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currenz mit den genannten Verbänden, welche nicht überall einzutreten im Stande, auch durch die Bestimmung, daß eine Schwester nicht selbständig allein aufgestellt werden darf, gehindert sinv. In Verfolgung desselben Zwecks können diese Anstalten und Vereine neidlos Zusammenwirken; auch unser Verein ist der Ueberzeugung, daß der opfervolle Beruf einer Krankenpflegerin nur von christlich gesinnten Persönlichkeiten im rechten Sinn und mit wirklichem Erfolg ausgeübt werden kann.
So wenden wir uns denn mit der Bitte um Unterstützung unserer dem Wohls des ganzen Landes gewidmeten Anstalt an alle Freunde unserer Bestrebungen in Stadt und Land. Wir bitten um einmalige oder regelmäßige Beiträge und wären sehr dankbar, wenn sich Freunde der Sache zur Sammlung der Beiträge bereit erklären möchten, um deren Einsendung an das Kassenamt der Centralleitung des Wohlthätigkeits- vereins in Stuttgart, oder an das Kassenamt des Vereins für Krankenpflegerinnen in Heilbronn wir ersuchen.
Herzlichen Dank Allen, welche sich für unsere Sache bemühen!
Heilbronn, im Juli 1886.
_Der Ausschuß des Vereins für Krankenpflegerinnen.
Haitische WcrcHvictzterr.
Deutsches Reich.
— Zu Schiedsrichtern bei den Kaiser Manövern im Elsaß sind ernannt: der Führer des 15. Armeekorps, Generallieutenant v. Heuduck, als Oberschiedsrichter, feruer Generallieutenant v. d. Burg, Gouverneur von Straßburg, Generallieutenant v. Scheliha, Inspekteur der 4. Artillerieinspektion, Generalmajor v. Hellfeld, Kommandeur der 4. Fußartilleriebrigade, und Generalmajor von Arnim. Inspekteur der Jäger und Schützen. Für die Kavallerie sind bestimmt: Generallieutenant v. Hänisch, Direktor des allgemeinen Kriegsdepartements, Generalmajor v. Krosigk, Chef des Militär- rnstituts, und Oberst Graf v. Schlieffen, Abteilungschef im Großen Geueralstabe.
Salzburg, 10. Aug. Der deutsche Kaiser und Prinz Wilhelm mit Gefolge sind nachm. 5 Uhr hier angelangt. Kaiser Wilhelm, welchen die Gasteiner Kur sichtlich erfrischt hat, wurde beim Verlassen des Waggons vom Statthalter, vom Landeshauptmann Grafen Chorinsky, von Major Dachauer und von Bürgermeister Biebl empfangen und begrüßt. Bei der Abfahrt vom Bahnhofe zum Absteigequartier im „Hotel Europe" brach das Publikum in wiederholte Hoch- und Hurrahrufe aus. Im Hotel erwartete den Monarchen die Groß Herzogin von Sachsen- Weimar. Von der Fahrt bei der Tageshitze ermüdet, zog sich Kaiser Wilhelm in seine Appartements zurück; das Diner wurde um eine Stunde verschoben.
Schweiz.
Basel, 8. August. Mit großer Genugthuung vernimmt man hier allseitig die Nachrichten von der herzlichen Aufnahme und Behandlung,; die den Schweizer Abgesandten bei der Jubelfeier zuteil geworden. So schreibt einer der Abgesandten an einen hiesigen Freund:
Man hat uns Schweizer ausgenommen als die Vertreter eines Brudervolkes; Hoch und Nieder wetteiferte, um seine Sympathieen zu bezeugen. Sowohl der Großherzog als die Großherzogin von Baden nahmen mehrmals Anlaß, einigen von uns ihre besondere Aufmerksamkeit zu erweisen. Es wurde von einer hoch- gestellten Persönlichkeit auch daran erinnert, daß ein Basler Wirt in den schweren 49er Jahren treuen Beamten und Anhängern des seligen Großherzogs Leopold freundliche Gastfreundschaft und Schutz gewährt habe. Dieser Wirt sei durch ein eigenhändiges Dankschreiben Leopolds und durch eine Denkmünze beehrt worden. Die Reden des deutschen Kronprinzen und des Großherzogs haben einen gewaltigen Eindruck hervorgerufen, dem auch wir uns, unbeschadet unserer republikanischen Gesinnungen nicht entziehen konnten. Diese beiden Fürsten sind äußerst sympathische Gestalten und Erscheinungen, so daß man die Begeisterung eines monarchischen Volkes für dieselben leicht begreiflich findet.
Gages-Wsuigkeiten.
