Waffe noch nicht kennen, so läßt sich hieraus der Umfang der notwendig werdenden Einziehungen sol­cher Mannschaften ermessen. Uebrigens dürften die Dispositionsurlauber von der jetzigen Einziehung in­sofern größtenteils befreit bleiben, als zur Formie­rung der neuen Truppenteile am l. April allein 20000 Dispositionsurlauber so wie so unter die Fahne berufen werden müssen.

101 Kanonenschüsse verkündeten am Sonnabend in Berlin, daß dem Prinzen Wilhelm abermals ein Sohn geboren ist. Dem Kaiser ist in dem jüng­sten Prinzen der vierte Urenkel bescheert.

Die beunruhigenden Gerüchte von französischen Truppenkonzentrierungen an der deutschen Grenze sind bereits für erfunden erklärt worden, aber der Kaiser hat doch bei den letzten Hoffestlichkeiten An­laß genommen, gegenüber mehreren Generalen aus­zusprechen, er hoffe ganz sicher, der Friede werde nngestört bleiben. Dieses Kaiserwort wird gewiß dazu beitragen, das Vertrauen auf den Frieden wie­der zu stärken. Die von der Hiat.-Ztg. gebrachte Mitteilung, Deutschland werde an der Grenze eben­falls außerordentliche Barackenbauten vornehmen las-j sen, bestätigt sich nicht.

DieDeutsche Tabakzeitung" richtet an alle! Tabakintereffenten, Fabrikanten, Händler, Raucherl und Schnupfer die Aufforderung, nur solche Männer ! zu wählen, welche irgend einer Mehrbelastung des Ta-! backs entschieden entgegenzutreten versprechen. Damit! ist, obwohl eine Erhöhung der Tabaksteuer zur Zeit gar nicht angeregt ist, der Wahlkampf von dieser Seite in das Geleise einer gewöhnlichen Geldbeutel­frage gebracht und die Tabakzeitung scheint es ganz natürlich zu finden, daß diesenInteressenten" alles, was etwa von den Neuwahlen abhängen kann, die ganze Militärfrage, Krieg oder Frieden, vollständig egal ist, wenn nur von vornherein Sicherheit dafür besteht, daß das Päckchen Schnupftaback um keinen Pfennig höher besteuert wird. Mit einer Offenheit, die wirklich naiv ist, wird da der nackte Egoismus gepredigt und diese Haltung noch alsPflicht" hin­gestellt.

An der deutsch-französischen Grenze soll ein ehemaliger Dragoner verhaftet worden sein, der einem französischen Offizier ein deutsches Repetier- ! gewehr habe besorgen wollen. l

Die Zahl der im Jahre 1886 im Deutschen Reiche j angemeldetcn Patente betrug 9991, während 1885 nur 7417 ' angemeldct wurden. Trotz dieser Zunahme der Anmeldungen ! war aber die Zahl der erteilten Patente mit 4008 noch um ! 10 geringer, als im Vorjahre. Im Ganzen sind seit dem 1. ' Juli 1877 im deutschen Reiche 73 576 Patente angemeldet, ans welche 38569 Erteilungen erfolgten. Gelöscht wurden! in demselben Zeitraum 27320 Patente.. '

Otsterreich-Ungarn.

Wien, 31. Jan. Die Einberufung der De- ^ legationen ist bevorstehend wegen Bewilligung außer­ordentlicher Militärkredite.

Pest, 31. Jan. Tisza sprach sich heute im Parlament sehr friedlich aus. Alle Regierungen strebten den Frieden an; er glaube, daß derselbe ge­wahrt werden könne. Die jetzigen Rüstungen seien aus Gründen der Vorsicht geboten. Tisza erklärte, das Verhältnis Oesterreichs zu Deutschland sei ab­solut unverändert. '

Tie falschen Alarm-Gerüchte über ein Ultimatum Deutschlands an Frankreich sollen, Oesterreich an 40 Millionen Gulden gekostet' haben; denn die Kurse der sichersten Papiere waren gefallen. Aus einen Krieg mit Rußland hält man sich in Wien gefaßt. Bei alledem, schreibt man aus! Wien, wäre es ein Irrtum zu glauben, daß bei uns eine kleinmütige Stimmung herrscht. Im Gegenteil, seitdem sich die Meinung befestigt, daß der Krieg mit Rußland ein unvermeidlicher sei, beginnt man die Machtmittel beider Staaten abzuschätzen und sin- ! det, daß Oesterreich-Ungarn gar keinen Grund hat, einen Waffengang zu scheuen. Freilich, der Krieg isl ein unberechenbares Spiel und der Schlachtengott ! hat ost wunderbare Launen. Aber tritt der Ernst deS Augenblicks an uns heran, so werden Jene eine grausame Täuschung erfahren, welche ans den natio­nalen Hader bei uns spekulieren. Dieses alte Reich wird dann eine Kraft und Lebensfähigkeit entwickeln, die Freund und Feind überraschen dürfte. Hoffent­lich bleibt uns aber die Probe noch lang erspart. Frankreich.

