Der Gesellschafter.
Amts- »Ad Intelligenz-Blatt für de« Oberamts-Bezirk Nagold.
Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, DonnerS- tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier /Vo > (ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1^—4,!
^ außerhalb des Bezirks 1 20 «i. Monats-
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Dienstag den 20. November
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Amtliches.
Nagold.
Bekanntmachung.
Nachdem in den letzten Tagen in zahlreicheren Fällen Erkrankungen an Diphtheritis in hiesiger Stadt konstatiert worden sind, wurde von den zuständigen Schulbehörden die Schließung sämtlicher Schulen hier bis aus Weiteres beschlossen.
Den 19. November 1888.
_ K. Oberamt. vr. G u g e l.
—
Wnterpfarrdsbehörderr und Kerneinde- gerücHte des Wezirks werden unter Hinweisung auf die Verfügung des K. Justizministeriums vom II. Okt. 1888 Amtsblatt Nr. 11 S. 69 angewiesen, unfehlbar bis 10. Dezember d. I. anher zu berichten, ob sie sich im Besitze der dort vorgeschriebencn Dienstsiegel befinden.
Nagold, den 13. Nov. 1888.
Oberamtsrichter Dase r._
Die Gerichtsvollzieher
werden erinnert, Hauptregistcr und Kassentagbücher pro 1889, welche ordnungsmäßig zu überschreiben sind, behufs Beglaubigung der Blattzahl in Bälde, spätestens bis I. Dezember d. I. hieher vorzulegen.
Nagold, den 13. November 1888.
Oberamtsrichter Daser.
K. Amtsgericht Nagold.
Gemäß 8 12 der Dienstvorschriften für die Amtsgerichte wird hiemit veröffentlicht, daß vom 1. Januar —! 31. Dezember
1) die ordentlichen Sitzungen des Schöffen-! gerichts am 3. 10. 17. 24, 31. Januar, 7. 14. 20.
21. 28. Februar, 7. 13. 14. 21. 28. März, 4. 10. 11. 18. 25. April. 2. 8. 9. 16. 23. 29. Mai, 5. 6. 13. 19. 27. Juni, 4. 10. II. 18. 25. Juli, 1. 8. 14.!
22. 29. August, 5. 12. 18. 19. 26. September, 3. >
9. 10. 17. 24. 31. Oktober, 7. 13. 14. 21. 28. No-! vember, 5. 12. 18. 19. 30. Dezember, !
2) Die ordentlichen Sitzungen des Oberamtsrichters am Freitag, diejenigen des Amtsrichters am Dienstag jeder Woche mit Ausnahme der auf diese Tage fallenden Fest- oder bürgerlichen Feiertage ab- ' gehalten werden,
3) der ordentliche Gerichtstag, an welchem! mündliche Anfragen und Gesuche bei einem Amtsrichter oorgetragen, Anträge und Gesuche zu Protokoll des Gerichtsschreibers angebracht, und Verhandlungen gemäß 8 461 Civ.-Pr.-O. gepflogen werden können, am Samstag jeder Woche mit Ausnahme der auf denselben fallenden Fest- oder bürgerlichen Feiertage,
4) der Gerichtstag in Altensteig stets an einem Montag und zwar am 7. Januar, 4. Februar, 4. März, 1. 29. April, 27. Mai, 24. Juni, 8. Juli, 26. August, 23. September, 21. Oktober, 18. November, 16. Dezember stattfindet.
Den 14. November 1888.
_ _ Oberamtsr ichter Daser.
Gestorben: Den 14. November in Meßstctten, Schullehrer Heinrich Klein, 52 I. alt, früher Lehrgehilfe in Emmin gen, 1870—83 ständiger Lehrer in Wa lddorf.
