Der Gesellschafter.
Amts- nnd Intelligenz-Blatt für de« O-eramts-Bezirk Nagold.
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Dienstag den 25. September
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„Das Plauderstübchen"
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_Expedition L Redaktion.
Durch mutvolle und aufopfernde Thätigkeit bei Brand- sällen haben sich u. a. ausgezeichnet: am 7. Juni d. IS. in Schi et i n ge n die Fe uerwe h r von Gündring en.
Die Mitteilungen aus Kaiser Friedrichs Tagebuch 187V-71
in der Dtsch. Rundschau nehmen 26 Seiten der genannten Zeitschrift ein. Der Einsender deutet an, daß er das Recht gehabt hätte, den vollen Inhalt des Tagebuchs mitzuteilen, er habe sich „nur aus Diskretion" auf Auszüge daraus beschränkt. Dieselben beginnen mit dem I I. Juli 1,870 und schlies- sen mit dem 12. März 1871: „nach Hause, nach fast neunmonatlicher Trennung". Die Redaktion der Rundschau verbietet den Blättern größere Mitteilungen aus ihrer Veröffentlichung, weshalb wir uns im Nachfolgenden auf einige Hinweise beschränken. Am 13. Juli 1870 verzeichnet der Kronprinz eine „Unterredung mit Bismarck, der am 12. spät aus Madrid die Nachricht vom Verzicht des Erbprinzen (von Hohenzollern) erhielt, wodurch er den Frieden für gesichert hält, will zurück nach Barzin, scheint überrascht durch die Wendung in Paris." Dagegen habe Gortschakow die Nachricht erhalten, Frankreich verlange Garantieen für die Zukunft. (Hieran knüpfte bekanntlich die entscheidende kriegerische Wendung.) Die Mobilmachung der ganzen preußischen Armee, anstatt nur zweier Armeekorps, geschieht auf Betrieb des Kronprinzen (Aufzeichnung zum 15. Juli), der in der begeisterten Erhebung Deutschlands ein Pfand des Siegs erblickt (18. und 19. Juli). Der Kronprinz berichtet über seine Reise nach Süddeutschland. Er findet den König von Bayern „auffallend verändert, bleich, nervös" rc. 28. Juli in Stuttgart: bei der Bevölkerung eine Begeisterung, die ihn „fast verlegen" macht. 4. Aug.: Weißenburg ; der Kronprinz zieht gleich am Schlachttage mit klarem Blick die Summe des Erfolgs; dabei sind kennzeichnende Einzelheiten in Fülle angewerkt. Ebenso bei Wörth, 6. Aug.; bemerkenswerte Worte über die Mitwirkung der süddeutschen Truppen als Kitt künftiger Einheit. 7. Aug. Gespräch mit Roggenbach in derselben Richtung. 23. Aug. meint Moltke schon, „den Feind bald in eine Mausefalle zu bringen", was der Kronprinz mit einem ? begleitet. Am 1. Sept. wird das große geschichtliche Bild, wie der Parlamentär mit dem Brief Napoleons kommt, in markigen Zügen gezeichnet; die Gemütsbewegung bricht am Schluß in „Hellen Thränen" aus. 2. Sept. erfaßt den Kronprinzen aus dem Knabengeschichtsunterricht die Erinnerung: „Die Weltgeschichte ist das Weltgericht". Bemerkenswerte Einzelheiten über die Behandlung Napoleons. Das Gespräch König Wilhelms und Napoleons in dem Schlößchen vor Sedan wird ausführlich mitgeteilt. Den
