und Klauenseuche unter dem Viehstand ausgebrochen, so daß einige Märkte eingestellt werden mußten.
Ulm, 30. Juli. Die hiesigen bürgerlichen Kollegien haben dem Herrn Oberbürgermeister von Heim anläßlich seines 25jährigen Amtsjubiläums eine Gehaltsaufbesserung von 2000 ^ angeboten, einen Beschluß, den der Herr Oberbürgermeister zwar dankend annahm, jedoch nicht für sich, sondern für seine Beamten, indem er diesen Betrag der Pensionskasse der städtischen Beamten zuwies. Dieser hochherzige Entschluß hat nicht verfehlt, heute bei seinem Bekanntwerden in dem Kreise der städtischen Beamten die größte Dankbarkeit wachzurufen.
Rastatt, 26. Juli. In einer Anzahl größerer Garnisonen, so auch hier, wird auf Anordnung ! des Kriegsministeriums versuchsweise ein neues I Kommißbrot für das Militär gebacken, welches ! dem in bürgerlichen Kreisen konsumiert werdenden > Hausbrot mehr gleichkommen soll. Es ist damit die Absicht verbunden, einer Störung der Ernährungsweise der vom Zivilstand in das Militär eintretenden Personen womöglich vorzubeugen. Es soll dem früheren Brot ein größerer Prozentsatz an Kleien entzogen werden, wodurch allerdings in Frage gestellt ist, ob das neue Brot länger genießbar bleiben und nicht zu bald austrocknen wird. Fällt der Versuch, welcher während eines Zeitraums von 3 Monaten angestellt wird, günstig aus, so wird die neue Backart des Brotes für das ganze deutsche Heer eingeführt werden.
München, 30. Juli. Die Centenarfeier wurde am heutigen Morgen mit Glockengeläute, Mi- litärturmmusik und Schulgottesdienst eröffnet. Die überfüllte, prächtige Basilika Sankt Bonifaz wurde vom Prinz-Regenten und sämtlichen Prinzen besucht, Deputationen legten prachtvolle Kränze am Grab Ludwig I. nieder. Im Beisein desdiplomatischen Korps u. des Nuntius hielt darauf der Erzbischof das Pontifikalamt ab, wobei die königliche Kapelle spielte. In den protestantischen Kirchen und in den Synagogen fanden gleichfalls Gedächtnisfeierlichkeitcn statt. Das Wetter ist herrlich, die Stadt überfüllt.
Köln, 28. Juli. Pfarrer Thümmel. Die „Kölner Volksztg." meldet aus Solingen: Gestern abend wurde eine Versammlung in der Kirche wegen eines Vortrags des Pfarrers Thümmel von Remscheid polizeilich aufgelöst, da Thümmel den Erzbischof von Köln und andere Kirchenfürsten der Gotteslästerung beschuldigte. Es entstand ein großer Tumult, Polizei und Gendarmen räumten das Gotteshaus. Es war eine Versammlung des Evangelischen Bundes, und Pfarrer Thümmel sprach über die Wallfahrt nach den Aachener Heiligtümern.
Dem fürstlichen Haus Thurn und Taxis ^ hat, wie man der „Köln. Volksztg." schreibt, das Hin-! scheiden der beiden deutschen Kaiser Wilhelm I. und ^ Friedrich III. 2 Millionen Mark gekostet. Der Fürst ! von Thurn und Taxis hat nämlich vom preußischen ^ Staat die Herrschaft Krotoszyn zu Lehen und hat dafür vertragsmäßig beim Tod jedes preußischen Herr- ^ schers an die Krone Preußens den Betrag von einer Million Mark bar zu zahlen. Beide Zahlungen sind kurz nach dem Tod beider Kaiser von seiten der fürstlichen Verwaltung in Berlin geleistet worden. Der gegenwärtig regierende junge Fürst Albert, der am 8. Mai d. I. im Alter von 21 Jahren für volljährig erklärt worden ist und der damit die Regierung des ungeheuren angestammten Besitzes angetreten hat, weilt gegenwärtig zur Teilnahme an den Jagden auf dem Stammschloß Taxis bei Neresheim.
