Die erledigte Amtsrichterstelle bei dem Amtsgerichte ! Nagold wurde dem Justizrefereudär I. Klasse Lehncmann, ! > zur Zeit Amtsanwalt und Hilfsrichter in Göppingen, gnädigst ! i übertragen. !

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

* diagold. Aus dem in letzter stark besuch­ter Generalversammlung desKranken-Unterstüz- zungs-Vereins erstatteten Rechenschaftsbericht ent­nehmen wir folgende Notizen: Die Einnahmen vom 1. Juli bis 3l.Dez. v. I. betrugen inkl. des Kassen­vorrats ^ 569.15, die Ausgaben inkl. eines An­lehens von -/A 250 an die hies. Handwerkerbank

388.35. Unterstützungen wurden gereicht in 16 Fällen im Betrag von ^ 73.60. Mit Vergnügen konnte konstatiert werden, daß der Kassenbestand um ^ 501.91 im Jahr 1887 zugenommen und somit das Gesamtvermögen des Vereins sich auf 2943.56 stellt. Die Milgliederzahl beträgt 303. Zum nicht geringen Teil sind es die HH. Ehrenmitglieder, daß der Stand der Kasse ein so günstiger ist, weshalb auch der Vorstand bei der Versammlung Veranlas­sung nahm, solchen besonderen Dank auszusprcchen, was auch an dieser Stelle geschieht.

** Nagold, 5. Febr. Nach mehrjährigen,! meist sehr schmerzlichen Leiden verschied in letzter! Sonntagsnacht sanft, im festen Glauben an seinen Heiland, der unvergeßliche Schullehrer I. F. Kläger. Fast seine ganze segensreiche Amtsthätigkeit war der! hiesigen Gemeinde gewidmet, indem er mit kurzen! Unterbrechungen, nach Abrechnung mehrerer Leidens-! fahre, in welchen er sein Amt jüngeren Kräften über­geben mußte, 40 Jahre lang hier (zuerst 6 Jahre als Lehrgehilfe, dann 4ffr Jahre als Unterlehrer und zuletzt 22 Jahre als Schullehrer) angestellt war. In seinem ihm immer lieber gewordenen Lehrerberuf war der Verstorbene sehr treu. Sein Amt versah er mit großer Gewissenhaftigkeit und Pünktlichkeit. Er ließ sich besonders auch die religiöse Erziehung der Schul­jugend am Herzen liegen. Für seine treue-Amts­führung wurde er schon vor Jahren von der Ober­schulbehörde mit einer Prämie bedacht. Das Ver­trauen der städtischen Behörde^ übertrug ihm bei sei-! nem zweiten Hiersein die Stiftungspflege; wiederholt, berief ihn die Kirchen gemeinde in den Pfarrgemeinde-! rat; er wurde von diesem Kollegium aus auch Mit- glied des Diözesanausschusses. Der Kinderrettnngs-! Verein verdankt dem l. Heimgegangenen sehr viel. Eine trauernde Gattin, die den Entschlafenen bis zur letzten Stunde mit hingebender Treue verpflegte, fünf Söhne, deren drei sich teils in Stuttgart teils hier im Hausstand befinden, die zwei jüngsten erwähl­ten den Beruf des Vaters sowie zwei Töchter be­weinen den lreuen Gatten und Vater. So wenig als des sei. Dekan FreiHofer, der sich so großem Verdienste um unsere Stadt erwarb, wird die hiesige Gemeinde einen ihrer tüchtigsten und treuesten Lehrer ! vergessen. Möge sein Andenken bei Jung und Alt im Segen bleiben!

