ll
meine Güte! Das Kind wurde rot wie ein gekochter Krebs, und» ich selber so überrascht und bewegt, daß ^eich 2 Knöpfe von meiner Weste absprangen. — „Schenken.Sie mir die Hand Ihrer Tochter!" sprach er mit Thränen in den Augen und drückte mir gleichzeitig seine, brennende;Zigarre in die Hand. „Geben Sie mir Ihre Tochter! Machen Sie mich zu dem glückseligsten aller Geschöpfe; ohne sie, was wäre mein Leben! nur „schäum!" „Schaum!" Liebe Julie! Dieses vielsagende Wort erinnerte mich natürlich sofort an meine Barbierstube und an meinen selbstgemachten Titel „Professor meä. olrir." — Es war gerade 10 Uhr, als diese Bombe fiel! — Ich war wie zerknickt; denn ich konnte leicht ausrechnen, daß der russische Gesandtschafts-Attache nur um die Tochter des „Professors" sich bewarb; an die Tochter des „Barbiers" würde ec wohl nicht eine Sekunde sein Herz gehängt haben. Erfährt er nun etwas von der Barbierstube, was wird daraus werden? Glückseligkeit, ade! Und die arme Mieze mit ihrem ehrlichen dänischen Herzen, sie ist rein italienisch verliebt in diesen Russen» der, nebenbei bemerkt, ein geborener Norweger ist. — Morgen werden wir, wie verabredet, nach Christiania reisen und kehren dann nach einigen Tagen zurück zur — Barbierstube und somit zur Wirklichkeit. Den verfl .... „Professor" lasse ich natürlich auf Nimmerwiedersehen zurück hier in Sandefjord, während Mariechen, das arme Ding, den Attache in ihrem Herzen mitnimmt, vielleicht für lange Zeit!
Dein von Gewissensbissen und Sorgen tiefgebeugter Mann Emil Frank."
II.
Brief des Barbiergehülfen Georg Falbe an die verwitwete Frau Falbe in Bergen.
„Christiania, den 8. Juni 1886.
Teure Mutter!
Mein Leben bisher war nur Sonnenschein. Mein Prinzipal hat ein ausgedehntes Geschäft, und ich bin sehr vergnügt gewesen. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend habe ich das eine Gesicht nach dem andern glatt gemacht und namentlich von den Reisenden in den verschiedenen Hotels manches Trinkgeld erhalten. Daher hatte ich auch Gelegenheit, einen achttägigen Urlaub auf noble Art zu verleben. Ich machte mich also auf nach Sandefjord, ließ mich als Badegast in die Liste cintragen und spielte mit meiner Börse voll Geld in der Tasche einen großen Herrn. — Hätte ichs nicht gcthan! Ich verkehrte natürlich in den feinsten Kreisen und wurde auch unter Anderen. —
Doch zunächst muß ich Dir erzählen, teure Mutter, daß ich „aus Jux" mich als russischen Ge- sandtschaftsattacho in die Badeliste ausnehmen ließ. Dies war die Wolke, welche die strahlende Sonne meines so heiteren Lebenshimmels verdunkelte!
Ich wurde also unter Änderen einem Professor vasck. aus Kopenhagen nebst seiner reizenden Tochter Fräulein Marie, vorgestellt. Die Tochter des Professors hatte mich gern und ich — hättest Du mich gesehen, Mutter! — war bis über die Ohren verliebt in das reizende Geschöpf. Ich lebte wie in einem Traume. Ich schwärmte für Marie, Marie sah mich gern, und in einer unglücklichen Stunde
habe ich mich vergessen und flehte den Professor um die Hand seiner Tochter an. „Mit Marie an meiner Seite," rief ich, „wird mein Leben ein spiegelblanker See sein, ohne Marie nur-nur
Schaum!"
„Schaum!" Ach Mutter! Dieses Wort, welches mir unwillkürlich über die Lippen hüpfte, erscholl wie Kanonendonner in meinen Ohren und weckte mich grausam aus dem schönen Traum.
