Hagen am 20. ds. hier in Berlin erwartet, um dem Kaiser seinen Dank für die Ernennung zum Chef des 8. Husarenregiments auszusprechen.

Berlin, 16. Nov. Die von Sebastian Hen- sel veranstaltete deutsche Ausgabe der Schrift:Fried­rich III. als Kronprinz und Kaiser. Ein Lebensbild von Rennell Rodd" ist soeben (Verlag von A. Asher u. Co. in Berlin) erschienen. Die Schrift wird durch einen Brief der Kaiserin Friedrich an den Verfasser eingeleitet, an dessen Schluß es heißt: Menschen in bescheidenen Lebensstellungen, welchen viele von den Segnungen versagt sind, deren die Reichen sich er­freuen, und welche fast alle vermeintlichen Genüsse dieser Welt entbehren müssen, sind oft geneigt, sich einzubilden, ihre Last sei die schwerste, Kämpfe, Schmerz und Thräncn seien nur ihnen beschiedcn. Vielleicht werden sie anders denken, wenn sie von Leiden lesen, die mit solcher Geduld getragen, von Pflichten, die so freudig erfüllt wurden, während Krankheit die Kraft des starken Mannes untergrub; sie werden einigermaßen den tiefen Schmerz getäuschter Lebens­hoffnung begreifen, den ein von Liebe für sein Volk beseelter Herrscher empfinden mußte, als er sich ohn­mächtig fühlte, die lange gehegten Pläne für das all­gemeine Beste auszuführen; sie werden den Mut be­wundern, mit dem er festen Fußes seinem Ende ent­gegenschritt, wahrend die Schatten des Todes seinen Pfad verdunkelten. Trauer und Schmerz suchen alle gleichermaßen heim, gebrochene Herzen finden sich in Palästen, wie in Hütten, und das heilige Band der Bruderliebe ist sicherlich da am stärksten, wo werk- thätiges Mitleid Aller Herzen vereint, und Vereh­rung für das Gute unsere Seele erhebt. Möge diese kleine Geschichte von Kaiser Friedrichs edlen, und heilbringendem Leben sich an die Herzen der Leser wenden, gleichsam als Gruß von ihrn an seine Lei­densgefährten im Krankenhause, denen ich so gern einen kleinen Dienst erweisen möchte. Sie verspra­chen freundlichst, diesem Zwecke Ihre Feder zu leihen.

Der BerlinerKreuz-Zeitung" ist es gar nicht recht, daß Fürst Bismarck vr. der Theologie ge­worden ist. Sie fürchtet, daß er als solcher einmal auf die Kanzel steigen werde. Das Recht habe er als solcher dazu und wessen man sich von ihm ver­sehen könne, habe ja seine Befürwortung Harnacks gezeigt.

In ihrer dummen Pfiffigkeit hatten Pariser Blätter behauptet, einzelne offizielle Kreise von Oesterreich-Ungarn seien mit dem deutschen Bündnis nicht einverstanden. Die Wiener und Pester Blätter weisen in langen Artikeln diese Be­hauptung zurück. Diese Arbeit war indessen total überflüssig. Wäre cs so, wie man in Paris sagt, dann bestände der Friedensbund überhaupt nicht. Einen halben Freund können wir nicht gebrauchen.

Die römische Tribuna bestätigt, daß der deutsche und italienische Generalstab in di­rekten Verkehr mit einander getreten sind, doch sei es unrichtig, daß Spezialkuriere diesen Verkehr vermit­teln und daß Graf Waldersee den italienischen Mo­bilisierungsplan korrigiere.

Aus Ostafrika wird berichtet, daß in den deutschen Küstenplätzen Bagamoyo und Dar-es-Sa- laam völlige Ruhe herrscht. Es scheint auch, als ob die Ankündigung der bevorstehenden Blokade eine nicht unbeträchtliche Wirkung auf die Araber aus­geübt hat. Tie deutschen KriegsschiffePfeil" und Schwalbe" haben Ordre erhalten, sofort nach Zan­zibar abzugehen. Man erwartet, daß im Reichstage genaue Darlegungen über die ostafrikanischen Ver­hältnisse gegeben werden.

Oesterreich Ungarn.

Wien, 16. Nov. Der Kaiser bezieht sich mor­gen abend zu dem Leichenbegängnis des Herzogs Maximilian nach München.

Wien, 17. Novbr. Die geschiedene Königin Natalie von Serbien will allen Höfen ihren Ein­spruch gegen die Scheidung mitteilen. Im nächsten Monat wird sie einen Besuch in Petersburg machen.

In Wien war für Ende d. M. eine große Katholikenversammlung anberanmt, welche zu Gunsten der weltlichen Herrschaft des Papstes eintrcten sollte. Die Versammlung ist nun bis zum Mai 1889 ver­schoben worden.

Dänemark.

Das Regicrungs-Jnbiläum des Königs von Dänemark ist in Kopenhagen, wo die Regierungs­partei die Oberhand hat, mit großem Enthusiasmus gefeiert.- Die Stadt war recht festlich geschmückt.

