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61. Jahrgang
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8am8tag, äen 26. Juni 1886.
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öie Weöcrktion.
KELische WachrichLen.
Deutsches Reich.
Ems, 22. Juni. Der Kaiser soll anfänglich beabsichtigt haben, früh morgens den Brunnen regelmäßig im Zimmer zu trinken, wenigstens sollen ihm die Aerzte einen dahin zielenden Rat erteilt haben. Gestern trank der Kaiser auch ein Glas Kesselbrunnen im Zimmer, heute jedoch erschien er wider Erwarten, selbst am Kesselbrunnen. Frau Rentner Thiel von hier überreichte Sr. Majestät, wie sie dies schon seit Jahren gethan, das Glas auf einer silberner Platte, von einem Kranze umrankt. Nachdem der hohe Kurgast das erste Glas geleert, hielt er's prüfend gegen das Licht und bemerkte dabei, daß noch keine Zahl in dasselbe eingraviert sei, wie dies bisher stets vorher Wschchm. Int Kurückgohm scchlt tzrr Kaiser dkühall, zur Frau Thiel: „Die Zahl 18 wird ja nun wohl bald in dieses Glas eingegraben werden!" Die Gläser erhalten nämlich die fortlaufende Nummer der Jahreszahl, die der Kaiser in Ems den Brunnen getrunken hat. Kaiser Wilhelm ist also zum achtzehnten Male Ems er Kurgastl"
— Ein Berichterstatter der W. A. Z. erfährt, daß die Art und Weise der Regelung der Schulden des verstorbenen Königs Ludwig bereits eingehend von der Regentschaft erwogen wurde. Man kam zu dem Schluffe, daß die Mittel hiezu aus den Ersparungen der Hofstäbe und Intendanzen, sowie aus den Erübrigungen der für den Prinz-Regenten ausgesetzten Ausgaben genommen werden. In erster Linie wird der Stab des Oberstallmeisters eine jährliche Ersparung von mindestens 120,000 -M aufweisen können, da der Prinz-Regent mit Ausnahme eines kurzen Aufenthaltes in Berchtesgaden und der notwendigen Anwesenheit bei den Manövern von der Residenz nicht abwesend sein wird und hiedurch allein schon an Diäten große Summen erspart werden können. Dazu kommt noch eine bedeutende Reduzierung des
Pferdematerials und der Einzug der Relaisstationen im Gebirge. Auch der - Oberstkämmererstab wird sich an den Ersparungen des Hofes stark beteiligen. Eine weitere beträchtliche Summe wird von nun an durch die Kabinetskanzlei, beziehungsweise dadurch, daß die Verlegung des Hoflagers außerhalb Münchens nicht mehr oder nur noch selten stattfindet, erübrigt. Da nämlicki früher alljährlich fast drei Vierteljahre lang das Hoflager des Königs zu Berg und Hohenschwangau und bei diesem auch das Kabinetssekretariat sich befand, so mußten an die Beamten und Bediensteten die reglementsmäßigen Diäten ausbezahlt werden, welche bei den üntern Dienern zwei, drei und vier Mark per Tag, bei den gewöhnlichen Beamten elf Mark per Tag und bei den höheren Chargen vierzehn und neunzehn Mark per Tag ausmachen, was täglich eine Gesamtsumme von über hundert Mark ausgemacht haben dürfte; du der Hofhalt des Königs Otto im Verhältnis zu dem des Königs Ludwig sch-, wenig kostet,, der Prinz-Regent.tcher durch sein; bekannte einfach? Lebensweise die Ausgaben auf die Zivilliste auch nicht stärk belasten wird, io steht zu erwarten, daß alljährlich mit einer Million Mark Ersparungen die Schulden in thunlichster Bälde gedeckt werden können. Jedenfalls ist als sicher anzunehmen, daß man maßgebenden Orts nicht entfernt daran denkt, das Land zu belasten, sondern aus eigenen Mitteln das Gleichgewicht der Kabinetskaffe wieder Herstellen will. — Der M. Z. wird berichtet, daß ein Teil des Inventars aus den Schlössern König Ludwigs II. in nächster Zeit unter den Hammer kommen wird. Die Befriedigung der Gläubiger soll zu diesem Schritt den Anlaß geben.
— Mit dem neuen Repetiergewehr ist lt. Meldung des „Nh. K." außer dem sächsischen Schützen-Regiment Prinz Georg Nr. 108 jetzt auch noch das kgl. sächsische Infanterie-Regiment Prinz Georg Nr. 106 in Leipzig bewaffnet worden. Das Gewehr wird mit 10 Patronen geladen, von denen eine im Laufe, eine im Löffel und 8 in der Kammer sitzen, die im Gewehrschaft unter dem Laufe angebracht ist. Mit voller Ladung wiegt
(Nachdruck verboten.)