„Schaum!" Mein Barbieretui tanzte vor meinen Augen, mein Rasiermesser schnitt mir in die Seele, und mein Streichriemen bearbeitete mein Gewissen aufs Grausamste. Ich, der Barbiergehülse, bewarb mich um die weiche Hand Märiens, der Tochter des „Professors msä." Welche Kluft zwischen uns! Hakte ich Marie nur niemals gesehen! lieber Hals und Kopf reiste ich zurück nach Christiania und mische nun meine Trauer mit in den Schaum ; des Rasierbeckens-— Ach, Marie! Marie
Dein von Schmerz erfüllter trauernder Sohn
Georg Falbe."
III.
Herr Frank war über das leidende Aussehen seiner Tochter sehr niedergeschlagen; ihre Wangen ; waren bleich geworden, ihr sonst so heiteres Auge lächelte nicht mehr. Er hoffte jedoch zuversichtlich, durch einen mehrtägigen Aufenthalt in Christiania ihre häßlichen Gedanken zu zerstreuen. Der zart- ^ fühlende Vater machte sich viele Scrupel über das Vergehen, welches er durch seine Titelbeilegung an Marie begangen; er hätte viel gethan, um zu sühnen; er beschloß sogar, sein Barbiergeschäft aufzugeben und sich ins Privatleben zurückzuziehen, um nie wieder mit Schaum und trügerischen Dingen in Verbindung zu sein. Aus diesem Grunde ließ er auch von Stunde an seinen eigenen Bart stehen. Als er aber die Seereise hinter sich hatte und nach Chri- stiania kam, als er bemerkte — (oder zu bemerken ; glaubte) — daß die Leute hin und wieder auf seine ; ruppigen Stoppeln deuteten, sträubte sich, und miV Macht, die Barbier-Ehre in ihm. Im Hotel angelangt. schickte er nach einem Barbier. Während er auf denselben wartete, streckte er seine müden Glieder - auf dem Sopha aus, während Marie in einer Ecke! saß und blutige Thränen weinte um ihren Attache!
Da klopfre es an die Thür.
„Herein!"
Ein bleicher, sehr bleicher, junger Mann trat langsam, mit melancholischer Miene ein. Bescheiden bleibt er an der Thüre stehen; unter dem Arm hält j er feinen Barbierbeutel, in der Hand seinen Hut^ Herr Frank, vielleicht müde von der Reise, vielleicht > auch in der Erinnerung an den Professor moä., den er gespielt hat, läßt ihn ein paar Minuten an der Thüre stehen.
Der junge Mann erlaubt sich nicht, aufzusehen. Ruhig bleibt er dastehen, bis endlich das wiederholte Schluchzen Mariens, die ihre Thränen zu unterdrük- ken bemüht ist, seine Aufmerksamkeit erregt. Er hebt den Kopf, tritt einen Schritt näher, fixierte Marie fester und krach! liegen Barbierbcutel und. Hut auf der Erde und mit einem aufschreienden „Mein Gott!" stürzt der junge Mann auf die Kniee und getraut sich nicht, aufzusehen.
„Es ist aus mit mir!" stöhnte er.
„Georg!" ruft Marie mit hochroter Miene.
Herr Frank richtete^ sich in diö' Höhe.
„Der russische Attache!"
„Vergebung stammelte Falbe, der nicht den Mut
hatte, aufzustehen. „Die Gelegenheit-Ucber-
mut-"
„Sie sind Barbier?!" ruft Frank gedehnt aus, nachdem er, außer sich vor Erstaunen, den Anderen eine Weile betrachtete.
„Bei Gott und Ehren!"
„Himmel und Element!" platzte Frank heraus. „Und der — der russische —"
„Herr Professor, Fräulein Marie. Vergebung!" stammelt Falbe; „ich werde derlei Jugendthorheiten nie wieder —"
Frank schüttelte sich vor Lachen. Falbe, den dies noch mehr in Verlegenheit brachte, fährt endlich in die Höhe und greift nach seinem Barbierbeutel und Hut.