Aus der Tagesordnung des deutschen Acrzte- tages, der auf den 17. Scpt. nach Bonn einberufen ist, stehen einige Besprechungen. die auch das große Publikum angehcn. 1) Kunsifehler der Aerzte (was ist das? muß man dabei au Mackenzie denken?); 2) Regelung des Geheimmittelwesens; 3) Abänderung l des Krankcnkasscngcsetzes. !
Im Herzogtum Gotha werden die Straßen- ! baumeister mit Bclozipcden ausgerüstet. !
Hamburg, 29. Juli. Kaiser Wilhelm wird,! wie der „Hamb. Corr." erfährt, am Dienstag abend! mittelst Extrazuges in Friedrichsruh eintrcffen, eine Nacht dort verbleiben und am nächsten Morgen ^ nach Berlin weiterfahrcn.
Berlin, 23. Juli. Die Einnahmen des Reichs im Etatsjahrc 1887/88 haben nach der vorläufigen Berechnung betragen für Wertpapiere 4 800 503.90 -4L, sär ^Kanf- und noch sonstige Auschaffungsgcschäste 7398019.33^,sürLvsczuPrivatlotterien 439317.48
für Lose der Staatslotterien 6 624 039.98 Der Spielkartenstempel brachte 1 211 996.20 ^ ein. Für verkaufte Wechselstempelmarken und gestempelte Blankets sind 9 733 971.20 ^ eingekommen.
Der jüngste Sohn des Kaisers Wilhelm war etwas rasch, er war erst in der Mitte des August erwartet worden, und danach hatte der Kaiser seine Heimkehr berechnet. Der Kaiser empfing die Depesche von der Geburt des Prinzen bei seiner Landung in Stockholm und lud den König sofort zu Gevatter.
Das Befinden der Kaiserin Viktoria und des neugeborenen Prinzen ist fortdauernd günstig. Die Ausgabe besonderer Bulletins wird wohl bald eingestellt werden. Der König Oskar von Schweden hat eine Pathenstelle bei des Kaisers fünftem Sohn angenommen. Kaiser Franz Joseph hat unserem Kaiser telegraphisch zur Geburt seines fünften Sohnes beglückwünscht.
Die Nordd. Allg. Ztg." nennt die Mitteilung der „World" über das Verschwinden der Tagebücher des Kaisers Friedrich ein Märchen.
Berlin, 17. Juli. Der Kaiser hat bestimmt, daß in sämtlichen Schulen Preußens die Geburtsund Todestage Kaiser Wilhelms I. und Kaiser Friedrich III. fortan als vaterländische Gedenk- und Er- rinnerungstage begangen werden.
Berlin, 27. Juli. Ueber 15000 Bände sittenloser Bücher, sowie gegen 2000 Stück anstößiger Photographien wurden dieser Tage von der Sittenpolizei bei Nachsuchungen, welche gleichzeitig in verschiedenen Buchhandlungsgeschäften Vorgenom- , men wurden, beschlagnahmt. Es bedurfte zweier! Möbelwagen, um die beschlagnahmten Gegenstände nach dem Moabiter Untersuchungsgefängnisse zu überführen. Die Vertreiber dieser sauberen Literatur werden sich demnächst vor Gericht zu verantworten haben.
Berlin, 28. Juli. Der Nachricht, daß im Herbst eine Monarchen-Zusammenkunft in Berlin stattfinden werde, wird heute auf das bestimmteste ! widersprochen. !
Berlin, 30. Juli. Der Kaiser wird über- ! morgen in Potsdam eintreffen, um sich dann, wie ' die „Nat.-Ztg." meldet, nach Bayreuth zu den dor- ^ Ligen Wagner-Aufführungen zu begeben. z
Der Fonds, welcher Eugen Richter zum ! 50. Geburtstage überreicht werden wird, beträgt nach der „Volksztg." ca. 100000 Mark.
