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Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberantts-Bezirk Nagold.

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Samstag den 21. April

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wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben kein.

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Am 1. Mai d. I. wird eine Posthilfstelle errichtet in Herzogsweilcr an der DornstettenPfalzgrafenweiler Poststraße, und in Heselbronn, Gmde. Ueberberg, an der AltensteigWildbadcr Poststraße. _

Tages-Neuigkeiterr.

Nagold, 17. April. Welchen Ruf der von Kronenwirt I. Mayer hier gebrannte echte Heidel­be erg eist (von welchem die NagolderDeutschen" ihrem Reichskanzler 10 Flaschen zu seinem 70. Geburts­tage verehrten) erlangt hat, zeigt u. a., daß von die­sem Getränke, welches namentlich für Bewohner tro­pischer Gegenden als Lebenselixir dient, dieser Tage auf Bestellung eine Sendung für den kaiserlichen Gouverneur, Frhrn. v. Soden, nach Kamerun abgieng.

(Schw. M.)

* Nagold, 19. April. Noch 8 Tage und «s sind volle 8 Monate, daß unsere Stadt von einem großen Brandunglücke heimgesucht wurde. Am ver­gangenen Dienstag nun wurde mit der Aufrichtung des Holzbaues des ersten Gebäudes das des Gast­wirts Stahl z. Posthvrnle nach vorausgegange­nem Gottesdienste, wie dies seither bei solchen Anlässen üblich, begonnen und dieselbe heute nachmittag glücklich beendigt. Der alten Sitte eines Zimmermanns­spruches wurde hiebei ebenfalls in würdiger Weise Rechnung getragen. Den First des Gebäudes zierte ein Tannenwipfel, mit bunten Bändern und Sacktü­chern behängen. Die Beendigung der Zimmerarbeit wurde durch einige Gewehrschüsse verkündet, worauf von sämtlichen Zimmergesellen ein Vers des Chorals Lobe den Herren re." gesungen wurde. Hierauf nahm ein Zimmermann das Wort zum eigentlichen Zimmer­spruch , welchem Glückwünsche auf die Beamten der Stadt, die Stadt selbst, den Bauherrn und seine Fa­milie und den Baumeister folgten. Dem ernsten Akte lauschten lautlos zahlreiche Zuschauer. Der Choral Nun danket alle Gott ic." und wiederholte Gewehr­schüsse schloßen die Feier.

Aus Württemberg, 15. April. Die Plage des Strvmertums hat in diesem langen und schweren Winter sich in einer für alle Gemeinden, besonders aber für die Städte unseres Landes, sehr drückenden Weise geltend gemacht. Die früher fast überall ein­geführte Naturalverpflegung ist wieder in manchen Oberämtern, weil es an der richtigen Organisation und an entschiedener polizeilicher Ueberwachung fehlte, leider vielfach eingeschlafen. Mit Freuden begrüßen wir daher das neueste Amtsbl. des Königl. Mini­steriums des Innern an die Kreisregierungen, die kgl. Oberämter und Ortsvorsteher, betr. Maßnahmen gegen des Stromertum. Nach diesem Erlasse werden die Behörden zu unermüdlichem, energischem Vorgehen gegen das Stromertum angehalten. Landjäger und Polizeidiener müssen ihre Schuldigkeit fortan in vollem Maße erfüllen, event. soll die Landjägermannschaft vermehrt, das Paßwesen und die Legitimationspapiere müssen reguliert, die nötigen Strafver­fügungen wegen Bettels, ^Landstreichern u. s. w. unter Re­quisition der Vorstrafenverzeichnisse erkannt, sowie die Grund­lagen für etwa angezeigte Ausweisungsbeschlüsse beschafft wer­den. Ebenso wird die Behandlung der Gefangenen in den oberamtlichen Gefängnissen, die Verhinderung von Gewaltthä- tigkeit und Sachbeschädigung, die Verwendung der Verurteil­ten zur Arbeit, die Ausweisung von Ausländern mit ungenü­genden Papieren, die Ueberführung unselbständiger Personen an ihre Angehörigen mit Energie und Umsicht ins Auge ge­faßt. Zugleich werden die seitherigen Naturalverpflegungs- rinrichtungen mit weiterer Ausbildung durch Arbeitsnachweis und Begleitung scharfer, polizeilicher Maßregeln von Neuem anempfohlen. Gegen etwaige Verfehlung der Armenbehörden, namentlich bei widerrechtlicher Abschiebung von Hilfsbedürf­tigen, ist im Disziplinarweg einzuschreiten. Ueber den Voll­zug und die Wirkung dieser Maßregeln haben die kgl. Ober­ämter bis 15. Mai an die Kreisregierungen Bericht zu er­statten und außerordentliche Vorkommnisse direkt an das Mi­nisterium des Innern anzuzeigen.

