theilung dürfte diejenige sein, daß ihnen für den Herbst ein Besuch des Stuttgarter Vereins in Aussicht steht. Die nächstjährige Hauptversammlung wird an einem noch näher zu bestimmenden Orte des Neuenbürger Bezirks abgehalten werden. Nach Schluß der Verhandlungen vereinte ein gemein­schaftliches Abendessen die Mitglieder zu geselliger Unterhaltung mit obligater Zugabe von Toasten, und ein hoher musikalischer Genuß, von 2 Freuden­städter Dilettanten bereitet, vielfacher Solo- und Chorgesang hielt einen guten Theil bis in frühe Morgenstunden beisammen. Keiner aber ging von dannen, der nicht gesagt hätte, daß dieß ein schöner Tag gewesen.

Laut einer im Annoncenteil des heutigen Blatte stehenden Anzeige wird die Opernsängerin Frau Ujfalusy aus Wien heute Donnerstag Abend im Vereine mit Hrn. Wilhelm Seitz, Schauspieler aus Stuttgart, im Saale des Gasthofs z. Waldhorn konzertieren. Die Konzertgeberin verfügt, wie uns vorliegende Recensionen aus Ulm, Eßlingen, Cannstatt, Stuttgart u. s. w., berichten, über eine schöne, weiche und kräftige Alt-Stimme, während ihr Ne- pertoir nur Werke der besten Componisten umfaßt.

(Amtliches.) Seine Königliche Majestät haben ver­möge höchster Entschließung vom 25. Juni d. I. die erledigte Landrichterstelle bei dem Landgericht Ellwangen dem Amtsrichter Deckinger von Calw, Hilfrichter bei dem Landgericht Stuttgart gnädigst zu übertragen geruht.

Stuttgart, 27. Juni. (Strafkammer.) Vorgestern standen 2 unbescholtene Brüder Joh. Veit, Fuhrknecht, 29 Jahre, und Jak. Veit, Mahlknccht, 26 Jahre alt, wegen fahrlässiger Tötung vor der 1. Str.-K. Sie hatten am letzten Ostermontag eine schwere Mehlfuhre durch Bernhausen zu machen; Joh. saß auf dem Sattelpferd, Jak. ging neben dem Handpferd und als sie am Gasthause zur Krone vorüber wollten, scheute plötzlich ein Pferd, zog den Wagen samt den 3 Pferden auf die Seite der Krone, wodurch der Wagen ganz an die Mauer kam. Dort spielte ein 3jähr. Kind am Boden und wurde, ehe die herzueilende Mutter dasselbe erreichen konnte, an der Mauer erdrückt; es war sofort eine Leiche. Die beiden Brüder meinten, es sei Unglück, wofür man sie nicht verantwortlich machen könnte und auch ihr Verteidiger, R.-Anw. vr. Schmal, suchte dies nachzuweisen; aber laut Zeugenaussagen und nach dem Geständnis des Johann V. selbst, hat der Letztgenannte gewußt, daß das eine Pferd leicht scheute; außerdem haben beide die nötige, bei einem 4spännigen Fuhrwerk doppelt gebotene Vorsicht fehlen lasten. Demnach wurde Johann V. zu 5, Jakob V. zu 3 Wochen Gef. laut Antrag des St.-Anw. Dr. CIeß verurteilt.

Stuttgart, 28. Juni. Am Samstag wurde vom hiesigen Guten- bergverein der Namenstag Johann Gutenbergs im Konzertsaale der Liederhalle gefeiert, in dem die Büste Gutenbergs zwischen Palmen und Lor­beeren aufgestellt war. Viele Prinzipale und Faktoren der größeren Buch- druckeien, Zeitungen, Buchhandlungen, Schriftgießereien besuchten das Fest, das in einem Nachmittagskonzert und abendlichen Balle bestand. Frl. Hiller und die Herren Balluff und Seitz hatten die Konzert-Soli übernommen, Hofschauspieler Frey sprach den Gutenberg-Prolog und andere Gedichte und die Sänger des Vereins brachten prächtige Lieder und Chöre zum Vor­trag, u. a. das Preislied, mit dem sich der Verein beim Sängerfest in Heil­bronn hören lasten will. Es ist das 1881 für das Wiesbadener Sängerfest vom Hoskapellmeister Vincenz Lachner komponierteWaldlied", Text von Engelmann. Der Komponist war speziell auf einige Stunden nach Stuttgart gekommen, um seine Komposition zu hören, und wurde unvermutet im Saale entdeckt. Von den Sängern wurde ihm ein Hoch gebracht, während er sich für die gute Wiedergabe seiner Komposition bedankte.

