ihnen nachgefolgt, heimische sichere Staatspapiere sind auf der schiefen Ebene schon bis 3'/z und 3 pCt. herabgerutscht. Es ist ein Jammer. Die Leute unserer Tage nennen die Prozente auf gut deutsch Zinsen, unsere Väter und Großväter waren klüger und ehrlicher, sie nannten sie Interessen und wer will leugnen, daß 5 pCt. viel mehr Interesse haben und interessanter sind als 3 pCt., wenn auch die Zinsen noch so deutsch sind oder klingen. — -Einen Trost haben gute Leute auch bei diesem Nebel bei der Hand, sie sagen, wir Deutschen seien viel reicher geworden und hätten viel müsstges Geld liegen, daher die niedrigen Zinsen. In sogenannten guten Zeiten ist dagegen wieder keins zu erhalten und die Not ist groß.
(Englische Wahlagition.) Ueber die Wahltage in Chelsea erzählt ein Blatt: Je nach der politischen Gesinnung des Eigentümers war in der Kings Road von Chelsea jedes Haus blau (Tory) oder gelb (Whig) dekoriert. An einem Whighause zählte ich zwischen dem Parterre und der -ersten Etage nicht weniger als 56 Plakate mit „Stimmt für Dilke!" Von der ersten Etage bis zum Dach ist die Wayd vollständig verschwunden und lediglich ein gelbes Riesenschild übrig, auf welchem man einen übernatürlich großen Gladstone auf Besuch in Irland die Folgen seiner irischen Reformgesetzgebung betrachten sieht. Auf den Feldern wächst üppiges Korn, wohlgenährte Irländer dengeln die Sense, eine blühende Bauersfrau steht vor dem Minister und läßt ihr wohlgenährtes Kind demselben die Hand küssen. Im Vordergrund des Bildes gehen ein Schwein und ein Huhn, beide so fett, daß sie beinahe platzen. Ein kleineres Bild darunter zeigt Salisbury auf Besuch in Irland. Jetzt ist das Feld unfruchtbar, das halbnackte Kind schreit vor Hunger, bewaffnete Polisten treiben das zerlumpte Bauernweib aus seiner Hütte, das Schwein ist so mager geworden, daß der Maler ihm den Schwanz versagen zu sollen geglaubt hat, das Huhn fehlt gänzlich; wahrscheinlich ist es aufgegeffen. Ueber diesen Riesenbildern hängen aus jedem Dachfenster .Fahnen, über die Straße sind an Schnüren Tücher mit gelben Schleifen befestigt, neben ihnen hängen Papptonnen mit dem Namen Sir Charles Dilke. Arbeiten die Whigs mit Malerei, so die Tory's mit Plastik oder sogar durch Veraugenscheinlichung in natura. An einer Stelle sieht man auf hohem Piede- stal eine ungeheure verschimmelte Brodrinde angebracht, darunter steht: Gladstone dem armen Manne. Neben derselben auf einem noch höheren Piedestal ein prächtiger Honigkuchen von einer halben Tonne Größe; unter demselben sieht: Salisbury dem armen Manne.
Kanöek L WerKeHv.
Calw, 21. Juli. Viehmarkt. Zutrieb von Rindvieh 855 Stck. Fettvieh fand heute rasch Abnehmer, dagegen wurde in Zugvieh, Kühen, Kal- beln und Schmalvieh wenig gehandelt. Höchster Preis für 1 Paar fette Ochsen 1050 Pferde.waren 66 am Platze, auch hierin war wenig Umsatz. Aus dem Schweinemarkt, dem ca. 50 Stück Läufer- und 12 Körbe
Milchschweine zugeführt waren, ging der Handel lebhaft. Preis der letzteren 26—30 -M per Paar.
Laupheim, 16. Juli. Die Heuernte ist beendet und nach Menge und Güte trefflich ausgefallen; Sommer- und Winterfeld stehen gut, nur die Kartoffelfelder haben durch die anhaltende Nässe notgelitten. Die Seegras- ernte ist eine reichliche und beschäftigt viele fleißige Hände. Das Sammeln von Heidelbeeren wird emsig getrieben und gilt das Liter 16 H; die Erd- beeren sind in der Blüte verkümmert, dagegen versprechen die Himbeeren lohnenden Ertrag. Kamillen werden von den Apothekern und Arzneiwaaren- händlern massenhaft aufgekauft; das Pfund grün wird von 6—8 ^ bezahlt; gut gedörrte Waare ist gesucht und hat ein hiesiger Droguist Lieferungen bis Wien abgeschloffen. Die Imker machen traurige Gesichter, Honig- und Völkerertrag ist gering.
