welcher gegenüber den Grundzügen wesentliche und bedeutsame Abänderungen erfahren hat, gezeichnet, sodaß die Einbringung desselben beim Bnndesrat am Donnerstag bereits erfolgen dürfte.
Berlin. 17. April. Dem Landtag dürfte nächstens eine Vorlage betreffs Canalisierung der oberen Oder von Breslau aufwärts bis Kofel, Regulierung der unteren Oder bis abwärts v. Schwedt und Herstellung einer leistungsfähigen Wasserstraße durch Berlin zugehen. Erstgedachtes Unternehmen stellt den Abschluß einer leistungsfähigen Wasserstraße von Berlin bezw. Stettin nach dem oberschlesischen Montanrevier dar. Eine finanzielle Mitwirkung der Beteiligten, insbesondere Breslau's, bei den beiden Oderprojekten ist nicht ausgeschlossen. Die Ausbildung eines Teiles der Spree zu einer leistungsfähigen Wasserstraße soll mit den damit verbundenen Brücken- und Straßenbauten vom Staat und von der Stadt Berlin zu gleichen Teilen ausgeführt werden. Hierdurch wird eine Wasserstraße von Oberschlesien bis Hamburg hergestellt.
Berlin, 18. April. (1.55 N.) Der Zustand des Kaisers im Laufe des Vormittags war ziemlich unverändert gegen gestern. Fieber ist zwar noch vorhanden, aber der Kräftezustand befriedigend. Die ärztliche Konsultation war gegen 11 Uhr beendet; die Aerzte sollen nicht unzufrieden sein.
Berlin, 18. April. Der Kaiser erhob sich vom Nachmittagsschlaf gegen 5 Uhr, zeigte sich gegen 6 Uhr mit der Kaiserin am Fenster des Arbeitszimmers. Wie gestern durchbrach das Publikum die Schutzmannskette, eilte bis ans Gitter des Schlosses und brachte stürmische Ovationen dar. DaS Allgemeinbefinden ist relativ befriedigend.
Berlin, 18. April. (4.50 N.) Der Zustand des Kaisers war bis heute Mittag 12 Uhr fast derselbe wie im Laufe des gestrigen Tages. Die Aerzte fanden bei der Untersuchung, daß die Körpertemperatur wieder bis auf 39 Grad gestiegen war. Auch sind Befürchtungen nicht ausgeschlossen, daß die Bronchitiserscheinungen in eine Entzündung der Lunge übergehen können. Die Untersuchung der Lungen durch Prof. Leyden ergab ein negatives Resultat. (Fr. I.)
Berlin, 18. April. In der kronprinzli- chen Familie sieht man in Kürze einem frohen Familienereignis entgegen. (Fr. I.)
Berlin, 18. April. Die „Nat.-Ztg." will wissen, daß ein Teil der russischen Truppen von der österreichisch-polnischen Grenze zurückberufen würde.
Die Nat.-Ztg. teilt mit, der englische Ministerpräsident Lord Salisbury habe die offizielle Mitteilung nach Berlin gelangen lassen, die Königin Viktoria mißbillige das bekannte Battenberger'sche Heiratsprojekt.
Als Professor Senator am Dienstag Vormittag nach der Konsultation beim Kaiser das Charlottenburger S chloß verließ, wurde sein Wagen wiederholt vom Publikum angehalten. Auf die wiederholt an ihn gerichteten Fragen erwiderte er in freundlichster Weise: „Mit dem Befinden Sr. Majestät geht es Gott Lob besser." Das beruhigte Publikum brach in Freudenrufe aus. Der Kronprinz, der die Nacht im Schlosse zubrachte, sah seinen kaiserlichen Vater schon um 8^4 Uhr morgens und verweilte etwa eine Viertelstunde bei demselben.
Berlin, 19. April. Die Besserung im Befinden des Kaisers hat leider gestern eine Unterbrechung erfahren. Der Zustand Sr. Majestät wird sehr ungünstig beurteilt, trotzdem der Monarch augenscheinlich, um die Sorge der Bevölkerung zu beschwichtigen, sich so oft als möglich am Fenster zeigt. Gestern geschah dies dreimal. Gleich darauf legte sich der Kaiser zu Bett, worauf sich heftige Fiebcrerscheinun- gen eimlcllten und die Atemnot zuweilen derartig zunahm, daß der Kaiser eine halbsitzende Stellung im Bett einnchmen mußte. Fürst Bismarck wurde gestern per Estasfette zum Kaiser befohlen. Die Eiterung aus dem kranken Kehlkopf dauert fort und ist seit dem Auftreten der bronchitischen Erscheinungen reichlich mit Blut vermischt. Nach Mitteilungen, deren Richtigkeit verbürgt wird, ist das örtliche Leiden des Kehlkopfes nicht mehr auf dieses Organ allein verbreitet. Daß die Lungen affiziert sind, scheint nach allem, was bekannt ist, leider nicht mehr in Frage zu stehen.