Das neue bürgerliche Gesetzbuch wird, wie mit vielem Veralteten, auch damit aufräumen, daß bei der Wohnungsmiete statt der hergebrachten Ziele Lichtmeß, Georgii, Jakobi, Martini in Zukunft die Termine 1. .Januar, 1. April, 1. Juli und 1. Oktober in Geltung kommen.
Dr. Hovell, der Assistenzarzt Mackenzies, hat sich mit Frl. Green, der Gesellschafterin der Töchter des Kaisers Friedrich, verlobt; die Hochzeit wird in London gefeiert.
Der Stand der Saaten in Preußen. Die vor einigen Tagen im „Reichs- und Staatsanzeiger ' veröffentlichten amtlichen Berichte über den Stand der Saaten in Preußen entwerfen ein recht trübes Bild.- Für Weizen waren die Aus- ^ sichten in einzelnen Landcsteilen noch leidlich, dagegen mußte man für die Hauptfrucht des/ nördlichen Deutschland, den Roggen, fast allenthalben einer sehr geringen Ernte entgegensehen. Nur in Ostpreußen rechnete man ans eine Mittelcrnte; im übrigen hatten die Saaten durch Auswinterung mehr oder weniger schwer gelitten. Dazu kommt, daß im größten Teil der Ucberschwemmungsgebiete ans eine Ernte überhaupt nicht gerechnet werden kann. Die zur Zeit der Abfassung der Berichte ausgesprochene Hoffnung, daß günstigere Witterung das Ergebnis bessern werde, hat sich fast durchgehends nicht erfüllt, da nach der anhaltenden Dürre ebenso anhaltender Regen und kaltes Wetter cintrat, das jetzt noch an vielen Orten den Schnitt des Roggens und die Einbringung verzögert. Somit wird das Jahr 1888 von allen Erntejahren des letzten Jahrzehnts voraussichtlich das schlechteste sein. Nach den beiden mittelmäßigen Jahren 1880 und 1881 war die Ernte der folgenden Jahre in den Hauptfrüchtcn befriedigend und in den drei letzten Jahren sogar gut zu nennen. Aus Rußland ist von einer guten Roggcnernte berichtet worden, man kann daher trotz der erhöhten Zölle auf große und billige Zufuhren rechnen.
Däuemaik.
Das Blatt der Linken „Politiken" schreibt, das dänische Volk freue sich über den Besuch des Kaisers. Niemand würde sich gewundert haben, wenn er sich in Kopenhagen nicht aufgehalten Hütte. Desto größeres Gewicht sei aus den Besuch zu legen. Er werde das Resultat haben, zwei Völker einander zu nähern. Deutschland werde sehen, daß Dänemark seine Freundschaft zu schätzen wisse. , Die „Nat. Tidende" schreibt: ^ Der Gast des Königs ist zugleich Gast des Volkes. ^
^ Jeder Däne wird dem kaiserlichen Gaste die größte Ehrerbietung zeigen. Die Ehrerbietung, die dem z Vater 1874 bei dessen Besuche gezeigt wurde, wird ^ auch dem Sohne gezeigt werden.
Kopenhagen, 30. Juli. Kaiser Wilhelm und Prinz Heinrich sind um 1W/s Uhr hier eingetroffen und von den Mitgliedern der Kö- ; nigsfamilie herzlich empfangen worden. Die Musik der Ehrenwache spielte „Heil Dir im Siegerkranz". — Beide Geschwader salutierten, als sie einander sich näherten. Der König und der Kronprinz begaben sich mit einer Schaluppe nach der „Hohenzollern", wo ihnen der Kaiser entgegenkam und den König wie den Kron- ! Prinzen herzlichst durch Umarmung und Kuß begrüßte. Der König und der Kronprinz kehrten nach kurzem Aufenthalt an Bord des „Danebrog" zurück, worauf die Weiterfahrt hierher erfolgte.