„Sie wollen doch nicht fortgehen?" ruft Marie in Bestürzung.
„Halt!" schreit Frank laut unter seinem Lachen; „so schnell, mein Lieber, ist unsere Sache nicht abgemacht!"
„Was — also —"
Also?" fährt Frank auf. „Haben Sie nicht vor zwei Tagen um die Hand meiner Tochter angefragt ?"
Der Barbiergehülse reißt die Augen in ihrer ganzen Weite auf.
„Herrn- Professors—Tochter?" stammelte er.
„Ach was. Professor!" platzte Frank wieder mit einem neuen Anfall von Lachen heraus. „Betrachten sie nur, aus welchem Schaum Mariens Schönheit gemacht ist! Wenn es Ihnen beliebt, können Sie mit nächstem Monat schon als Nachfolger in Frank's Barbierstube treten!"
Falbe, vor dessen Hirn es schwindelte, wagte es nicht, seinen Ohren zu trauen.
„Sie-Barbier-Marie."
^ Dann, als auch Marie ihr Gesicht hinter dem Taschentuch versteckte, bricht auch er in ein krampfhaftes Gelächter aus.
* »
*
Falbe und Marie sind nunmehr längst Mann und Frau. Wollt ihres nicht glauben, liebe Leser, so sucht sie nur auf in der Königstraße 54 und Ihr werdet gleichzeitig finden, daß das Leben dieses Ehepaares der saftigste Rahmschaum geworden ist.
Buxkin, Kammgarne für Herren- und Kuabenkleider, garantiert reine Wolle, nadet- 1 fertig, ra. 14V em breit a ^ 2.35 per Mtr.,
> versenden direkt an Private in einzelnen Metern, sowie ganzen Stücken portofrei in's Haus OvttillK«r L 60- Praickkurt a. Ll., Buxkin-Fabrik-Dspöt. — Muster, Collectioncn bereilwilligst franco.
Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. — Druck uud Verla, der G. W. Apise r-schen Buchhandlung in Nagold.
Revier Stamm heim.
Wfnhr mn Lallchoh über die WMMe bete.
Die Waldbrücke bei Kentheim darf von der Waldstaige und- dem Sandweg aus mit Stämmen von längstens 28 m und vom Schleichthalweg aus mit solchen von längstens 32 m — bei welch letzteren aber geschwickt werden muß — befahren werden.
Uebertreter dieser Vorschrift verfallen einer Strafe bis zu zehn Mark.
Den 7. Januar 1888.
__ K. Forstamt Wildberg.
NuiMaUeii
werden, soweit nicht vorrätig, schnellstens besorgt von der
G. W. Zaiser'schen Buchhdlg.
Amtliche und Mivat-HLekanntmachungen.
H a i t e r b a ch.
Lang- L
Klotzholz-Verkaus.
Aus dem
hiesigen Stadtwald, Distrikt ^ Than Abt. 8—14 kommen am
Freitag den 13. Januar 1888, i vormittags 10 Uhr,
! auf hiesigem Rathause nachstehende j Holzsortimente zum Verkauf:
! 11 St. Langh. II. Cl. mit 17,45 Fm.
! 57 ,. ,. III. ., 46,60
234 „ .. IV.113,76 ..
340 ,. ., V. (Baust.) 100,37 ,.
j 74 St. Klotzholz
I., II. u. III. Cl. mit 30,— Fm.
Das Holz ist schöne Qualität und die Abfuhr günstig. Liebhaber werden freundlichst eingeladen.
Haiterbach, den 5. Januar 1888.
Stadtpslege. _ _ Knorr.
Nagold.
Ein jüngerer
Arbeiter
findet auf einige Monate Stelle bei PH. Krau ß.
Nagold.
Empfehle anerkannt gute
von vorzüglicher Gährkraft, täglich frisch und sehr preiswert zur gefälligen Ab- § nähme.
Plane i(Iai88.