Stuttgart, 29. Juni. Am Samstag waren 2 Körbe mit Brief­tauben aus Flandern hier eingetroffen, welche am Sonntag früh aufgelassen werden sollten. Die ungünstige Witterung gestattete dies jedoch nicht. Heute vormittag 7 Uhr konnten die Tiere jedoch die Reise antreten. Sie wurden am Kanonenweg ausgelassen und schlugen sofort nördliche Richtung ein. Der hiesige Brieftaubenklub dürfte sein Preiswettfliegen voraussicht-

Tuprat vorgezeichnete Reiseroute, was ihm ermöglichte, die französische Grenze noch früher zu passieren.

Ahnungslos von dem erlittenen Verlust schloß indes Duprat den Geldschrank, nachdem er sich durch einen flüchtigen Blick überzeugt hatte, daß äußerlich Alles un­verändert war.

Jetzt werde ich Eduard los und gleich für immer", murmelte er.Nun gebe Gott noch, daß seine Schwester das Zeitliche segne, dann werde ich womöglich meine Adoption durch Etwold erlangen und sein Universalerbe werden. Dryden und Riston werden vernünftig sein und sich abfinden lassen; und wenn sie es nicht thun, gewährt mir mein kolossaler Besitz die Mittel, sie doch noch aus dem Wege zu räumen.

Mit dieser beruhigenden Versicherung an sich selbst, kehrte er nach dem Salon zurück, um sich im stillen Hinstarren auf die Kaminglut ganz den Träumen von seiner kommenden Größe zu überlassen.

Fast zur selben Stunde, als der Kommissar sich nach dem Etwold'schen Hause begab, bettat Soltmann das viel bescheidenere Heim des Nachtwächters König.

Ter letztere schlief, die Frau war auf den Markt gegangen und nur Hedwig, die Tochter Königs, zu Hause.

Sie empfing den Fremden mit verwunderten Blicken und wollte in die Kammer, um ihren Vater zu wecken, als ein Wort aus Soltmanns Munde sie zurückrief. Es war dies der Name Eduard Etwold.

Ich wußte wohl," sagte Soltmann mit triumphirendem Lächeln, daß Sie einer Mahnung in diesem Namen Gehör geben würden. Wir brauchen zu dem, was wir verhandeln werden, auch keinen Zeugen. Ich bin eine Gerichtsperson, mein Name ist Astestor Soltmann."

Soltmann?" sagte Hedwig und schwieg dann bettoffen.

Sie sprechen meinen Namen so aus, als wenn derselbe Ihrem Ohre nicht ganz fremd klinge," entgegnete der Genannte.Haben Sie denselben vielleicht schon einmal irgendwo nennen hören?"

O ja, ich glaube wohl."

^jon Herrn Eduard vielleicht?"

lich nächsten Samstag oder Sonntag abhalten. Die Tiere werden günstige Witterung vorausgesetzt 200 an der Zahl, nach Metz abgesandt.

Eine sehenswerte Neuerung hat das Neuner'sche Mineral­bad in Berg getroffen durch Einrichtung eines Aquariums, das eine stattliche Anzahl lebender Süß- und Seewastertiere enthält. Dasselbe ist seit Sonntag für den Besuch des Publikums geöffnet.

Ludwigburg, 27. Juni. Ihre K. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Wilhelm begaben sich gestern morgen 9 Uhr nach Stutt­gart und besuchten das Atelier des Hofphotographen Büchner, woselbst mehrere photographische Aufnahmen der Frau Prinzessin gemacht wurden. Später verweilten die hohen Herrschaften im Verkaufslokal des Hofjuweliers Föhr und kehrten um 1 Uhr nach Ludwigsburg zurück. Ihre Maj. die Königin statteten gestern nachmittag den prinzlichen Herrschaften einen Besuch in Marienwahl ab. I. K. Hoheiten hatten abends 7 Uhr eine größere Anzahl Personen zum Diner versammelt.

Winnenden, 21. Juni. Auf dem gestern hier abgehaltenen Markt wurde eine Bauernfrau ertappt, wie dieselbe an einem Schuhwarenstand ein Paar Stiefel entwendete. Bei der Durchsuchung der Diebin fand sich eine Menge gestohlener Sachen (4 Paar Schuhe, 4 Messer, einige Kinderbälle, Garn u. s. w.) vor. Die Diebin wurde an das Amts­gericht Waiblingen abgeliefert. Sie ist eine wohlhabende Bäuerin aus Kilch­berg a. d. Murr.