Kopenhagen, 30. Juli. Der König verlieh dem Prinzen Heinrich den Elefanten-Orden, dem Grafen Herbert Bismarck das Großkreuz des Danebrog-Ordens. Auf der Fahrt nach und von der Ausstellung empfing Kaiser Wilhelm fast ununterbrochen sympathische Kundgebungen der Bevölkerung; wiederholt warfen Damen Blumen und Bouquets in den Wagen. Im Ausstellungsgebäude, wo der Kaiser sich längere Zeit auch mit dem Kriegsminister unterhielt, überreichten die deutschen Aussteller ein prachtvolles Bouquet.
Kopenhagen, 31. Juli. Bei dem gestrigen Galadiner saß der Kaiser zwischen dem König und der Königin von Dänemark; daran schlossen sich die übrigen Geladenen. Gegen Schluß des Diners brachte der König folgenden Trinkspruch aus: „Ich danke Eurer Majestät für den ehrenvollen Besuch, der mir und meinen: Lande zuteil geworden, und trinke aus vollem Herzen auf das Wohl des Kaisers, der Kaiserin und des ganzen Kaiserhauses. Kaiser Wilhelm lebe hoch!" Die Musik intonierte die Preußische Hymne. Der Kaiser dankte für den herzlichen Empfang und trank auf das Wohl des Königs, der Königin und der Königsfamilie von Dänemark. Die Musik spielte darauf die dänische Nationalhymne. Beide Toaste wurden deutsch gesprochen.
Frankreich.
Aus Paris: Die Anarchisten haben die Leitung des Strikcs in die Hand genommen. die Sache wird als ernst angesehen und die Behörden haben deshalb die schärfsten Maßregeln erhalten. Gegen 70 Personen sind in Hast. Die Regierungs- depeschen schwächen die Vorgänge beträchtlich ab, die Kämpfe zwischen den Arbeiicrn und Polizisten waren sehr umfangreich, auch sind massenhafte 'Verwundungen vorgekommen. — Die italienische Regierung hat amtlich mitreilen lassen, sie habe von dem Gebiete von Massanah endgiltig Besitz genommen.
Paris, 30. Juli. Die gestern abgchaltene Massenversammlung der streikenden Arbeiter beschloß die Fortsetzung des Kampfes bis zum äußersten und eine Resolution, durch welche der Ministerpräsident aufgesordert wird, die verhafteten Arbeiter freizugeben, widrigenfalls man sich mit allen Mitteln Genugthuung verschaffen werde. Da mehrere Arbeitsplätze militärisch besetzt sind, forderte das Streikkomite den Kriegsminister auf, er solle verhindern, daß die Soldaten zu Schergendiensten herabgewnrdigt werden.
Paris, 30. Juli. Das „Journal des Debats" will aus»-Berlin erfahren haben, Fürst Bismarck wolle demnächst den Staatsgeschäften entsagen und nur dem Titel nach Reichskanzler bleiben. „Mein Sohn Herbert", soll er gesagt haben, „ist vollständig vorbereitet, die Geschäfte zu übernehmen, und der Kaiser überhäuft ihn mit Wohlwollen." '
Italien.
Rom, 30. Juli. Kaiser Wilhelm antwortete telegraphisch auf den Glückwunsch des PapsteS : „Wahrhaft bewegt von der Teilnahme Eurer Heiligkeit anläßlich der Geburt Unseres SohneS, bitten Wir den Ausdruck der Dankbarkeit für den neuerlichen Beweis aufrichtiger Zuneigung eutgcgenzunehmen." Eoaland
London, 24. Juli. Die „Chinese Times" teilen mit, daß die gegenwärtige Bevölkernngsziffer des chinesischen Reichs ans 380 Millionen Einwohner zu schätzen ist. Diese Zahl würde bedeutend höher sein, wenn nicht wiederholte Hungersnot und Ucbcrschwemmnngen, zumal aber der mit großen Menschenopfern verbundene Taiping-Aufstand, die Bevölkerung, welche 1849 schon ans 412 Millionen gestiegen war, bcderttcnd verringert hätte.— Die Deutschen in China zählten imJahr 1887, der „Deutschen Kolonial-Zeitn.ig" zufolge, 597 Personen und 65 Firmen; Deutschland nimmt, was die Anzahl der Handelshäuser betrifft, den zweiten Rang unter allen a-.-.slän-