61 . Jahrgang.
Hlro. 81 .
Amts- unä IntekkigenMatt für äen Kezir^.
Erscheint Dienstag, Donnerstag L Samstag.
Die Einrückungsgebühr beträgt 9 H p. Zeile ^ im Bezirk, sonst 12 H.
Donnerstag, äen 15. Juki 1886.
Abonnementspreis halbjährlich 1 80 H, durch
S die Post bezogen im Bezirk 2 «kL 30 H, sonst in H ganz Württemberg 2 70 H.
Amt Li che Wekarrntmachungen.
Calw.
An -ie Ortsvorsteher.
Nach der aus Grund der vorgenommenen Besichtigung einzelner Gemeind emarkungen hierher erstatteten Anzeige des Oberamtsbaumwarts findet sich an den Birnbäumen des Bezirks bald mehr bald weniger die diesen Bäumen sehr gefährliche Rußlaus oder Honigwanze vor und geht daher die Aufforderung an die Ortsvorsteher, die Baumbcsitzer auf diesen Feinv ihrer Birnbäume aufmerksam zu machen und vorkommenden Falls auf die Vertilgung desselben energisch hinzuwirken.
Den 13. Juli 1886. K. Oberamt.
__ Flaxland.
Calw.
Bekanntmachung.
Die Schafräude unter den zur Zeit auf der Waide in Zwerenberg befindlichen Schafen
des Jakoö Steimle aus Liebelsberg, der Stricker Mohr und Schechmger aus Calw und der Wittwe Wackenhut in Zwerenberg ist erloschen, was hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird.
Den 12. Juli 1886.. K, Oberamt.
r Flaxland.
1. 1. Liebelsbelsberg, Liebenzell, Neuhengstett, Neubulach, Oberhaugstett, Sommenhardt,
1. 1. 2. Calw,
1. 1. 2. 2. Gechingen,
1. Agenbach, Dennjächt, Emberg, Schmieh, Teinach,
1. 2. Martinsmoos, Oberkollbach, Oberkollwangen, Unter-
haugstett,
1. 2. 2. Altburg, Speßhardt, Würzbach,
1. 2. 3. Altbulach, Möttlingen, Simmozheim,
1. 3. 3. Neuweiler,
2. 2. Aichhalden, Breitenberg, Dachtel, Holzbronn, Hornberg,
2. Ernstmühl, Hirsau, Monakam, Zavelstein,
2. 3. Oberreichenbach, Röthenbach, Zwerenberg,
2. 3. 3. Bergorte,
3. 3. Ottenbronn, Unterreichenbach.
Die Ortsvorsteher, welchen die Visitationsprotokolle von hier aus zugegangen sind, erhalten dis Weisung, die Anordnungen der Schaubehörde gewissenhaft zu befolgen und die von hier aus getroffenen Verfügungen rechtzeitig zu vollziehen und binnen der anberaumten Frist den Vollzug nachzuweisen.
Die Protokolle sind von sämtlichen Orten, auch von solchen, bei welchen keine Vefügungen getroffen wurden, mit der Beurkundung der Einsichtnahme des Gemeinderats versehen, hieher zurückzugeben.
Den 2. Juli 1886. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
Calw.
Ergekniß der Okeramtsfarrerrschan von 1886.
Die pro 1886 im Oberamtsbezirk Calw vorgenommene Farrenschau hat folgendes Ergebniß geliefert:
Von den aufgestellten 99 Farren stehen in Cl. I. (sehr gut) 46, in Cl. II. (gut) 37, in Cl. III. (zureichend oder mittelmäßig) 16 Farren.
Für die einzelnen Gemeinden ergiebt sich hiebei nachstehende Klassifikation, wobei zu bemerken ist, daß in allen Gemeinden sich Zuchthiere befinden und daß im Folgenden jede Klassenziffer sich auf ein einzelnes Thier bezieht.
1. 1. 1. 1. Althengstett,
1. 1. 1. 1. 2. 2. 3. Stammheim,
1. 1. 1. 2. Deckenpfronn,
1. 1. 1. 3. Ostelsheim,
°NoLitrfctze WacHvicHten.
Deutsches Reich.
Stettin, 16. Juli. Im Beisein der Staatsminister v. Put t - kamer und Bötticher, sächsischer, württembergischer, badischer, hessischer und hanseatischer Würdenträger, mehrerer Admiralsräte, des chinesischen Gesandten, des Konsuls H. H. Meier vom Nordd. Lloyd, der Spitzen der Provinzial-, Militär- und städtischen Behörden, sowie zahlreicher Zuschauer fand mittags 12 Uhr der Stapellauf des ersten großen Subventionsdampfers statt. Die Ehrengäste wurden von dem Vorsitzenden des Verwaltungsrate des „Vulkan", Kommerzienrat Schutow, begrüßt. Um 12 Uhr führte der Direktor Hacke die Gräfin Behr - Rege n d a n k auf die vor dem Schiffbug errichtete Taustribüne. Die Gräfin
«Nachdruck verboten.»