Litterrcrvisches.
In Emil Hänselmann 's Verlag in Stuttgart erscheint anfang August d.J.:
Johann Valentin Adreä. Denkschrift zur Erinnerung an dessen dreihundertjährigen Geburtstag von I. P. Glökler, Professor in Stuttgart.
Am 17. August d. I. werden 300 Jahre verstoßen sein, seit Johann Valentin Andrea geboren worden ist. Als Diakonus zu Vaihingen an der Enz, ganz besonders aber als Dekan in Calw (von 1620—1639) und als Hofprediger in Stuttgart und Abt zu Bebenhausen (1639—1654) hat sich dieser Arbeiter im Weinberge des Herrn durch sein wandelloses Gottvertrauen und seine lautere Liebe zu Christo, durch seinen wahrhaft evangelischen Sinn, durch seine bewundernswürdige Thatkraft und durch seinen helllcuchtenden Charakter unter den Lebenszeugen der evangelischen Kirche aus der Zeit des dreißigjährigen Kriegs in ganz Deutschland, vorzugsweise aber in seiner Heimat Württemberg ein unauslöschliches Gedächtnis seines Namens gestiftet. Durch tiefe Religiosität, durch glühenden Eifer für das wahre Christentum, durch vielseitige Bildung, durch dichterische Anlage, durch äußerst fruchtbare schriftstellerische Thätigkeit und durch die volle Herrlichkeit eines edeln Gemüts gehört dieser Gottesgelehrte zu den unvergleichlichen Zierden seiner Zeit.
Wenn dieser gottbegnadete, großangelegte Mann aber auch Derjenige ist, der unserer evangelischen Kirche in Württemberg den Charakter ausgeprägt hat, den sie heute noch trägt, so dürfte Anlaß genug gegeben sein, das Ehrengedächtuis desselben aufzufrischen, sein Lebensbild dem protestantischen Volke Deutschlands wahr und treu, schlicht und prunklos zu schildern. So möge diese Denkschrift willkommene Aufnahme finden und dazu beitragen, daß der dreihundertjährige Geburtstag Andreä's überall ebenso herzlich als würdig gefeiert wird.
* DerverzauberteApfel, eineSeminaristengeschichtevon Heinrich Bauer. — Verlag von R. Lutz, Stuttgart. Preis 1,50.
In dieser Erzählung haben wir Schwaben, die nicht gerade viele humoristische Schriftsteller zählen, wieder einmal eine echt schwäbische, von einem Landsmann verfaßte und ganz aus heimischen Erinnerungen hervorgegangene Hunioreske.
In derselben wird das tragikomische Schicksal des schwäbischen Seminaristen Hugeridubel, den der Hunger und die Liebe aus der engen Haft des Seminars treiben und der am Ende als Wirth „zu den Termopylen" in einer deutschen Seestadt endigt, mit einer jeden Leser erschütternden Kraft der Komik erzählt. Das Büchlein wird in vielen Besprechungen mit Recht als ein Meisterstück des Humors bezeichnet.
Amtliche Kekavlltvmchimgkll.
Sommenhardt, Gerichtsbezirks Calw.
Wirtschafts-, Sägmiihle- und Giiterverkauf.
Airs der Konkursmasse des Adolf Vaihiuger, Gast- wirts im Teinachthal, bringe ich das in diesen Blättern be- mehrfach beschriebene, im Ganzen zu 30,400 -.16 taxierte ^»22WWund zu 24,600 angekaufte Anwesen am
Mittwoch, den 28. Zuti, nachmittags 3 Uhr,
in dem Rathaus zu Sommenhardt im öffentlichen Ausstreich zum endgültigen Berkauf.
Teinach, den 19. Juli 1886.
Der Konkursverwalter: Amtsnotar Schund.
Revier Liebenzell.
