Kartoffeln in der Schale mit einer Sauce gewährt werden. Auf Abwechselung in den Speisen soll ernstlich gehalten und in 1 Woche niemals dieselbe Speise mehr als Imal gereicht werden. Selbst an bestimmten Wochentagen soll nicht dieselbe Speise wiederkehren. (Das ist vom Standpunkte der Humanität gewiß mit Freuden zu begrüßen; aber sehr bedenklich bleibt es doch, die Sträflinge in den Zuchthäusern besser zu verpflegen, als es sich mancher freie Mann aus dem Ertrag seiner ehrlichen Arbeit leisten kann.)
OeKerreich-Unganl.
Wien, 12. Januar. Wie jetzt bekannt wird, weilte jüngst der Erzherzog Josef im strengsten Inkognito und ohne politische Zwecke eine Woche lang in Petersburg.
Wien, IS. Jan. Der „Wiener Presse" zufolge ist von einem Kollektivschritt der Mächte bei der Pforte zur Entfernung des Koburgers in Wiener diplomatischen Kreisen absolut nichts bekannt. (Ldsz.)
Wien, 13. Janr. Die „Presse" macht folgende Enthüllung: Ein noch im Dienst befindlicher russischer Diplomat verdächtigte Oesterreich bei dem Zaren, daß Oesterreich die Pforte zur Anerkennung des Koburgers zu bestimmen suche. Entlarvung wird erwartet.
Wien, 14. Jan. Die ,,N. fr. Pr." vernimmt, von dem Grafen Schuwäloff sei als Nachfolger des Prinzen Ferdinand von Coburg der Prinz Karageorgewitsch, der Schwiegersohn des Fürsten von Montenegro, in Vorschlag gebracht worden. Auf die Erklärung Oesterreichs hin, daß es diesen Kandidaten nicht acceptiere sowohl wegen seines (Oesterreichs) eigenen, als wegen König Milan's Interesses, dessen Stellung dann unhaltbar sei, wurde die Kandidatur zurückgezogen. Man sucht jetzt einen , neuen Kandidaten.
Die W. Pol. Korr, ist von kompetenter Seite in S o- fia ermächtigt, den gemeldeten Glückwunschtelegrammwcchsel zwischen dem Fürsten Ferdinand und dem Kaiser Franz Joseph für erfunden zu erklären.
In Bruvno (Kroatien) hat eine Schneelawine zahlreiche Häuser verschüttet und Personen getötet.
Frankreich.
Die Stimmung der Pariser Blätter bezüglich der Fortexistenz des Ministeriums Tirard ist eine sehr pessimistische; ziemlich allgemein nimmt man an, daß dessen Herrlichkeit nicht lange mehr dauern wird. Die Monarchisten sind durch ihren Erfolg bei den Ersatzwahlen zum Senat recht üppig geworden, und warten nur eine Gelegenheit ab, ihren Gegnern einen neuen Rippenstoß zu versetzen. Sehr passend für sie kommt, daß der Wilson-Skandal von Neuem mächtig ins Kraut geschossen und nun gar der Untersuchungsrichter, welcher Wilson vernommen, darin verwickelt ist. Grevy's Schwiegersohn wird diesmal doch wohl noch erfahren, wie es hinter Schloß und Riegel sich sitzt. Präsident Carnot arbeitet ungemein eifrig an der Erweiterung seiner Popularität. Fast Tag für Tag durchstreift er Paris, besucht Institute, hält Ansprachen, während er im Elyseepalaste Festlichkeiten gibt, deren Beschreibung die Journale ganze Spalten widmen. Im Frühjahr wird der Präsident ganz Frankreich bereisen.
Paris, 12. Janr. Alle Morgcnblätter widmen der Absetzung Bigneaus lange Artikel. Die Aufregung ist auch im Parlamente groß, wo die Regierung heute von einem Mitgliede der Union der Linken darüber interpelliert werden soll. Die radikalen und monarchistischen Blätter behaupten fast einstimmig, der wahre Grund der Maßregel sei die Furcht davor, daß durch den Uebereifer Vigneau's Enthüllungen über Wilson gemacht werden könnten.
Die Pariser Meldungen von Dscheddah in Arabien vorgekommenen Christenversolgungen stellen sich nach direkten Berichten als unbegrünet heraus.
Paris, 13. Jan. (Kammer). Floquet hielt eine Ansprache, worin er die Notwendigkeit einer dauernden Harmonie zwischen der Legislative und Exekutive betonte. Der Gang der Politik interessiere die Nation augenblicklich wenig, man solle sich mit Finanzfragen, mit Fragen der Industrie, des Handels. mit dem Lose der Arbeiter und den Militärverhältnissen beschäftigen. (Sehr vernünftig gesprochen). Strenge Gerechtigkeit im Innern und skrupulöse Loyalität nach außen seien die Bedingungen der nationalen Stärke; stark müsse aber Frankreich sein, Wenn cs als Alliierter begehrt, als Gegner gefürch
tet sein wolle. Basly brachte den Amnestieantrag > ein und verlangte dafür die Dringlichkeit. Tirqrd! sprach sich aufs entschiedenste gegen die Amnestie aus. ! Die Dringlichkeit wurde darauf mit 265 gegen 197 ! Stimmen abgelehnt. Der Senat wählte sein bishe-! riges Präsidium wieder. (N. Tgbl.) !
