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Unsere Ministerien des Innern und der Finanzen sind mit der Vollziehung dieser Verordnung beauftragt.
Gegeben Schloß Friedrichshafen, den 30. Juli 1886.
K a r l.
Mittnacht. Renner. Fab er. Hölder. Stein heil.
Calw.
Die Ortsvorsteher
werden angewiesen, vorstehende K. Verordnung betreffend die „Hegezeit des Wildes" vom 30. Juli 1886 in ihren Gemeinden aus ortsübliche Weise bekannt zu machen und über das Geschehene Eintrag im Schultheißenamtsprotokoll zu machen.
Den 15. August 1886. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
Calw.
An äie Gemeinäebeiwräen.
Unter Hinweisung auf den Erlaß des K. Verwaltungsraths der Gebäude- Brandversicherungs-Anstalt vom 9. d. M. (Min.-Amtsblatt Nr. 12) werden die Gemeindebehörden beauftragt, nach Maßgabe des Art. 12 des Gesetzes vom 14. März 1853 (vergl. Klumpes Handausgabe S. 18 lit. n.) die Be- theiligten zu unverweilter Anmeldung etwaiger an Fabriken und anderen Gebäuden mit wcrthvollen Zubehörden eingetretenen Neubauten und Aenderungen aufzufordern und die Durchsicht der auf solche Gebäude bezüglichen Einträge des Feuervsrsicherungsbuchs vorzunehmen und das Ergebniß bis zum
1. September d. I.
hierher anzuzeigen.
Hiebei sind die zu schätzenden Gebäude und Zubehörden unter Angabe ihres muthmaßlichen Werthes einzeln zu bezeichnen, damit daraus entnommen werden kann, ob die Absendung des Brandversicher- ungs-Jnspektors nothwendig ist; auch ist wegen der Feststellung des Reiseplans des Inspektors der für die 'betreffende Schätzung nothwendige Zeitaufwand soweit möglich anzugeben.
Von Gemeinden, in welchen sich Fabriken oder andere Gebäude mit werthvollen Zubehörden nicht befinden, sind Fehlanzeigen einzusenden.
Die betheiligten Gebäudebesitzer sind hiebei aus die genaue Einhaltung des gegebenen Termins unter dem Anfügen aufmerksam zu machen, daß spätere Anmeldungen entweder, wenn der Brandversicherungs-Jnspektor keine Zeit mehr dazu findet und bereits im betreffenden Ort oder Bezirk geschätzt hat, gar nicht berücksichtigt oder jedenfalls nur als außerordentliche, auf Rechnung der Fabrikbesitzer vorzunehmende Schätzungen behandelt werden könnten.
Sämmtliche die Jahresschätzung betreffende Vorlagen sind als portopflichtige D.-S. (also nicht mit Bezirkspostwerthzeichen) einzusenden.
Den 16. August 1886. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
Haitische Wcrchvichlsrr.
Deutsches Reich.
— Bei den Uebungen eines bayerischen Infanterieregiments in der Nähe von Ingolstadt kam ein Todesfall durch Sonnenstich vor; eine Anzahl Soldaten erkrankten, haben sich aber wieder erholt. — Die Unfälle in Karlsruhe sind bekannt. Auch das Konstanzer Regiment sollte nicht verschont bleiben. Das Füsilierbataillon traf kurz nach 11 Uhr vormittags in Steißlingen ein; einzelne Soldaten, berichtet die „Konst. Zeitg.",
seien so ermattet gewesen, daß sie vor dem Orte liegen geblieben und mit Fuhrwerken abgeholt worden seien, darunter ein Steißlinger Bürgersohn, der in der Nacht daraus gestorben sei. Ein weiterer Soldat sei noch in Pflege unv werde in wenigen Tagen wieder hergestellt sein. Alle anderen haben sich so rasch erholt, daß sie andern Tags mit dem Bataillon wieder abmarschieren konnten.
— Seit 300 Jahren zum erstenmal wird in M e tz von dem neugewählten Gemeinderat Deutsch gesprochen und verhandelt, hoffentlich für immer. Auch die neue Bürgervertretung in Straßburg verhandelt in deutscher Sprache und nun zeigt sich, daß viele seither Stumme sprechen können und gar nicht „gebrochen".
