Friedrichshafen, 23. Juni. Seine Majestät der König Ist heute Nachmittag 1.25 nebst Gefolge mittelst Sonverzugs zum Sommeraufenthalt hier eingetroffen. Beim Einfahren des K. Zuges in den Bahnhof ertönten Salutschüsse: vor dem Bahnhof hatten sich die hiesigen Beamten, der Oberamtmann von Tsttnang, die städtischen Kollegien und die Schulen aufgestellt und war eine zahlreiche Menge versammelt, welche den König beim Verlassen des Bahnhoss mit begeisterten Hochrufen begrüßte. Seine Maje- stät unterhielt sich einige Zeit mit verschiedenen der Anwesenden und fuhr sodann durch die beflaggten Straßen der Stadt ins K. Schloß.
Prag, 23. Juni. Bei Kozerad schlug gestern beim Ueberfahren über dis Sazawa ein Kahn mit 50 Firmlingen um; bis jetzt wurden 25 Leichen aus dem Flusse gezogen.
Wevnrifchtes.
— Auch eine Verschwörung! Eins hübsche Verschwörungs- Geschichte bringen die Münchener „Humor. Blätter": En alter Gymnasiallehrer hat es nie dahin gebracht, seine Klasse im Zaum zu halten. Die Schüler kommen stets ohne Präparation zum Unterricht und erlauben sich während desselben allen erdenklichen Unsinn auszuiühren. Der Professor ist schon so daran gewöhnt, daß er es kaum noch merkt. Aber eines schönen Tages verabredeten seine Schüler, für den folgenden Tag einmal das Klaffenpensum ordentlich zu lernen und sich während des Unterrichts überhaupt musterhaft zu betragen. Gesagt, gethan. Als am anderen Tags der Professor in das Schulzimmer tritt, ist die Klasse mäuschenstill. Er schaut sich verwundert um. Ec geht nach dem Katheder und legt dort seine Bücher nieder. Er fängt an, unruhig zu werden. Der Unterricht beginnt. Es weroen tadellose Antworten erteilt. Der L-vius in der Hand des Professors fängt an zu zittern. Die weiteren Fragen des Professors werden prompt beantwortet, während die Klasse im tiefsten Stillschweigen verharrt. Da, plötzlich erbebt der Professor am ganzen Leibe, er wirft sein Buch aus der Hand und ruft mit Stentorstimme über die Klasse hinweg: „Das lasse ich mir nicht gefallen, das ist eine ganz niederträchtige Verschwörung!"
— Die berüchtigte Seeschlange hat ihren Sommeraufenthalt in diesem Jahrs auf das Land verlegt. „Unsere alte Puthsnns", so berichtet nämlich ein Farmer in Virginien, „hatte am Gartenzaun 13 Eier gelegt und setzte sich darauf, um sie auszudrütsn. Vor ungefähr einer Woche schlich sich eine große schwarze Schlange herbei und fraß die Henne auf, dann rollte sie sich auf dem Nest zusammen und blieb auf den Eiern liegen, bis die junge Brut zur Welt kam, dis sie sofort verschlang.
