beurteilen wissen, fürchten, daß Stanley einem Ver­rate des Araberhäuptlings Tippo-Tip zum Opfer ge­fallen sein könnte. Es fehlt jetzt fast 6 Monate jede Nachricht von Stanley und seiner Expedition.

Holland.

Nach Mitteilungen aus Amsterdam über das Eisenbahnunglück bei Meppel, bei welchem 2 Schnellzüge zusammengestoßen waren, ist die Anzahl der dabei getöteten und verwundeten Personen nicht so groß, als zuerst angegeben wurde. Es sind nur drei Personen um's Leben gekommen, und zwar zwei Kondukteure und ein Maschinist. Die Zahl der Ver­wundeten ist 18.

Italien.

SanRemo, 7. Jan. Der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Baden sind hier ein­getroffen.

England.

AusLondoner diplomatischen Kreisen wird der Boss. Ztg. telegraphiert, der französische Botschafter Herbste in Berlin sei vom Prä­sidenten Carnot beauftragt worden, anläßlich des neuen Jahres dem Kaiser Wilhelm die Versicherung zu erteilen, der Präsident sei von der Notwendigkeit des Friedens derart überzeugt, daß , so lange er an der Spitze der Republik stehe, kein französisches Kahinet eine kriegerische Politik einschlagen werde. Rußland.

Die Kälte ist in Warschau so groß, daß auf den öffentlichen Plätzen Holzhoufen zur Erwär­mung der Passanten in Brand gehalten werden. Viele Menschen und Tiere erlagen in Polen dem Frost.

Balkan-Halbinsel.

Sowohl die bulgarische, wie die serbische Volksvertretung sind jetzt geschloffen worden. Beide haben bewilligt, was verlangt wurde, vor Allem nemlich Geld. In Bulgarien ist alles still, König Milan von Serbien hat aber zuletzt noch ei­nen lebhaften Tanz zu bestehen gehabt, der mit sei­nem völligen Triumph endete. Der Ministerpräsident Ristics, den der König schon längst dahin gewünscht hat, wo der Pfeffer wächst, ist von seinen früheren radikalen Bundesgenossen gestürzt worden. Der Kö­nig hat die Herren ruhig gewähren lassen. Als die Radikalen dann aber kamen und für sich die Regie­rung erbaten, forderte der König vor allen Dingen das Versprechen, daß in der Auswärtigen Politik in seinem Sinne regiert werde, und das gestanden die regierungslüsternen Leutchen auch bereitwillig zu. König Milan hat somit Doppeltes erreicht: Er ist seinen alten Freund Ristics los geworden, und das neue Ministerium muß wollen wie er will. Ein großer Kriegsheld ist der serbische König nun zwar nicht, aber Anlage zu einem guten Diplomaten scheint er wirklich zu besitzen.

Kleinere Mitteilungen.

Mann heim, 3. Jan. Wie dieN. B.L.-Z." meldet, ist ein gewisser Jakob Münch, bis vor vier Monaten Buch­halter des Kroßhandlungshauses Röchling-Klingcnburg zu Ludwigshafcu, wegen Unterschlagung von 140000 verhaf­tet worden. Die Unterschlagung erfolgte durch fortgesetzte Fälschungen der Bücher, welche nach dem Austritt Münch ent­deckt wurden. Der Defraudant sog mit dem Gelbe in kurzer Zeit sich vier Häuser erbaut haben.

Prenzlau, 4. Jan. Der hiesige erste Staatsan­walt hat kürzlich folgende Bekanntmachung erlassen:Wer hier bei Eisglätte auf ungcstreutem Trottoir verunglückt, wolle im öffentlichen Interesse schleunigst bei mir den Straf­antrag gegen den Schuldigen wegen fahrlässiger Körperver­letzung stellen."

Die Neujahrsnacht eines Unglücklichen hat ein armer Kassenbote in Berlin gefeiert. Er hatte am letzten Tag des Jahres eine Brieftasche mit 8000 ^ verloren. Am Neujahr Morgen aber bringt ihm der Briefträger eine Postkarte mit der Nachricht, daß das Geld von ehrlichen Händen gefunden sei, er möge sich nur bei dem Restaurateur H. melden. Die Frau desselben hatte es gefunden und aus einer Visiten­karte in der Brieftasche den Eigentümer erraten.

