61.z Jahrgang.
Uro. 94.
Amts- um! IntelligenMatt für äen Kezirk.
Erscheint Dienstag, Donnerstag L Samstag.
Die Einrückungsgebühr beträgt 9 H p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.
Kamstag, äea 14. August 1886.
Abonnementspreis halbjährlich 1 80 H, durch
die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in'
ganz Württemberg 2 70 H.
Amtliche Mekcmntmachungen.
Calw.
Bekanntmachung.
Den nachstth.nden Aufruf des Vereins für Krankenpflegerinnen in Heil, bronn zu Beiträgen für das Olgahaus daselbst, bringen wir höherer Aufforde, rung zu Folge hiemit mit dem Anfügen zur öffentlichen Kenntniß, daß die Unterzeichneten, wie fämmtliche gemeinschaftlichen Aemter des Bezirks zur Entgegennahme von Beiträgen bereit sind.
Den 11. Aug. 1886. K. gem. Oberamt.
Flaxland. Berg.
Witte
des Vereins für Krankenpflegerinnen in Heilbronn um Beiträge für das Olgahaus daselbst.
Der Verein für Krankenpflegerinnen in Heilbronn erlaubt sich die Sanitäts- und Krankenvereine des Landes, insbesondere die Corporationen, Anstalten und Vereine, welche Krankenpflegerinnen ausgestellt haben oder auf. stellen wollen, sowie die Kriegervereine, deren Mitglieder die Wohlthaten der Krankenpflege im Felde kennen gelernt haben, und alle Freunde der Kranken, pflege um Unterstützung seiner Bestrebungen zu bitten. ^
Der Verein ist in dos Leben gerufen und getragen durch die gemein« -schaftliche Fürsorge der CentxalleitMg des WshlthätiMkLvereinS' und des' WürttembergisHen Sanitätsvereins unter der Höchsten Protektion Ihrer Majestät der Königin, in erster Linie durch die im Kriegsjahre 1870/71 erlangte Er. kenntnis, daß das im Kriegsfall notwendige Personal an geschulten, tüchtigen weiblichen Pflegerinnen von den Diakonissinnen und barmherzigen Schwestern nicht vollständig gestellt und durch schnell zusammengeraffte anderweitige'Kräfte nicht ersetzt werhen kann, in zweiter Linie durch die mehr und mehr wachsenden Bedürfnisse der Krankenpflege in Stadt und Land während des Friedens. Dabei waren die Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereins und der Württem- bergische Sanitätsverein durch die Vereinbarungen mit den unter dem Pro. tektorate Ihrer Majestät der Deutschen Kaiserin stehenden Deutschen Frauen» vereinen verpflichtet, eine Schule zur Ausbildung von Krankenpflegerinnen zu errichten, deren ausgebildete Schülerinnen im Kriegsfall zur Verfügung stehen.
Diese Schule wurde im Jahre 1872 im städtischen Krankenhause zu Heilbronn eröffnet. Als Heimstätte für die Pflegerinnen wurde im Jahr
1876 das „Olgahaus" in Heilbronn erbaut; ein beträchtlicher Teil des Auf. wands wurde aus dem Ertrag des damals unter der Höchsten Protektion Ihrer Majestät der Königin veranstalteten Bazars bestritten; noch ist es aber nicht gelungen, die Schuld« zu bereinigen.
In der Schule sind seitdem von dem Medicinalrath vr. v. Höring und nach dessen Tode von den Krankenhausärzten, speciell von vr. Buttersack in uneigennützigster Weise 37 Lehrkurse, zuerst in der Dauer von 3 bis 4 Mo. naten, seit Jahren aber in der Dauer von 6 Monaten gehalten worden. In denselben wurden 113 Pflegerinnen mittelst der Beiträge des Sanitätsvereins und der Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereins unentgeldlich ausgebildet, von welchen nach Abgang durch Tod, Heirat und Krankheit dermalen 42 in 32 verschiedenen Orten, von Körperschaften und Vereinen angestellt sich in ersprießlicher Thätigkeit befinden. Die Pflegerinnen, mit Höchster Genehmigung Ihrer Majestät der Königin „Schwestern vom Olgahaus" genannt, pflegen arme Kranke unentgeldlich, wohlhabende meist ohne bestimmte Anforderung, aber in Erwartung freiwilliger Beiträge für die Vereine. Sie haben sich sämtlich für den Kriegsfall zur Verfügung gestellt.
Der Verein für Krankenpflegerinnen zu Heilbronn hat die Aufgabe, den Dienst der „Schwestern vom Olgahaus" im Frieden zu leiten; seit meh. reren Jahren ist zu diesem Beruf eine Oberin, d. Z. Fräulein Eisenmenger, aufgestellt. Als Heimstätte und Mutterhaus soll das Olgahaus in Heilbronn dienen, in welchem seit Anfang des laufenden Jahres die Schülerinnen unter der Obhut und Leitung der Oberin nntergebracht sind. Erholungsbedürftige, krank und arbeitsunfähige Schwestern vom Olgahaus hat der Verein in dieses zu verpflegen. Als örtliche Aufgabe unternimmt derselbe die Anstellung von Schwestern in der Stadt und im Bezirke Heilbronn. Für letztere Auf-, gäbe wird die Mildthätigkeit der Einwohnerschaft Heilbronns in Anspruch genommen werden. Für die weiteren, das ganze Land umfassenden Zwecke und für die Tilgung der auf dem Olgahaus lastenden Schulden aber wird der Verein gewiß nicht vergebens sich eine Bitte um allgemeine thatkrästige Unterstützung erlauben dürfen.