Es fand feierlicher Gottesdienst in Gegenwart des Königs und aller fürstlichen Gäste statt, ferner gro- ! ßcr Gratulations-Empfang und Galatafel. Dem Könige wurden lebhafte Ovationen dargebracht. In ! den Provinzen, wo die radikale Partei das Ueberge- i wicht hat, fiel die Feier teilweise recht matt aus, da die Parteileitung von einer offiziellen Kundge­bung abgeraten hat. Der Regierungstelegraph stellte Alles als glänzend dar, in Wahrheit ist cs indessen anders. König Christian von Dänemark hat zahl­reiche Orden verliehen.

Belgien.

Anläßlich des Empfanges einer Deputation in Brüssel äußerte der König Leopold von Belgien, die europäische Lage sei voller Gefahren, Belgien müsse denselben gerüstet entgegentreten. Belgien braucht allerdings militärisch noch viel.

Nach einer Meldung aus Dons in der bel­gischen Provinz Hennegau sind in der dortigen Koh­lengrubeFriedrich" durch eine Explosion schlagen­der Wetter 30 Menschen umgekommen.

Frankreich.

Paris, 14. Nov. DerTemps" bringt fol­gende offiziöse Mitteilung:Laut einer Zeitungs­meldung hat an der Grenze in der Nähe von Bel- fort ein deutscher Forsthüter infolge eines Wortwechsels mit drei französischen Jägern, die ein auf deutschem Boden gefallenes Reh einholen wollten, auf deutschem Gebiet einen Schuß auf die französischen Jäger ab­gegeben, wodurch einer derselben durch Schrotkörner . verwundet wurde. Der Vorfall ereignete sich vor etwa 10 Tagen. Derartige Vorgänge kommen in- dessen an allen Grenzen vor. Ein Notenwechsel hat daher nicht ftattgefunden und wird nicht stattfinden."

Paris, 14. Nov. Das Hauptorgan des Gra­fen von Paris,Le Soleil" , hat heute sein Still­schweigen gebrochen und an der Spitze des Blattes einen Artikel über die Rede des Marquis von Bre- teuil veröffentlicht, worin dieselbe in allen Punkten gutgeheißen und die dagegen von den Republikanern und von den strengen Legitimsten erhobenen Ein­wendungen widerlegt werden. Der Artikel schließt mit folgenden Worten:Die Geschichte erzählt uns von einem römischen Senator, der in allen seinen Reden wiederholte:Und vor allem denke ich, daß Carthago zerstört werden muß." Wir denken, daß die Republik um jeden Preis vernichtet werden muß, ohne darauf zu sehen, woher unsere Alliierten kom­men und welcher besonderen Parteirichtung sie ange­hören. Wir wollen, daß die Republik stirbt, damit Frankreich lebt." Diese Sprache läßt gewiß an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig und damit ist jeder Zweifel an der Berechtigung des Marquis von Breteuil gehoben, die Royalisten aufzufordern, nun­mehr dem Banner des Generals Boulangcr zu fol­gen, bis das erste Ziel die Vernichtung der Re- ^ publik erreicht sei. Da wirtrotz alledem und alledem" Frankreich und den Franzosen nur Gutes wünschen, wollen wir hoffen, daß es mit dieser Ver­nichtung der Republik noch einige Zeit dauern wird; sonst könnte man sich allerdings kein interessanteres ! Schauspiel denken, als die Republik besiegt zu den ! Füßen Boulanger's und den Grafen von Paris l einerseits und den Prinzen Victor Napoleon ande- ! rerseits sich bemühend, dem General seine Beute zu entreißen.

Paris, 15. Nov. Vergangene Nacht ist die Waffenfabrik in Chatellerault teilweise abgebrannt. Die Herstellung des neuen Gewehres ist unterbrochen, da die Werkzeugsgebäude vollständig zerstört find. Die Verluste werden auf 2 Millionen geschätzt.

Aus Paris. Minister Goblet hielt am Donnerstag seinen Kollegen Vortrag über die Zan­zibarfrage und teilte dabei mit, daß Frankreich bis zur Erklärung der Blokade den Sklavenhandel auf das Schärfste überwachen werde.

Paris. Boulangers Stern steigt immer höher. Die gesamte orlcanistische Presse in Paris erklärt sich bereit, Boulangcr bei den nächsten Wah­len in jeder Weise zu unterstützen, um der jetzigen republikanischen Wirtschaft den Gnadenstoß zu geben. Der General erzählte, er erhalte täglich Geldbriefe zur Förderung seiner Zwecke, von allen Seiten biete man ihm Geld an. Aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika habe er schon über 4 Millionen erhalten. Daraus erklärt sich auch, daß immer mehr- große Zeitungen zu ihm übergehen, lim seinen Ab­scheu gegen Boulangers Diktattirbestrebungen zu be­weisen, wird der Pariser Gemeinderat am 2. Dezbr.

einen feierlichen Protest gegen den Staatsstreich ver­anstalten. Das wird nützen! i Italien

j Rom, 15. Nev. Die Prüfung der an Kaiser ! Wilhelm während seines Besuchs in Rom gelangten 1087 Bittschriften ergab 339 Hilfsbedürftige Bitt­steller, die jetzt aus der Königlichen Kabinettskasse Unterstützung erhalten.

