das Gewehr 400 Gramm weniger, als der Einzellader, es kann sowohl als Einzellader, als auch als Schnelllader gebraucht werden.

Frankreich.

Paris, 23. Juni. Heute morgen um 12 Uhr erschien dasJournal osficiell" mit dem gestern abend im Senate angenommenen Aus­weisungs-Gesetze an hervorragender Stelle. Direkt betroffen von dem Ausweisungsgesetze werden bekanntlich nur vier Personen: der Graf von Paris, geb. am 21. August 1838, als Cbef der Familie Orleans, und sein ältester, am 28. September 1865 in der Verbannung zu Twicken- bam geborener Sohn Ludwig Philipp Robert d'Orleans, sowie der 61jährige Prinz Ieroine Napoleon, als Haupt der Familie Bonaparte, und sein ältester Sohn, der Prinz Viktor Napoleon, geb. am 12. Juli 1862. Ob diePrinzenfrage" damit des Landes verwiesen ist? Diese Frage darf man getrost mit kategorischen Nein beantworten; man darf sogar noch weiter gehen und behaupten, daß die Ausweisung die Prinzenfrage zu einer akuten Pcätendentenfrage gemacht hat. Die Verbannung drängt die Prinzen mit Gewalt zur Aktion und gesellt zu den innern Feinden, die man nicht vertreiben kann, äußere.

Paris, 24. Juni. Im Hotel Galliera erschienen gestern abend viele Orleanisten. Bei dem Herzog von Aumale stellten sich fast sämt­liche Mitglieder der Akademie ein, um ihre Mitleidsbezeigungen einzuschreiben. Die anderen Parteigenossen thun dies auf Schloß Eu. Um 8 Uhr ging ein Ertrazug mit den royalistischen Senatoren und Deputierten nach Treport ab. Im erzbischöflichen Palast herrscht tiefe Bestürzung. In der kommenden Woche werden in allen Kirchen Messen für die schwer erkrankte Prinzessin Louise, Tochter des Grafen von Paris, gelesen. welche zunächst mit der Herzogin von Chartres auf Schloß Eu bleiben kann. Der Graf von Paris wird in unmittelbarer Nähe Frankreichs seinen Aufenthalt nehmen. In der Stunde der Rückkehr, sagte er, werde er bereit sein, dem Rufe des Landes Folge zu leisten. Gestern abend um 6 /z Uhr reiste Prinz Vik­tor Napoleon nach Belgien, Prinz Jerome Napoleon um 9h- Uhr nach Genf ab. Die Polizei hatte aus dem Lyoner Bahnhof große Vorbereitungen getroffen. Vor dem Hause des Prinzen Viktor Napoleon waren ca. 10,000 Personen und 500 Polizisten versammelt. Die Polizei ver­mochte nicht die Straße zu säubern. Die Menge zog, Veilchensträußchen vertei­lend, vor das Thor und empfing den heraustretenden Prinzen mit den Rufen: Es lebe Napoleon, cs lebe Viktor." Seine Abschiedsworte zu den versam­melten Senatoren und Deputierten lauteten:Ich reise ab, Kummer im Herzen, aber mit der Hoffnung auf Wiedersehen, um Ordnung in diesem anarchistischen Lande zu schaffen. Auf morgen wird ein Manifest des Grafen von Paris erwartet, worin derselbe gegen die Ausweisung- Einspruch zu erheben und das Programm der Königspärtei zu entwerfen beabsichtigte. Heute vormittag werden zu diesem Behufe seine politischen Freunde von ihm nochmals empfangen. Um 3 Uhr heute nachmittag tvirv der Graf mit seiner Gemahlin und seinen Söhnen sich nach England, einschiffen.

Amerika. ^

Most und seine zwei Genoffen Schenk und Braunschweig sind nach der Insel Blockwells Island gebracht worden, wo sie ihre Strafe beiharter Arbeit" zu verbüßen haben. Gleich nach der Ankunft wurde das Kleeblatt in Sträjlingskleider gesteckt und nach der Barbierftube gebracht, wo ihnen die Haare kurz geschnitten und die Bärte abgenommen wurden, worauf man Most und Schenk der 'Schmiedewerkstätte und Braunschweig als gelernten Schreiner der Schreiner- und Zimmermannswerkstätte zuteilte.