Charlottenburg, 19. April. (Tel. d. Gesellsch.) Situation sehr ernst. Seit Mitternacht erhebliche Verschlimmerung. Die
Temperatur ist hochgradig, der Kaiser ist jedoch bei vollem Bewußtsein.
Berlin, 19. April. Einem hiesigen Blatte zufolge, das sonst von einer Herrn Dr. Mackenzie nahestehenden Seite informiert wird, befürchtet der englische Arzt des Kaisers, daß eine Blutvergiftung eintreten könnte.
Berlin, 19. April. Die augenblicklich aus Charlottenburg vorliegenden Nachrichten über das Befinden des Kaisers lauten ein weniges besser. Das Fieber ist auf 38,3 Grad gefallen; der Atem ist ruhiger. Ein Uebergreifen des Krankheitsprozesses auf die Lunge ist nicht wahrnehmbar, dagegen ist ein leichtes bronchitisches Rasselgeräusch an einzelnen Stellen zu hören. Der Appetit ist ^ besser. Professor Leyden wird auf Wunsch der § kaiserlichen Majestäten an allen Konsultationen teil- ! nehmen. Von den Aerzten ist angeordnet worden,
! daß der Kaiser das Bett hütet.
^ Berlin, 19. April. Viel diskutiert wird die ! neuerlich erfolgte Entlassung des Krankenwärters Beerbaum, gegen den von Mackenzie der Verdacht ausgesprochen wurde, daß er die Kölnische Zeitung für ihre ungünstigen Darstellungen mit Informationen versehen habe.
Berlin, 20. April. (Tel. d. Gesellsch.) (Bulletin.) Der Kaiser hat etwas weniger Fieber. Im Tageslaufe hat sich eine ziemlich reichliche Menge Eiter entleert, infolge dessen ist die Atmung ruhiger.
Der Generäl-Feldmarsch all Graf Blumenthal ist. wie die „Post" meldet, zum Inspekteur der 4. Armee-Inspektion ernannt worden, derselben Inspektion, welche der jetzige Kaiser als Kronprinz inne gehabt hat.
Danzig, 14. April. Nach vorläufiger Schätzung sollen in der überschwemmten Elbinger Niederung nicht weniger als 2000 Stück Vieh ertrunken sein.
Schweiz.
Zürich, 16. April. Der Bnndesrat muß bereits ernste Worte mit der sogen. „Hottingerschule" gewechselt haben , denn laut einem Inserat im hies. „Tagblatt" ist die
> schweizerische Genossenschafts-Buchdruckerei Hottingen im Begriff, die Parterreräumlichkeiten, Casinostraße Nr. 8, Hottin-
i gen, in welchen bis dahin der „Sozialdemokrat", der „Rote Teufel" und eine Menge anderer Flugschriften gedruckt wurden, auf den 1. Okt. zu vermieten. — Der Agitator Wübbe- ' ler fitzt bereits im Untersuchungsgefängnis zu Zürich.
Bern, 18. April. Der Bundesrat wies heute das Personal des in Zürich erscheinenden „Sozialdemokraten" ans, ncmlich Bernstein, Motteler-Tau- schec und Schlütter, sämtlich Ausländer. (F. I.)
Wallis. Der Staatsrat dieses Kantons erläßt eine . Proklamation an das Walliser Volk, in welcher zur Samm- ^ lung von Liebesgaben für die durch Lawinenstürze so schwer
> hcimgcsuchtcn Bewohner einzelner Alpenthäler aufgefordert , wird. Nach amtlichen Berichten sind einzig in Wallis 11
Personen umgekommen, 20 Häuser samt 70 Scheunen und Ställen und 118 Stück Vieh gelötet worden; SO da Wald sind vollständig vernichtet.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 16. April. Wie das „F. I." vernimmt, wird die ungarische Regierung in den lleber- schwemmungsgebieten großartige Kanalbauten ausführen lassen.
Pest, 15. April. In Ungarn steht eine Fläche von dreimalhunderttausend Joch unter Wasser. Die Regierung gibt bekannt, daß dieses Jahr keine Korpsmanöver und nur unbedeutende Divisionsmanöver stattfinden sollen.
Frankreich.
In Frankreich geht's drunter und drüber. Boulanger hat erklärt: „er werde die Agitation bei allen Ersatzwahlen fortsetzen, bis er die Auflösung der Kammer erreicht habe." Befragt, ob er denn nicht die Verantwortlichkeit eines etwaigen Krieges scheue, soll er geantwortet haben: „für mich gibt es im Fall eines Krieges nur den Sieg oder den Tod."