Die Maudkroerjaumlrmg des landrs. KMirsimems in Oberhavgstett
am 24. Juni war in erfreulicher Weise so stark besucht, daß die Räume des Gasthauses zum Löwen bis auf den letzten'Platz besetzt 'waren.' Auf der Tagesordnung standen aber auch Fragen, welche gerade für Oberhaugstett und die umliegenden Orte großes Interesse boten, vor allem die Feld- bereinigungsfrage, welche Hr. Landwirthschaftsinspektor Claus- nitzer von Reutlingen mit besonderer Beziehung auf das neue, am ersten Juli in Kraft tretende Gesetz in äußerst beredter, klarer und allgemein verständlicher Weise zu behandeln die Freundlichkeit hatte. Dieses Gesetz, sagte er, sei schon längst ersehnt gewesen, weil sich auf freiwilligem Wege selten etwas ausführen lasse. Der Flurzwang sei zwar gesetzlich aufgehoben, bestehe aber faktisch immer noch mit allen seinen Nachteilen gegen die Bewirthschaftung, namentlich dem Zwange zur Dreifelderwirlhschaft. Diese sei zwar in Oberhaugstett und Umgebung nicht zu Hause, allein man sei eben ohne Feldwege auch vielfach gehindert, wirthschaftlich bester zu bauen, namentlich dem Futterbau die so wünschenswerthe größere Ausdehnung zu geben, sei dagegen ge- nöthigt, mehr Frucht zu bauen, als bei den gegenwärtigen schlechten Preisen
eigentlich gut sei. Dazu kommen die Belästigungen durch die Ausübung der Trepp- und Usberfahrtsrechts, die namentlich bei stark eingebauter Brache besonders fühlbar seien, sodann die vielfach ungeschickte Lage und Form vieler Uecker, die bald zu lang, bald zu kurz, spitzig, krumm rc. seien, ferner der häufige Mangel an gehörigem Wasserabzug und endlich die starke, oft übermäßige Parzellirung des Besitzes, die viel unnötige Arbeit mache und den Reinertrag ganz außerordentlich beeinträchtige. Aus allen diesen Nachteilen erkläre sich das Bedürfniß eines Gesetzes, mittelst dessen sich Abhilfe schaffen laste, da das Gesetz vom 26. Febr. 1862, das nur dis Anlage von Fllv- wegsn im Auge hatte, ohne die andern Usbelstände zu beseitigen, sich längst als unzureichend erwiesen habe. Das neue Gesetz habe nun die Absicht, Be- > stimmungen zu treffen nicht nur für die Anlage eines rationellen Feldweg- netzss, sondern auch für Beseitigung aller Trepp- und Usberfahrtsrechts, unter Berücksichtigung des Wasserabzugs und der Möglichkeit einer Veränderung der Lage und Form einzelner Grundstücke durch Austausch, wodurch zugleich eine Verminderung der Parzsllsnzahl möglich gemacht, hierdurch aber die Arbeit vermindert, dis Benützung erleichtert und der Wert der Grundstücke ganz erheblich gesteigert werde. An dem Worte „Zus ammenlegung" dürfe Niemand Anstoß nehmen, da Alles, was werden solle, in die eigene Entscheidung der Besitzer gelegt sei; ganz unberechtigt sei insbesondere die Befürchtung, als ob das Gesetz nur die größeren Besitzer begünstigen wolle. Nachdem der Redner so den Zweck des Gesetzes geschildert, ging er über auf dis Erklärung der Bestimmungen, welche sich auf die Ausführung beziehen. Er machte darauf aufmerksam, daß diejenigen, welche schon an einem Wegs liegen, also von einer Bereinigung keinen Nutzen haben würden, auch zu den Kosten nichts bsizutragen haben, daß ferner Hopsen, Baumgütsr und Garten nicht in eins Bereinigung hsreingezogen werden und daß — was von großem Werths sei — jeder einzelne Besitzer beim Obsramt einen Antrag auf Bereinigung stellen könne, wenn er nur emen Plan, einen Kostenvoranschlag und ein Verzeichniß der Bethsiligrsn vorlsgen könne, worauf dann vom Oberamt das Weitere besorgt, der Plan der K. Csntralstelle zur Prüfung mitgetheilt und die Betheiligten einzeln zur Abstimmung vorgeladen werden. Neu sei die Bestimmung, daß diejenigen, welche der Vorladung keine Folge leisten, als zustimmend angesehen werden. Das Unternehmen gelte aber als beschlossen, wenn mehr als die Hälfte der betheiligten Grundbesitzer mit mehr als der Hälfte des Steuerkapitals sich dafür erklärt haben. Es gelte also dis einfache Majorität.
(Fortsetzung folgt.)