Belgien. ?
Brüssel, 11. Januar. Der nach Massauah entsendete Spezialkorrespondent der „Jndöpendance Belge" meldet, daß König Menelik alle Europäer aus seinem Reiche vertrieben und einen Waffenbund mit dem König von Abessinien gegen Italien geschlossen habe.
Italien.
Rom, 12. Jan. Wegen Unterzeichnung der klerikalen Petition wegen Rückgabe Roms an den Papst sind laut „F. Z." weitere 3 Bürgermeister in Sardinien und ein Lehrer in Mine abgesetzt worden.
Für die Königin Viktoria von England ist in Florenz die Billa Palmieri gemietet. Die Ankunft der Königin wird zum 15. Februar erwartet. !
England. >
Der Nebel über England und an den Küsten dauert au; in London ist der Nebel pechschwarz.
In Cork in Irland ist am Montag die ' Hinrichtung des Militärarztes D>-'- Croß durch den Strang vollzogen worden. Croß hatte seine Frau vergiftet. Das Begnadigungsgesuch war vom Bizekönig von Irland verworfen. !
Liverpool, 13. Jan. Marquis Salisbury! hielt bei dem Bankett der Konservativen eine Rede, worin er hervorhob, daß die europäische Lage sich etwas gebessert habe. Der Friede sei jedenfalls für die nächste Zukunft gesichert. Die Souveräne und Minister widmen ihre ganze Energie der Aufrechthaltung des Friedens. Er hoffe deshalb, derselbe werde schließlich erhalten bleiben.
Rußland. !
Petersburg. Das neue russische Bu d- > get beträgt 851 Millionen Rubel. Der dazu ge-j hörige Bericht des Finanzministers betont besonders, I daß der Militäretat nicht vergrößert, sondern verringert worden sei. Man dürfe hoffen, daß diese Thatsache, indem sie einen neuen Beweis für die aufrichtige Friedensliebe der russischen Regierung gebe, dazu beitragen werde, der Friedenspolitik des russischen Kaisers zum Siege zu verhelfen. Das klingt nun wieder einmal, als ob Deutschland und Oesterreich partout den Krieg wollten.
Das Petersburger Journal spricht sein Bedauern über den Putsch von Burgas aus. Die russische Regierung sollte nur den Aufrührern kein Geld mehr geben, dann würden die Putsche schon von selbst aufhören.
Petersburg, 12. Jan. Wischnegradsky berichtete dem Zaren über die Gründe des niedrigen Rubelkurses. Der Minister meinte, bald werde die Friedenspolitik Rußlands allgemein anerkannt sein und dann könnten Mittel zur Hebung des Rubelkurses ergriffen werden.
St. Petersburg, 13. Jan. Der Gedanke, Rußland solle mit Vorschlägen in der bulgarischen Frage vorangehen, wird hier abgelehnt, indem man geltend macht, es liege die Verpflichtung sämtlicher Mächte zur Beseitigung des Coburgers auf Grund des Berliner Vertrages vor.
Petersburg, 13. Jan. Die Neujahrsartikel der hiesigen Blätter sind pessimistisch gehalten. Dieselben besagen, das neue Jahr würde in militärischer Hinsicht ebenso ernst wie das abgelaufene sein. Rußland müsse aus der Hut bleiben. Der offizielle „Kronstädter Bote" stellt allerdings die Stimmung in Militärkreisen als eine friedliche hin; Niemand (?) denke an die Möglichkeit eines nahen Feldzuges.
Petersburg, 14. Jan. Der Kaiser hielt beim Neujahrsempfang keine Ansprache. Dagegen unterhielt sich der Zar beim Empfang der Diplomaten auf das Huldvollste mit den einzelnen Persönlichkeiten, unter anderen, wie gemeldet, mit dem deutschen Botschafter v. Schweinitz.
Bulgarien.
Sofia, 14. Jan. Prinz Ferdinand antwortete ans die Glückwünsche der Armee: Gebunden durch einen heiligen Eid werde er seine Sache niemals von derjenigen Bulgariens trennen. Mit einer Armee, wie der bulgarischen, könne män alles wagen, ihre glorreiche Vergangenheit sei eine Garantie für künfiige Erfolge. Wenn er im laufenden Jahre gezwungen sein sollte, das
Schwert zu ziehen, werde die bulgarische Armeeunter seiner Führung der Welt zeigen, daß die Bulgaren zu sterben wissen für die Ehre ihrer Fahne und die Verteidigung des Vaterlandes. — Abends fand ein großes Diner im Palais statt. (Diese Großsprechereien des Prinzen Ferdinand werden in Europa gerechtes Erstaunen Hervorrufen.)
