II. Folgendes: Der Empfang am Bahnhof wird ein ' großartiger werden, seitens der Stadt wird dem kai-, serlichen Gaste ein pompöser Fackelzug mit Serenade ^ dargebracht, dann soll der Kaiser zu einer Festlichkeit' im Stadtgarten eingeladen werden und außerdem ist - der Besuch des Rennens in Cannstatt, also des Volksfestes in Aussicht genommen.
Stuttgart, 21. Sept. Das Programm s für den Kaiserbesuch ist bis jetzt wie folgt festgesetzt: Die Ankunft des Kaisers erfolgt am 27. September, , abends etwa 8 Uhr; später Serenade des Liederkranzes. Am 28. September, vormittags, Rundfahrt des Kaisers durch die Stadt, um 2 Uhr Hoftasel und um 4 Uhr Abreise nach der Mainau.
Stuttgart, 21. Sept. Nach allen Anzeichen darf als höchst wahrscheinliche Ursache des Brandes in der Sennefelderstraße Brandstiftung angegeben j werden.
Stuttgart, 21. Sept. Der alte »erst. Fürst Schwarzenberg, der 125 Millionen Gulden hinterlassen hat, bedachte in seinem Testament die Armen Wiens mit — 1000 Gulden. Sein Sohn, der bekanntlich tschechischer Abgeordneter war und somit einer Partei zuzählt, die von Deutschenhaß erfüllt ist und der Stadt Wien Schaden um Schaden zugc- fügt hat, zeigte dieses Vermächtnis dem Wiener Bürgermeister in einem Schreiben an, worin er sagte, es dränge ihn, seinem Gefühle Ausdruck zu verleihen, daß auch er, als geborener Wiener, seiner Vaterstadt aufrichtig und mit wärmster Anhänglichkeit ergeben sei. Dieses Schreiben wie das geringfügige Legat haben in Wien Erstaunen hervorgerufen.
Brandfälle: In Remmingsheim
am 20. Sept. ein Wohnhaus samt Scheuer; in Strümpfelbach am 20. d. Mts. drei große ge- : füllte Scheunen und ein Wohnhaus — die Sey- j fangsche Wirtschaft. >
München, 19. Sept. Der Empfang des deutschen Kaisers in München wird nach den im Gange befindlichen, eifrig betriebenen Vorbereitungen ein großartiger und in jeder Beziehung des erlauch- ^ ten Gastes würdiger werden. Festlichkeiten werden, den „N. N." zufolge, vorbereitet seitens des k. Ho- ^ fes, seitens der Stadtgemeinde und von der Bürgerschaft. Seine König!. Hoheit der Prinz-Regent wird ^ seinem hohen Gaste eine glänzende Hoftafel geben, ! im k. Hoftheater findet abends Festvorstellung statt,j für welche bei der bekannten Vorliebe des Deutschen! Kaisers für Wagner'sche Musik ein Musikdrama von! Richard Wagner gewählt swerden dürfte. Wie wir j vernehmen, wird die Gemeinde dem Kaiser am festlich geschmückten Bahnhof einen großartigen Empfang bereiten, dann den Kaiser zur Besichtigung des Rathauses einladen, wo ihn die Gemeinde-Kollegien in corpore erwarten, um ihm nach Besichtigung des Hauses, wie einst seinem unvergeßlichen Vater, einen Ehrentrunk zu kredenzen.
Schmalkalden. 21. Sept. Gestern Abend brach in dem Dorfe Witzelrode Feuer aus. Einige dreißig Häuser sind eingeäschert und ist besonders viel Getreide verbrannt. Nur wenig war versichert.
Frankfurt a. M., 2l. Sept. Der Franks. Ztg. wird aus Bern gemeldet: Der Bundesrat wird die Akten des bekannten Hauptmanns a. D. Ehrenberg an Deutschland nicht ausliefern, da ein politisches Vergehen vorliegt. j
Friedrichsruhe, 21. Sept. Graf Kalnoky ! tritt heute Abend 11 Uhr die Rückreise nach Wien an. ^
Berlin, 19. Sept. Eine holländische Firma ^ hat in der Submission für die Erdarbeiten am Nord- i Ostsee-Kanal den Sieg davongctragen. Sie will die! Arbeiten für den Preis von 12 Millionen Mark ^ bewältigen; der amtliche Voranschlag soll sich auf 15 > Millionen belaufen haben. ^
Berlin, 20. Sept. Der deutsche Gendarm, > dessen Leiche in der Nähe der französischen Grenze bei i Svarce aufgefunden wurde, hat einen Selbstmord aus > Liebesgram begangen. :
Berlin , 20. Septbr. In der Versammlung, ? welche der evangelische Bund im vorigen Monat in Duisburg abhielt, wurde auch eine Adresse an Kaiser Wilhelm beschlossen. In derselben hieß es u. ^ a.: „Die aufrichtige Frömmigkeit vieler unserer ka- : tholischen Volksgenossen wissen wir von dem in der, römischen Kirche immer mehr zur Herrschaft ge- ! langenden Jesuitismus wohl zu scheiden. Mit jenen wollen wir den Frieden bewahren und ihnen die! Wahrheit des Heils, wo sie es suchen, wieder völli- -
ger erschließen helfen. Gegen diesen erachten wir den Kampf und Notwehr geboten". Auf diese Adresse ist im Aufträge des Kaisers von dem Geh. Kabinets- rat v. Lucanus eine Antwort an den Vorsitzenden > des evangelischen Bundes, Grafen v. Wintzingerode, ergangen, welche nach Erstattung des Msikcs sagt: „Die Bestrebungen des Bundes auf Erhaltung und Belebung echt evangelischen Glaubens, auf Beseitigung des Parteihaders in der Kirche, auf Erbauung und Förderung des religiösen und kirchlichen Lebens auf dem Grunde des Bekenntnisses zu Gottes ewigem Wort und Christi alleinigem Mittleramt sind Seiner Majestät, gleichwie Allerhöchstihrem Herrn Vater, durchaus wohlgefällig. Zugleich vertrauen Aller- höchstdieselben, daß der Bund bei seiner Thätigkeit in Wort und Schrift der gegnerischen Glaubensüberzeugung die Achtung nicht versagen und die daraus sich ergebende Duldung nicht verleugnen werde.