Tages Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
** Nagold, 18. Nov. Seit einiger Zeit grassiert hier, namentlich unter der Kinderwelt, wenn auch bis
jetzt in mehr vereinzelter Weise, die Diphtheritis. Derselben sind bis jetzt zwei hoffnungsvolle Kinder erlegen. Um der Weiterverbreitung dieser schlimmen Krankheit vorzubeugen, wurde gestern abend in einer gemeinsamen Sitzung des Ortsschulrats und der Studienkommission, welcher auch der Oberamtmänn anwohnte, beschlossen, sämtliche Schulen der Stadt (auch Fortbildungs- und Sonntagsschule) bis aus weiteres — zunächst auf diese Woche — zu schließen.
** Nagold, 20. Nov. Eine den Lehrern zu gut kommende schöne Stiftung machten schon im Jahre 1839 zwei Bürger von Sulz a. N., die sich durch Fleiß und Sparsamkeit, teilweise im Ausland, ein schönes Vermögen erworben hatten. Aus Dankbarkeit gegen die Lehrer, bei denen sie sich schöne Kenntnisse sammeln durften, die sie in ihrem Berufe gut verwerten konnten, stifteten sie ein Kapital, dessen Zinsen für die jeweiligen Lehrer der Stadt bestimmt sein sollten. Nachdem das Kapital samt den Zinsen eine beträchtliche Höhe erreicht hatte, wurden an j Martini d. I. diese Zinsen erstmals an die 4 Volks- ^ schullchrer ausgeteilt und jedem eine Summe von! über 200 ^ als unvermutetes Geschenk dargcboten.
Rottenburg, 16. Nov. Der heurige Obstertrag wird zu 200000 Ztr. im Werte von etwa 500 ÖOO geschätzt, während das Hopfcnerträgnis mindestens einen Wert von 350 000 ^ repräsentiert.
Stuttgart, 15. Nov. Der bekannte Sittlichkeits-Apostel Dr. nmä. Ziemann von London weilt gegenwärtig wieder in Stuttgart, um den „Kampf gegen die Unsittlichkeit" zu predigen. Gestern that er dies vor einem Auditorium von Damen, heute Abend vor einer großen Versammlung von Herren, welche den Festsaal der Liederhalle bis auf den letzten Platz füllte. Dr. Ziemann ist kein Strafoder Sittenprediger, der mit der ganzen Anmaßung eines solchen auf das Publikum niederdonncrt, sondern er weist einfach an der Hand der Statistik auf den Umfang hin, welchen die Unsittlichkeit in allen Kreisen, bei Hoch und Niedrig, genommen, aus die Opfer, welche sie sich in der Stadt und auf dem Lande holt. Redner führte in dieser Beziehung ganz haarsträubende Thatsachen an, die wir hier natürlich nicht wiedergeben können. Was Dr. Ziemann verlangt, ist, daß man nicht immer von der Unsittlichkeit als von einem notwendigen Uebcl sprechen solle, welches wir nun einmal hinnehmen müßten. Das heiße die öffentliche Meinung irreführcn, denn der Mensch ist kein Tier, sondern kann sich selbst regieren. Auch dürfe man der Frage gegenüber nicht zu empfindlich sein. Es gelte, schon im Elementarunterricht den Kindern zu lehren, daß es leicht ist, sittlich zu leben. Der Vortrag, welcher sich stürmischen Beifalls zu erfreuen hatte, dürfte hier zur Bildung eines Vereins führen, welcher sich die Bekämpfung der Unsittlichkcit durch Gründung von Rettungsasylen für gefallene Mädchen u. s. w. zur Aufgabe macht.
Stuttgart, 16. Nov. Se. Maj. der Königi haben Se. Maj. den König Christian XI. von Däne- > mark unter die Großkreuze des Ordens der Württ.! Krone ausgenommen. !
Stuttgart. Die Freifrau von Spitzemberg, ! geb. Freiin v. Hermann, hat der württembergischen! Jnvalidenstiftung von 1866 zum ehrenden Gedächt- ! nisse ihres verewigten Gatten eine Schenkung von 4000 zur Verwendung für die Zwecke der Stiftung übergeben.
Brandfälle. In Böchingen das Wohn-' hau- des Bauern Matthias Heizmann. Bon
einem Feuerwehrmann wurde die Frau zwar noch röchelnd aus dem Hause getragen, doch waren die angestellten Lebensversuche ohne Erfolg.