* Nagold, 6. Febr. Am Samstag abend 7 Uhr brachte der hies. Liederkranz dem neuernann­ten Oberamt.nann Dr. Gugel ein Ständchen durch 4 schöne, mit wahrer Meisterschaft vorgetragenen Lieder und durch Atbrenuen eines bengalischen Feuers, das sich prachtvoll ausnahm. Der Vorstand des Vereins, Stadtpfleger Kapp, begrüßte den neuen Be­zirksbeamten, der zwar schon ff« Jahr lang als Ver­weser die Stelle inne hatte, mit wenigen, herzlichen Worten und wünschte, daß ihm und seiner Familie Nagold zu einem trauten Heim werden möge, wor­auf der so Geehrte in längerer Rede seine Aufgabe als Bezirksbeamter darlegte und für die ihm erwie­sene Ehre herzlich dankte.

s-j Nagold, 6. Febr. Konzert Diem-Flohr. Gestern erfreute uns der von früher her in rühm­lichster Erinnerung stehende Cello-Virtuos I. Diem wieder mit einem Konzert, wozu er diesmal einen jungen Pianisten H. Flohr mitgebracht hat. Was wir früher schon an H. Diem bewundert haben: Der elastische graziöse Strich, die staunenswerte Gewandt­heit, mit welcher die schwierigsten Partien spielend überwunden werden, namentlich aber die seelenvollen Töne, welche der Künstler seinem wohlvertrauten Instrument zu entlocken versteht, all das drängte sich auch diesmal wieder unserer Beobachtung auf, so namentlich in Adelaide von Beethoven, Tarantella und Konzert Nr.2 v. Goltermann, in einem schmachtenden Ständchen v. Schubert und einer Gavotte von pa­ckendem Rhythmus von Popper. Der jugendliche

Begleiter, H. Flohr, der ein tüchtiger Künstler schon ist und noch mehr zu werden verspricht, deckte bei der ersten Nummer manchmal zu stark, begleitete aber von da an diskret und verständnisvoll; zur selbständigen Geltung kam sein wirklich bedeutendes Können in der Sonate ox. 53 6änr von Beethoven und einem sehr schönen melodiereichen Konzertstück aus k'moll von C. M. von Weber, bei deren Darstellung sich Leichtigkeit des Spiels mit geschmackvoller Auffassung vereinigte

Schöpfung unseres Musikoberlehrers E. Hegele ist, der wir später wieder zu begegnen hoffen. Die­jenigen , welche trotz der von schmelzendem Schnee verursachten Schwierigkeiten den Weg ins Seminar nicht scheuten, werden das gebrachte Opfer gewiß nicht bereuen, sondern den gestrigen Abend als einen gelungenen in ihrem Gedächtnis registrieren.

* Nagold, 6.Febr. Es ist eine unläugbare That- säche, daß die Homöopathie immer weitere Anhänger und Freunde auch in unserem Bezirk gewinnt , nicht nur infolge ihrer Heilerfolge, sondern auch durch ihre Billigkeit und wenig belästi­gende Verwendbarkeit ihrer Mittel. Leider ist es nur zu bedauern, daß diese Heilmethode nur zu oft von Leuten ausgeübt wird, die von Diagnose, Patho­logie und Therapeutik so viel verstehen, als ein Heu­schrecke von der Pharmacie. Es wird daher gewiß von allen, die der Sache zugethan sich zeigen, mit Vergnügen die Mitteilung entgegengenommen werden, daß der bekannte Sekretär der Hahnemannia, Zöppritz von Stuttgart, anfang nächsten Monats hier einen Vortrag über die Entwickelung der Homöopathie in Württem­berg halten wird und wird s. Z. ein Inserat das Nähere besagen.

X Jselshausen, 3. Febr. Am gestrigen Lichtmeßfeiertag eilten die Bienenzüchter der Umge­gend Nagolds teils per Bahn, teils zu Schlitten, teils zu Fuß herbei, um der ersten Hauptversammlung dieses Jahrs anzuwohnen. Galt es doch für jeden, seine Kenntnisse zu erweitern bezw. alte wieder ins Gedächtnis zu rufen. Einige Minuten vor 2 Uhr wurde durch den Vorstand Klein die Versammlung mit einer herzlichen Begrüßungsansprache eröffnet. Ein Rückblick auf das vergangene Jahr konstatierte, daß jeder Imker mit seinen fleißigen Tierlein zufrie­den sein könne. Sodann referierte Kassier Raas über den Stand der Kasse, welcher befriedigend ge­nannt werden konnte. Hatte ja der Verein un ver­gangenen Herbst jedem Mitglied, das die 32. Wan­derversammlung in Stuttgart besuchte, 2 ^ Beitrag verabfolgt. Der Kassenbestand ergab 61 29