Paris. Die Zersetzung der Republik nimmt ihren raschen Verlauf und sie wird nicht zu ändern sein, wenn sich die gegenwärtigen Machthaber Frankreichs nicht aufraffcn und zu Mitteln greifen, die ihr noch einigen Halt zu gebieten vermögen. Die Begeisterung für den Exgeneral Boulanger ist im Zunehmen begriffen. Will man doch die Beobachtung machen, daß auch das Beamtentum Frankreichs bereits von der Bonlangitis angesteckt ist. In der Armee ist es ebenso. Sind auch viele Offiziere dem Exgc- ncral keineswegs hold, so ist es der gemeine Mann, der für ihn schwärmt. In allen Kreisen Frankreichs aber giebt es heutzutage zahlreiche Streber, die sich
von einer Veränderung des Regimes Vorteile versprechen. Unter diesen Umständen ist an einem Abfall der der Regierung bis jetzt ergebenen Kreise nicht zu zweifeln. Damit wird dem famosen Reformator der Weg zum Staatsstreich geebnet, damit aber auch die Aufsicht auf einen europäischen Krieg eröffnet. Vom Verstände der Franzosen ist kaum noch etwas zu erwarten, wenn schließlich nicht noch einer jener Zufälle eintritt, die schon häufig eine Rolle im Leben der Völker gespielt haben.
Paris. Das Journal des Debats schreibt über Boulangers Wahl, das Resultat beweise, daß das Land in hohem Grade erschöpft ist und eine tiefe Abneigung gegen die Politik und die Handlungsweise der Regierung empfindet. Die Mehrheit der Wähler wolle nichts mehr von einer Regierung wissen, welche das Land der Tyrannei der Wahlkomitee's und den Zwistigkeiten der Parteiführer preisgebe. — In Bordeaux wurde eine Versammlung der Gemäßigten von den Boulangisten auseinander geprügelt.
Paris. Der Abg. Boulanger läßt ankündigen, er werde sich Donnerstag Nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr nach der Kammer begeben. Die Boulangisten organisieren eine Manifestation, die Republikaner eine Gegendemonstration. Ein Zusammenstoß ist also wahrscheinlich. Boulanger erklärte öffentlich, wenn eine erste Kammerauflösung ihn nicht befriedigte, würde er zum zweiten Male dazwischen fahren. Die Regierung müsse sich beugen oder brechen. Nächste Woche geht er in seinen Wahlkreis. Seine Agenten bereiten Alles für eine Triumphreise vor. Die Regierung wird wahrscheinlich bald nach Wiederaufnahme der Sitzungen die Vertrauensfrage stellen.
Paris, 19. April. Boulanger nimmt heute seinen Platz in der Kammer neben Laguerrc ans der äußersten Linken ein. Die Polizei trifft energische Vorbereitungen, um die Ordnung vor dem Kammerpalast aufrecht zu erhalten.
Für Belfort wird der Bau einer Gürtelbahn geplant, welche alle Forts mit einander verbinden soll.
Belgien.
Brüssel, 18. April. Der belgische Dampfer „Vena" stieß heute bei Dover mit dem englischen Dampfer „Biela" zusammen; 16 Matrosen des belgischen Schiffes sind ertrunken.
Italien.
Rom, 15. April. Eine deutsche und eine österreichische Arbeiterabordnung sind hier eingctrof- fen, um dem Papste im Namen aller deutschen und österreichischen Arbeitervereine ihre Huldigungen darzubringen.
England.
Alle Londoner Blätter drücken ihre tiefste Teilnahme zu der ernsten Wendung in der Krankheit Kaiser Friedrichs aus. Der „Standard" sagt, die Sympathien Europas seien mit dem Kaiser und der Kaiserin in dieser schweren Stunde bitterer Prüfung, aber nicht minder lebhaft müsse die allgemeine Bewunderung sein für die Standhaftigkeit, welche Beide entfalten. Nun, hoffentlich werden die trüben Betrachtungen ebenso schnell wieder ein Ende nehmen, wie sie gekommen sind.
London, 18. April. Ans Odessa wird gemeldet , daß der Generalgouverneur die Ausweisung von 4000 ausländischen Juden aus Cherson angeordnet habe.
Rußland.
Petersburg, 16. April. Nach einer Berliner Meldung der „Petersb. Ztg." äußerte Fürst' Bismarck im Jahre 1885: Den Battenberger mit einer preußischen Prinzessin vermählen, hieße den preußischen Degen über eine Mauer werfen, hinter welcher Preußen nichts zu suchen habe noch wolle; es käme dann in die Lage, jeden Moment, gegen wen es auch sei, den Degen aufzuheben.
Rumänien.
In Rumänien haben die Bauern-Un- ruhen eine solche Ausdehnung gewonnen, daß das Militär mit gefälltem Bajonnet Vorgehen mußte. Die Regierung und alle Patrioten beklagen diese von russischen Agenten angezettelten Ruhestörungen auf's Tiefste, aber es bleibt, um eine Ausdehnung zu verhindern, von welcher das ganze Land Schaden nehmen könnte, nicht anderes übrig, als mit Energie und Strenge die Erhebungen zu unterdrücken. Den unwissenden, vielfach hart bedrängten Bauern ist von