Berlin, 21. Sept. Erzherzog Albrecht von Oesterreich nahm wiederholt Veranlassung, in ehrenden und anerkennenden Worten sich über die jüngsten Manöver auszusprechen. Am letzten Manövertage gab der Erzherzog seiner Anerkennung vor den versammelten Generalen einen besonders herzlichen Ausdruck und lobte die Knegstüchtigkeit des deutschen Heeres, dessen Leistungen in der ganzen Welt nicht übertroffen werden könnten.
Berlin. 2l. Sept. Der König von Griechenland weilt als Gast der Kaiserin Friedrich im Schlosse Friedrichskron für mehrere Tage. Nach i seiner Abreise besucht der Kronprinz Konstantin seine i Großeltern in Kopenhagen und kehrt alsdann mit! seinem Vater nach Athen zurück. l
Der König von Griechenland soll nach einer Korrespondenz der „Kölnischen Zeitung" aus Kopenhagen beabsichtigen, sich von den Regierungsgeschäften zurückzuziehen, sobald der griechische Kronprinz die Herrscherpflichten in vollem Umfang auf seine jungen Schultern nehmen könne.
Sämtliche deutsche Postwertzeichen, Briefmarken wie Postkarten, werden in nächster Zeit eine vollständige Umänderung erfahren. Man ist in der Reichsdruckerei gegenwärtig mit der Herstellung von Proben beschäftigt, die demnächst au maßgebender Stelle zur Entscheidung vorgelegt werden. Wie verlautet, sollen die neu einzuführenden Post- i Wertzeichen sich durch größere Einfachheit von den! bisherigen unterscheiden und auch die Herstellungs- ^ kosten derselben sollen niedriger, als die der jetzig gen sein. Selbstverständlich bleibt ein längerer Zeitraum zum Verbrauch der jetzigen Postwertzeichen.
An der Universität B erlin war der ehemalige Lehrstuhl Neanders für Kirchengeschichte zu besetzen. Die theologische Fakultät schlug einstimmig die Berufung des Professors Dr. Harnack in Marburg vor, der eine Leuchte der Wissenschaft und ein vorzüglicher Lehrer ist, der die studierende Jugend anzuregen und zu begeistern versteht. Der Kultusminister stimmte zu, der Oberkirchenrat aber widersetzte sich beharrlich der Berufung, Harnack war kein Mann nach seinem Herzen, er mußte einige dunkle oder auch zu Helle, Punkte an ihm entdeckt haben. Der Kampf schwankte lange hin und her, drei Kaisern lag die Entscheidung vor, von denen zwei durch den Tod abgerufen wurden, der dritte, Kaiser Wilhelm II., hat sich für Harnack entschieden, die Berufung ist erfolgt und vollzogen. Es ist eine Niederlage der äußersten Rechten der hochkirchlichcn Partei. Auch Bismarck hatte sich für! diese Entscheidung bemübt.
Der Betrieb auf der Gewehrsabrik in Spa n- dau wird immer mehr eingeschränkt. Seit Montag ist in allen Abteilungen der Drciviertelstag ein- gcführt. Dagegen sind an dem Umbau der Betriebseinrichtungen zahlreiche Arbeitskräfte angestrengt beschäftigt.
Ein Militärzug mit 1500 Mann vom 8. Brandenburgischen Jnf.-Reg. Nr. 60 ist am Mittwoch Abend auf der Station Werbig auS bisher noch nicht festgestellter Ursache teilweise entgleist. 5 Wa- ! gen stürzten um und wurden beschädigt; die in denselben befindlichen Soldaten erlitten bis auf einige Hautabschürfungen und leichte Quetschungen glücklicherweise keine Verletzungen.
Schweiz.