Die Falschmünzer.
Kriminal-Roman von Gustav Lössel.
(Fortsetzung.)
Die Außenthür leise geöffnet, trat Eduard behutsam in das Kabinett Er schlich noch immer auf Socken, nach der Schlafzimmerthür, welche nur durch Portieren verdeckt war.
In dem angrenzenden Zimmer verbreitete eine Nachtlampe ihr gedämpftes Licht, und dieses siel auf die Züge eines ruhig Schlafenden.
Die heute erlittene heftige Erschütterung hatte bewirkt, was keine Anstrengung sonst zu thun vermochte, daß nämlich der stark beunruhigte Kommerzienrat schlief. Eduard, der die seelischen Leiden seines Vaters seit jener fatalen Ballnacht nicht kannte, fand hierin keine Quelle der Beruhigung, sondern des Unmuts. Sein Vater schien zwar nicht zu wissen, daß er wegen Mordes verfolgt wurde und verhaftet werden sollte, ehe er selbst mit dem Beamten in Ai. eintraf; aber schon das zweite, ihin zur Last gelegte Verbrechen war bedeutend genug, um den Schlaf von des Andern Lider zu verscheuchen. So meinte Eduard, und seine Nachgedanken waren dementsprechend bitter.
„Die Genugthuung will ich Euch nicht gönnen, mich unter Anklage gestellt und als Verbrecher vorgeführt zu sehen," murmelte er. „Und wenn mir dieses Versteck nicht vollkommene Sicherheit gewährt oder mich dein Verhungern aussetzt, so finde ich ein solches weit draußen am Fluß hinauf in unserem jetzt verödeten Landhause. Man wird mich in Frankreich, auf dein Wege nach Amerika vermuten, und ich werde die Entwickelung der Verhandlungen aus nächster Nähe beobachten, um eventuell einzugreifen und mich selbst meinen, Richter zu stellen. Vorher hoffe ich, daß auch ohne mein Dazuthun meine Unschuld zu Tage kommt, wenn inan nun zur Voruntersuchung der näheren Umstünde in dieser Toppelanklage kommt.
Er schlich sich von der Thür wieder weg nach dem Kamin, in welchem ein verglimmendes Feuer brannte.
Beim Scheine desselben fand Eduard die Stelle im Rauchfang, wo ein loser Ziegelstein das Versteck der Schlüssel andeutete. Er hob diesen Stein heraus — es war aus der dein Zimmer zugekehrten Seite, also Niemandem ersichtlich — und entnahm der entstandenen Oeffnung drei zu einein Bund vereinigte Schlüssel von verschiedener Größe. Tann fügte er den losen Stein wieder ein und entfernte sich geräuschlos, wie er gekommen.
Er kannte den Weg nach dem Keller so genau, daß er denselben auch im Dunkeln finden konnte, und dort hoffte er eine am Eingang verstecke Laterne zu finden, deren sein Vater sich zu seinen nächtlichen Wanderungen bediente. Feuerzeug hatte er selbst in genügender Menge bei sich.
An der Kellerthür angekommen, legte er seine Stiefel wieder an. Dann nahm er den größten Schlüssel, einen von riesigen Dimensionen, hervor, um seine Kraft daran zu versuchen.
Er fand sich in seiner Verinuthung nicht getäuscht, der Schlüssel paßte.
'Nachdem er mit vieler Anstrengung die nur einem gewissen Drucke weichende Thür erschlossen, zündete er ein Wachsholz an, bei dessen Schein er in den Keller hinabdrang, um zunächst nach der dort vermuteten Laterne zu suchen.
Er durchsuchte danach den ganzen Vorraum und hatte seinen Zündholzvorrat fast erschöpft, ehe er die Laterne unter einem leeren Fasse versteckt fand. Der betretene Raum war ganz mit Fässern und Kisten angefüllt, welche in loser Unordnung umher standen und stellenweise aus einander gepackt waren.
Plötzlich war es Eduard, als wenn Etwas schattenhaft Hutter ihm vorbeistreife.
Er wandte sich erschreckt um, sah aber Nichts. Allerdings verbreitete seine Laterne nur ein ungewisses Licht, welches sich in dem düsteren Raum auch nicht weit ausbreitete; dennoch glaubte er sich getäuscht zu haben. Er war ja sehr erregt und auf allen Seiten von Schatten umtanzt, je nachdem er die Laterne hierhin oder dorthin schwang.
Nachdem er noch einen Augenblick lauschend inne gehalten und Nichts ver-