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sagte in ihrer Taufrede, daß sie namens des Nordd. Lloyd das Schiff auf den Namen des größten Bundesstaates „Preußen" taufe; sie wünsche, daß das Schiff stets diesem stolzen Namen Ehre mache. Sie ließ dann die Champagnerflasche gegen den Bug fallen, welche dort zerschmetterte. Nach einem Augenblick des Harrens waren die Seile gekappt und majestätisch sicher setzte sich der Schiffskörper in Bewegung. Es war ein großartiger Anblick, wie die Wogen aufbrausten und dann das Schiff aufnahmen, das ruhig und mächtig auf den Wellen schaukelte. Reicher Flaggenschmuck krönte den Rumpf, voran die deutsche Reichsflagge, und dann die Postdampferflagge, die Flaggen des Bremer Lloyd und der Hansastädte. Tausendstimmiges Hurrah begleitete den Stapellauf. Es folgte ein Rundgang durch die großartige, in dieser Ausdehnung einzig in der Werft dastehenden Anstalt. Dann fuhren um 1 Uhr die Gäste in die Stadt zurück, wo für sie im Vereinshause ein Festmahl veranstaltet war.
— Ein Emser Korrespondent der „Frkf. Ztg." schreibt: Wer den Kaiser hier in Ems in diesem Jahre zu sehen Gelegenheit gehabt hat, dem wird der Unterschied zwischen dem heurigen und dem vorjährigen Aussehen desselben nicht entgangen sein. Damals erschien der Kaiser schwer gebeugt unter der Last seines hohen Alters, Heuer sieht er um viele Jahre jünger aus, und nach den täglich unternommenen Spaziergängen zu urteilen, muß der greise Herrscher in der That an Rüstigkeit des Körpers erheblich gewonnen haben. Allmorgendlich durchwandelte der Kaiser die weitausgedehnten hiesigen Promenadenanlagen, so daß er ununterbrochen eine Stunde und länger auf den Beinen war. Nur das nach vorn übergebeugte und stark gesenkte Haupt verrieth den fast Neunzigjährigen; im übrigen zeugt der sichere Gang, sowie die ganze Haltung von einer ebenso erstaunlichen als beneidenswerten Dauer- barkeit. Aber nicht genug an diesen eigentlichen Morgenspaziergängen, ließ es sich der Kaiser auch im Laufe des Tages nicht nehmen, mannigfache Besuche bei befreundeten fürstlichen Familien zu Fuß und ohne jedwede Begleitung zu machen und sehr häufig auch noch abends vor dem unabänderlichen Theaterbesuch durch die Anlagen zu gehen. Seit einer ganzen Reihe von Jahren haben die Emser nicht so häufig Gelegenheit gehabt, den Kaiser spazieren gehen zu sehen, wie in diesem Sommer. — Aus Augsburg telegraphiert man demselben Blatt: Kaiser Wilhelm trifft hier kommenden Sonntag abend ein, steigt in den „Drei Mohren" ab und verweilt hier bis Montag mittag.
Frankreich.
Paris, 9. Juli. Nach Schluß der heutigen Kammersitzung feuerte ein auf der Tribüne befindliches Jndividium einen Revolverschuß ab und warf darauf eine Anzahl kleiner Papierstücke in den Sitzungssaal. Der Thäter wurde sofort verhaftet, er war im Besitze eines Revolvers, von welchem noch 5 Läufe geladen waren urd erklärte, er habe über den Kopf des Präsidenten hinweggezielt, er sei unglücklich und habe durch die That nur die Aufmerksamkeit auf sein Elend lenken wollen. Man hält denselben für geistesgestört.
— Das Nationalfest wird seinen Glanzpunkt wieder in einem Militärischen Schauspiel haben. Die Parade wird diesmal wieder auf dem Longchamps des Boulogner Wäldchens abgehalten. Zu derselben sind 41 Bataillone Infanterie (15 000 Mann) und 18 Batterien Artillerie (111 Kanonen) befohlen. Auch die aus Tonkin zurückgekehrten Truppen werden in feldmarschmäßiger Ausrüstung und mit der Tonkin-Medaille versehen unter Führung des Oberstlieutenant Domini an der Truppenschau teilnehmen. An die Parade wird sich eine Verteilung von militärischen Denkmünzen anschließen. — Am Tag zuvor, am 13., soll das Diderot- Denkmal enthüllt werden. Es heißt, der bekannte Eidverweigerer Bradlaugh werde dabei im Namen der englischen und Herr Büchner im Namen der deutschen „Freidenker" sprechen.