Im Verlauf der nun folgenden Verhandlungen erga­ben sich folgende Beschlüsse: 1) Es soll mit der nächsten Hauptversammlung eine Lotteriebienenwirt­schaftlicher Geräte und Schriften" verbunden werden. Der Ausschuß bestimmte Wildberg als nächsten Versammlungsort. Um den Wünschen einer großen Zahl von Mitgliedern gerecht zu werden, wurde be­schlossen, die Her bst Versammlung in Eb Hausen abzuhalten. 2) Um eine gründliche Belehrung aller Mitglieder zu ermöglichen, sollen weitere Bienen- schristen bezw. Zeitungen auf Vereinskosten ange­schafft werden, um unter den Mitgliedern zu zirku­lieren. 3) Die durch Vorstand Klein in Erinne­rung gebrachte Körb'sche Kunstwabe soll einen Ersatz gefunden haben. Der Erfinder dieser andern Neuheit von Kunstwaben, welche zugleich als Absperr­gitter gebraucht werden können, soll sich für sein Verfahren das Patent erworben haben und sollen mir solchen Kunstwaben Versuche angestellt werden. Ein Vortrag von Bienenmeister Kehle in Nagold über die zweckmäßigste Ueberwinterung der Bienen brachte eine Menge praktischer Gedanken zum Vor­schein, so daß alle Zuhörer davon reichen Nutzen ernteten. Ob während des Winters die Bienen ge­tränkt werden sollen oder nicht? diese Frage wurde lebhaft debattiert. Das Schlußwort eines Redners, daß man den Bienen nicht nur ganz gedeckelte Ho­nigwaben, sondern auch ungedcckelten, flüssigen Honig in denselben als Winterfutter lassen solle, wodurch die Tränkung überflüssig werde, wird wohl das Richtige getroffen haben. Die Warmhaltung der Bienen wurde ebenfalls sehr lebhaft besprochen. Es handle, sprach ein geschätzter Redner, weniger darum, daß die äußere Kälte nicht eindringen könne, sondern hauptsächlich darum, die innere Wärme zusamcnzu-

halten. Werden die Bienenstöcke nicht zu spät im Herbst auseinander genommen, so besorgen die Bie­nen diesen hermetischen Verschluß selbst durch Kitt und Wachs. Wird aber der Verschluß vom Imker wieder vernichtet, so muß er durch festgepreßtes Stroh, Heu oder Oehmd diesen Verschluß wieder herzustellen suchen. Die etwa 40 Teilnehmer zählende Versamm­lung wurde um Vz5 Uhr geschlossen und man schied mit der Ueberzeugung, daß der Umgang mit Bienen

Ein besonderes Verdienst hat sich der Seminarchor viele geistige Anregung und edle Genüsse verschaffe, durch zwei eingelegte Männerchöre erworben, voux.F^^Hochdorf im Gäu, 31. Jan. Schon seit denen der eine:Seid gegrüßt in Jubeltönen^-ömem Jahr ist hier die Errichtung einer Darlehens­eine wirklich gelungene und sehr beachtensweÄe lasse in Anregung gebracht und vielfach als ein Be­

dürfnis und eine wohlthätige Einrichtung auch für unsere Gemeinge anerkannt worden, wenn schon die Sache als etwas noch nicht genug bekanntes auch manches Bedenken fand. Nun ist aber noch im ersten Monat des neuen Jahres eine solche auch hier er­richtet worden nach dem Vorgang so mancher Land­gemeinde nah und fern. Herr Rentamtmann Anzen- hvfer von Hohen-Mühringen. darum gebeten, hat der nicht geringen Mühe und Arbeit bei der Gründung und ersten Einrichtung einer solchen Kasse sich unter­zogen. Dem Gründer ist die Gemeinde Hochdoef zu großem Dank verpflichtet. (S. B.)