Vom obern Murrthal, 27. Juni. Gestern wurde Wundarzt Krayl von Oberrot während der Heimfahrt auf der Straße von Wielands­weiler nach Oberrot von zwei Strolchen an gefallen. Die schlimme Absicht derselben wurde dadurch vereitelt, daß«ider Jnsaße sein Pferd, dem einer in die Zügel gefallen war, mit der Peitsche so heftig antrieb, daß das­selbe sich losriß und mit dem Gefährt im rasenden Galopp davonjagte. Es steigt allgemein die Vermutung auf, daß diese Subjekte vielleicht auch an dem Raubmord bei Spielhof beteiligt waren.

Niederstetten, 27. Juni. Ein recht beklagenswerter Unfall trug sich vorgestern zwischen Laudenbach und hier zu. Der Knecht eines hiesigen Bauern holte daselbst für hiesige Handelsleute eine große Fuhre Wolle. Im Heimfahren setzte sich derselbe auf die Deichselarme des Wagens und muß, bei der großen, noch ungewohnten Hitze eingeschlafen sein, denn er fiel herab und der schwer beladene Wagen ging ihm über die Brust. Der unglückliche junge Mensch wird wahrscheinlich seinen Verletzungen erliegen. Der Vorfall sollte zur Warnung dienen.

Künzelsau, 23. Juni. In dem benachbarten Berndshausen wurde in einem Baumgarten in der Nähe des Dorfes eine beträchtliche An­zahl Goldmünzen (146 St., welche einen Wert von einigen Tausend Mark repräsentierten) gefunden. Ein Bauer von dort hatte den Boden aufgegraben, um ihn auf ein anderes Güterstück zu führen. In Folge des Regenwetters wurde nun der Boden ausgewaschen und eine Goldmünze bloß­gelegt, welche zufällig von dem Mädchen des Gartenbesitzers aufgefunden wurde. Weitere Nachgrabungen führten zu dem glücklichen Resultat; doch wurden die Münzen nicht in einem Gefäß, sondern zerstreut liegend entdeckt. Dieselben haben die Größe eines Zwanzigmarkstücks, sind aber dünner und mit verschiedenen Heiligenbildern und Wappen geziert; die meisten tragen das Mainzer Wappen (ein Rad). Einige dieser Münzer sind bereits dem Vorstand des Altertumsvereins übergeben worden, damit er das Alter und den Wert derselben ermittle.

Künzelsau, 28. Juni. Am Sonntag abend fiel ein wolkenbruch­artiger Regen, der zwischen Mäusdorf und Vogelsdorf, resp. zwischen Her­muthausen und Steinbach niederging und an Straßen und Brücken in Belsen­berg und Kocherstetten solch bedeutenden Schaden anrichtete, so daß gestern nacht nach 9 Uhr noch durch Ausschellen bekannt gemacht wurde, daß das Begehen der Straßen KünzelsauBelsenberg und KünzelsauKocherstetten mit Lebensgefahr verbunden sei. In letzterem Orte wurde namentlich ein

Von Herrn Etwold?" verbesserte Hedwig.Nein; aber, da Sie den Namen gerade nennen, von seiner Schwester oder meiner Freundin Jda Edler gewiß. Sie kennen den Sanitätsrat dieses Namens?"

Soltmann verneigte sich.

Beide jungen Damen beehren mich mit ihrer Freundschaft."

Die eine ist sehr krank."

Sehr krank, ja. Sie wird wohl sterben."

Wer sagt das?" fragte Soltmann sichtlich erschreckt und den Gegenstand seines Besuches für den Augenblick vergessend.

Jda's Vater, der Sanitätsrat."

Und der sollte es wohl wissen?"

Wenn überhaupt ein Mensch es misten kann." -

Soltmann unterdrückte nur mit Mühe einen Seufzer.

Es muß schwer sein, so jung zu sterben," sagte er.Aber wir irren ab. Nicht um die Tochter des Kommerzienrats handelt es sich jetzt, sondem um den Sohn desselben."

Eduard? Was ist's mit ihm?" fragte Hedwig besorgt.

Das eben sollen Sie mir sagen," entgegnete Soltmann sanft aber bestimmt.

.Ich?"

.Sie."

Er erzählte nun ohne Angabe der Quelle, was er gestern Abend im Cafs erlauscht hatte.

Hedwig schien sehr bettoffen.

Sie sehen, ich weiß Alles," sagte überredend Soltmann,und da es Herrn Eduard Etwold von einem schweren Verdachte zu reinigen gilt, werden Sie gewiß nicht anstehen, mir meine amtlich gethanen Fragen nach bestem Wissen und Ge­wissen zu beantworten."

Eduard verdächtig?"

»Ja."

Messen?"