Gcrgss-Weirigkeiten.
* Gechingen, 15. August. Bezüglich des am Donnerstag ausgebrochenen Brandes erfährt man heute, daß das Feuer nicht in der Scheune des Gemeindepflegers, sondern im Holzschopf von Acciser Breitling entstanden ist.
— In Agenbach ist es einigen Bürgern gelungen, eine Pfennigsparkaffe ins Leben zu rufen.
Maulbronn, 12. Aug. Man schreibt uns von dort: Dr. Christian Seybold von Waiblingen, ein talentvollee junger Orientalist, derzeit als Repetent am hiesigen evangelisch-theologischen Seminar angestellt, ist von Dom Pedro II, Kaiser von Brasilien, mit einem Jahresgehalt von 18,000 Franken als Sekretär der kaiserlichen Privatbibliothek nach Rio de Janeiro berufen worden. Der junge Gelehrte wurde von dem Orientalisten Professor Dr. Weber in Berlin, an welchen der Vorstand des hiesigen Seminars, Herr Ephorus Dr. Grill, anläßlich einer Reise nach Berlin ihm eine Empfehlung mitgegeben hatte, auf die Stelle aufmerksam gemacht und in Vorschlag gebracht. Seybolds Vorgänger auf dem Posten ist ebenfalls ein Deutscher gewesen. Diese Bevorzugung deutscher Gelehrsamkeit seitens des brasilianischen Kaisers, der selbst eine sehr gediegene und vielseitige Bildung besitzt, darf mit Genug- thuung erfüllen. Möge unserem Landsmann, der ern ebenso bescheidener als tüchtiger Gelehrter ist, die ihm übertragene Stellung reiche Befriedigung und Förderung auf seiner Laufbahn bringen! Im Laufe des nächsten Monats wird er die Reise nach Brasilien antreten.
Ehingen, 12. August. Ein Viehhändler von Urach, welcher in hiesiger Gegend Schlachtvieh aufkauft, führte gestern eine KaIbel von Berkach hierher; dieselbe wurde scheu, warf den Führer in den Graben und sprang aufs Bahngeleise, der Lokomotive des nach Ulm abgehenden Zugs entgegen. Der Lokomotivführer gab augenblicklich das Notsignal ab, und der Zug wurde zum Stehen gebracht, indes die Passagiere angstvoll vermeinten, ein entgegenfahrender Güterzug sei in Sicht. Nur durch Dampf konnte das rasende Tier vom Schienenwege gebracht werden, so daß der Zug wieder weiterfahren konnte. Die Kalbel wurde durch Metzgerhunde eingefangen. — Der Mühlknecht K., aus Unlingen gebürtig, ein braver und fleißiger Arbeiter, der in der Kraußschen Kunstmühle in Munderkingen im Dienst war, hatte letzten Dienstag abend das Unglück, durchs Zugloch sechs Stock herunter aus den Boden zu stürzen, wobei er auf jeder Bodenauffassung aufjchlug. Er ist zwar noch am Leben, doch ist sein Leib derart jämmerlich zugerichtet, daß der Tod ihn baldigst von seinen Leiden erlösen wird.
Altona, 10 Aug. Man schreibt der K. Ztg.: Bei der Verhaftung der acht soziali st ischen Führer in Hamburg mußte es auffallen, daß dieselbe von einem zur hiesigen Polizei gehörigen Kriminalbeamten erfolgt war, da doch im allgemeinen die Ausübung der Polizeigewalt auf Hamburger Gebiet auch von seiten der Hamburger Polizei zu geschehen hat. Zur Erklärung dieses Umstandes, sowie der Thatsache, daß die Verhafteten nicht in Hamburg, sondern hier in Haft abgeführt wurden, ist her-
Und Jonas beeilte sich, seinen Auftrag auszuführen.
Duprat zeigte dem eintretenden Riston ein unfreundliches Gesicht.
„Was wollen Sie?" fragte er ungehalten. „Mich aus meiner Stellung verdrängen?"
