Der GMschaster.
Amts- «nd Jntelligettz-Blatt für -en Oberamts-Bezirk Nagold.
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Samstag den 14. Januar
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1888 .
Die zweite Schulstclle in Qberderdingen (Knittlingcn) wurde dem Schullehrer Beutelspacher in Weinberg sCalwj, die zweite in Entringen fHcrrenbergj dem Schullehrer Blickte in Pfrondorf und die zweite in Gcchingcn dem Unterlehrer Pfäffle in Neckargartach übertrage».
Tagss-Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
ä— Der Gemeinde Nothfelden, welche kürzlich die Einweihung ihrer neuhergerichteten Kirche in so schöner Weise feierte, hat die vaterländische Bibelanstalt dieser Tage nachträglich eine schöne Altarbibel unentgeltlich gestiftet und damit dieser Gemeinde eine große Freude bereitet. So nimmt die Bibelanstalt nicht blos, sondern sie spendet auch wieder in angemessener Weise.
Stuttgart. (Ständeversammlung). Wie man hört, ist eine Tagung von 3—4 Wochen in Aussicht genommen. Die Kammern werden sich hauptsächlich zu beschäftigen haben: mit dem Entwurf eines Ausführungsgesetzes zum R.-G. vom 5. Mai 1886 bctr. die Unfall- und Krankenversicherung der in laud- und forstwirtschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen (Ber.-Erst. in der 2. Kammer Lccmann, Mitbcr.-Erst. Sachs); mit dem Entw. eines Verfassungsgcsetzes bctr. die Abänderung des Z 30 der Lcrf.-Urkunde und dem Entw. eines Gesetzes betr. die Zwangsenteignung von Grundstücken und von Rechten an Grundstücken (Ber.-Erst. Landauer, Mitbcr.- Erst. Dr. Göz); mit dem Entwurf eines Gesetzes bctr. das landw. Nachbarrecht, bezw. die 2. Kammer mit etwaigen abweichenden Beschlüssen der Kammer der Standesherrcn zu den Beschlüssen der 2. Kammer (Ber.-Erst. Lcemann, Mit-Berichterst. Landauer); endlich mit einer Vorlage betr. Vcrwilliguug von Geldmitteln zu dem Bahnhofumbau in Ulm.
Stuttgart, 10. Jan. Einem umfangreichen Bericht über die Gesamtlage der württembcrgischen Landwirtschaft ist zu entnehmen, daß die Erträge an Sommeihalmfrüchten, Hackfrüchten und Futterpflanzen bedeutend unter dem Landesmittelertrage sich stellen; dazu kommt noch der große Ausfall an Stroh, namentllch Sommerfruchtstroh. Ist schon bei quantitativ guten Ernten der Getreidebau, der ^/s des Ackerlandes einnimmt, infolge der tief gesunkenen Preise ein gering rentierender, so muß ein so bedeutender Ausfall, wie er sich namentlich bei der Gerste und dem Hafer, den zweiten Halmfrüchten des Sommerfeldes und bei den Futterpflanzen und Hackfrüchten ergab, von empfindlichem Einfluß auf die landwirtschaftliche Rente sein. Zu diesem Ner- lust gesellt sich der ganz bedeutende Rückgang der Viehpreise, welcher 30 und mehr Prozent gegen das Vorjahr beträgt, die Mißernte der Hülsenfrüchte und des Obstes. Die Lage der Landwirtschaft, welche schon viele Jahre her eine gedrückte ist, ist dadurch in dem Jahr 1887 noch schlimmer geworden. Der Geldmangel unter der bäuerlichen Bevölkerung ist groß und trägt hauptsächlich die Schuld, daß nicht in dem Maße, wie es angezeigt wäre, Kraftfuttermittel und künstliche Dungmittel angewendet und Meliorationen, deren Vorteilhaftigkeit erkannt wird, zur Ausführung gelangen.
Brandfälle: In Freudenstadt am 11. ds. 2 Gebäude im alten Kaufhausviertel (Kohlwald); in Birkenfeld (Neuenbürg) ein von 6 Familien bewohntes 2stockiges Wohnhaus.