Atammüokz-Verkauf
am Mittwoch, den 28. Juli, vormittags 9 -Uhr, auf dem '-'Rathaus in Lie- _ benzell wiederholt aus den Äbt. Unterer Badwald, Buchenhardt, Untere Bieselsteig:
389 Stück Nadellangholz mit 3 Fm. l. Cl.. 13 Fm. U. Kl., 74 Fm. UI. Kl.. 134 Fm. IV. Kl.. 43 Baustangen mit 7 Fm. und 43 St. Sägholz >. bis Ill.Kl. mit 17 Fm., fferner aus den Abt. Oberes Maile, Eturzwald, Dennjächthalde, Unterer -und Oberer Nonnenweg, sowie vom Scheidholz des Distrikts Berghalden:
4 Stück Eichen IV. Klaffe mit 1 Fm., 2 Birken mit 1 Fm., 1243 Stück Nadellang. Holz mit 109 Fm. U. Kl., 308 Fm. II I Kl. > 341 Fm. IV. KI. und 104 Stück Säg- Holz I. bis Ul. Kl. mit 58 Fm.
Emberg.
Wegsperre.
Der Fahrweg von der Teinacher Thalstraßs nach Emberg (die Heustaige genannt) wird wegen einer Korrektion vom 22. ds. Mts. an bis auf weiteres gesperrt, und haben sämtliche Fuhr, werke den Weg über Röthenbach nach Emberg zu machen.
Den 20. Juli 1886.
Gemeinderat.
Dachtel.
Abbitte.
Die Unterzeichnete nimmt die gegen Gottlieb Brösemle gerichteten be- leidigenden Worte als unbegründet zurück und bittet denselben um Ver- zeihung.
Margaretha Bleich. Gesehen:
Schultheißenamtsoerweser
Breitling.
Fässer-Verkauf.
Im Vollstreckungswege werden am Freitag, den 23. d. M., mittags 12 Uhr, vor dem Rathaus in Liebenzell
2 Fässer mit ca. 900 Ltr. ^ Gehalt, 1 dto. mit 400 Ltr., mit noch ziemlichem Inhalt von Essig, und 1 Portrait
gegen sogleich bare Bezahlung öffentlich versteigert.
AK. Der Verkauf findet unwiderruflich statt.
Gerichtsvollzieher Joh. Wochele.
Privat-Anzeige».
^ Calw.
U Sonntag, den 25. Juli, N E»? morgens 7>/4 Uhr.
U kath. Gottesdienst U
in der Turnhalle. N Nächste Woche backt
IiiMAvusirtztMlil
Bäcker Schwarzmaier.
Heute Donnerstag abend ist
lurnverssmmlung.
Stelle-Gesuch
für ein jüngeres, kräftiges Mädchen, zu Kindern, oder in eine kleine Familie.
Nähere» Badgasie Nro. 358.
vauksaKULK.
Für die innige Teilnahme, die uns während des kurzen Krankenlagers und bei dem Tode unseres lieben Vaters, Johann Georg Staudeumeyer, zuteil wurde, für die reichen. Blumen, spenden, die zahlreiche Begleitung zu seiner Ruhestätte, für den erhebenden Gesang der verehr!. „Concordia" am Grabe, und besonders den Herren Ehrenträgern sprechen wir den tief« gefühltesten Dank aus.
Die Hinterbliebenen.
Aimmeekeute,
10—12 Mann, sowie 2 Schreiner finden sogleich Beschäftigung bei
Gustav May, Zimmermstr., Durlach.
Mein unteres
Logis
habe bis Martini zu vermieten.
I. Rühm, Tuchmacher.
Wer Schlagflutz fürchtet
oder bereits davon betroffen wurde, oder an Kongestionen, Schwindel, Lähmungen, Schlaflosigkeit, resp. an krankhaften Nerven- zuständen leidet, wolle die Bro chüre „lieber Schlagfluß-Vorbeugung und Heilung", 3. Ausl., vom Verfasser, ehem. Landw.-Ba» taillonsarzt Rom. Weißmann in VilS- hofen, Bayern, kostenlos u> franco, beziehen.
Visiten-Larten
liekert in eleganten Lartons nach keinstsr ^ustulirunx äie Druckerei ä. 81.