Der harte Frost, welcher zur Jahreswende sich ein­gestellt hatte, hat, wie es scheint, viele Opfer gefordert. So sind in der Gegend von Königszclt in Schlesien 3 Personen erfroren aufgefunden worden. Auf dem Grcnzkordon zwischen Sosnowicc und Milowice sind 3 Kosaken dem Frost erlegen. Dieselben werden dort erst nach je 6 Stunden abgelöst.

Kaiserin Elisabeth von Oesterreich macht seit ge­raumer Zeit Fechtübungcn, zu welchem Zwecke ein eleganter Salon im Schlosse zu Gödöllö eingerichtet wurde. An dcm- rlbcn nahm auch Erzherzogin Marie Valerie unter Anleitung

eines Fechtlehrers teil. In neuerer Zeit huldigt nun die Kaiserin auch dem Schießsport, und sie yat sich bereits eine besondere Treffsicherheit angeeignet. Bei einem JagdauSfluge wurde die hohe Frau von besonderem Jagdglücke begünstigt, indem sie eine starke Wildkatze von dem Aste eines Baumes herabschoß. Die seltene Katze wurde nach Wien geschickt und ausgestopft.

Ein furchtbares Geständnis hat eine unga­rische Bäuerin aus Csoka (Torontaler Komitat) ab­gelegt. Dieselbe wollte samt ihrem Gatten zu der Sekte der Nazarener übergehen, welche von denNeo- phyten eine ehrliche Beschreibung ihres Lebenslaufes verlangen. Erwähnte Bäuerin gestand nun, ihre acht Kinder im Säuglingsalter ermordet zu haben, um dieselben nicht ernähren zu müssen. Die Nazarener schickten die Frau mit zwei Vertrauensmännern zum Török-Kanizsaer Bezirksgericht, wo sie das Geständ­nis wiederholte. Der Gatte wußte nichts von der Todesart der Kinder und gab auch an, daß die Frau in den letzten Jahren traurig gewesen sei und sich einmal habe erhängen wollen. Die Frau wurde sofort in Haft genommen- In den Matrikeln stimmten die Daten des Geburts und Sterbetages der Kinder mit den Angaben der Mörderin überein, gleichwohl wird die Exhumierung der Kinder und die psychiatrische Untersuchung der Frau stattfinden.

Eine tolle Leidenschaft faßte nach dem Tod seiner Frau ein Pariser Anicet zu seiner Schwiegermutter. Er

> wollte sie durchaus heiraten und schoß sie tot, als sie ihn abwies. Die Geschworenen verurteilten ihn zu mehrjähriger

^ Gefängnisstrafe, obgleich sein Verteidiger aus seiner Leiden- ^ schaft für eine betagte Frau seine Unzurechnungsfähigkeit nachzuweisen suchte.

Das 6jährige Söhnchcu eines angesehenen Geschäfts­manns in Paris versteckte sich am Sylvesterabend, um nach l Kinderart sich suchen zu lassen, in den zufällig offen stehenden Geldschrank seines Vaters. Letzterer wurde schnell zu einem ^ Geschäft abgerufen und schloß den Schrank zu, ohne zu be- ! merken, daß er das Kind einschloß, welches übrigens kein ' Zeichen gab. Als die Nacht hereinbrach, suchten die Eltern ^ angstvoll den Kleinen überall vergeblich. Erst am andern ' Tage beim Oeffnen des Geldschranks fand der unglückliche j Vater sein Kind erstickt.

Wie Leo XIH. Papst wurde. Folgende Anekdote, die auf die, Ernenmmg des jetzigen Papstes Leo XHI. Be­zug hat, erzählt unter Hinweis auf das augenblicklich statt­findende Jubiläum des heiligen Vaters derGaulois":Als nach dem Tode von PiuS IX. die Kardinäle zum Konklave zusammentraten, erhielt der damalige Kardinal Pecci einen Brief von einem neapolitanischen Advokaten, Namens Porcari,

> in welchem derselbe von einer außerordentlichen Vision spricht,

. die er gehabt hat. Der Brief lautet:

Ew. Eminenz!

In der heutigen Nacht ist mir der Geist meiner Frau, die vor einigen Jahren gestorben ist, erschienen, und ver­kündete mir mit deutlicher, vernehmlicher Stimme, daß der ^ Name, der ans der Wahlurne für den neuen Papst hervor­gehen würde, derjenige des Kardinal Pecci sei, der die Bezeichnung Leo XIII. annehmen werde. Ich habe nicht die Ehre, Eminenz, von Ihnen gekannt zu sein; nichtsde- ! stoweniger erlaube ich mir, Ihnen diese Mitteilung zu ma-

> chen, in der Erwartung, daß sic Ihnen angenehm sein wird. Als Entgelt dafür bitte ich um eine Gnade: Ich möchte unter den Ersten sein, die den apostolischen Segen von Ihnen empfangen, sobald Sie zum Papst ernannt worden sind."