Leipzig. In hiesigen Blättern ist die Rede davon, daß Herzog Ernst von Coburg, der Großoheim unseres Kaisers, zur Beilegung einer hochgradigen Spannung zwischen dem preußischen und dem englischen Hof ausersehen sei. Die Schroffheit, mit der die Königin von England den General v. Winterfeld, den Abgesandten ihres kaiserlichen Enkelsohnes, empfangen hat, als dieser ihr die Thronbesteigung Kaiser Wilhelms II. anzeigte, soll daher rühren, daß in der ersten Thronrede Kaiser Wilhelms II. Großbritannien mit Stillschweigen übergangen worden ist. Jedenfalls ist eine längere Spannung zwischen beiden Höfen um so weniger erwünscht, als gerade gegenwärtig zur Bekämpfung des Aufstandes in Ostafrika ein gemeinschaftliches Zusammengehen mit England sehr wünschenswert ist.
Freiberg (Sachsen), 16. Nov. Ein verheerendes Feuer zerstörte bis jetzt 40 Häuser. Von Dresden kam eine Pionierabteilung zu Hilfe.
Breslau, 16. Nov. Der Kaiser wurde bei seiner Ankunft aus dem Bahnhofe vom Oberbürgermeister mit einer Ansprache begrüßt, woraus der Kaiser mit huldvollen Worten erwiderte. Der dem Kaiser von den schlesischen königstreuen Arbeitern dargebrachte Fackelzug, woran sich viele Tausende beteiligten, verlief äußerst glänzend. Der Kaiser dankte wiederholt von der Rampe aus, sich huld- vollst verneigend.
Breslau, 17. Nov. Beim Empfang der königstreuen Arbeiter sprach der Kaiser seinen Dank für die Huldigung und den Fackelzug aus, sowie den Ausdruck der Gefühle der Treue für ihn und das königliche Haus. Er sei doppelt erfreut, daß die Arbeiter beider Konfessionen sich beteiligten. Das Wohl der Arbeiter liege ihn: an: Herzen. Die Arbeiter Breslaus seien die ersten, welche dies erkannt und der Treue Ausdruck verliehen. Er sei überzeugt, daß sie dieselbe jederzeit bethätigen und hoffe, daß die Arbeiter der ganzen Monarchie ihr Beispiel nachahmen. Bei der Vorstellung reichte der Kaiser jedem die Hand. Er dankte auch der Stadt und dem Oberbürgermeister für den patriotischen Empfang und drückte seine besondere Freude über die vortrefflich ausgefallenen Wahlen in Breslau aus. Nach der „Schles. Ztg." sagte der Kaiser: Ich freue mich, daß die Wahlen hier gut ausgefallen sind und zum ersten Male das Kartell gesiegt hat.
Berlin, 15. Nov. Der offiziösen Presse soll nach der N. Zürcher Zeitung bedeutet worden sein, nichts Unfreundliches gegen die russische Anleihe zu bringen.
Berlin, 15. Nov. Kaiser Wilhelm ernannte den Großfürsten-Thronfolger von Rußland zum Chef des achten Husarenregiments.
Berlin, 15. Nov. Die Eröffnung der Rcichs- tagssession wird am 22. d. M. im weißen Saale durch den Kaiser in Person erfolgen. Am folgenden Tage wird die Präsidentenwahl stattfinden, wobei an Stelle des hisherigen Präsidenten, Herrn v. Wedel- Piesdorf, ein neuer Präsident gewählt werden muß. Da auch Aussicht vorhanden ist, daß der Reichstag gleich bei Beginn seiner Sitzungen die Altersversicherungsvorlage empfängt, so wird es von Anfang an nicht an Arbeitsstoff fehlen.
Berlin, 15. Nov. Der Großfürst Thron folger von Rußland wird, der „Nordd. Allgem. Ztg." zufolge, nach den Jubiläumsfeierlichkeiten in Kopen-