Paris, 10. Juli. Von den Projekten zum Bau des Gebäudes für die Pariser Weltausstellung 1889 hat das von Eissel entworfene und mit einem Preis ausgezeichnete alle Aussicht, endgültig ange
nommen zu werden. Eissel, welcher auf dem Gebiet des Eisenhochbaues zu den ersten Autoritäten gehört, hat für das Gebäude die Hufeisensorm und selbstverständlich als Material Eisen gewählt. Die Hufeisenform bietet den Vorteil, daß das Publikum sich nicht verläuft und daß der Bau in der natürlichsten Weise einen weiten Park umschließt, welcher für Einzelausstellungen, für Pavillons aller Art Raum bietet. Die Seitenschiffe der Eiffelschen hufeisenförmigen Halle sind in zwei Stockwerke eingeteilt und diese Stockwerke wiederum der Länge, also der Achse des Hufeisens nach durch Querwände getrennt, so daß nirgends Zwielicht entsteht. Das Mittelschiff dagegen ist ganz frei und wird von oben erleuchtet. Es ist hauptsächlich für die Maschinen bestimmt. Neu und eigentümlich ist auch die Einrichtung einer kleinen Hochbahn oder vielmehr Hängebahn in der Höhe des ersten Stockwerks. Um das Gesims läuft eine Schiene und auf dieser Räder, von deren Achse die Wagen gleichsam herunterhängen. Die Wagen sollen durch Elektrizität getrieben werden und sich so langsam bewegen, daß die darin Sitzenden einen guten Ueberblick über' das Hauptschiff bekommen.
Gages-WeuigAeitsn.
— (Amtliches.) Vermöge Höchster Entschließung haben Seine Königliche Majestät die erledigte evangelische Pfarrei Altburg, Dekanats Calw, dem Pfarrer Mezger in Braunsbach, Dekanats Künzelsau, gnädigst übertragen.
* Würzbach, 11. Juli. Gestern Nacht um 9 Uhr brach in einer Scheune des Herrn Schultheiß dahier Feuer aus; dieselbe brannte total nieder. Das Wohnhaus, sowie das Wohngebäude des Gemeindepflegers Burkhardt konnten noch gerettet werden. Besonderes Lob verdient die hiesige Löschmannschaft, welche rasch auf dem Platze war und sich große Mühe gab, Herr des Feuers zu werden.
Stuttgart, 12. Juli. Am Samstag abend begingen die hier lebenden Schweizer die 500jährige Feier der Schlacht bei Sempach. Der Konzertsaal war mit Wappen der 22 Kantone und mit eidgenössischen Fahnen geschmückt. Der Vorstand der hiesigen Schweizergesellschaft, Kaufmann Leu- pold, und Wirt Küpper hielten Ansprachen, und die „Helvetia" führte Scenen aus Schillert „Wilhelm Teil" und Niggli's „Winkelrieds Tod" auf, daneben lebende Bilder wie: Winkelrieds Abschied und Tod; die Vereinigung Genfs mit der Eidgenossenschaft; Helvetia u. s. w. — Im Stadtgarten'ließ sich gestern erstmals das Musikkorps der roten Ziethenhusaren unter Leitung des Stabstrompeters Kostmann hören. Das Programm war gewählt zusammengestellt und wurde vorzüglich ausgeführt. Der Dirigent erntete als vortrefflicher Kornet-Solist rauschenden Beifall. Der Besuch des Gartens war so groß, daß Hunderte keine Sitzplätze fanden. Heute und morgen konzertieren die Ziethenhusaren im Liederhallegarten.
Zuffenhausen, 10. Juli. Heute vormittag übte sich der 14jäh- rige Sohn des hiesigen Fabrikanten Kiefer im Schießen mit einer Pistole. Dabei ereignete sich der bedauerliche Unfall, daß der jüngere Bruder des Knaben auf bis jetzt nicht bekannte Weise so von einer Kugel getroffen wurde, daß diese ihm in der Nähe des Auges in den Kopf drang. Der Schwerverletzte lebt noch; ob er geheilt werden kann oder seiner Wunde erliegen wird, ist noch fraglich. Man bedauert ebenso sehr die Eltern als den unfreiwilligen Missethäter und seinen Bruder.
Tübingen, 12. Juli. Heute nachmittag wurde auf dem hiesigen Friedhofe Prof. Christoph Kraft vom Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart beerdigt. Derselbe ist einem Rückenmarksleiden, gegen das er vor etwa 3 Wochen im hiesigen akademischen Krankenhause Hilfe gesucht, vorgestern erlegen. Seinen Sarg begleiteten die Lehrer des Stuttgarter Eber- Hard-Ludwigs-Gymnasiums, die Schüler der Klaffe VIII a derselben Anstalt, sämtliche Lehrer des hiesigen Gymnasiums, an welchem der Entschlafene mehrere Jahre vor seiner Anstellung in Stuttgart wirkte, eine größere Anzahl Stu-
nommen hatte, stieg er wieder zu der halb offenen Kellerthür empor, die er jetzt von innen verschloß.