Paris, 30. Jan. ImPays" macht Rob. , Mitcbel folgenden Vorschlag zur Güte: Deutschland, müde, wie ein Galeerensklave beständig dU Kugel

Elsaß am Fuße zu schleppen, gibt die beiden Pro­vinzen wieder her. Dafür wird eine solide Allianz geschlossen, welche die beiden Nationen zu Herren der Welt macht. Das Kolonialreich der Engländer wird geteilt, Deutschland nimmt den Löwenanteil davon. Rußland mag sich im Orient schadlos hal­ten. Entwaffnung und allgemeiner Friede werden dekretiert, auf Kosten Englands wohlverstanden. 500 Millionen kommen alle Jahre der Industrie zu und 400 000 Mann werden der Arbeit zurückgege­ben. (Woher aber die Arbeit für sie schaffen, da ohnehin schon so viele Arbeiter beschäftigungslos sind?)

Paris, 30. Jan. Die Blätter bringen die Darstellung, die Baracken an der Ostgrenze würden gebaut, um in denselben die Besatzungen der Forts unterzubringen, weil der Aufenthalt der Truppen in den Casematten Krankheiten verursache.

Frankreich wiegelt ab! DieMorning Post" erhält, wie uns ein Londoner Privartelegramm mitteilt, von Paris die Nachricht, daß der franzö­sische Minister des Auswärtigen den Botschafter Frankreichs in Berlin beauftragt habe, bei jeder Ver­anlassung der deutschen Regierung vorzustellen, die französische Nation wünsche aufrichtig, in Freund­schaft mit Deutschland zu leben und im französischen Kabinet herrsche eine vollkommene Uebereinstimmung betreffs der Rätlichkeit, jedwede Handlung zu ver­meiden , welche einer falschen Deutung fähig sei. Wir werden, falls sich diese Nachricht bestätigt, mit Befriedigung konstatieren, daß das offizielle Frank­teich sich bemüht, die Befürchtungen hinsichtlich eines deutsch-französischen Krieges zu beseitigen. Augen­scheinlich sind die leitenden Kreise in Frankreich zu der doppelten Ueberzeugung gelangt, daß Deutschland gerüstet ist, jeden Vorstoß von feindlicher Seite zu- rückzuwecsen, und daß das deutsche Volk trotz Op­position und Fraktionspolitik im Augenblick der Ge­fahr bis zum letzten Mann auf der Seite der deut­schen Regierung steht. Die Besorgnisse vor schweren Ereignissen schwinden allerdings durch die Kundge­bungen der französischen Regierung nicht: entstammen diese Besorgnisse doch, wie erst jüngst dieNordd. Allg. Ztg." feststellte, aus ganz anderen Quellen, als denen des amtlichen Verkehrs. Jede Erleichte­rung des Druckes aber, der so schwer auf allen Ver­hältnissen und namentlich auf dem Geschäftsstande lastet, ist schon freudig zu begrüßen. Die harte Rüstung, die Deutschland trägt, erweist sich als die einzig sichere Friedensbürgschaft.

England.

London. Sehr beachtet werden die Erklä­rungen Lord Salisbury's im Parlament über die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich. Er sieht die Lage als ernst an, aber keinesfalls als ernster, wie sie überhaupt in den letzten Jahren ge­wesen. Jedenfalls sieht sich auch England vor, um bei einem plötzlichen Kriegsausbruch nicht überrascht zu werden. Die Freiwilligen-Truppen in England sollen 87 neue Feldgeschütze erhalten, alle englischen Kohlenstationen sollen so schleunig wie möglich be­festigt werden.

Rußland.

In Petersburger offiziellen Kreisen nimmt man wieder einmal eine äußerst friedfertige Maske vor und läßt in derPol. Cvrr." behaupten, daß von Rußland nicht die geringste Trübung des Friedens zu besorgen sei. Rußland versucht es sogar, sich als den einzigen ernst zu nehmenden Wahrer des Friedens auszuspielen. Der Petersburger Berichter-j statter der genannten offiziösen Correspondenz will! nämlich eine Gefahr für den Frieden nur in den ge- ^ spannten Beziehungen zwischen Deutschland und

Kleinere Mitteilungen.

Ein Ludwigsburger Büchsenmacher soll ein neues Gewehr erfunden haben, das noch besser als das Repetiergewehr sei.

360 Menschen ertrunken. Ein Tele­gramm aus Bahia vom 31. v. M. meldet: Das französische BarkschiffUlysse" ist mit einem Teile der Mannschaft des englischen SchiffesKapunda", welches auf offener See von einem unbekannten Dampfer überfahren worden ist, hier eingetroffen. Das SchiffKapunda" wurde hierbei in den Grund gebohrt und haben 360 Menschen das Leben einge­büßt. Das Schiff hatte London am 11. v. M. mit Auswanderern verlassen, um sich nach Freemantle in Australien zu begeben.

