in geringeren Lagen, verspricht eine vorzügliche zu werden und dem alten Rufe der schwäbischen oder Ncckarweine Ehre zu machen. Die Ergebnisse werden verschieden geschätzt; man rechnet in Stuttgart auf ffz, in Heilbronn ff,, Weinsberg und Umgegend über y,, Eßlingen, Untertürkheim, Rothenberg, Cannstatt, Fellbach ff, bis Mundelsheim, Besigheim fls bis 3 , 4 , Bönnigheim. Cleebronn 2 / 5 , Mergentheim gut ^ Herbst; in Mczingen und im Lenninger Thal erwartet man dagegen einen besonders reichen Ertrag: bis zu 16 Eimern (L 300 Liter) per württ. Morgen. Ein guter Ausfall der Qualität dieses Jahrganges dürfte aus den entferntesten Ge­genden Käufer hcrbeizichen.

(Zirkusbrand.) Der Mezingcr Anzeiger schreibt: Der auf dem Lindenplatz hier erstellte Zirkus Lorch ist ge­stern (21.) Abend 1/46 Uhr Plötzlich abgebrannt. Veranlaßt wurde der Brand durch die Unvorsichtigkeit eines jungen Mannes, welcher etwas Benzin auf den Boden schüttete, das er alsdann, damit man es nicht sehen sollte, mittels eines Zündhölzchens wegbrennen wollte, wobei die Seitenwand und das Verdicktuch riesig rasch von dem Feuer erfaßt wurde; im Verlauf von einer Y 4 Stunde war der im Wert von ca. 10000 stehende Zirkus vom Feuer verzehrt. Der betr. junge Mann hatte sich ungesehen aus dem Staube gemacht.

Neckargartach, 22. Sept. (Mäusefraß.) In den > meisten Orten der Umgegend sind umfassende Maßregeln zur Vertilgung der zahlreichen Feldmäuse angeordnet worden. Dieselben werden in gebohrten Löchern meist von Knaben ein­gefangen und es erhalten letztere für je hundert Stück 50 bis 60 Vor einigen Tagen sind auf einem einzigen 1 Morgen großen Kleeacker über vierhundert dieser kleinen Wühler ge­fangen worden.

Brandfälle: In Münster bei Gaildorf am 21. ds. 4 Wohnhäuser, wodurch 7 Familen ob­dachlos wurden; in Saulgau das Anwesen des Müller Rebholz; inBergle (Ravensburg) am 22. ds. Wohnhaus, Stallung und Stadel des Bauern Wolf.

Für den verstorbenen General GrafWerder soll in Mannheim ein Denkmal errichtet werden.

Das Feuer in Bischofsgrün im Fichtel­gebirge hat 80 Häuser und Kirche und Pfarrhaus in Asche gelegt und nahezu 500 Menschen obdachlos gemacht. Nur 4 Hausbesitzer sollen versichert sein. Das Vieh ist größtenteils gerettet.

Es laufen Gerüchte über einen bvorstehenden Rücktritt des Fürsten H ohenlohe von seiner Stellung als Statthalter von Elsaß-Lothringen.

Kaiserslautern, 20. Sept. Die Schäfte- sabrik Hohmann u. Heilbronner hier hat von der deut­schen Armeeverwaltung einen größeren Auftrag der neueingeführten Marsch schnür stisfel aus Segel­tuch erhalten. Dieselben sind ohne Kappen, mit Leder besetzt und mit einer patentierten Schnürvorrichtung versehen, so daß der Schuh mit einem Zug fest am Fuße sitzt und ebenso rasch wieder, sobald die Schnür­vorrichtung gelöst ist, abgestreist werden kann.

Kiel, 22. Sept. Prinz und Prinzessin W i l- helm wurden heute morgen von einer Kopf an Kopf harrenden Bolksmenge mit jubelnden Zurufen em­pfangen. Um 11 Uhr fand der Stapellauf der neuen Korvette statt. Prinzessin Wilhelm taufte dieselbe aus den NamenPrinzeß Wilhelm".

Zur Bekämpfung des Geheimmittel-Un­wesens hat die Regierung von Schaumburg-Lippc folgende Polizeiverordnung erlassen. Einziger Para­graph: Wer unbefugter Weise irgend welche Stoffe als Heilmittel gegen Krankheiten oder Körperschäden öffentlich anpreist, wird mit Geldbuße bis zu 50 bestraft, vorbehaltlich der durch die sonstigen gesetz­lichen Bestimmungen verwirkten strengeren Strafen.