New-Dork, 15. Juni. Die Stadt Vancouver (Bntisch-Colum- bien) ist durch Feuer zerstört worden. Von den 500 Häusern der Stadt sind nicht 5 vom Feuer verschont geblieben. 10 Leichen sind aufgefundeu worden. Eine Anzahl Personen wurde vermißt. Das Feuer dauerte mehrere Stunden und viele Personen konnten sich nur dadurch retten, daß sie ins

aus Herrn Eduard's eigenen Händen empfangen hat? Da giebt es noch tausend andere Wege, auf denen er in den Besitz derselben gelangt sein kann; und vielleicht trug er sie nur für den Fall bei sich, daß er das Portefeuille einmal verlieren könnte, um den Verdacht auf einen Unschuldigen zu lenken."

Gewiß, gewiß", bestätigte der Kommerzienrat.Tausend Möglichkeiten öffnen sich uns da; wenn Eduard leugnet. Aber ich glaube kaum, daß er es thun wird, daß er es kann. Es wird schon irgend eine Verbindung mit dem Inhaber des Por­tefeuilles bestehen, wenn auch eine ganz harmlose."

Duprat nahm seinen Hut.

Noch Eins!" sagte er.Und die natürlichste Erklärung, wie der Falschmünzer noch anders als durch Herrn Eduard zu der Karte gekommen sein kanü. Ihr Herr Sohn hat eine ausgebreitete Tamenbekanntschaft und schon oft mag er seine Karten an Thüren abgegeben haben, welche sich neben ihm auch noch anderen An­betern öffnen. Begreifen Sie?"

Vollkommen. Wir werden uns Das merken für den Fall, daß Eduard selbst nicht wissen sollte, wem er die Karte gegeben. Natürlich beobachten Sie hierüber Vas größte Stillschweigen."

Gegen wen soll ich eine Aeußerung darüber thun?"

Und wenn der Kommissar Ihnen auflauern oder Sie besuchen sollte."

Wird er an mir einen Menschen finden, welcher für seinen Herrn auch dann noch schweigt, wenn dieses Schweigen ihm selbst Gefahr bringen sollte."

Duprat ging.

Ein prächtiger Mensch!" sprach Etwold still bewundernd für sich.Es drängt mich, ihn noch enger an mich zu fesseln und mein ganzes Herz auszuschütten. Viel­leicht ist er noch der Einzige, der mir zu raten und zu helfen weiß. Ich werde es erwägen."

Duprat war kaum außer Sehweite des Etwold'schen Hauses, so warf er sich in einen Mietwagen und befahl dem Kutscher, eiligst nach der Promenadenstraße zu fahren.

Dryden, der den Wagen hatte halten hören, eilte zum Fenster. Das dampfende

Wasser sprangen. Viele Einwohner sind zugrunde gerichtet, dennoch ist man entschlossen, sofort an den Wiederaufbau der Stakst zu gehen. Vancouver liegt am Endpunkt der kanadischen Pacific-Eisenbahn an der Küste des Stillen Meeres. Die Ursache des Brandes sollen Reisigfeuer längs der kanadischen Pacificbahn gewesen fein.

Gages-WeuigkeiLsn.

(Amtliches.) Seine Königliche Majestät haben vermöge Höchster Entschließung vom 17. Juni d. I. dem Stadtschultheißsn Bätzner in Wildbad die nachgesuchte Erlaubnis zur Annahme und zum Tragen des ihm von Seiner Hoheit dem Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha verliehenen Ritterkreuzes zweiter Klaffe des Herzoglich Sachsen-Ecnesti- nischen Hausocdens gnädigst zu erteilen geruht.

Stuttgart, 23. Juni. (Schwurgericht.) Die Anklagesache' gegen den 26 I. a. Dienstknecht Friedrich Zeh von Geisingen, OA. Ludwigsdurg, wegen schweren Raubs, bildete den vierten und letzten Fall dieser kurzen Session, aber auch den empörendsten. Die Anklage vertrat Staatsanwalt Herrschner, die Verteidigung führte Rechtsanwalt Kraut. Als Sach­verständiger ist berufen Oberamtswundarzt Knapp von Ludwigsburg. Der Angeklagte, der bei dem Gemeinderat Dobler in Pflugfelden, OA. Lud­wigsburg, in Diensten stand und seine reichliche Verköstigung und Wohnung nebst 150 olL Lohn hatte, sah am 3. Mai d. I. im Löwenwirtshalls in Pflug­felden, daß die gerade auch dort befindliche 76 I. a. Frau Schmid, ein kleines, taubes und gebrechliches Mütterchen, ein Paar Mark (2 60 H)