KVom Gäu, 3. Febr. Letzten Samstag ver­kaufte ein Nufringer Bürger eine Kuh nach Haslach. Beim Fortführen aus N. scheute das Tier an einer Schmiede, riß seinem Führer aus und entsprang. Das wild gewordene Hornvieh verließ die gebahnte Straße und konnte deshalb bei dem herrschenden Schneegestöber von seinen Verfolgern nicht wieder eingefangen werden. Die Kuh trieb sich mehrere Tage bei Kuppingen und andern Orten der Umge­bung herum, bis sie am Mittwoch Nachmittag von dem Revierförster von Hildrizhausen auf der sogen. Hausemer Platte" durch einen wohlgezielten Schuß erlegt wurde. Wenige Stunden vorher verkaufte der Eigentümer die umherirrende Kuh, die ihn selbst 180 vkL gekostet hatte, an den Kronenwirt von N. um 65 i/T

Stuttgart, 4. Febr. Eine große Anzahl von Mitgliedern der Kammer richtete angesicbts der Ergebnisse der Zucker- und Branntweinsteuer an die Regierung die Bitte um Herabsetzung der direkten Steuern aus Grund und Boden u. Gewerbe, sowie um die Ueberweismig der direkten Steuern aus dem Dienst- und BerufScinkommen an die Gemeinden und um die llebernahme der Kosten der Volksschule auf den Staat.

Karlsruhe, l.Febr. Hauptmann v. Ehren- bcrg wurde auf Weisung von Berlin der Haft ent­lassen, wobei ihm mitgeteilt wurde, daß die Unter­suchung gegen ihn eingestellt sei. Er beabsichtigt, das gesamte Material bezüglich der Schweizer Verhaftung, dessen Spitze sich gegen Hauptmann Fischer als höchst parteilichen Untersuchungsrichter richtet, zu veröffent­lichen.

Das Amtsgericht Mölsheim im Elsaß hat aus Antrag der Staatsanwaltschaft den Bier­brauer Alfred Wagner aus Mutzig, welcher wegen Landesverrates in Untersuchung war, außer Verfol­gung gesetzt.

Halle, 1. Febr. Die große Wollspinnerei Rabe u. Co. in Giebichenstein steht in Flammen. Dieselbe beschäftigt gegen 400 Arbeiter.

Berlin, 2. Febr. Aus San Remv wird der Boss. Ztg." gemeldet: Dr. Mackenzie glaube jetzt jede bei Lebzeiten eines Patienten überhaupt erreich­bare Gewißheit zu besitzen, daß beim Kronprinzen nur Perichondritis und nicht Krebs vorliege. Trotz­dem dürfte die Angabe des Bulletins, wonach eine Operation unnötig sei, nur auf die augenblickliche Gegenwart Bezug haben. Mackenzie glaube, die Tracheotomie werde in relativ kurzer Zeit nötig wer­den, weil mit Perichondritis stets eine Entzündung der Knorpel verbunden ist, welche die Nekrose der­selben herbeiführt, worauf die sich ablösenden abge­storbenen Stückchen Erstickungsgefahr erzeugen können. Nach der Tracheotomie bestehe eine Gefahr nur noch darin, daß Kehlkopfschwindsucht oder allgemeiner Kräfteverfall eintritt, was jedoch keineswegs unver­meidlich sei und jedenfalls Jahre erfordere, wenn nicht ein besonders ungünstiger Verlauf sich zeige. Mackenzie reist morgen ab und kehrt in einigen Wo­chen zurück.

Berlin, 2. Febr. Das WienerFremden­blatt" läßt sich telegraphieren: Entgegen der offiziel­len Nachricht desJournal de St. Petersbourg"