Berlin, 23. Sept. Im Auftrag des Kai­sers begibt sich heute Prinz Wilhelm von Kiel nach Friedrichsruh, um namens des Kaisers den Fürsten Bismarck zu seinem 25jährigen Minister-Jubiläum zu beglückwünschen.

Berlin, 23. Sept. Der Kaiser hat aus Anlaß des heutigen Jubiläums dem Fürsten Bismarck einen eigenhändigen Brief geschrieben, den er gestern in besonderer Audienz dem Grafen Herbert Bismarck zur Ueberreichung an seinen Vater, den Fürsten Bis­marck, übergeben hat.

Friedrichsruhe, 23. Sept. Prinz Wil­helm und Prinz Heinrich sind heute nachmittags 4Vs Uhr zur Beglückwünschung Bismarcks eingetroffen, v. Bismarck und Gemahlin nebst Graf Herbert Bis­marck empfingen dieselben am Bahnhofe. Sie fuh­ren unter brausenden Hochrufen von einer zahlreichen Menschenmenge nach dem Schloß. Die Rückreise beider Prinzen erfolgte im Laufe des Abends.

Berlin, 23. Sept. Das Ministerjubiläum des Reichskanzlers wurde nur im engen Kreise be­gangen, da von einer offiziellen Feier abgesehen wor­den war. Die Familie des Reichskanzlers war voll­ständig anwesend. Vom Kaiser ist ein Glückwunsch­schreiben und ein Geschenk eingegangen, ebenso hatten

die Ministerkollegen ihrem Präsidenten ihre Glück­wünsche gesandt; außerdem sind schriftliche und tele­graphische Glückwünsche von nah und fern einge­laufen.

Berlin, 23. Sept. Sämtliche Morgenblätter dringen anläßlich des heutigen Ministerjubiläums des Reichskanzlers Festbetrachtungen, worin die unsterb­lichen Verdienste Bismarck's hervorgehoben werden, dessen Name untrennbar verknüpft sei mit der glor­reichsten That Deutschlands in diesem Jahrhundert, i Seine aus Bewahrung des Friedens gerichtete Thä- tigkeit wird besonders betont und rückhaltloses Ver­trauen auf die Führung der Nation in der gegen­wärtigen schweren Zeit durch den Reichskanzler be­kundet. Längst stehe in der Nation die Würdigung seiner Thaten, welche durch kein Jubiläum mehr ge­steigert werden könne, fest.

Als Bismarck kurz vor seinem Eintritt in das preußische Ministerium in London weilte, teilte ! er den englischen Ministern alles mit, was er thun wollte: Die Verstärkung der Armee, die Bekriegung Oesterreichs u. s. w. Die Minister schüttelten die Köpfe, ihr Chef aber, Disraeli, sagte zu ihnen: Nehmt Euch in Acht vor diesem Mann, er meint, was er sagt.

Der Bundesrat in Berlin hatte, indem er die gesetzliche Feststellung eines Entschädigungs-An­spruchs unschuldig Verurteilter ablehnte, am 17. März d. I. das Vertrauen ausgesprochen, daß in den Bun­desstaaten überall in ausreichender Weise für die Be­schaffung der zu dem angegebenen Zweck nötigen Geld­mittel Sorge getragen werde. Die bayerische Regie­rung ist die erste, welche darnach gehandelt hat. Im Justizetat sind 5000 Mark als Entschädigung für un- ! schuldig erlittene Haft ausgeworfen.

! Die preußische Postbehörde hat, wie die Staats.-Ztg." mitteilt, ihre sämtlichen Unterbeamten davor warnen lassen, aus Abzahlungsgeschäften Wa­ren zu entnehmen. Unter Anführung von Beispielen über den geringen Wert der entnommenen Waren und die dafür geforderten hohen Preise wird den Unterbeamten gezeigt, welche wirtschaftlichen Nachteile für sie daraus entstehen.