München, 11. Jan. Der Finanzausschuß hat 5000 ^ für die Entschädigung unschuldig Verurteilter bewilligt. Entschädigt würden nur solche, bei denen erwiesen ist, daß sie die That nicht begangen.
Frankfurt, 10. Jan. Im Deutschen Reich wurden im Ersatzjahre 1886/87 169 240 Rekruten in die Armee und Marine eingestellt bezw. auf ihre Schulbildung geprüft. Von dieser Zahl hatten 163203 Schulbildung in der deutschen Sprache, 4822 Schulbildung nur in einer andern Sprache und 1215
waren ohne Schulbildung, d. h. konnten weder lesen noch ihren Namen schreiben. Diejenigen Bezirke, welche die meisten Rekruten ohne Schulbildung stellten, waren im Ersatzjahre 1886/87 die Regierungsbezirke Marienwerder, Gumbinnen, Posen, Königsberg, Danzig, Oppeln, Bromberg.
Das Unwohlsein des Kaisers, welches, wie in früheren Fällen, hauptsächlich als Unterleibsleiden erscheint, wird zur vollen Rekonvalescenz aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Der Bundesrat wird kommenden Donnerstag seine erste Sitzung im neuen Jahre abhalten. Etwas Besonderes liegt nicht vor. — Dem Reichstage ist die Berechnung über die für das neue Etatsjahr anfznbringenden Matrikularbci- träge zvgegangen. Die Gesamtsumme beträgt 232504600 ^ Davon haben zu zahlen: Bayern 26776738 Württemberg 9852014, Baden 7031633, Preußen 109278432 -k
Berlin, 10. Januar. Nach der „Nat.-Ztg." finden zur Zeit noch Beratungen im preußischen Staatsministerium statt, welche die Ausnutzung der günstigen Finanzlage betreffen. Soviel scheine bereits festzustehen, daß die Hoffnungen auf ein Schuldotationsgesetz nicht angezeigt sind. Auch die einer systematischen Erhöhung der Beamtengehälter nicht.
Berlin, 10. Jan. Im Kriegsministerium tagt augenblicklich die Kommission zur Beratung der Frage wegen Einführung eines einheitlichenSat- tels in der deutschen Armee; demnächst wird eine Kommission unter Vorsitz des Generals Heu duck die Angelegenheit der Remonrierug und Remontezucht beraten.
Berlin, 11. Jan. Der Reichstagsabgeordnete Hasenclever, welcher sich seit nahezu 3 Monaten in einer Privat-Jrrenansralt in der Nähe von Berlin befindet, wird am 16. Januar entmündigt, da auf seine Genesung nicht mehr zu hoffen ist. Es wird dadurch eine Neuwahl im 6. Berliner Reichstagswahlkreise nötig, die zweifellos wieder sozialistisch ausfällt.
Dem „Berl. Tagebl." wird aus San Remo von einem Bubenstreiche, der in der Villa Zirio ausgeführt worden sei. berichtet : es seien nämlich die Lieblingshunde des Kronprinzen von unbekannter Hand vergiftet worden.
Berlin, 11. Jan. Die „Krzztg" erblickt in dem Zögern Rußlands, mit positiven Vorschlägen in Sachen Bulgariens hervorzutreten, kein friedliches Moment. Zur Zeit arbeite die russische Diplomatie mit der französischen gemeinsam, um den Sultan für die beiderseitigen Ziele zu gewinnen.
Berlin, 12. Jan. In hiesigen politischen Kreisen verlautet, die Signatarmächte würden demnächst die Pforte als Souzerän Bulgariens beauftragen, namens der Mächte die Lösung der bulgarischen Frage dadurch anzubahnen, daß sie den Prinzen Ferdinand von Coburg zum Verlassen Bulgariens auffordert. Die Zustimmung der Pforte gilt als gesichert.
Drei der größten nationallibcralen Blätter, das Franks. Journ., der Hann. Kurier, die Nationalztg., sprechen sich jetzt gleichzeitig gegen Verlängerung und Verschärfung des Sozialistengesetzes aus, weil dasselbe das gerade Gegenteil von dem bewirke, was es bewirken solle, also so gut wie gar keinen Nutzen habe.