Hrauerrcde 0er der Beisetzung des tzöchstsekigcn Königs Ludwig II. von Bayern am
19. Juni 1886. Gesprochen von Herrn Stiftsdekan Ritter von Tür k.
Preis 20 Pf., bei Einsendung von 25 Pf. in Briefmarken Franko-Zustellung.
Soeben verläßt vorstehende Trauerrede die Presse. An dem Schriftworte Hiob 14, 1 und 2: „Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit" rc. führt dieselbe in von Liebe und Verehrung für. den unglücklichen Fürsten zeugender Weise aus, wie dieses Wort in dem Loose des auf so erschütternde Weise ans dem Leben geschiedenen Königs in einer einzigartigen, schmerzlichen Weise seine Erfüllung gefunden habe. Diese Blätter werden dem deutschen, insbesondere aber dem bayerischen Volke, das so treu an dem frühe geschiedenen König hing, ein wertfolles Andenken sein und unzweifelhaft werden dieselben als solches in mancher Familie aufbewahrt werden.
Kgl. Standesamt Kakw.
- Vom 18. bis 22. Juni 1886.
Geborene:
18. Juni. Karl Eugen, S. d. Friedrich Schnürle, Spinners hier.
Getraute:
22. Juni. Wilhelm Friedrich Schneider, Sergeant und Bataillonstambour in Lnd- wigSburg, mit Louise Wilhelmine Rentschler von hier. Gestorbene:
18. Juni. Jakobinc gcb. LinkcnhelI, Ehefrau des Andreas Müller, Taqlöhners
hier, 65 Jahre alt.
19. „ Johanne Luise geb. Koch, Ehefrau des Jakob Hengle, Bäckermeisters hier,
48 Jahre alt.
Amtliche KeLlWUtlmchuilM.
Wiese-Verkauf.
12 8 47 gm Wiese am untern Eselspfad, neben Frau M. Staelin und der Eisenbahn, angekauft zu 275^, kommt am
Montag, den 28. Juni 1886, vormittags 11 Uhr, in einmaligem Aufstreich zur Versteigerung.
Stadtschultheiß _ Haffner.
Felder-Verkaus.
Folgende Grundstücke des Fabri- kanten Friedr. Wöhrle kommen am Montag, den 28. Juni 1886, vormittags 11 Uhr zum zweiten und letztenmal'zur Ver- steigerung:
47 9 94 qm Wiese in der Weiden- staige, angekauft zu 700 44 s 65 qm Acker mit Obstbäumen an der Straße nach Althengstett, mit Waizenblum,
angekauft zu 700
22 » 79 qm am vordern Schafweg, angekauft zu 200
12 a 35 gm Baumwiese mit Bienenstand am Walkmühleweg, angekauft zu 100 Stadtschultheiß Haffner.
Ostelsheim,
Oberamts Calw.
Schafrvei-everpachtrmg.
Die hiesige Schafweide, welche mit300 Stück Schafen, incl. 20 Stück Freischafen, befahren werden kann, wird am Mittw.och, den 30. Juni, nachmittags 1 Uhr, auf hiesigem Rathause auf 3 Jahre, vom 1. Januar 1887 bis letzten Dezember 1890, verpachtet. Die Markung umfaßt 2200 Morgen, ausschließ- der Waldungen; auf dem Schafhaus ist eine Wohnung für den Schäfer eingerichtet. Hierorts unbekannte Liebhaber wollen sich mit Prädikats, und Vermögenszeugniffen versehen.
Den 7. Juni 1886.
Gemeinderat.
Vorstand: Stahl.
Privat-Aryergen.
Calw.
Sonntag, den 27. Juni, ^ morgens 7>/4 Uhr. U
" katli. Gottesdienst
m der Turnhalle.
Nächsten M 0 ntag ist
7urn Versammlung.
Au vermieten:
eine Stube mit Kochöfele, an eine einzelne Person.
C. Störr, Wwe., Badgasse.
Den Grasertrag
von 1 Morgen verkauft
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