Der Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberantts-Bezirk Nagold.
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Donnerstag den 2. August
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„Das Plauderstübchen" für die Monate August «k September
nimmt jedes Postamt resp. auch Postboten an.
A mtliche s.
Nagold.
Die Ortsvorsteher
werden auf die Verfügung des K. Ministeriums des Innern, betreffend Maßregeln zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche, vom 27. d. Mts., Min.- Amtsbl. Nro. 18 Seite 325 ff. wonach Führer von wandernden Schweineheerden künftighin im Besitze des Zeugnisses eines beamteten Tierarzts über den seuchenfreien Zustand ihrer Hcerden sein müssen, sowie auf den Min.-Erlaß vom gleichen Tage, namentlich Ziffer 1 Abs. 1 und 2 desselben zur künftigen Danachach- tung hiedurch hingewiescn.
Den 31. Juli 1888.
_ K. Oberamt. I)r. Gugel.
Nagold.
Bekanntmachung,
In Erwägung, daß laut Mitteilung des K. Forstamts Wildberg vom heutigen Tage bei dem dermaligen hohen und kalten Wasserstand der Nagold der Floßgassenbau bei der Psrondorfer Mühle noch nicht in Angriff genommen werden kann, wird unter Aufhebung der oberamtlichen Bekanntmachung vom 13. v. Mts. — Gesellschafter Nro. 83 — hierdurch bekannt gegeben, daß die Flößerei auf der Na- , gold, auch von der Psrondorfer Mühle aufwärts ^ aus obengedachtem Grunde bis auf Weiteres noch stattfinden kann.
Den 1. August 1888.
K. Oberamt. Amtm. Marquart, g. Stv.
K Amtsgericht Nagold
Der Kaufmann Christian Bücher hier ist zum Gerichtsvollzieher von Schietingen gewählt und bestätigt; seinen Wohnsitz hat er in Nagold.
Den 30., Juli 1888.
Amtsrichter
_ Lehne n?a n n.
Kaiser Wilhelm und England.
Trotz entgegengesetzter Versicherungen der englischen Presse hat man unzweifelhaft in dem Insel- reiche bei der Reise des deutschen Kaisers nach Rußland ein tiefes Unbehagen empfunden. Mit Recht ist allenthalben schon bemerkt worden, daß die Thronrede des Kaisers zwar der Beziehungen zu Oesterreich- Ungarn und Italien mit großer Wärme gedachte, auch die persönliche Freundschaft des Herrschers zu dem Zaren erwähnte, dagegen von England trotz der nahen Verwandtschaft der beiden Dynastiecn gänzlich schwieg. Es ist später behauptet worden, daß dies Schweigen auf einen persönlichen Befehl des Kaisers zurückzuführen sei. Jetzt beginnt man in der englischen Presse nun geradezu zu behaupten, daß Kaiser Wilhelm II. England hasse, ohne jedoch zu leugnen, daß an dieser Empfindung England selbst die Schuld trage. So schließt die 36. James-Gazette ihre Auslassungen über die Kaiserzusammenkunft und deren Folgen mit den Worten: „Was uns bei den persönlichen Empfindungen des Kaisers und des Zaren am meisten berührt, ist, daß sie beide England
hassen, obwohl, was den deutschen Kaiser anbetrifft, wir uns dessen Abneigung selbst zuzuschreiben haben. Wenn er glaubt, daß ein Bündnis mit uns unzuverlässig ist, oder geringe Bedeutung heutigen Tages hat, so müssen, wir selbst sagen , daß wir ihm diese nicht unnatürliche Auffassung beigebracht haben." Diese Ausführungen enthalten sicherlich eine beachtenswerte Wahrheit, wenngleich keineswegs ausgemacht erscheint, daß unser Kaiser England direkt haßt. Vielleicht ist sein Gefühl eher als Mißtrauen gegen den engherzigen Geist der englischen Politik zu bezeichnen. Tatsächlich sind die englischen Interessen an den Welthändeln so eng mit denen der Verbündeten des deutschen Reichs verknüpft, daß man nicht verstehen kann, weshalb die britische Regierung sich dauernd einer Zurückhaltung befleißigt, welche die verbündeten Mächte im Zweifel erhält, in welchen Fällen sie auf die thätige Mitwirkung des Insel- reiches zählen können. Der deutsche Kaiser wird in seiner Politik sicherlich weder von Haß noch von Liebe, sondern nur von der Wohlfahrt des deutschen Vaterlandes geleitet. Aber die Beziehungen Englands zu Deutschland scheinen gerade ebenso unsicher zu sein, wie die zu Rußland. Fürst Bismarck hat gelegentlich gesagt, er sei seit Jahren bemüht, die richtige Form für das Einvernehmen mit England zu finden. Wiederholt schien dies Ziel erreicht, besonders nach dem Besuche der Königin Viktoria in Charlottenburg, als das Kanzlerblatt der britischen Herrscherin einen ungewöhnlich warmen Nachruf widmete, der mit der zuversichtlichen Ueberzeugung schloß, daß der persönliche Verkehr auch die besten Wirkungen auf die politischen Beziehungen der Staaten üben werde. Gleichwohl scheinen diese Wirkungen ausgeblieben zu sein. Man hat sich in England lange zu dem Prinzip bekannt, daß man keine festen Bündnisse mit anderen Staaten eingehen könne. Und doch zwingt die Nebenbuhlerschaft mit Frankreich einerseits und die Ländergier Rußlands andererseits England an die Seite Deutschlands und seiner Verbündeten. Mit Oesterreich und Italien hat die englische Regierung bestimmte Formen des Zusammenwirkens ausfindig zu machen gewußt, lieber kurz oder lang nun wird England sich eut- ^ scheiden müssen, ob es dein Friedens-Dreibünde rückhaltlos beitreten will oder nicht. Im enteren Falle würde, wie die Voss. Ztg. treffend hervorhebt, von einem Hasse des deutschen Kaisers gegen England nirgend etwas zu spüren sein; im' letzteren Falle freilich wäre der Groll nicht unberechtigt , daß das deutsche Volk mit dem eigenen Blute die englischen Geschäfte besorge. Indessen sind Anzeichen genug vorhanden, daß das britische Volk einer näheren Verbindung mit den Interessen des Friedensbundes geneigt ist und das Kabinet des Lord Salisbury erkennt, daß bei der heutigen Gruppierung -der Großmächte wieder der Satz gilt: „Wer nicht für uns ist, der ist wider uns!"