Bamberg, 28. Jan. Die Kunde von einer grausigen That durcheilte heute Abend die Stadt. In der Schwein- furterstraße hat eine aus Bischofsheim gebürtige Dienstmagd ihr in der vorhergegangenen Nacht heimlich geborenes Kind in den Kochherd gesteckt und verbrannt. Als die Thal ent­deckt wurde, fanden sich nur noch die halbverkohlten beiden Beinchen und ein Häufchen Asche vor.

Eine entsetzliche Blntthat ein Brudermord ist vor einigen Tagen in St. Tönis (Niederrhein) verübt worden. Zwei Brüder, die Söhne eines dortigen Bäckermei­sters, gerieten in Streit, wobei der eine dem andern ein Messer in den Oberschenkel bohrte. Infolge des Lärms eilte ein dritter Bruder herbei und dieser erhielt nun von dem wü­tenden Messerhelden einen Stich in den Hals, der die große Schlagader durchschallt und den sofortigen Tod des Verletzten h erbeiführte. Der Mörder wurde verha ftet.

Handel S Uerkehr.

Nagold.

Zusammenstellung des hier geschlachteten Viehs pro 1886 .

Monate.

Ochsen.

Kühe.

Rinder.

Kalbeln.

Schweine.

Ä

Januar. .

5

12

16

68

67

Februar .

3

8

16

60

59

März . .

9

18

52

52

April . .

1

2

23

56

56

Mai. . .

2

3

23

70

70

Juni . .

5

5

16

69

69

1

Juli. . .

2

6

24

103

102

1

August . .

6

7

22

86

87

September.

8

2

30

71

51

1

Oktober

6

4

18

53

54

3

November .

6

5

14

53

54

19

Dezember .

4

11

15

53

53

48

74

224

794

794

3

22

Stnttg art, 31. Jan. (Landesproduktenbörse). Wir notieren per lOO Kilogr.: Weizen, altbayerischer .ss. 20, nord­deutscher 19.25, inländischer 18.72, fränkischer . 19.60, Haber, Durchschnittspreis 12. Durchschnitts-Mehlpreise Pr. 100 Kilogr. inkl. Sack pro Januar 1887: Mehl Nr. 1 ^ 28-29, Nr. 2 26-26 50, Nr. 3 .L 24- 25, Nr. 4

20.50 -21.50, Suppengries .<6 3031, Kleie mit Sack .<7 8 per 100 Kilo je nach Qualität.

Stuttgart. (Ledermesse.) Die Zufuhr zur Leder­messe, die heute vormittag begonnen hat, beträgt 6 -700 Ztr. Die stärkste Zufuhr ist ans Ebingen. Der Verkehr ist ein lebhafter. Die Preise sind annähernd dieselben wie in der letzten Messe. Zwischen 11 und 12 Uhr veranstalteten heute 8 Gemeinden eine Versteigerung von gegen 3000 Ztrn. Rinde. _

Aus den Erinnerungen eines amerikanischen Delective.

Nachdruck verboten.

Von Dr. Fr. Müller.

(Schluß.)

Trotzdem beschloß ich nun auszuharren und es auf die Umstände ankommen zu lassen, ob ich eingreifen könne oder nicht, und versteckte mich einstweilen in dem hintersten Teile des Gebäudes, wo die Arbeiter des Nachts in mehreren großen Kisten ihre Gerätschaften zu verwahren pflegten. Fast eine Stunde verharrte ich dort in unbeweglicher Ruhe, scharf auf jeden Ton von der Landstraße her achtend; endlich hörte ich in

Frankreich erblicken und will sich der Besorgnis nicht verschließen, daß die Bemühungen der Anhän­ger des Friedens auf der einen oder anderen Seite durch die Gewalt der Umstände und entgegengesetzter Strömungen zu Nichte gemacht werden könnten. Nur in einem Falle könnte", heißt cs dann weiter, nach der hier herrschenden Ueberzeugung, der Aus­bruch eines Eonfliktes, wenn derselbe auch hart be- vorslände, sicherlich verhindert werden, wenn nämlich Rußland von jeder Besorgnis bezüglich seiner eigenen Interessen im Orient frei (sie!) und somit in der Lage wäre, seinen vollen Einfluß zur Erhaltung des europäischen Friedens auch in jeder Richtung geltend zu machen und zwar gleich einem ersten Versuch einer Friedensstörung gegenüber."

der Ferne zwei Stimmen, die näher und naher kamen und wirklich auf den Neubau zuschritten. Innerhalb desselben, kaum fünf Schritte von mir, machten sie Halt und ich vernahm deutlich jedes ihrer Worte.

Das war heute ein schlechtes Geschäft; ich hätte dem Kerl mehr zugetraut", brummte der Eine.

Nun ja", versetzte sein Genosse,morgen kommt's wohl wieder besser; Mr. Sniders würdiger Gast wird eben weiter nichts sein, als so ein Kom­missionsreiter mit leeren Taschen, doch zum Glück pressiert es uns ja nicht gar zu arg. Wir werden noch manchen guten Fang thun und unser Pensum schon zusammen bringen, bis es den Umfang einer fetten Erbschaft erreicht hat. Zum Glück weiß ja Niemand, wer wir sind und an uns denkt man sicher