Calw, 12. Aug. Heute früh meldete kurz nach 9 Uhr ein Feuerleiter großes Feuer in Gechingen. Das Steigerkorps und 1 Spritze mit Mannschaft ging sofort von hier ab, letztere kehrte aber wieder zurück, als abmeldende Antwort entgegenkam. Nicht weniger als 4 Wohngebäude und 2 Scheunen sind in wenigen Stunden ein Raub der Flammen geworden. Das Feuer war unzweifelhaft in der Scheune des Gemeindepflegers Schneider ausgebrochen und ergriff außerordentlich schnell die Wohnung, woselbst wegen der Erntegeschäfte nur die Frau zu Hause sich befand. Glücklicherweise gelang es den herbeigeeilten Nachbarn, unter ihnen Hr. Pfarrer B., die Gemeindekasse und die notwendigsten Papiere im letzten Augenblicke zu retten. Das Feuer zerstörte ferner die Wohngebäude von Acciser Breitling, Bäcker Gröber und Schreiner Wildprett. Zur Hilfeleistung waren eingetroffen die Feuerwehren und Löschmannschaften Altheng st ett, Stammheim, Dachtel, Deckenpfronn und Deufringen. So viel bis jetzt bekannt, ist sämtliches Mobiliar versichert. Außer dem schon länger eingeführten Futter sind noch 5 Wagen tags zuvor eingebrachtes Stroh verbrannt. Der Brano soll durch Kinder entstanden sein, nur sei man über deren Größe noch im Zweifel.
— Gestern Donnerstag wurde eine von Liebenzell nach Stuttgart heimreisende ältere Dame auf hiesigem Bahnhof von plötzlichem schweren Unwohlsein ergriffen. In das Gasthaus z. Sonne hier verbracht, erholte sie sich einigermaßen wieder und bereits begann das Bewußtsein zurückzukehren, als ein neuer Anfall, wahrscheinlich Herzschlag, gegen Morgen ihrem Leben ein Ziel setzte. Die Verstorbene ist die Witwe des Sattelfabrikanten Friese aus Stuttgart.
— Am letzten Dienstag wurden in Pforzheim 2 junge Bursche wegen Körperverletzung zu 6 und 7 Monaten verurteilt. Als dieselben sofort in Haft behalten und von einem Schutzmann zur Stelle gebracht werden sollten, drehte sich der andere rasch um und feuerte aus einem Revolver, den er seiner Tasche entnommen hatte, 2 Schüsse auf ersteren und 2 auf sich selbst ab. Glücklicherweise verfehlten die ersten ihr Ziel, der Attentäter aber brach tot zusammen.
Stuttgart, 11. Aug. (Landgericht.) Eines Diebstahls origineller Art hat sich die oft bestrafte Christine Hahn von Merklingen daselbst schuldig, gemacht. Nachdem sie schon vor längerer Zeit einem Bauern, dem sie aushalf, den Hausschlüssel entwendet hatte, schlich sie sich kürzlich nach Mitternacht in dessen Haus, sperrte den Bauern und dessen Frau, die in verschiedenen Stockwerken schliefen, ein, indem sie die Schlösser mit Stricken festband, worauf sie an den Geldschrank ging und über 200 ^ stahl. Als die Bauersleute am Morgen erwachten, bemerkten sie erst, daß sie eingesperrt waren, und machten Lärm. Der Verdacht war sofort auf die Hahn gefallen^ Man traf sie auf dem Felde, Mist abladend, wie sie eben im Begriff stand, den Raub , zu vergrvben. Sie konnte demnach nicht leugnen , und- wurde gestern zu ' 1 Jahr 4 Monaten Zuchthaus verurteilt. — Wegen Teilnahme an einer Schlägerei, bei der ein Mensch sein Leben verlor, stand gestern der 26jährige Bauer Ferdinand Kraft von Weil im Schönbuch vor der Ferienstraskammer. Derselbe hat mit seinem Freunde Renz am Himmel- fahrtssest mit dem Weber Häbich von dort auf dem Bierkeller Streit angefangen, weshalb sich Häbich bald entfernte. Aber die beiden folgten dem 46jährigen Manne, prügelten ihn, warfen ihn in den Straßengraben und ließen nicht eher nach, bis Häbich das Messer zog und blindlings zustach. Er verwundete den Kraft am Schenkel, den Renz aber am Unterleibe so, daß der letztere an den Folgen des Stiches kurze Zeit darauf starb. Der in Untersuchung gezogene Häbich wurde, weil er in Notwehr gehandelt Hatte, außer Verfolgung gesetzt, Kraft aber wegen seiner Teilnahme an dieser Schlägerei zn 3 Monaten Gefängnis verurteilt.