sauer durch Kräutersammeln verdientes Geld hatte, und faßte, er der wohl­genährte kräftige Bursche ohne Nahrnngssorgen, den Entschluß, der Alten ihre wenigen Pfennige gewaltsam abzunehmen. Am Hellen Nachmittage hielt er offen an der Landstraße von Pflugfelden nach Ludwigsburg die arglose Alte an, warf sie durch einen Stoß in den Chausseegraben, würgte und zerkratzte sie, als sie ihn jammernd bat, ihr doch das Einzige, was sie besitze, zu lassen, und nahm ihr bas Beutelchen mit dem bischen Geld gewaltsam ab. Zitternd raffte sie sich nach feiner Entfernung auf, schleppte sich in das Dorf zurück und erzählte wehklagend, was ihr geschehen. Die Greisin hat mit dem Wenigen, was sie durch Kräutersammeln zusammenbrinzt, sich und ihre Enkelkinder zu ernähren. Die Beweisaufnahme bestätigt den Inhalt der Anklage und der Sachverständige konstatiert die übrigens nicht schweren Verletzungen. Auf Antrag des Verteidigers wird zu der Frage der Schuld auch noch eine vom Staatsanwalt energisch bekämpfte zweite Frage, ob mildernde Umstände vorhanden, an die Geschworenen gestellt, welche, wie vorauszusehen, nur die Schuldfrage bejahten, die zweite verneinten. Dem Antrag des Staatsanwalts entsprechend wird der Angeklagte zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt. Der Präsident verabschiedete sich, da hiemit die kurze Session zu Ende, von den Geschworeüen und dankte ihnen für ihren Eifer und ihre Unterstützung.

2^ ' Emmingen, OA. Nagold, 23. Juni. Ein Akt grauenhafter, bübischer --Rohheit wurde dieser Tage von zwei Knaben im Alter von 8 und 10 Jahren ausgeübt. Nicht weniger als 10 junge Hühner, die überdies im Hühnerstall wohl verwahrt zu sein schienen, wurden von diesen Knaben Stück für Stück herausgenommen und auf die schmählichste Weise getötet. Die beiden Kleinen fanden ihre Freude daran, jedem dieser kleinen Geschöpfe, von deren Nützlich­keit sie als Landkinder wohl überzeugt gewesen sein dürften, die Beine und Flügel auszureißm und sie vollständig zu zerstückeln, und nicht müde wurden sie mit ihrer Arbeit, bis alle 10 auf diese Weise zerstückelt waren; nur durch das Dazwischenkommen des dort wohnenden Gutsaufsehers wurden sie an weiteren Verheerungen verhindert. Noch besonders bedauerlich aber ist, daß die Eltern der beiden Kinder sich über die von der Schule über die Knaben verhängte Strafe in mißbilligender und roher Weise äußerten. Was für einen Einblick in die häusliche Erziehung unserer ländlichen Jugend gewährt em solches Betragen.

Roß und die Hast, mit welcher Duprat zum Haus herein trat, erfüllte ihn mit banger Besorgnis. Er hatte seinen Freund nicht vor Abend zurück erwartet, und nun war es noch nicht zwölf Uhr.

Duprat?!" hauchte er, als Jener ihm im Salon cntgegentrat.

Still!" entgegnete Der.Franz ist draußen. Ich werde ihn wegschickcn, dann sollst Du Alles hören."

Gutes und Böses?"

Beides gemischt, wie es das Leben so bringt."

Er eilte hinaus und kehrte nicht eher zurück bis Franz das Haus verlassen hatte. Nun?" fragte Dryden, der seine Rückkehr mit Ungeduld erwartet hatte. Das Portefeuille ist gefunden und befindet sich in den Händen der Polizei." Also das Schlimmste!"

In diesem Fall aber das Beste, was geschehen konnte, wenigstens für die Realisierung unserer Pläne mit Etwold."

Inwiefern?"

Du warst zuletzt statt meiner in M-?"

Bei Eduard."

Natürlich. Ich besuchte Dich in Deinem Hotel, fand Dich nicht und hmter-

ließ Dir seine Karte?" .

Nein, umgekehrt. Er war nicht da, als ich kam, und hinterließ bei ihm

meine Karte."

Duprat ließ einen leisen Pfiff ertönen.

Wenn auch", sagte er dann.Er hat die Höflichkeit erwidert und seine Karte

zu Dir hineingeschickt." , . .

Nichts Derartiges. Er war garnicht bei mir, wohl aber ich mehrmals bei ihm. "und da stecktest Du mit Absicht oder in Gedanken seine Karte ein?"

"Nein, nein, nein! Hör' endlich auf mit Deiner Karte!"

"Verzweiflung! Du leidest am Gehirnerweichung, Gedankenschwäche die natürlichen Folgen Deines profligaten Lebens."

(Fortsetzung folgt.)