haben im Reichstage den Antrag, betreffend den Befähi­gungsnachweis der Handwerker, wieder Angebracht. Aus der Mitte derfreisinnigen" Partei sind vier Anträge an das Haus gelangt. Der erste ersucht die verbündeten Regierungen uni Vorlage eines Ge­setzentwurfs, betreffend die Einführung von Gewerbe- gerichtcn, der zweite um ein Gesetz, betreffend die weitere Ausbildung der Arbeitcrschutzgcsetzgebung in Ansehung der Frauen- und Kinderarbeit, und der dritte bittet den Reichskanzler, darauf hinzuwirken, > die verbündeten Regierungen die untergeordneten Behörden mit Instruktion dahin versehen, daß die gesetzlichen Vorschriften über die Verteilung von

Druckschriften und Stimmzetteln zu Wahlzwecken und über das Verbot und die Befugnis, sozialdemokratische Versammlungen aufzulösen, in Zukunft genau beob­achtet werden.

Berlin, 24. Nov. In seiner gestrigen An­sprache, worin er für die Wiederwahl zum ersten Präsidenten des Reichstags dankte, erklärte Herr v. Levetzow, er wolle bei der Verwaltung des Amtes weder nach rechts noch nach links sehen, Wohl aber geradeaus. Da das Zentrum gerade vor dem Prä­sidentensitz sich befindet, entstand bei allen Parteien eine außerordentliche Heiterkeit.

Berlin, 24. Nov. Das Berliner Tageblatt meldet aus Rom, die deutschen Bischöfe sollen der Reihe nach nach Rom reisen, um mit dem Papst über die Agitation für die Unabhängigkeit des Papstes zu verhandeln.

Hamb u r g. 20. Nov. Die Hamburg-Ameri­kanische Packetfahrt-Aktien-Gesellschaft hat, wie uns mitgeteilt wird, heute in England zwei große im Ban befindliche Stahldampfer erworben. Beide Schiffe sind zunächst für die New-Iorker Fahrt be- ! stimmt, sie sollen aber auch in der West-Indischen ! Linie Verwendung finden, sobald der Verkehr dieses ! erfordert. Die Zahl der für den transatlandischen ! Dienst bestimmten Dampfer der Hamburg-Amerikaoi- ! scheu Packetfahrt-Aktien-Gesellschaft steigt nach Voll­endung ihrer noch im Bau befindlichen Schiffe auf f 37, und nähert sich damit außerordentlich derjenigen des Norddeutschen Lloyd, der für seinen ozeanischen Dienst heute 39 Dampfer im Betriebe hat.

Der neue Etat, welcher dem Reichstage be­reits zugegangen ist, schließ! in Einnahme und Aus­gabe mit 919 103987 ab; von den Ausgaben sind 806 425 490 dauernde, 58 554 615 ein­malige, 84 123 882 ^ außerordentliche. Beige- sügt ist eine Denkschrift über die Schiffsbauten. In derselben wird ausgeführt, daß die deutsche Marine in ihrem jetzigen Stande nicht den Anforderungen entspricht, welche an sie gestellt werden müssen. Deutsch­land besitzt kein wirklich ganz zeitgemäßes Schlacht­schiff und wenn auch nicht an den Bau von Rie­senschiffen, wie Italien sie herstellt, gedacht werden soll, so sind doch eine Reihe von neuen Panzerfahr­zeugen erforderlich. Es sollen deshalb, außer den bereits im Bau begriffenen Schiffen, neu hergestellt werden 4 Panzerschiffe neuster Konstruktion, 9 Pan- , zerfahrzeuge für die Küstenverteidigung, 7 Kreuzer- ^ korvetten (geschützte Kreuzer), 4 ungeschützte Kreuzer,

! 2 Avisos, 2 Torpedodivisionsboote. Diese 28 Schiffe ^ werden im ganzen 116800000 kosten und sollen bis 1895 vollendet sein. In der Thronrede ist diese .Frage nicht berührt; man darf also daraus, daß ^ auch die Frage der Vermehrung der Artillerie nicht ^ erwähnt ist, nicht schließen, daß daran nicht gedacht ^ wird. Die betr. Vorlage ist nur noch nicht abge- i schlossen.

DieFreis. Ztg." weiß über die Thronrede zu bemerken: Der Stil kennzeichnet sich durch eine oft wiederkehrende Bezugnahme aus Gott, die christ­liche Nächstenliebe, vie christliche Gesittung und den , christlichen Glauben, wie solche früheren Thronreden I nicht in gleichem Umfange eigentümlich war.

Die ostasrikauische Blokade gegen die Lk la­ll entzünd ler hat ihren Anfang genommen. Eine Einbuße in ihrer Wirksamkeit erleidet die Blokade dadurch, daß die französische Regierung die Durch­suchung verdächtiger unter der blau-weiß-rvten Fahne fahrenden Schiffe nach Sklaven verweigert, während sie früher schon dieses Zugeständnis halb und halb gemacht hatte. Die Urheber dieses Ansichtswechsels sind die biederen Pariser Patrioten, welche in ihrem Deutschenhaß den Mund gar nicht voll genug neh­men können.

TklrerrKch-Ungmr:

Wien, 23. Nov. Der schweizerische Gesandte drückte bei der Unterzeichnung des Handelsvertrages die Hoffnung aus, daß die bereits zwischen beiden Staaten bestehende Freundschaft nun noch mehr werde befestigt werden. Kalnoky erwiderte, Oester­reich lege hohen Wert aus die freundnachbarlichen f Beziehungen zu der Schweiz, welche durch die cr- ! zielte handelspolitische Verständigung gekrüstigt werden.