Dann stieg er — die Schlüssel am Bande in der Linken, die Lateme in der Rechten — wieder in den Kellerraum hinab, in dem er nun nach der ferneren Thür umherleuchtete.
Merkwürdiger Weise schien gar keine solche vorhanden, und wenn inan die gewaltigen Dimensionen dieses Vorraumes flüchtig überblickte, konnte man zu der Täuschung gelangen, daß der Keller auf dieser Seite überhaupt keine Ausdehnung weüer habe.
Eduard sagte sich aber, daß dies aus zweierlei Gründen nicht gut möglich sei, einmal wegen der heimlichen nächtlichen Wanderungen seines Vaters, welche hier keine Erklärung fanden, und dann wegen der drei Schlüssel, welche schon ihrer Form nach Lus verschiedene Schlösser deuteten.
Er forschte also weiter und fand endlich hinter einem scheinbar unverrückbaren Kistenaufbau, was er suchte; eine niedrige kleine aber äußerst feste Thür.
Er fand auch dazu leicht den paffenden Schlüssel.
Diese Thür ließ er offen, wußte er doch, daß ihm nun Niemand mehr folgen
könne.
Der betretene Raum war noch größer als der vorige und ganz mit leeren Fässern angefüllt, deren düstere unförmliche Massen dem spähenden Blicke Eduards auf allen Seiten entgegentraten.
Auch hier war nirgends eine Thür zu erspähen; und ehe Eduard sich weiter nach derselben umsah, suchte er mit mehr Hoffnung ans Erfolg unter den Fässern nach dem, was seinen Vater hierherzog, nämlich den vermuteten verborgenen Schätzen. Diese konnten wohl in leeren Fässern verborgen sein, das sicherste Schutzmittel gegen neugierige Blicke.
Durch Klopfen an die Fässer ermittelte er deren Hohlheit, und er bediente sich dazu des größten Schlüssels, was einen helleren Klang gab.
Nach vielem vergeblichen Suchen glaubte Eduard endlich etwas gefunden zu haben. Ein großes Faß gab nur einen dumpfen Klang von sich, als wenn es nicht
ganz hohl sei. Dasselbe stand aufrecht, und da es fest verschlossen war, vermutete Eduard, daß man es nur umstülpen könne, um auf seinen Inhalt zu kommen.
Indem er nun, um besser sehen zu können, mit dem der Laterne entnommenen Licht an dem Faß herumleuchtete, setzte er einen zum offenen Spundloch heraushängenden weißen Faden in Brand.
Was Eduard für ein Erkennungszeichen gehalten, erwies sich nun als eine Zündschnur, welche sich zu rasch nach dem Innern des Fasses zu verzehrte, als daß er sie noch hätte Herausreißen können.
Ein ftirchtbarer Gedanke durchzuckte ihn blitzartig; aber nicht minder rasch war seine Bewegung nach dem Faß, welches er umzustürzen versuchte.
Es war das nicht so leicht. Aber die Verzweiflung, in welche jener Gedanke ihn stürzte, verlieh ihm Riesenkraft.
Das Licht fiel zur Erde — 'er trat es aus; aus der ihn umgebenden tiefen Nacht glimmte nur noch der leuchtende Funke, welcher sich zischend durch dieselbe fortpflanzte. Wohin? Nach einem kleineren Faß, welches mitten in dem großen Faß, das heißt von diesem bedeckt, gestanden.
Eduard riß die glimmende Zündschnur aus demselben in dem Augenblick heraus, wo sie fast bis zum Faßrand verbrannt war.
Er zerdrückte den Funken in der Hand, denn er wußte nicht, ob er, wenn hier fortgeschleudert, nicht anderswo zündete.
Nach einer kurzen Pause der Erholung von seinem tötlichen Schreck griff er nach dem oben offenen kleineren Faß. Dasselbe war bis zum Rand mit einer pulverförmigen fettigen Masse angefüllt, welches aber doch kein Pulver zu sein schien, was Eduard anfänglich vermutet hatte.
Dennoch fürchtete er, daß dem Aehnliches in dem Fäßchen enthalten sei, und so ging er eine Strecke weit weg mit dem Licht, ehe er es wieder entzündete.
Erst als er es wieder unter dem Verschluß der Laterne hatte, näherte er sich noch einmal dem verhängnisvollen Faße.
(Fortsetzung folgt.)