Kronprinzen versichert Napoleon, den Krieg nicht gewollt zu haben. 3. Sept.: Der Kronprinz zeigt sich dringlicher als Bismarck in Bezug auf die Kaiseridee. 12.—14. Sept.: Die „Reichsland"-Jdee in Bezug auf Elsaß-Lothringen. 20. Sept.: Hoffnung, daß gerade in den Prunkgemächern von Versailles die Wiederherstellung von Kaiser und Reich gefeiert werde. 28. Sept.: Straßburg kapituliert; gleich denkt der Kronprinz an die Herstellung des Münsters und der Bibliothek. 30. Sept.: Bismarck durch den Kronprinzen für die Kaiseridee gewonnen. 5. Okt.: Thiers hat den Mißgedanken, den König von Bel-! gien auf den Thron zu erheben. Im Okt.: Die süd- i deutschen Staatsmänner in Versailles. 30. Okt.:' Prinz Otto von Bayern, bleich, elend, beim Gespräch ! kaum zuhörend. 14. Nov.: Gespräch mit Bismarck! über oie Heranziehung der Süddeutschen; der Krön- ^ Prinz will es selbst auf Gewalt ankommen lassen;! Bismarck protestiert bis zum Entlassungsanbieten.! 30. Nov.: Wirren mit Bayern in merkwürdiger Weise erledigt. 3. Dez.: Der Kronprinz und Bismarck reichen sich die Hand; „mit dem heutigen Tag sind Kaiser und Reich unwiderruflich hergestellt". — Wir brechen hier ab. Schon aus diesen Proben wird j ersichtlich sein, daß der Inhalt des Tagebuchs der! ! denkbar reichste ist. Insbesondere die Kenntnis vom j ! Zustandekommen der politischen Abschlüsse des denk- ! würdigen Winters wird durch ganz neue Aufschlüsse ^ erweitert. Dabei eine Fülle kostbarer kriegsgeschicht- ! ljchcr und kulturgeschichtlicher Einzelheiten. Das ! Kostbarste aber ist das aus dem Ganzen rein und ! schön hervorspringende Bild des fürstlichen Verfassers ! selbst: durchaus zeigt er sich als einen Mann, der, i wenn er auch zur Zeit zu spassen vermag, mit heili- ^ gem Ernst jede seiner großen Aufgaben erfaßt. Realistisch klar wünscht er das neue Reich „frei von den Schlacken des alten heiligen, römischen". Dabei , fehlt aber nicht jener ideale Zug; sein Höchstes ist, künftig ein Mehrer der Freiheit sein zu wollen. 7. März, Ferneres; „Selbst der größte Unverstand wird nicht mehr das Erreichte rückgängig machen. Ich zweifle an der Aufrichtigkeit für den freiheitlichen Ausbau des Reiches und glaube, daß nur eine Zeit, die mit mir rechnet, solches erleben wird. Solche ! Erfahrungen, wie ich sie seit 10 Jahren gesammelt,
! können nicht umsonst gewonnen sein. In der numehr geeinten Nation werde ich einen starken Anhalt für meine Gesinnungen finden, zumal ich der erste Fürst sein werde, der, den verfassungsmäßigen Einrichtungen ohne den Rückhalt ehrlich zugethan, vor sein Volk zu treten hat.(S. M.)
Tages-Neuigkeiten.
* N y^gch l d, 24. Sept. Am vergangenen Samstag siel der 42 Jahre alte verheiratete Fr. Martini von Emmingen beim Tannenzapfenbrechen ' von der ganzen Höhe des Baumes herab und war! hiedurch sofort eine Leiche. Gestern fand seine Beerdigung unter großer Beteiligung der Einwohner-! schaft und mehrerer Kriegervereine, auch des Nagol- der Militär- und Veteranenvereins, statt. — Gestern! früh wurden die Bewohner der hintern Gasse in ^ ! jähen Schrecken versetzt, indem ein großes Stück der! ! Stadtmauer im sog. Zwinget, worauf das Haus ches i Schuhmacher Johs. Walz zum Teil ruht, mit weithin hörbarem Krach zufammenstürzte. Das Haus selbst erlitt keinen weiteren Schaden.
