Kl. Jahrgang.
Aro. 75.
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äen l. Juki 1886.
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Calw, 29. Juni. Am nächsten Samstag werden sich die Sänger des Calwer L i e d e r k r a n z e s zum Sängerfest nach Heilbronn begeben, mit der festen Absicht, sich daselbst einen Preis zu erringen. Der in Heilbronn ebenfalls als Preisrichter fungierende Dirigent des Stuttgarter Liederkranzcs, Hr. Oberreallehrer Förstler, war am letzten Sonntag zu wiederholter Prüfung hier eingetroffen und konstatierte seit seinem letzten Hiersein ganz wesentliche, erfreuliche Fortschritte. Das sogen. Preislied ging recht flott und nur weniger Unebenheiten hatte der gestrenge Richter korrigierend zu erwähnen. Sämtliche Sänger tragen gleiche Strohhüte, garniert mit Tannenzapfen und dem Laube der Stechpalme, den unverkennbaren Zeichen des Schwarzwaldes. Sollte der Verein mit einem Preise bedacht werden, so wäre es ihm als Lohn für seine unermüdlichen, sich in letzter Zeit steigernden Anstrengungen, von Herzen zu gönnen und allerseits würde man bei seiner Rückkehr gerne teilnehwen an der Freude über die wohl verdiente Auszeichnung.
* Der württembergische Schwarzwaldverein, der sich aus den Sektionen Calw, Freudenstadt, Nagold (oder vielmehr Altenstaig, da in Nagold keine Mitglieder sind), Neuenbürg und Oberndorf zusammensetzt, hielt am letzten Sonntag in Freuden st adt unter dem Vorsitz des Hin. Präsidenten v. Bätzner seine erste Hauptversammlung. Das zweifelhafte Wetter mochte wohl die Schuld tragen, daß dieselbe nicht so zahlreich besucht war, als vielleicht erwartet wurde; doch beiheiligten sich außer den Delegirten immerhin 70—80 Mitglieder der verschiedenen Vereine. In der Sitzung der Delegirten, welche sofort nach Ankunft des Stuttgarter Zuges um 11 Uhr zusammentratcn, war neben der Prüfung der Rechnung des Hauptvereins der Hauptgegcnstand der Berathung die Kartenfrage, die sich schließlich in einer gewiß alle Mitglieder befriedigenden Weise durch den Beschluß löste, daß sämmtliche Mittel des Hauptvereins in den nächsten
(Nachdruck verboten.)
Die Falschmünzer.
Kriminal-Roman von Gustav Lössel.
(Fortsetzung.)
„Weiß schon", sagte Dryden. Er schritt durch das Zimmer, aus welchem Tuprat gekommen, nach dessen Schlafgemach. Dasselbe lag hinter jenem Zimmer. Alle Räume waren mit Teppichen belegt, so daß sein Fuß geräuschlos darüber hinglitt.
Im ersten Zimmer angekommen warf er einen prüfenden Blick umher. Ein lebhaftes Zusammenzucken verriet, daß er etwas Gesuchtes mit den Augen gefunden hatte. Dies war der eiserne Geldschrank Duprat's, in welchem letzterer in der Eile den Schlüssel stecken gelassen. An der Thür des nächsten Zimmers wandte sich Dryden noch einmal um, das Auge noch immer auf den Geldschrank gerichtet.
Dann betrat er das Schlafgemach, wo er Schränke und Kasten nach den Gegenständen durchwühlte, die er brauchte.
Er wechselte auch die Strümpfe, und bei dieser Gelegenheit schritt er noch einmal durch das Nebenzimmer, wie um seinem Freunde etwas Vergessenes zu sagen oder zu fragen.
Er lüftete die Portiere, aber nur so west, um sehen zu können, was Duprat
machte.
Dieser saß über den Plan gebückt und ganz ahnungslos von seiner Nähe.
Dryden ließ die Portiere wieder fallen und wandte sich nach dkm Geldschrank.
Geräuschlos öffnete er denselben. Seine Augen funkelten, und seine Finger krümmten sich als er das viele Bargeld sah, welches hier aufgehäuft lag.
Er entnahm dem Vorrat mehrere Packete Banknoten, die er in seine Tasche gleiten ließ, und dann so viel Goldrollen, als er mit den Händen zu fasten vermochte. Dies that er aber mit so viel Ueberlegung, daß ein bloßer Blick in den Schrank nicht erkennen ließ, daß Etwas fehlte.