Es kann jetzt als sicher angenommen werden, daß die russische Regierung Unterhandlungen wegen Ausnahme eines größern russischen Anlehens mit , Frankreich führt. Zu diesem Zweck befindet sich Di­rektor Sack von der Petersburger Diskontobank in Paris. Wir raten unter diesen Umständen deutschen Kapitalisten, sich ihrer russischen Werte zu entäußern, da sie infolge der russ. Unterhandlungen in der Lage sind, ihre Papiere auf gute Weise und ohne große Verluste loszubringen.

Der preußische Unterrichtsminister hat eine den Gesangunterricht in den Volksschulen betreffende Verfü­gung erlassen. Danach soll in den Volksschulen dem Kunst­gesang keine zu weit gehende Pflege gewidmet, dagegen das Einüben guter Volkslieder nicht hintan gesetzt werden. Es sei nicht die Aufgabe der Volksschule, Sängerchöre, die sich durch mehrstimmigen Gesang hervorzuthun, heranzubilden, auch werde ihre Aufgabe verkannt, wenn man darauf ausgehe, möglichst viele und immer neue Lieder singen zu lassen. Die Aufgabe des Gesangunterrichts in der Volksschule bestehe we­sentlich darin, daß in den Schülern Lust und Freudigkeit zum Singen erweckt wird, sie befähigt werden, edle, frische, volks- mäßige Lieder ein- und zweistimmig rein und wohltönend zu singen, und darin sicher werden. Die Schüler müssen eine genügende Anzahl guter Volkslieder aus der Schule mit ins Leben nehmen.

Oesterreich-Ungarn.

Die W. Allg. Mndz. Ztg., das angesehenste ^ ärztliche Blatt Oesterreichs, erhält eine längere Zu- ! schrift aus Berlin, in welcher konstatiert wird, daß es dem Dr. Mackenzie nicht gelungen sei, irgend et­was gegen die Heiserkeit des Kronprinzen auszurich­ten. Es sei ihm gelungen, das Kehlkopfgewächs zu beseitigen, aber nicht die Heiserkeit. Das Blatt läßt durchblicken, es sei fraglich, ob Letzteres in der Zu­kunft Mackenzie gelingen werde. Das persönliche Be­finden des Kronprinzen ist thatsächlich vortrefflich.

Das Verhältnis Englands zu Oester­reich und Italien ist seit dem Beginn der kobur- gischen Phase der bulgarischen Angelegenheit fortge­setzt inniger und freundlicher geworden weniger wohl die Gemeinsamkeit der Interessen als das com­mune oäium den russischen Prätensionen gegenüber hat diese Freundschaft gewährt und gefördert. Der Pesch. Lloyd" bespricht diese Thatsache mit großer Freude und legt die Bedeutung dieserneuen Allianz" für die allgemeine Konstellation dar. Es heißt in den Ausführungen des offiziösen ungarischen Blattes: In die stagnierende Luft des Kontinents, welche durch die ständige Balkankrise nur reichlich mit Stickstoff versetzt wird.

weht plötzlich vom Kanal her ein frischer Seehauch und er hebt nicht unbeträchtlich den Wolkenvorhang von der Gruppie­rung der europäischen Mächte. Die englische Presse spricht mit großer Wärme des Tones von einer Allianz zwischen Oesterreich-Ungarn, Großbritannien und Italien, wie von einer feststehenden Thatsache. Die Enthüllung wirkt wie eine freu­dige Ueberraschung. Bestätigen sich die Andeutungen der Times" und es will uns allerdings scheinen, daß sie die aktuelle Wahrheit nicht überflügeln, so eröffnet sich der Betrachtung eine verheißungsvolle Perspektive mit neuen Bürg­schaften der friedlichen und konservativen Politik. Denn erst durch den Beitritt Großbritaniens zu der Allianz der drei kontinentalen Mächte wir dürfen ja wohl auch Deutsch­land dazu rechnen, wenn es auch aus naheliegenden Gründen eine gewisse Sonderstellung einnimmt schließt sich der Wall gegen eine europäische Agression und ist ein ausgleichendes Gegengewicht wider die Sonder-Aspirationen irgend einer der verbündeten Mächte in den Mittelmeer-Fragen geboten. Der Anschluß Englands an die zentral-europäische Allianz bedeu­tet also nicht mehr und nicht weniger als die .Kräftigung der erhaltenden Idee gegenüber neuen revolutionären Versuchen im europäischen Orient.