— Jagdfreunde machen wir auf die neue durch Kgl. Verordnung fest-
„Die Kellerschlüssel?" fragte der Kommerzienrat leicht erschreckt." Was wollen Sie denn im Keller?"
„Nun, es wäre doch das sicherste Versteck für Jemand, der ganz verborgen bleiben soll", sagte Duprat schneidend. „Da hinab dringt kein Licht, und da heraus dringt keine Stimme. Es ist zwar ein scheußlicher Gedanke, der des lebendig Begrabenseins, aber in Herrn Eduard's Fall kann er ihm doch nur wie Erlösung scheinen."
„Waren Sie schon einmal im Keller?" fragte der Kommerzienrat.
„Nein. Wie wäre Das möglich, da Sie die Schlüssel niemals außer Händen geben."
„Ich habe — Geld da unten."
„Ich vermutete auch schon so etwas, weil ich Ihren hochehrenwerten Charakter und Ihre unantastbare Moral kenne. Leider giebt es Leute, welche den heimlichen Besuchen, die Sie zuweilen Nachts im Keller machen —"
„Wer weiß davon? Wer sagt Ihnen Das?" brauste Etwold auf.
„Man spricht davon", entgegnete Duprat bescheiden, „und ich hielt mich in Treue verpflichtet, Ihnen Das zu sagen."
Ter Kommerzienrat war aufgestanden. Er trat zum Fenster und blickte nach dem Kapal hinüber.
„Und was sagt man davon?" wandte er sich plötzlich zurück.
„Das Aergste. Man sagt, der verschwundene alte Förster sei da unten eingesperrt und was dergleichen dumme Geschichten mehr sind. Ich natürlich lachte darüber; wenn sich so etwas aber einmal weiter umhersprechen und die Polizei veranlassen sollte, in den Keller zu dringen, so könnte das solchen Munkeleien nur neue Nahrung geben.'
Wenn Duprat hoffte, den Kommerzienrat unter diesem Schlag zusammenbrechen zu sehen, so fand er sich gründlich getäuscht. Des Anderen Züge zeigten im Gegenteil eine marmorgleiche Starrheit; keine Wimper zuckte bei diesen vernichtenden Worten.
„Wer sagt Das?" fragte dumpf der Kommerzienrat.
„Alle und Keiner besonders."
„Sie selbst vielleicht machen sich so unnütze Gedanken, Duprat?"
Der Prokurist zuckte zusammen.
„Ich? Herr Kommerzienrat —" stammelte er.
„Ja, Sie!"
Des Chefs Auge war starr auf ihn gerichtet; er wagte das seine nicht zu erheben.
„Ich bin es gewohnt", sagte er mit verhaltenem Groll, „Undank zu ernten und für Andere büßen zu müssen. Ich glaube immerhin, Sie thäten besser, der Stimme der Vernunft zu gehorchen und den Keller zu öffnen. Ihr Geld ruht hier oben so sicher wie da unten, während Sie von dem Verdacht, in dem man Sie hält, Nichts reinigen kann als der Augenschein, daß man Sie falsch verdächtigt."
Der Kommerzienrat wandte sich achselzuckend ab. „Lächerlich ?" sagte er. „Und Das auch noch von Ihnen befürwortet zu hören. Das wird mich nun gerade bestimmen, auch Ihnen die Schlüssel vorzuenthalten."
„Und wenn die Polizei den Keller erbricht?"
„Die Polizei? Wie käme sie dazu? mit welchem Recht?"
Duprat zuckte die Achseln.
„Danach darf man die Herren nicht fragen", sagte er. „Herrn Eduards Rückkehr genügt vielleicht, um sie dazu zu veranlassen, ohne daß er hier einkehrt. Ich rate Ihnen also wiederholt, wenn Sie Werte oder sonst Etwas zu verbergen haben, was da untm im Keller sich befindet, so bringen Sie es an die Seite, vergraben Sie es, und wenn Sie dazu meiner Beihilfe bedürfen, so dürfen Sie nur über mich verfügen." , nr
Der Kommerzienrat schwieg, von Duprats lauernden Blicken beobachtet. tLr
kämpfte offenbar einen schweren inneren Kampf. Zuletzt aber winkte er abwehrend mit der Hand. „Thorheit!" sagte er. „Ich werde einfach nicht mehr hinuntergehen in den Keller, und wenn ich erst sott sein werde, wird der Klatsch ganz von allein aufhören. Eduard wird froh sein, daß er fort ist und auswärts den weiteren Verlauf der Geschichte abwarten. Sie sehen überall Gespenster; und ich möchte doch gerade jetzt von jeder Sorge befreit sein. Können Sie mir nichts Besseres sagen?"
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