^ Kardinal Pecci las den Brief durch und gab ihm dann dem ^ Geistlichen Foschi, der ihn im Konklave bediente, mit den Worten: Hier, nehmen Sie den Brief einstweilen und stecken Sie ihn zu sich; wenn das Konklave beendet ist, können Sie ihn mir wiedcrgeben." Die Prophezeihung traf ein, der Kar­dinal Pecci wurde Papst und als Leo XIII. erteilte er be­reits eine Stunde nach erfolgter Ernennung Herrn Porcari ! seinen apostolischen Segen.

schüttete. Sic verbrannte sich die Kehle und an der Luftröhre bildete sich eine Wunde, in Folge deren sie nur schwer atmete und heftige Schmerzen bekam, wenn sie Speisen zu sich nahm. Sie ging ins Hospital zu Genua und verließ cs scheinbar geheilt. In der letzten Zeit aber entstanden aufs Neue die heftigsten Schmerzen. Bei ihren Ausflügen geriet nun Miß Mackenzie eines Tages in die kleine hölzerne Hütte der Un­glücklichen und da sie diese schwer leiden sah, veranlaßte sie Tags darauf ihren Vater, mitzukommen. Mackenzie ließ die Kranke in ein günstigeres Lokal bringen und operierte sie mit bestem Erfolge. Die Frau preist nun das blonde englische Fräulein als ihre Lebensretterin. Diese besucht die Hütte von Zeit zu Zeit noch immer mit den Prinzessinnen, welche letztere sie für die Frau zu interessieren verstanden hat.

Niemals sind in London die Postbeamten so stark in Anspruch genommen gewesen, als am letzten Weihnachts­abende. An diesem Tage wurden nicht weniger als 15 Mil­lionen Zeitungen und Briefe durch die Post bestellt. Außer dem ständigen Personal waren im ganzen 5000 Hilfsarbeiter engagiert worden.

j In Bolton (England) brannte das Theater Royal

> nieder. Alle Kostüme und Dekorationen wurden ein Raub

> der Flammen. Es scheint Brandstiftung vorzuliegen, da man ! Einbrecherwerkzeuge fand und der Hahn der Wasserleitung ! abgebrannt war. Im Theater Royal wurde durch falschen ! Feuerlärm eiye ernste Panik hervorgerufen. Im Gedränge ! an den Ausgängen sind viele Leute »erletzt.

! Das alte Babylon in Kleinasien will eine amerikanische Gesellschaft ausgrabm lassen und eine andere bildet sich, um neue Babylons vom Erdboden zu vertilgen.

Ein alter Sonderling, Namens Hulk, lebt in Chicago, der außer andern närrischen Einfälle» auch die Marotte, hat, nur Stockfisch zu essen, weil Fisch die vorzüglichste Nahrung für das Gehirn bilde. Eine andere seiner Marotten ist, daß jeder Arbeiter sein eigenes Haus haben sollte. Er hat zwar nur über lumpige 3 Millionen Dollars zu verfügen, aber da­mit schon über zwei Tausend Familien eine Heimat verschafft, beinahe eben so vielen in Lincoln, etwa Tausend in Savannah, und mehreren Hundert in Baltimore. Er kauft Land in den Vorstädten, errichtet Häuser auf de» Grundstücken und über­läßt diese Arbeitern auf Abzahlung, oft schon hat er Leuten die Häuser ohne Anzahlung gegeben und ruhig gewartet, bis sie die Kaufsummc nach und nach, gerade wie sie konnten, er­legten. Eßt Stockfisch, ihr reichen Leute und schafft euch auch Marotten an, die den Armen Häuser bauen!

In der Verwaltung Kubas sind große Unterschleifc entdeckt worden. Nach demDaily Chronicle" sind von 14000 Rechnungen 3000 geprüft worden, von denen eine große Zahl ! betrügerischer Natur war, und zwar zum Nachteil des Staa­tes im Betrage von 6 Mill. Dollars. In den Zollhäusern von Kuba werde der Staat rcgcluäßig um 75 Prozent seines Einkommens geprellt und durchschnittlich 10 Prozent der Beamten auf Kuba seien Diebe wd Betrüger.