Hungernde Schulkinder. Die Bezirks-Schulin- spektoren in Wien haben den Anstoß gegeben, daß sich nun auch die Gemeindebehörden mit der mangelhaften Ernährung vieler Schulkinder beschäftigen. 119 Schulkinder erhielten überhaupt kein Mittagsmahl, 324 erhielten öfter kein Mit­tagsmahl, 585 hatten im allgemeinen Nahrungsmangel, 266 hatten mittags nur ein Stück Brot, 184 hatten kein warmes Mittagsmahl, und 900 hatten mittags nur Brot und Kaffee oder Gemüse. Dabei gaben die Schulleiter au, daß die Zah­len im Winter bedeutend wachsen und an einer Schule allein wird die Zahl der zeitweise hungernden Kinder auf mehr als 400 angegeben.

Frankreich.

Paris. Die monarchistischen Blätter in der Provinz setzen Zustimmungs-Adressen an den Grafen von Paris in Umlauf.Figaro" berichtet, daß von dem neuen französischen Repetiergewehr Lebel in den Staats-Gewehrfabriken bereits 350 000 fertig sind und zur Verteilung an die Armee bereit liegen. Das französische Gewehr sei allen andern überlegen, na­mentlich aber dem deutschen Mauser-Repetiergewehr.

Der deutsche Botschafter Graf Münster wird heute Freitag wieder in Paris erwartet. Die zum Mobilmachungs-Versuch requirierten Pferde sind jetzt ihren Eigentümern zurückgegeben. Für den vierten Teil haben beträchtliche Entschädigungen gezahlt werden müssen. Zwei Prozent sind gänzlich zu Grunde gegangen.

Pariser Blätter behaupten. der bei Metz ver­haftete Schnäbele jun. sei geisteskrank.

Paris, 21. Sept. Die Liga der Antipatrio­ten gibt ein Lebenszeichen. Sie hat am Sonntag eine Protestversammlung gegen den Krieg veranstal­tet, der nach dem Bericht der Blätter von 200 Per­sonen besucht war. Die Antipatrioteu sind Anhänger des radikalsten Anarchismus. Der Patriotismus sei eine Erfindung der Bourgeoisie und müsse als solche bekämpft werden. Der Hauptredner meinte: Nicht die Deutschen wollen wir bekämpfen. Befreien wir uns von den Arbeitgebern und Kapitalisten, und wenn wir die Macht haben, die uns zukommt, dann ! wollen wir uns zu unfern deutschen Brüdern wenden,

> ihnen die Hand bieten und sie befreien helfen. Red- ! ner der Gegenpartei wagten nicht aufzutreten.

Paris, 21. Sept. Der Deutschenhaß der Franzosen nimmt aus dem Tode des trefflichen Ge­nerals v. Werder, des Eroberers von Straßburg, Anlaß, wahre Orgien zu feiern, wobei in der infam­sten Weise gelogen wird. In derFrance" heißt .es z. B.: Bon wahrhaft teutonischer Grausamkeit des Charakters, erfüllt von einem unversöhnlichen Hasse gegen Frankreich, war Graf Werder einer der wichtigsten unter den Moltke'schen Lieutenants. Er ist einer von denjenigen, welche durch ihre gehässige Barbarei kräftig dazu beigetragen haben, den Thron der Hohenzollern emporzurichten. Im Jahre 1870 kommandierte General Werder das erste preußische Korps und die badische Division, welche beauftragt waren, Straßburg zu nehmen. Werder, dessen Karriere schlecht angefangen hatte, wollte nun mit Gewalt einen Erfolg erringen. Dies zu erreichen, war ihm kein Mittel zu schlecht. Man hat diese ebensowohl beobachtet im Verlaufe der Belagerung von Straßburg, wie in seinem schroffen Verhalten während der Kampagne in den Vogesen in der Cote d'Or. Er hatte das Glück Lorbeeren um seinen De­gen zu stecken; aber er heftete zugleich auch Schande und Unehre daran. Selbst der schreckliche Attila hörte auf die Bitten des römischen Bischofs Leo und verschonte Rom: der Preuße Werder aber verspottete , den Bischof der vaterlandsliebenden Stadt Straßburg.

- als dieser zu ihm kam und im Namen der Humam- ' tät, des Edelmuts ihn bat, den berühmten Straßbur-