Riston hatte zuerst neugierig und dann zufrieden umhergeblickt. Er mochte sich nun wohl sagen, daß Duprat geeignet sei, ihm gegebenen Falles Dryden zu ersetzen. Die um den bescheidenen jungen Prokuristen ausgestreute Pracht war wahrhaft fürstlich.
„Wenn ich Das gewollt", entgegnete er auf Duprat's unwirrsche Frage, „würde ich wohl eine andere Tageszeit gewählt und nicht direkt, zu Ihnen gekommen sein. Im Gegenteil, aus innerster Besorgnis um Sie, mein lieber, junger Freund, komme ich. Man ist uns auf der Spur, und jede Stunde kann Entdeckung bringen."
„Ach so. Sie meinen wegen des von Dryden verlorenen Portefeuilles", sagte Duprat leicht, „welches den uns verfolgenden Polizisten in die Hände gefallen, die dann auch die Banknoten richtig als gefälschte erkannten. Sie kommen mit ihrer Nachricht post tesium, Alter; Das ist für uns hier oben schon ein überwundener Standpunkt, während es Ihnen, dem Höhlenmenschen, allerdings noch neu sein mag."
„Scherzen Sie nicht. Sie wißen das Aergste noch nicht", entgegnete Riston erregt.
„Daß Dryden geflohen, nachdem er mich um mein ganzes Vermögen beraubt? Auch Das weiß ich.
„Sehen Sie, Das ist mir neu"; und ich bedaure diese Schurkerei Drydens um so mehr als es Ihnen selbst die Flucht unmöglich macht, ohne ein neues gewagtes Verbrechen zu begehen, vor dem ich Sie gern bewahrt hätte."
„Die Flucht?"
Duprat trat erbleichend zurück.
„Ich fürchte, es ist das Einzige, was sie noch retten kann."
„Ist Dryden gefangen? Hat er —"
„Nein, aber die Münze in den Katakomben ist gefunden und entführt worden."
„Alle Wetter! Wer hat uns Das gethan? Dryden?"
„Wer sonst als die Polizei."
„Die Polizei? Und wie ist es geschehen?"
„Es war heute gegen Morgen. Ich stand gerade im Begriff, einen Gang nach der Münze zu machen, als es um mich her lebendig wurde in einer Weise, daß ich selber Angst bekam, aber nicht wegen der etwa wieder lebendig gewordenen Toten, sondern weil eine größere Anzahl von Beamten die Katakomben durchsuchten. So viel verrieten mir die ersten vernommenen Ausrufe. Ich zog mich sofort mit aller Heimlichkeit und Eile nach der Pforte zurück, die ich hinter mir verschloß. An ihr lauschte ich dann, jeden Augenblick der Entdeckung gewärtig und bereit, das Haus durch die andere Thür zu verlassen."
„Und nun?"
„Die Suchenden fanden diese Thür, die allerdings etwas sehr versteckt liegt, nicht. Ich athmete auf. Ich folgte ihren Schritten und vernahm nun das ganze Ergebnis und die Veranlassung ihrer Untersuchung."
„Und diese waren?" .
Riston berichte, was wir bereits wissen, soweit es die Verfolgung des roten ^
Matthies durch Neubert betraf.
„Nun, und da sind Sie noch unzufrieden?" fragte Duprat verweisend. „Freuen Sie sich doch über dieses merkwürdige Zusammentreffen von Umständen. Die Polizei ist irregeführt. Sie werfen Falschmünzer und Anarchisten in einen Topf."
„Das eben bringt uns doppelte Gefahr."
„Lächerlich! Sind wir denn Anarchisten? Viel bedenklicher ist für mich, aus Gründen, die Sie Nichts angehen, das Wiederauftauchen des roten Matthies. Ich hatte ihn tot gewähnt."
„Das heißt, Sie wünschen, daß er tot wäre?" fragte Riston lauernd.
Welch' eine Umdrehung!" sagte Duprat unwillig. „Ich habe mich dummer Weise, trotzdem ich es gar nicht nöthig hatte, zur passiven Teilnahme an Ihren Münzfälschungen überreden lassen, und nun halten sie sich für berechtigt, mir alle möglichen Verbrechen an die Schwelle zu legen. Ich sage Ihnen, damit kommen Sie an die