Der eben verstorbene ehemalige Berliner Großindustrielle Kommerzienrat Wilhelm Borchert soll der Stadt Berlin sein ganzes Vermögen von 7 Millionen Mark vermacht haben.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 10. Jan. Die „Wiener Allg. Ztg." meldet von heute Nacht aus Petersburg, daß eine Verschwörung zum Attentat auf den Zaren entdeckt und viele Verhaftungen von Teilnehmern an dem Complott vollzogen seien. Die Verschwörung geht von Nihilisten aus, auch einige Offiziere sind verwickelt.
Wien, 10. Jan. In Pest wurde gestern ein Mann verhaftet, bei welchem Geld und Dokumente gefunden worden sind, di? ihn als höheren russischen Beamten und als Spion qualifizieren.
Wien, 12. Jan. Die Versuche Rußlands, die Pforte zum Eingreifen in der bulgarischen Frage zu veranlasse», sind seither erfolglos geblieben.
Budapest, 9, Jan. Der „Naplo" erhält von einem Großgrundbesitzer an der galizischen Grenze die Meldung, daß die russische Regierung den Befehl zur Konskription allen Viehes erlassen habe, welches im Kriegsfall binnen drei Tagen an den bezeichnten Orten abzuliefern sei. Sofern die Ablieferung unmöglich, sei das Vieh zu schlachten und dessen Fleisch zu vernichten. Die Konskription sei bereits in vollem Zuge. Ein ähnlicher Befehl werde auch für andere Lebensmittel in Aussicht gestellt. — Trotz derartiger Meldungen ist in den hiesigen maßgebenden Kreisen der Glaube an die friedliche Gestaltung der Dinge unerschüttert.
Frankreich.
Am Dienstag wurde die ordentliche Session der französischen Kammern eröffnet. Der Senat wählte Le Roher, die Deputiertenkammer Flouquet zum Präsidenten wieder. Man fürchtet eine baldige Ministerkrisis.
Französische Blätter melden, daß Herr v. Schlözer dem Papste ein längeres Schreiben des Fürsten Bismarck überbracht habe, worin der Reichskanzler Leo XIII. zu seinem Jubiläum beglückwünscht. Fürst Bismarck drücke dem Papste als Staatsmann seine Bewunderung aus für die von ihm entfaltete Wirksamkeit, und hoffe, der Papst möge fortfahren, durch seine Autorität die Bestrebungen des deutschen Reiches für Aufrechterhaltung des Friedens zu unterstützen.
Welchen kompromittierenden Niederschlag in den erhitzten Köpfen der Franzosen gewisse peinliche Berliner Vorgänge erzeugt haben, das zeigt die „Franke", indem sie über einen Empfang und eine große Versammlung von Offizieren im Palais des Großen Generalstabs berichtet, von der „mehrere dem Kronprinzen ergebene Offiziere" erzählt haben sollen, man habe von der Krankheit des Kronprinzen und der Notwendigkeit gesprochen, sich für den Prinzen Wilhelm im Falle des Absterbens des Kaisers zu erklären j!j" u. s. w. bis zu dem Unsinn: „Man sagt, die Abdankung des Kronprinzen ist unbedingt noch vor Frühjahr nötig." Es vergeht fast kein Tag, ohne daß solche Niederträchtigkeiten — oder soll man sie noch für bloße Dummheiten halten? — meistens von Berlin aus datiert, in französischen Blättern erscheinen, um — das französische Volk in Atem zu erhalten.
Paris, 11. Janr. In Dschidda wurde der französische Konsul Loustalot ermordet und die französischen Schutzangehörigen massakriert. IDschidda ist eine Seestadt am Roten Meere, 95 lrm im Westen von Mekka gelegen, dessen Hafen sie ist und gilt für einen der reichsten Handelsplätze Arabiens und steht seit 1840 unter der Herrschaft der Türkei).
Paris, 11. Jan. Der Richter Vigneau wurde