Sulz, 17. April. Wie dieSulzer Chronik" hört, werden noch diese Woche auf dem Wöhrd die Vorbereitungen getroffen zwecks Bohrversuchen nach Steinkohlen, und ist der Platz bereits ab­geräumt worden. Die Sache wird überall, nament­lich hier, mit großem Interesse verfolgt und ist man gespannt darauf, welche Resultate die Versuche zu! Tage fördern.

Laupheim, 15. April. Auf Grund des Mi­nisterialerlasses vom 17. März d. I. wurde durch Beschluß des hiesigen Gemeinde- bezw. Stiftungsrats bestimmt, daß nur noch bis zum I. Mai l. I. die fremden Goldmünzen zum niedersten Frankfurter Kurs von hiesiger Stadt- und Stiftungspflege an­genommen werden, von da an aber ihre Annahme diesen Stellen untersagt ist. Sowohl das Stadt­schultheißenamt als auch der Ausschuß des Gewerbe­vereins geben im Interesse der Gewerbetreibenden, Kanfleute und Oekonomietreibenden die Losung aus: 20 Frankenstücke nur noch 16 ^

Baden-Baden, 17. April. Die Kaiserin von Oesterreich ist mit Gefolge soeben hier einge­troffen.

In Dresden ist das große Getreidegeschäft Gebrüder Heller wegen Zollbetrügereien zu 350 000 vkL Nachzahlung verurteilt worden.

Frankfurt, 18. April. Von gestern nachmittag 5 Uhr 10 Min. meldet die Köln. Ztg. aus Berlin: Der Kran­kenwärter, welcher bisher die Nächte beim Kaiser gewacht hat, ist auf Veranlassung Sir Morell Mackenzic's heute entlassen worden. Diese plötzliche Entlassung erregt einiges Befrem­den, weil dieser Krankenwärter als der beste unter den Wär­tern der königl. Universitätsklinik von Geh. Rat Dr. v. Berg­mann eigens für den Kaiser ausgesucht gewesen war. An Stelle dieses Wärters ist nunmehr ein englischer Kranken­wärter getreten.

Aus Ko bleuz wird gemeldet, Kaiser Wil­helm hat in seinem Testamente auch die Stadt Koblenz bedacht, indem derselbe dieser 25 000 Mark zu einer Stiftung für unbescholtene Ortsarme ver­macht hat.

Der Großherzog von Baden weilt schon seit vielen Wochen in Berlin und seine bereits mehrfach angesetzt gewesene Abreise ist immer wieder verschoben worden. In den Verhandlungen über die Heiratsfrage ist der Name des Großherzogs mehr­fach genannt worden; aber wenige wissen, wie außer-, ordentlich viel dieser edle Fürst zur Einebnung der > Schwierigkeiten beigetragen hat. Der Großherzog ist einer der Pflichtgetreuesten Regenten, welche die Throne Europas zieren. Und wenn nun gerade er eine so geraume Zeit seinem Heimatland fern bleibt, so müssen dafür wohl sehr schwerwiegende Gründe vorhanden sein. In der That ist der badische Groß­herzog der treueste, feinsinnigste und verständnisvollste Berater seines kaiserlichen Schwagers in diesen har­ten ernsten Wochen der Regierung. Sein mildes Wesen und sein einsichtiger Rat treten nicht auf den lauten Markt hinaus, aber in der Stille mag es wohl manche wichtige Angelegenheit gegeben haben, in welcher der Kaiser gern auf die Worte des Groß­herzogs gehört hat und noch hört. Die Freundschaft, welche beide Fürsten seit langem verbindet, beruht auch nicht blos auf persönlichen Sympathien und auf der nahen Verwandtschaft, sondern in gleich hohem - Grad auf der Uebereinstimmung ihrer politischen Weltanschauung.