! Die Schriftsetzer Wiens sammelten 2600 i Gulden für Streikzweckc. Die Kommission der Schrist- ! setzer, welche den Fonds verwaltete, wurde Seitens l der Scatthaltcrei aufgelöst und das Geld an die Sammler znrückgcwiescn. Sollte weiter gesammelt ! werden, so werden die Gelder konfisziert.

Lemberg, 22. Nov. Im Städtchen Burstyh sind 76 Häuser abgebrannt. Ill der ärmsten Fa­milien sind obdach- und brotlos.

Belgier!.

B r ü s s e l, 22. Nov. Im Brüsseler 2 athause wurden derReforme" zufolge Veruntreuungen in ! der Höhe von 1200 000 Frks. entdeckt.

! Brüssel, 22. Nov. Hiesigen Blättern zu- l folge bestellte die belgische Regierung neuerdings bei Krupp 60 Kanonen.

In Gent hat ein städtischer Kassierer im Lauf der Jahre Er Million Franken unterschlagen, welcher Summe nur eine Kaution von 100 000 Fr. gegenübersteht. Der Rest des Geldes ist futsch. Der ' Dieb sitzt hinter Schloß und Riegel.

! Frankreich,

f Paris, 21. Nov. Die Eisenbahn-Gesellschaften, welche von Numa-Gilly beschuldigt wurden, mit ! 14 Millionen die Deputierten bestochen zu haben, werden die gerichtliche Verfolgung cinleiteu.

Paris, 22. Nov. Es ist das (bis jetzt un­verbürgte) Gerücht verbreitet, der Präsident der Re­publik, Carnot, sei zu der Erkenntnis gelangt, daß es an der Zeit sei, dem radikalen Regiment ein Ende zu machen und das Kabinet Floquet durch ein energisches republikanisches Ministerium zu ersetzen, dem die schwierige Aufgabe zufallen würde, der durch die Toleranz der letzten Regierungen auf allen Ge­bieten eingerissenen Anarchie ein Ziel zu setzen und geordnete Zustände wieder herzustellen. Das neue Ministerium würde die Zustimmung des Präsidenten zu einer eventuellen Auflösung der Kammer erhalten und sich bis dahin auf die republikanische Majori­tät des Senates stützen. Daß dieses Projekt existiert, ist sicher, daß die Ausführung desselben täglich drin­gender wird, ist zweifellos; es muß sich aber erst zeigen, ob Herr Carnot die dazu nötige Energie, um nicht zu sagen den dazu notwendigen Mut besitzt.

Paris, 23. Nov. Mehrere konservative und boulcmgistische Blätter beschuldige» die Negierung, sie trage sich mit der Absicht aus Anlaß der für den 2. Dezember in Aussicht genommenen Kundgebungen am Grab Baudins einen Staat-streich herbeizusühren. Man wolle einen Konflikt Hervorrufen, indem man ein Komplott gegen die öffentliche Sicherheit vor- spiegelc, dabei sollten die Führer der konservativen und boulangiftischen Partei verhaftet und zur Ab­urteilung vor den Senat gestellt werden,

Paris. Die Aufregung, welche der Prozeß Gylly verursacht hat, dauert fort. Andrieux hatte deshalb mit einem anderen Abg. ein Duell und ist leicht verletzt. Am Donnerstag wird Gillys Schrift erscheinen, in welcher er seine Behauptungen über die Schwindler unter den Abgeordneten zu beweisen suchen wird. Auch Wilsons Drohung, Enthüllung über seine Gegner und republikanische Wortführer ! zu machen, hat sehr erregt. Es ist Thatsache, daß Ron bekannten republikanischen Größen die schmntzig- ! sten Geschichten im Umlauf sind.

! Frankreich. Die friedliche Thronrede des ! deutschen Kaisers hat in Paris den besten Eindruck gemacht, zumal man dank den Verdächtigungen der ^ Hetzprcsse eine andere Sprache gefürchtet hatte. Ein l gutes Zeichen war auch, daß die Börse die Rede in l keiner Weise für ihre Zwecke auszunutzen verstand.

I Der Skandal über das Buch des Abg. Gilly,

I in welchem die angesehensten republikanischen Par­teimänner aller möglichen Schandthaten geziehen werden, dauert fort. Gilly ist gefordert, will sich aber nicht schlagen. Berichtigungen, Ableugnnngen, Schmähungen, neue Denunziationen füllen die ganze Presse, die republikanische Partei ist rein aus dem Häuschen, Boulangisten und Antirepublikaner wollen sich vor Freude wälzen. Die Bevölkerung ist tief verstimmt über dies Treiben, und immer mehr Leute glauben an die von Gilly verbreiteten Schmutzge- ichichtcn. Inzwischen geht das Ministerium auch ge- ! gen die Boulangisten eifrig vor. Oberst Pierre vom ^ 76. Regiment erhielt eine Strafversetzung, weil er mit seinen Offizieren bei der Hochzeit von Bvulan- gers Tochter anwesend war. Wegen bonlangistischer Haltung wurden 5 Pariser Polizeibeamte kassiert. Die Blätter des Generals sind darüber wütend, und dazu kommt nun noch Wilson mit neuenEnthüllun­gen" über seine Gegner. Selbst den an allerlei Tollheiten gewöhnten Parisern wird es nachgerade zu bunt.

Die französische Regierung hat sich von dem