Jahren dazu verwendet werden sollen, den Mitgliedern die in 5 Blättern erscheinende Touristenkarte unentgeldlich zu verabfolgen. Nachmittags ließ sich eine größere Anzahl, worunter auch 3 muthige Damen von Calw, durch den gewitterdrohenden Himmel nicht abhalten, zu Wagen den im Programm vorgesehenen Besuch der Sankenbacher Wasserfälle auszuführen. Der zwischen Dorf Kniebis und der ersten Schutzhütte ausgebrochene starke Regen war zwar eine nicht gerade willkommene Unterbrechung des Ausflugs, ließ aber den Werth solcher Schutzhütten erst recht schätzen und trug eher zur Steigerung des guten Humors bei. Noch unter Regen wurde dann auf vielfach gewundenen Fußwegen zu dem tiefsten Punkte der Wasserfälle hinabgestiegen und reichlich lohnte sich die Mühe des Abstiegs und des viel Schweiß kostenden Aufstiegs durch den prachtvollen, wirklich großartigen Anblick der in tief eingeschnittener romantischer Waldschlucht über eine Felswand von 50—60 m Höhe herabstürzenden, durch Oeffnen eines Reservoirs kolossal vermehrten Wassermenge. Nach der Rückkehr Abends 7 Uhr begannen dann im Schwarz- - waldhotel die Verhandlungen der Hauptversammlung, in welcher hauptsächlich die Rechenschaftsberichte der einzelnen Vereine vorgtztragen wurden und der Kartenbeschluß des Ausschusses allgemeine Billigung fand. Aus dem Berichte des Hauptvereins ist hervorzuheben, daß derselbe im Jahr 1885 895 Mitglieder zählte, und zwar Stuttgart 209, Neuenbürg 192, Altenstaig 106, Freudenstadt 137, Oberndorf 144, Calw 124. Die Gesammteinnahmen betrugen 3519 die Gesammtausgaben 2819 der in den Händen des Hauptvereins befindliche Nest wird zur Anschaffung der Karte verwendet und kann also in den nächsten Jahren der Hauptverein d-n Zweigvereinen lediglich keine Unterstützung zuwenden, wogegen der Stuttgarter Bezirksverein denselben aus seinen Ueberschüssen für Heuer je 50 ^ gibt. Auf den Antrag von Hrn. H 0 rlacher wird den Karten ein kleiner Karton mit Angabe der Entfernungen beigegeben werden, da sich dieselben auf den Karten selbst nicht anbringen lassen. Eine für die Calwer Mitglieder besonders erfreuliche Mit-
Dies geschehen und die Thür wieder so weit zugedrückt wie sie gewesen, begab er sich noch einmal nach dem Schlafzimmer.
Er fand den Handkoffer und deponierte darin die Geldrolley, die er mit Wäschegegenständen bedeckte. Das Papiergeld behielt er in der Tasche.
Dann vollendete er seine Toilette mit aller möglichen Eile und erschien reisefertig, den Koffer schon in der Hand, wieder im Salon.
Tuprat hatte ihn gehen und kommen hören. Er war also ahnungslos, daß er inzwischen noch einmal das Schlafzimmer verlassen hatte.
„Ich bin fertig," sagte Dryden. „Bist Du es auch?"
Duprat sprang auf und überreichte ihm ein beschriebenes Blatt.
„Hier die Stationen", sagte er, „mit Angabe der Entfernungen und der Dauer der ganzen Fahrt. Ehe der Kommerzienrat in M. ist, hat Eduard die französische Grenze passiert."
„Apropos", wandte Dryden ein, „hast Du auch die Route von M. begonnen?"
„Jawohl."
„Erlaube mal!"
Dryden beugte sich jetzt selbst über den Plan, den er eifrig studicne.
„Es ist Alles richtig," sagte Duprat. „So mach' doch nur, daß Du fortkommst!"
„Begleitest Du mich,," fragte sein Freund, die Karte hinlegend.
Duprat war einen Augenblick unentschlossen. „Nein," sagte er dann. „Wozu auch. Du hast keine Zeit zu verlieren; was wir besprechen mußten, haben wir besprochen; und es ist immer besser, daß wir nicht zusammen gesehen werden."
„Wie Du willst," meinte der Baron gleichgültig. „Also morgen Abend darfst Du mich zurückerwarten."
Es war kein lärmender und kein trauriger Abschied der Beiden. Ihre Freundschaft basierte auf ihrem gegenseitigen Interesse; und wo dieses nicht existierte, hörte auch Jene auf. Sie reichten sich zu einem kalten Drucke die Hand, und dann ging Dryden hinaus. Er hatte die Absicht, hierher nicht wieder zurückzukehren.
Statt nun über M. zu reisen, wählte er den direkten Anschluß an die von