Rom, 16. Novbr. Im Senate verteidigte der Justizminister die neuen Strafgesetze, indem er auf die fortschrittlichen Bestimmungen derselben, na­mentlich die Aushebung der Todesstrafe, hinwies. Hinsichtlich des Artikels über den Mißbrauch des Kirchenamtes erklärte der Minister, die Regierung wolle nur analog den andern Gesetzgebungen verhin­dern, daß die Kanzel der Wahrheit zu einer Kanzel der Zwietracht und Unruhestiftung werde. Uebrigens sei eine bessere Präzisierung der Bestimmungen dieser Artikel angezeigt.

In der Stellung zum Vatikan hat sich Frankreich auf einen Standpunkt gestellt, der es wieder in einen starken Gegensatz zu den Mäch­ten bringt. Sämtliche Regierungen Europas, selbst die erzkatholischen von Spanien und Belgien, lehn­ten jede Intervention in der sogen. Romfrage, also bezüglich der weltlichen Herrschaft des Pap­stes ab, nur Frankreich versprach eine Untersu­chung der Frage. Thut das Frankreich wirklich, so ist das eine der stärksten Provozierungen, welche es gegen Italien in Szene setzen kann. Ein solches Gebühren spräche den anderweit geäußerten Wün­schen auf die baldige Herbeiführung eines freund­nachbarlichen Ausgleiches in den etwas gespannten Beziehungen zwischen Frankreich und Italien direkt Hohn.

Rußland.

Petersburg, 16. Novbr. Anläßlich angeb­licher Enthüllungen desMatin" über das Projekt eines französisch-russischen Bündnisses hebt dasJour­nal de St. Potersbourg" hervor, es gebe doch auch für tendenziöse Insinuationen eine gewisse Grenze. Rußland wünsche gewiß, daß Frankreich in Europa die ihm zukommende, für das allgemeine Gleichgewicht notwendige Stellung wieder einnehmc, aber es sei überzeugt, daß die Aufrechthaltung des Friedens im Interesse beider Länder liege. Durch seine Insinuatio­nen schade derMatin" sich selbst und der Sache, die zu verteidigen er vorgebe.

Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland haben die Eisenbahnfahrten vorläufig satt und wer­den, wie aus Petersburger Hofkrcisen verlautet, die Reise nach Deutschland zum Besuche Kaiser Wil­helms II. zur See zurücklegcn. Natürlich wird darüber mindestens der Spät-Frühling von 1889 hcrankommen. Nach neueren Privatmitteilungen ist der Kaiser nicht nur am Bein, sondern auch an der Schulter verletzt, während die Hand der Kaiserin so schwer verwundet wurde, daß sie die Finger nicht biegen kann._

Kleinere Mitteilungen. ^

Auf der Hofdomäne Gerolds eck (Sulz) wurde einem bei der Dreschmaschine beschäftigten Ar­beiter ein Arm von der Transmission total vom Leibe gerissen.

Riedlin gen, 12. Nov. Heute früh drangen zwei hiesige Metzgerhunde in eine Schafherde und würgten und verwundeten ca. 20 Schafe in der Weise, daß sie geschlachtet werden mußten. Beide Hunde wurden sogleich erschossen und ihre Besitzer zum Schadenersatz herangezogen.

Eine Familie am Kornberg in Altstätten soll letzter Tage die letzten Apfclschnitze vom Jahr 1847, wo es bekantlich so viel Obst gab, verzehrt haben.

Einem Fuhrmann in Kitzingcn, der mit Donncrge- poltcr nieste, daß man cs bis Schweinfurt hörte, rst das Trommelfell gesprungen. . . ^

Ein.Geflügelhändler in Weimar hat sich das Ver­gnügen gegönnt, die Federn einer Taube zu zahlen. t-r hat deren 4000 -4050 gefunden. ,, , . , , -

Iserlohn, 11- Nov. MN welch bodenlosem Lercht- sinn oft Ehen geschlossen werden, beweist der folgende, vom Düffeld. Anz." mitgeteilte Vorfall in dem benachbarten Orte G. Hat da ein Jüngling eine Braut. Hat er keinen be­sonderen Gefallen mehr an ihr, oder ist er zu bedenklich, mit ihr in den Hafen der Ehe cinzulaufen? Sein Bruder scheint weniger Bedenken zu haben und bittet denselben, ihm die Braut abzustehen. Gesagt, gethan! Die Braut ist einver­standen, einerlei, an wessen Seite sie in den Ehchimmel em- gcht. Die Hochzeit läßt nicht lange auf sich warten. Leider fehlt zu dem Festschmause das nötige Geld. Doch wer wird sich denn so frühe den Sorgen hingeben? Für spätere Zeiten ist ja auch ein Armenpfleger da! Vorläufig kann;a der Arbeitgeber etwas Vorschuß geben. Zu ihm also hm. Doch leider ist es diesem zu gewagt, dem Leichtsinnigen 10