Berlin, 17. April. Die Konsultation mit Zuziehung Leydens ergab erfreulicher Weise keine In­filtration noch Entzündung der Lungen. Das Fieber hat sich vermindert. Der Kaiser ist außer Bett, schreibt und ißt. Die Bronchitis nimmt ab. Ein

Abszeß in der Luftröhre scheint den gestrigen Zu­stand veranlaßt zu haben.

Berlin, 17. April. Der Kaiser nahm vor­mittags einen dreiviertelstündigen Bortrag Albedylls entgegen. Mittags erschien der Kaiser am Fenster seines Arbeitszimmers und wurde von dem vor dem Schlosse versammelten Publikum enthusiastisch begrüßt. Der Kronprinz und Prinz Heinrich, welche in Char­lottenburg übernachtet hatten, kehren heute abend nach Berlin zurück.

Berlin, 17. April. Auch in der jetzigen ern­sten Lage ist Kaiser Friedrich nach wie vor der ge­duldigste Kranke, welcher seine Umgebung nicht das Mindeste von den eigenen Leiden fühlen läßt; der gewinnende Zauber seines edlen Wesens verleugnet sich selbst in der herben Krankheit nicht, die jeden andern mißmutig machen würde, und unseres Mo­narchen schönste Aufgabe ist es, seine Lieben und alle ihm Nahestehenden auf jegliche Art zu erfreuen. Mit Thränen in den Augen meinte der Gewährs­mann unseres Berichterstatters:Er ist die Güte, er ist die Liebe selbst!"

Berlin, 17. April. Den Hamb. Nachr. ent­nehmen wir noch:Ueber die Vorgeschichte der Ein­fügung einer neuen Kanüle beim Kaiser am vorigen Donnerstag nachmittag hört man Einzelheiten, welche wieder einmal ein charakteristisches Licht auf das Verfahren der beiden englischen Aerzte werfen. Schon mehrere Tage vorher war durch das Fortschreiten der Krankheit nach der Luftröhre hin das Atmen stärker als jemals seit der Tracheotomie erschwert. Die Herren Mackenzie und Hovell aber unterließen die Herbeirufung der Chirurgen, welche unter diesen Umständen angezeigt gewesen wäre. Herr Hovell, der als Chirurg durchaus inkompetent ist, experimen­tierte an der Kanüle in einer Weise herum, wie es kein Arzt eines Privatmannes sich erlauben würde. Am Donnerstag empfing der Kaiser einen hochgestell­ten Offizier, dem sofort auffiel, wie erschwert das Atmen des Kaisers war. Er sprach sich darüber im Schlosse zu Charlottenburg nachdrücklich aus und darauf wurde endlich Prof. v. Bergmann berufen, der im Verein mit Dr. Bramann in kürzester Zeit durch Einfügen der neuen Kanüle dem Kaiser Er­leichterung verschaffte. Der Vorgang ist ein Seiten­stück zu der Fernhaltung von Bergmann aus San Remo zu der Zeit, als die Notwendigkeit der Tracheotomie sich bereits mit Bestimmtheit vorher­sehen ließ; ohne den kategorischen Befehl Kaiser Wil­helms wäre damals auch Dr. Bramann nicht zur Stelle gewesen." In San Remo selbst fand, wie wir hier dem Leser ins Gedächtnis zurückrufen wol­len, Herr v. Bergmann eine solche Aufnahme, daß er ziemlich schnell nach Berlin zurückkehren wollte, ohne sich nützlich gemacht zu haben. Ein ausdrück­licher Befehl des Kaisers, telegraphisch übermittelt, hielt ihn zurück. Nach dem B. B.-C. hatte der Be­fehl folgenden Wortlaut:Sie haben dort zu blei­ben und auszuharren. Dies befiehlt Ihnen Ihr Wilhelm. I. k." Mit dieser Depesche begab sich sodann Herr v. Bergmann in die Villa Zirio und nahm wieder an den ärztlichen Konsultationen teil.

Berlin, 17. April. DieKreuzztg." bestä­tigt vollauf die Mitteilung derKöln. Ztg." über das Verhalten der beiden englischen Aerzte gegen den Kaiser in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag. Die jetzige Erkrankung stehe in ursächlichem Zusam­menhang mit diesem Verfahren der Engländer.

Berlin. 17. April. Der Kaiser hat den Ge­setzentwurf der Alters- und Invalidenversicherung.