Men.
Eine neue Sintflu t h. Eine Million Menschenleben nach der niedrigsten, sieben Millionen nach der höchsten Schätzung, giengen bei der Ueberschwem- mung des Hwang-Ho in China zugrunde. Die Geretteten befinden sich in der höchsten Noth; die Kaiserin hat ihnen 75000 L. zugeschickt und laßt überall Suppenküchen errichten; die Regierung wendet den verunglückten Bezirken die 32 Millionen Pfund Reis zu, welche im Frühjahre zu Peking fällig wären, und verteilt warme Matten und Bettzeug; und der Statthalter der Provinz Honau sucht einer drohenden Empörung vorzugreifen, indem er alle arbeitsfähigen Männer mit der Wiederherstellung der Dämme beschäftigt, die einen Riß von 1200 Ellen aufweisen und für welche der Kaiser 1200 L. ausgeworfen hat. Auf einer einzigen Strecke von 50 Q.-Km. Ausdehnung verschwanden 1200 Dörfer. Die Ursachen des Unglücks sind die alten, welche schon sechsmal im Laufe der letzten 2000 Jahre den Lauf des Gelben Flusses geradezu verändert haben.
Amerika.
Eine militärsche Idylle bilden auch die Bereinigten Staaten von Nordamerika. Bei der Einwohnerzahl von nahezu 60 Millionen Köpfen ist die stehende Armee gesetzlich 25000 Mann stark. Es sind thatsächlich aber nur 23 400 Mann, wovon 10 Prozent Offiziere sind. Unter solchen Umständen ist der kolossale Ueberschuß, welchen der Finanzminister alljährlich erzielt, gerade kein Wunder.
New-Jork. 11- Jan. Aus Bradfort, einem kleineren Orte in Massachusetts, kommt die Nachricht von einem großen Eisenbahnunglück. Der Schnellzug der Boston-Maine-Eisenbahn entgleiste bei Brad- forr mit furchtbarer Gewalt. Zwei Wagen wurden zerschmettert und 10 Insassen derselben fanden sofort den Tod. Unter den Verunglückten befindet sich auch eine aus Vater, Mutter und zwei Kindern bestehende Familie, die ans einer Uebersiedelungsreise begriffen war.- 54 andere Reisende wurden zumeist schwer verletzt. Ein Teil der aus dem Geleise gesprungenen Wagen rannte mit der Maschine gegen einen von Bahnarbeitern bewohnten Holzbau und legte denselben, durch die große Kraft des Anstoßes, in Trümmer. Die gerade bei Tisch sitzenden Bewohner des Hänschens wurden getötet.
Der von der amerikanischen philologischen Gesellschaft zur Prüfung der Frage, ob sich die Einführung einer Weltsprache empfehle, eingesetzte Ausschuß hat sich gegen das Volapük ausgesprochen. Der Ausschuß verkennt nicht, daß bei dem gegenwärtigen regen internationalen Gedankenaustausch eine allgemein verstandene Sprache geschaffen werden sollte, jedoch müsse diese sich auf die sechs bedeutendsten arischen Sprachen, die englische, französische, deutsche, spanische, ttalicnischc und russische gründen. In dieser Beziehung bilde das Volapük geradezu einen linguistischen Rückschritt. Auch meint der Ausschuß, eine einzelne Person werde kaum im Stande sein, eine den Bedürfnissen der zivilisierten Nationen entsprechende Weltsprache zu erfinden, hierzu sei vielmehr die Einsetzung einer aus Mitgliedern der sechs oder sieben bedeutendsten arischen Nationalitäten bestehenden internationalen Kommission erforderlich. — Wenn dem so wäre, so würde unseres Erachtens so lange die Welt steht, eine Weltsprache nicht zustande kommen.
Kleinere Mitteilungen.
In Leonberg versuchte ein Dienstmädchen zu spuken, um ihren Dienstherrn, einen alten Mann, besser bestehlen zu können. Sie bestrich den alten Mann nachts mit Bescnreis. warf Küchengcschirr u. s. w. umher, bis sie endlich entdeckt und verhaftet wurde. Ebendaselbst wurde einem prächtigen Pferde von ruchloser Hand der Schweif abgeschnitten.
Ein Landwirt verkaufte in Würz bürg im Mai v. I. ein Kalb und mußte ein Schweizer Kantonlos, im Betrag vou 28, )n Zahlung nehmen. ' Im November ist daS LoS mit 46 OM Fr. herausgekommen.
Ratschläge eines ^Lieutenants. Die- „Temesvärdr Ztg." schreibt: „In Offizierskreisen zirkuliert'seit einigen Tagen die Abschrift eines Gedichtes', in welchem die Frage; aus welcher „Waffengattung" eine heiratslustigt junge Dante, vorausgesetzt;