> Eine riesige Höhle ist in einer bisher noch nie gründlich erforschten felsigen Nigion am Eric-See in der

s Nähe von Locust Point, Ottawa Lonnty, O., entdeckt worden.

! Die Höhle, welche noch nicht durchsucht ist, soll eine Ausdeh- ! nung von vielen Meilen haben md sich weit unter dem Bo­den des Erie-Sces hin erstrecken

Handelsverkehr.

Konkurseröffnungen Johannes Dotterer, Han­delsmann in Untcrmünkheim (Holl). Franz Erlewein, Bauer

> in Offenau (Neckarsulm). Jakos Holzherr, Matth. S., Bier- l braucr in Rottenburg.

Schaum.

Humoreske.

Frei nach dem Däiischen von K. R.

(Nachdruck verboten.)

I

Brief von dem Baibier, Friseur und . Leich-- dornoperateur Emil Frank an Frau Julie Frank in Kopenhagen:

Kein Wunder, daß man im Vatikan bei einem der- s artigen Segen, wie er beim Papstjubiläum eingetreten ist, auch der Armen gedenkt! Alle armen am Neujahrstag in der Stadt Rom geborenen Kinder sollen, sofern sie die Namen Leone oder Lcönilde erhalten, ein Sparkassenbuch von 100 l Lire vom Papst erhalten. Gar zu viele werden es übrigens nicht sein.

Aus SanRemo erfährt der Römische Kourier einige interessante Einzelheiten über Dr. Mackenzie, noch mehr aber über dessen Tochter, die wir in Nachfolgendem wiedergeben: Wenn es auf die deutsche Kronprinzessin ankäme, dann dürfte sich der englische Arzt von ihrem Gemahl nie trennen, denn sie hält ungemein große Stücke auf ihn. Und doch bekommt ihn der Kronprinz manchmal satt, denn Mackenzie hat bei aller Urbanität ein, Aerzten zuweilen eigentümliches, barsches, kurz angebundenes Wesen. Mackenzie ist eine sehr nervöse Natur. - Wenn der Mistral weht, dann fühlt er sich sehr angegriffen. Man sicht dann den Londoner Arzt ganz, allein spazieren ! gehen, oder besser laufen, man merkt es ihm an, daß cs ihm darauf ankommt, sich wegen der aufgeregten Nerven auszu- s laufen. Mackenzie's Tochter ist ein heiteres Wesen, das f nicht schlecht italienisch spricht. Die Prinzessinnen haben sich geradezu mit ihr befreundet. Ein Sardellenfischer erzählte folgenden hübschen Zug von dem blonden Fräulein, wie Miß Mackenzie genannt wird. Bei Taggia, nahe San Remo, wohnt eine arme Frau mit ihren drei Kindern, Niemand weiß, wo ihr Mann hingeratc». Die Einen sagen, er sei in Ame­rika, die Anderen, er stecke in einem Zuchthause. Im letzten Winter, als das schreckliche Erdbeben auch über Taggia und Umgebung hcrcinbrach, da trank die arme Frau gerade eine Taffe heißer Milch, die sie im Schreck ganz in sich hinein­

Liebe Julie!

Ich glaube, der Terfel hat mich geplagt, als ich Deinem Größenwahn lachgab und mich in die hiesige Kurliste alsPräses or moäiomal olürurZm« Frank mit Tochter aus Kopenhagen" eiutcagen ließ. Nun sitze ich nett in der Tmte. Höre nur! Als solch' vermeintlich feiner Mcnn wurde ich gleich in die elegantesten Häuser des Badeortes eingeführt. Wir verkehren nur mit den illerfeinsten Leuten, als Aristokraten, Geheimräten, Kommerzienräten und an­deren Räten aus aller Hirren Ländern. Glückli­cherweise kennt mich auch niemand der sich hier auf­haltenden Dänen und kann somit nicht mein Geheim­nis verraten. Aber jetzt kommt das dicke Ende! Eines> Abends wurde 'Marien und mir ein junger, liebenswürdiger und steinreicher Mann vorgestellk, welcher bei der russischen Ge andtschaft in Stockholm angestellt ist; Georg Falbe ist sein Name. Er wollte sich nur einige Tage hier aufhalten, aber benutzte die Zeit so gut, daß er sich in Marien verliebte und sie sich ebenfalls in ihn. Somit wäre noch alles in Ordnung gewesen. Aber dann, es war am Abend vor seiner Abreise, spazierten wir in der schönen Umgegend von Sandefjord, und ehe ich mich's ver­sah, freit er, Gott strafe mich, um Marien. Du