Zwar besteht bei der Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereins ein Pensionssonds für invalide Schwestern; aber auch dieser ist bei dem Anwachsen der an ihn erhobenen Ansprüche der Ergänzung bedürftig.
Der Wert einer sachverständigen tüchtigen Krankenpflege, insbesondere auch auf dem Lande, wird mehr und mehr erkannt. Daß auch im Frieden ein dringendes Bedürfnis nach Krankenpflegerinnen neben den Diakonissinnen und barmherzigen Schwestern besteht, zeigt sich in der nicht zu befriedigenden Nach, frage. Unser Verein will diese Lücke ausfüllen helfen; er tritt nicht in Con«
i Nachdruck verboten.)
Die Falschmünzer.
Kriminal-Roman von Gustav Lössel.
(Fortsetzung.)
Der Kommerzienrat war noch ahnungslos von Dem, »vas Duprat gegen ihn im Schilde führte, und so war er eigentlich über die Wendung, welche Alles genommen, froh. Seine Tochter auf dem Wege der Besserung, Eduard glücklich entkommet und schon jetzt halb frei gesprochen — was mehr konnte er wünschen? Allerdings — da war noch der Mann im .Keller. Aber dessen Mund war nun mich — Dank eines unglücklichen Zufalls — verstummt für immer; und wenn es zum Aeußersten kam, stand da unten noch immer ein Quantum Dynamit, genug, um seinen ganzen Palast in die Luft zu heben. Aber allem Anschein nach kam es nun nicht mehr dahin; hatte man sein Augenmerk doch ganz von ihm ab- und jenem stillen Friedhof zugewendet, auf dessen finsterem Grunde noch so manches furchtbare Geheimnis verborgen ruhte.
Natürlich machte der Gedanke eitler gedeihlichen Weiterentwickelung der günstigen Wendung den Kommerzienrat mitteilsam, und gegen wen konnte er Das sonst -noch sein, als gegen Duprat. Klara bedurfte noch der größten Schonung, und er durfte nur für sie denken, aber nicht m it ihr.
„Nun, mein lieber Duprat", sagte er eines morgens zu Diesem, „jetzt werden Sie bald hier die Alleinherrschaft führen. Ich sagte Ihnen wohl schon, daß ich mit Klara eine Reise nach dem Süden unternehmen werde?"
„Nein", entgegnete Duprat kalt und gemessen. „Tie beehrten mich noch nicht mit Ihrem Vertrauen in diesem Punkt."
„So? Nun, dann wissen Lie es jetzt. Ich erwarte von Ihrer mir bekannten Pflichttreue meine vollständige Vertretung nach jeder Richtung hin."
Duprat verneigte sich leicht, allerdings den, Anscheine nach ein wenig spöttisch.
„Ich werde nach wie vor bemüht bleiben, Ihr gesammtes Jickeresse zu wahren", entgegnete er, „wenn mir Dies die Umstände nur auch immer erlauben werden."
„Die Umstände?" fragte der Kommerzienrat befremdet. „Wie meinen Sie DasF Finden Sie noch irgendwo Widerstand?"
„O, nein, der ist ja nun endlich gebrochen", entgegnete Duprat. „Ich ineinte Das nicht, denn im "Notfall bin ich mir selbst Stütze genug, um meinem Willen Geltung zu verschaffen. Aber wenn nun zum Beispiel während Ihrer Abwesenheit Ihr Sohn zurückkehrt —"
Der Kommerzienrat wechselte die Farbe.
„Wie kommen Sie gerade darauf?" fragte er mit leichtein Stirnrunzeln.
„Es ging mir nur so durch den Kopf", sagte entschuldigend Duprat. „ES könnte doch sein und wenn Sie dann zu weit weg sind, um rasch ihren Rat einholew zu können, käine ich doch in keine geringe Verlegenheit, was ich dann mit Herrn Eduard machen sollte, ob ihn abiveisen oder beherbergen."
„Ich denke doch nicht, daß Sie ihn den Behörden ausliefern würden", sprach Etrvold vorwurfsvoll.
„Wenn Das nicht", entgegnete Duprat, „müßte ich ihn gerade verbergen, denn er wird noch immer verfolgt. Aber wo?"
„So lange sein Aufenthalt hier nicht weiter bekannt wird, genügt das erste, beste Zimmer, um ihn zu verbergeil."
„Nicht weiter bekaniü wird! Meinen Sie denn, daß Ihnen jeder einzelne Ihrer Diener so treu ergeben sei wie ich? Entweder überschätzen Sie die Eigenschaften der letzteren oder unterschätzen Sie die meinigen."
„Weit entfernt", protestirte der Kommerzienrat, „Ich weiß, was ich an Ihnen besitze. Sie werden in einem solchen nicht wohl annehmbaren Fall also nach Ihrem eigenen Ermessen Handeln."
„Werden Sie mir sämtliche Schlüssel hier lassen?"
„Versteht sich."
„Auch — die Kellerschlüssel?"