Die Falschmünzer.
Kriminal-Roman von Gustav Lössel.
(Fortsetzung.)
An der Thür wandte er sich plötzlich noch einmal um.
„Es bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung", sagte er, „daß Sie Ihren Sohn vorher von unserem Kommen nicht verständigen. Gerade die Uebcrraschung führt in den meisten Fällen zum Geständnis."
„Sie sprachen von meinem Sohne", entgegnete zornbebend der Kommerzienrat „wie von einem erwiesenen Verbrecher. Ist das auch nicht zu weit gegangen?"
„Berühren wir das Gebiet der Befugnisse nicht weiter", sprach ablehnend der Kommissar. „Wir haben jeder unsere Ansicht von der Sache. Sie werden also Ihrem Sohne nicht unser Kommen avisiren?"
„Nein, nein, gewiß nicht; verlassen Sie sich darauf. Die Ueberraschung, ihn unschuldig zu finden, soll Ihnen werden."
„Ich hoffe es um Ihretwillen, Herr Kommerzienrat. Und nun nochmals — adieu!"
„Endlich!" murmelte Etwold, als Jener hinaus war. Er warf sich erschöpft in seinen Sessel und bedeckte die Augen mit der Hand. So saß er eine ganze Zeit. Plötzlich sprang er auf.
„Ah, Duprat!" sagte er, als wenn er sich erst jetzt wieder auf dessen Gegenwart besinne. „Nun, und was sagen Sie zu dem Auftreten dieses Menschen?"
„Ich finde es so grausem wie ungerechtfertigt"- sprach dieser im Tone sanftester Entrüstung. „Herr Eduard ein Falschmünzer! Eher würde ich es glauben, wenn man mir selber ein solches Verbrechen zur Last legte."
„Nicht wahr?" stimmte der Kommerzienrat ein. „Es ist fast zum Lachen und wird nur dadurch ernst, daß die Polizei es ist, welche sich auf diesen albernen Ge
danken verrannt hat. Sie entsinnen sich doch noch, was ich Ihnen, als wir das letzte Mal von Eduard sprachen, sagte. Sie verlangten seine Eittfernung aus seinem Heimatlande —."
„Doch nur zeitweise", wandte Duprat schüchtern ein.
„Schon gut! Und ich antwortete Ihnen ?" fuhr der Kommerzienrat eifrig fort. ..In die Verbannung schickt man Verbrecher. Zum Verbrecher ist mein Sohn aber >A'ch nicht herabgestiegen. Es wäre sein Letztes. Und sehen Sie, Duprat, so de icke ich auch heute noch, n a ch Erhebung dieser schweren Anklage gegen Eduard. Er ist kein Verbrecher; und wenn er es jemals werden, wenn sich sein Umgang mit Falschmünzern bestätigen sollte, so wäre Das die letzte Schande, die er auf mein kummervolles Haupt häuft. Ich würde ihn zu den Todten werfen, mehr als Das, zu den Vergessenen. Sein Mrme dürste vor mir nicht mehr genannt werden, sein Geständnis wäre in meinem Herzen erloschen. Mer er ist es nicht. Leichtsinnig und harmlos, das ist die wahrste Charakteristik, die man von ihm geben kann. Jedes Wort mehr ist ein Wort zu viel. Ich will kein Aufsehen und will auch keine Milde «alten lassen; sie wäre nicht am Platze. Aber recht hatte ich doch, daß ich den Aufenthalt Eduard's dem Kommissar früher nicht verraten wollte, wie?"
„Sehr recht", bestätigte Duprat. „Sie hätten dann gewärtig sein dürfen-, daß man Herrn Eduard sofort uiüer polizeiliche Observation hätte stellen lasten, was in M. vielleicht nicht unbemerkt geblieben wäre."
„So deutete ich mir auch die Frage des Kommissars", sagte Etwold beifällig. „Aber er fand in mir seinen Meister. Auf seine geheuchelte Rücksicht gebe ich gar nichts. Rücksicht übt ein Beamter nur, wenn er nichts anderes zu thun weiß. Aber nun gehen Sie nur zu Hause. Schonen Sie Ihre Hand noch heute und komm« Sie morgen früh noch etwas vor der Zeit, damit ich ungenirt fort kann."
„Jawohl, Herr Kommerzienrat", beeilte sich Duprat zu erwidern. „Sie können auf mich rechnen. Und wenn Herr Eduard beweisen kann, daß er zur Zeit des Verlustes des Portefeuilles in M. gewesen, was er ganz sicher wird thun können, kann man ihm gar nichts anhaben. War er nicht der Verlierer, dann braucht er denselben auch nicht zu kenne«. Wer will denn behaupten, daß der Falschmünzer die Karte