Münsingen, 19. Sept. Hagelschlag. Durch den Hagelschlag vom 26. Juni und 15. Aug. d. I. wurden verschiedene Gemeinden unseres Bezirks schwer betroffen. Auf Grund der amtlichen Schätzung be
trägt der Schaden auf der Markung Engstetten 50070 Justingen 40000 , Magolsheim 35000
Ennabeuern 25000 Feldstetten und Gundershofen 12000 zusammen 215000
Stuttgart, 20. Sept. Heute ist im Auftrag einer Versammlung von Landwirten in Bietigheim eine Kommission von 8 Mitgliedern nach Posen abgereist, um die von der Ansiedlungskommissivn für Württemberg vorbehaltenen Güter im Kreise Jo- roffchin (1400 km) anzusehen und, wenn geeignet, anzukaufen.
Stuttgart, 20. Sept. Radfahrverkehr. Im Neg.-Blatt Nr. 30 findet sich eine Verfügung des Ministeriums des Innern, betreffend den Radfahr- (Veloziped)-Verkehr. Es ist darin folgendes bestimmt: Das Fahren mit Velozipeden ist nur aus Fahrwegen gestattet. Nebenwege (Trottoirs), Bankette und Fußwege dürfen nicht befahren werden. Jeder Radfahrer ist zur gehörigen Vorsicht in der Leitung seines Fahrzeugs verpflichtet. Er hat bei der Fahrt die rechte Seite der Fahrbahn einzuhalten und entgegenkommenden Fuhrwerken, Reitern, Radfahrern, Viehtransporten u. dergl. rechtzeitig und genügend nach rechts auszuweichen oder, falls dies die Umstände oder die Oertlichkeit nicht gestatten, so lange anzuhalten, bis die Bahn frei ist. Letzteres hat insbesondere zu geschehen beim Zusammentreffen mit marschierenden Militärabteilungen, öffentlichen Aufzügen, Leichenzügen u. dergl. Das Vorbeisahren an eingeholten Fuhrwerken, Reitern, Radfahrern, Viehtransporten und dergl. hat auf der linken Seite zu erfolgen. Am entgegenkommenden und eingeholten Fuhrwerken rc. darf nur mit mäßiger Fahrgeschwindigkeit in angemessener Entfernung und von mehreren Radfahrern nur hinter einander in einfacher Reihe vorbeigefahren werden. Ebenso ist an Straßenwendungen und Stra-- ßenkreuzungen, sowie wenn Menschen auf der Fahrbahn dem Radfahrer nahekommen, so langsam zu fahren, daß das Fahrzeug nötigen Falles auf der Stelle zum Anhalten gebracht werden kann. Scheut ein Pferd bei dem Zusammentreffen mit dem Velo- ziped, so hat der Radfahrer sofort anzuhalten. Das Wettfahren auf öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen, das Umkrersen von Fuhrwerken und ähnliche Bewegungen, welche geeignet sind, den Verkehr zu stören oder Pferde scheu zu machen, sind verboten. Jedes in Fahrt befindliche Belozrped muß mit einer leicht zu handhabenden, helltönenden Signalglocke und zur Nachtzeit mit einer hellleuchtenden Laterne versehen sein. Der Radfahrer hat die von ihm eingeholten und zur Nachtzeit auch die ihm begegnenden Fußgänger, Fuhrwerke. Reiter, Viehtransporte und dergl. durch laute Glockensignale und, wenn diese unwirksam bleiben, durch lautes Anrufen aus seine Annäherung rechtzeitig aufmerksam zu machen. Auch an Straßenwendungen und Straßenkreuzungen ist rechtzeitig ein Glockensignal zu geben. Die Führer von Fuhrwerken, die Posten ausgenommen, und ebenso Reiter, Begleiter von Viehtransporten und dergl. haben entgegenkommenden oder sie einholenden Radfahrern erforderlichen Falles auch ihrerseits nach der rechten Seite hin angemessen auszuweichen. Durch ortspolizeiliche Vorschrift können für das Beloziped- fahren in geschlossenen Orten weitergehende Beschränkungen angeordnet, auch kann das Belozipedfahren in einzelnen Straßen oder Ortsteilen ganz verboten werden.
Stuttgart, 20. Septbr. Der Besuch des Kaisers. Man erfährt nun über die hier abzuhaltenden Festlichkeiten zu Ehren des Kaisers Wilhelm