Taqes-Neuiqkeiten.
Deutsches Reich.
8 Nagold. Am vergangenen Sonntag den 29. Juli fand in Wildberg der Bezirkskriegertag der Vereine von der unteren Nagold statt. Um I I Uhr vormittags versammelten sich die Delegierten der ver- ! schiedenen Vereine im Gasthaus z. Bären und er- > öffnete Kamerad Vorstand Hagmaier von Wildberg ! die Versammlung, welcher sodann auch den Vorsitz ! führte. Der Antrag des Kameraden Freithaler von ! Nagold, künftig nur alle 2 Jahre einen Bezirkskrie
gertag abzuhalten, wurde mit allen gegen 2 Stimmen angenommen. Als Vorort wurde einstimmig Oberschwandorf gewählt, und findet demgemäß der nächste Bezirkskriegertag im Jahr 1890 dort statt. Nach Erledigung des geschäftlichen Teiles toastierte nach vorangegangener Rede Kamerad Schaible von N a- gold auf unseren obersten Feldherrn und jugendlichen Herrscher Kaiser Wilhelm II., was in der Delegiertenversammlung begeisterten Widerhall fand. Zum Schluffe dankte Kamerad Freithaler—Nagold den Wildbergern für die freundliche Aufnahme, besonders betonend, wie sich Wildberg Mühe gegeben, ein Festesgewand anzuziehen. Einem von demselben auf die Stadt Wildberg ausgebrachten Toast stimmten die Delegierten freudig zu. Damit waren die Verhandlungen zu Ende, und machte ein gemeinsames Mittagessen im Gasthaus z. Bären dem Wirte alle Ehre. Um 2 Uhr nachmittags wirbelten die Trommeln, als Zeichen zum Antritt zum Festzuge. Die Vereine sammelten sich bei der Klosterbrücke und bewegte sich ein stattlicher Zug durch die Straßen der Stadt auf den Festplatz. Dort angekommen, hielt Herr Lehrer Den gl er von Calw (früher in Pfrondorf) eine nach allen Richtungen wohlgelungene Festrede. Zurückgreifend in die Zeit der französischen Revolution und napoleonischen Herrschaft, wußte Redner in politischen Zügen die Erniedrigung Deutschlands und besonders Preußens klar und deutlich vor Augen zu führen, nicht weniger aber auch Deutschlands Erhebung bis auf den heutigen Tag mit allen seinen hierin verflochtenen geschichtlichen Ereignissen. Ein vom Redner ausgebrachtes Hoch galt ebenfalls unserem geliebten, zur Zeit im fremden Lande sich befindenden Kaiser Wilhelm II. In wenigen schlichten, von einem auswärtigen Kameraden gesprochenen Worten wurde sodann auch auf den Festredner toa- stiert. Nachdem sich die Fahnen der anwesenden Vereine auf der errichteten Tribüne zusammengefunden, konnte man auf dem zu solchen Anlässen gewiß hübschen Feitplatze, der eine schöne Aussicht ins Nagoldthal und die umliegenden Berge bietet, ein lebhaftes Thun und Treiben bemerken, wobei manch alte Kameradschaft neu aufgefrischt wurde. Leider zwang die Witterung die Teilnehmer, den Festplatz bald zu verlassen, um so lebhafter wurde es nachher in den verschiedenen Gasthäusern, und kehrten die Kriegervereine abends, vergnügt über den Verlauf des Tages, in die Heimat zurück. Einsender dieses erlaubt sich zu bemerken, daß wenn derartige Feste auch fast zu häufig wiederkehren, sie doch dazu angethan sind, den Patriotismus zu heben, und die guten Beziehungen der älteren und jüngeren Krieger zu festigen.
Der Orkan vom 15.—16. ds. hat im Bezirk Tübingen 2000 Obstbäume gänzlich zerstört. Der Schaden an Obstbäumen allein berechnet sich aut 180000 Mark.
Stuttgart, 30. Juli. Die am Samstag nachts abgegangenen Extrazüge nach München waren von einigen Tausend Personen besetzt. — Gestern früh waren die Züge mit Schützen gefüllt, die sich nach Heilbronn zum XII. würlt. Landesschießen begaben.
Stuttgart, 31. Juli. Gestern mittag wurde in sämtlichen Kirchen der Stadt in das Kirchengebet, anläßlich der Entbindung ihrer Majestät der Kaiserin Viktoria Augusta, die Fürbitte für die hohe Wöchnerin samt dem neugeborenen Prinzen eingeschalter. In mehreren Orten der Bezirke Ludwigs-