Zürich, 20. Sept. Der „Sozialdemokrat" zeigt' an, daß er mit dem Schluffe dieses Quartals aushö- j rcn werde, auf Schweizer Boden zu erscheinen. Nach- ! dem der Bundesrat einer fremden Macht zu lieb s Ausweisungen beschlossen gegen Leute, die nur das
gesetzlich gewährleistete Recht der freien Meinungsäußerung benutzten, sei das Eingehen auf „weitere Gelüste der Berliner Reaktion" vorauszusehen. Die dem Blatte dadurch bereitete Situation sei seiner „unwürdig." England, das eine höhere Meinung von der Preßfreiheit und mehr Widerstandskraft gegen fremde Zumutungen besitze, werde das neue Asyl des „Sozialdemokrat" sein. Das Blatt habe einen Vorteil von der Uebersiedelung, weil nun die Rücksichten auf die 9jährige Gastfreundschaft wegfallen (da wird also jetzt die Schimpferei auf die Schweiz losgehen). Seine Stellung zu der deutschen Sozialdemokratie bleibe die bisherige.
Oesterrcick-Ungsrn.
Wien, 20. Sept. Bischof Stroßmayer telegraphierte zur Sokol- (Turn ) Feier in Laibach: Gott segne und unterstütze alle edlen Bestrebungen der Sokole und aller Slovcnen. Ich begrüße die Brüder Slovenen, sowie die versammelten Brüder Czechen und Kroaten. (Der Mann scheint sich um kaiserlichen Verweis und päpstliches Einschreiten wenig zu kümmern).
Einzelne Pester Blätter berichten, Rußland ziehe langsam und unmerklich die an der galizischen Grenze aufgehäuften Truppen zurück.
Frankreich.
Paris, 20. Sept. „Siecle meldet, daß man in Belfort einer deutschen Spionage-Agentur auf der Spur sei. Die entdeckten Thatsachen sollen so belastend sein, daß eine höchst rigorose Maßregel gegen die auf dem Belforter Territorium befindlichen Fremden ergriffen werden wird, i?)
Paris, 20. Sept. Der Streik der bei dem Bau des Eiffelturms auf dem Marsfelde beschäftigten Arbeiter ist beendet; die Arbeit wurde wieder ausgenommen. Dagegen hat sich die Lage in St. Etienne verschlimmert. Dort gelang es den Streikenden, fast alle Arbeiter der Kohlengrubengesellschaft zur Arbeitseinstellung zu bewegen, so daß der Streik heute nahezu ein allgemeiner ist.
Paris, 20. Sept. Rochesort macht etwa 40 Mitglieder des Senats und der Kammer namhaft, die mit finanziellen Unternehmungen befaßt seien.
Auch dem reichen Frankreich scheinen die Opfer, welche der Friede fordert, nach und nach etwas drückend zu werden, denn es ist doch nicht gut anzunehmen, daß unsere Nachbarn aus bloßer Friedensliebe ans Sparen denken, nachdem sie Jahre lang ohne Widerspruch ungezählte Millionen zu Kriegszwecken bewilligt haben. Der Finanzminister hat im Ministerrat mitgeteilt, das außerordentliche Budget für den Krieg und die Marine werde um 38 Millionen, nämlich von 192 auf 154 Millionen herabgesetzt werden. Es ist auch höchste Zeit, daß die Schraube endlich zum Stillstand kommt.
Das Spionenfieber mit allen seinen nervösen Aufregungen und Hellsehereien hat in der radikalen und boulangistischen Presse eine Höhe erreicht, die bei einem gesunden Beobachter Mitleid und Ekel zu erregen geeignet ist. Man könnte lachen über die chronisch gewordene Spionensucht, allein die Sache hat denn doch eine sehr ernste Bedeutung. All die Hetzereien sind offenbar darauf berechnet, Europa gegen Deutschland einzunehmen und als Störenfried hinzustellen, dem der Garaus gemacht werden muß. So veröffentlicht Jules Simon im „Matin" einen förmlichen Aufruf an Europa, Preußen das Handwerk zu legen: „Europa hat seit zwanzig Jahren Preußen freies Spiel gelassen. Preußen hat zuerst Dänemark unterdrückt, dann Oesterreich besiegt, dann den Feldzug von 1870 unternommen... Es ist nicht blos Frankreich allein, es ist ganz Europa, das von Preußen abhängt. Europa wird zwiefach zugrunde gerichtet: durch die schon gebrachten Opfer an Leuten und Geld und durch die, welchen es entgegensieht. Daß Frankreich es ist, das durch seine übermäßigen Rüstungen alle andern Staaten zu entsprechenden Maßregeln gezwungen hat, das wird natürlich wohlweislich verschwiegen. Einen Trost findet der „Matin" schließlich in unserer Flotte, die so schlecht gemacht wird, daß sie selbst gegen die Flotten der europäischen Kleinstaaten nicht aufkommen kann. Nun, wir wollen dem französischen Chauvinismus nur wünschen, daß er mit den Fäusten unserer Seeleute nicht in Berührung kommt. Unsere Kanonen haben sie bereits kennen gelernt.
Pariser Zeitungen wissen zu berichten, daß der österreichische Feldmarschall Erzherzog Albrecht nicht nach Berlin gereist ist, um die preußischen Manöver