den Gästen gelang, den Kauf rückgängig zu machen, ihn aber zu einem Füßchen Bier zu verurteilen.
Die Bürger von Gerlingen haben aus Dankbarkeit gegen Gott für die reiche Ernte ihrem Geistlichen (Pf. Mörike) 2 volle, schön bekränzte Wagen Getreide-Garben zum Geschenke gemacht.
Die Amtsversammlung iu Ravensburg hat beschlossen, die Naturalverpflegung armer Reisender bis auf Weiteres auszusetzen.
Brandfälle: In Altenrieth (Nürtingen) am 18. ds. durch Blitzschlag eine Doppelscheuer, in der vier Bauern ihr Heu und ein Wagner seine Holzvorräte untergebracht hatten, die Abgebrannten sollen aber nur teilweise versichert sein.
Karlsruhe, 20. Aug. Der großh. badische Fiskus erwirkte, den „N. N." zufolge, gegen die in München lebende Geliebte des badischen Kassierers Weniger, der 200000 ^ unterschlagen haben soll, einen Arrestbeschluß auf die Summe von 30000 , nachdem sie sich mit den Geschenken
Wenigers in München ein Haus gekauft hat. Der demnächst zum Austrag kommende Prozeß dürfte interessant werden, da seitens der Beklagten die Berechtigung des Fiskus zu solchen Verfügungen angestritten wird.
München, 22. Aug. Wie die „Augsb. Abendzeitung" mitteilt, ist aus Pest an das Münchener Gemeindebevollmächtigten-Kollegium ein Brief eingelaufen. unterzeichnet von etlichen 30 Pester Herren, worunter auch deutsche Namen, der von Schmähungen strotzt. Es ist u. a. eine gedruckte „Anstandslehre" beigegeben und gesagt, das deutsche Volk sei in der Bildung noch sehr zurück und könne von den Ungarn noch viel lernen. Auch ein Spottgedicht ist beigelegt.
München, 22. Aug. Prof. Dr. Friedrich in München soll nach dem unter den Altkatholiken in Wien allgemein herrschenden Wunsch um Annahme der Bischofswahl gebeten werden, zu deren baldigster Vornahme auf der 8. Synode der altkatholischen Kirche in Oesterreich, die am 8. Sept. d. I. in Wien stattfindet, endgültige Maßregeln getroffen werden sollen.
Eine schöne Sängersahrt hat der vortreffl. Wiesbadener Männergesangverein nach Graz in Oesterreich angetreten, um bei dem dortigen Sängersest mitzuwirkcn. In Rcgensburg, in Linz, in Wien wurden die deutschen Sänger festlich begrüßt und die Fahrt aus der Donau war eine wahre Lustreise. An beiden Seiten des Stromes begrüßten die österreichischen Sänger die deutschen Gäste.
Frankfurt a. M., 24. Aug. Die Frkf. Ztg. meldet aus Genua, daß daselbst die Cholera ausgebrochen ist.
Lübeck, 23. Aug. In einem alleinstehenden Hause an der Travemündcr Bahn sind gestern Abend nach dem Fr. Journ. vier Personen (eine Arbeiterfamilie) verbrannt und eine fünfte durch Brandwunden schwer verletzt.
Cuxhaven, 21. Aug. Eine ungenannt bleiben wollende Dame hat zur Errichtung eines Kinder- Seehospizes bei Cuxhaven 300 000 ^ geschenkt.
Neunkirchcn, 10. Aug. Seit einigen Tagen ist den hiesigen Wirtschaften eine sog. „Säuserliste", enthaltend 17 notorische Trinker von hier und Umgegend zugestcllt, und ist den Wirthen bei Strafe verboten, vorbenannten Leuten, welche unter Vernachlässigung ihrer Pflichten als Bürger und Hanshaltnngsvorstände sich allzuviel dem Alkoholgenutz ergeben haben, irgend ein geistiges Getränk zu verabfolgen.
Berlin, 22. Aug. Rechtlich stellt sich nunmehr die Lage in Bulgarirn dahin, daß zunächst Art. 3 des Berliner Friedens von 1878 platzgreift, wonach der Fürst von Bulgarien wiederum von der Pforte unter Zustimmung aller Mächte zu bestätigen ist. Die Wahl darf nicht auf irgend ein Mitglied der regierenden Herrschersamilien der europäischen Großmächte fallen; der so erwählte und bestätigte Fürst wird nach den Beschlüssen der letzten Botschafterkonferenz gleichzeitig für 5 Jahre Generalgouverneur von Ostrumelien werden. Daß übrigens die Wahl auf einen Kandidaten fallen könnte, welcher der russischen Regierung unwillkommen wäre, ist nach der jetzigen Sachlage unbedingt ausgeschlossen.
Berlin, 23. Aug. Die Zusammenkunft des deutschen Reichskanzlers mit dem Hrn. v. Giers findet in diesen Tagen statt.
Berlin, 23. Aug. Der Sturz des Fürsten Alexander von Bulgarien erregt zwar Sympathien, doch allerwärts ist man überzeugt, daß mit seiner Beseitigung die Ouellc vieler Verlegenheiten verstopft ist. Für die Friedensfreunde erscheint die Entfernung in diesem Augenblicke eher als eine Prinzipale Forderung, der sich die rein persönlichen Sympathien un
terzuordnen haben werden. Wir möchten daher auch kaum besorgen, daß der Sturz des Fürsten Alexander die thätige Einmischung Europas nach sich ziehen könnte. Denn von den Mächten, welche an den Geschehnissen auf der Balkanhalbinsel vornehmlich interessiert sind, als: die Türkei, Rußland, England und Oesterreich erscheint keine in der Lage oder willens, um des Borgefallenen willen aus ihrer bisherigen Haltung herauszutreten und daß Deutschlands Orientpolitik allerwegen auf die Eindämmung, nicht aber auf die Beförderung von Konfliktstendenzen hinzielt, ist zu bekannt, als daß ein Zweifel in der Haltung entstehen könnte, welche in Berlin den neuesten Vorgängen in Sofia gegenüber beobachtet werden dürfte. Alles in allem darf angenommen werden, daß Europa sich von der anfänglichen Ueberraschung, welche der Sturz des Fürsten Alexander ja Hervorrufen muß, sehr bald so weit erholt haben wird, um zu erkennen, daß die Sache des Friedens als solche dadurch keine Beeinträchtigung erfährt, nachdem in der Person des Fürsten die Ursache einer gewissen Spannung zwischen Rußland und England verschwindet. Die „Nordd. Mg. Ztg." betont insbesondere, daß deutsche Interessen durch diese oder andere bulgarische Bewegungen nicht berührt würden.
Eine Abordnung der Berliner Akademie der Wissenschaften hat sich in diesen Tagen nach Paris begeben, um dem bedeutendsten Chemiker Frankreichs, Michael Eugene Chevreul, der am 21. Aug. sein 100. Lebensjahr vollendet, die Glückwünsche der Akademie zu überbringen, die in ihm ihr ältestes korrespondierendes Mitglied verehrt. Seit dem 5. Juni 1834 gehört der Jubilar der mathem.- Physikal. Klasse der Akademie an.
Straß bürg, 21. Aug. Laut „Straßb. Post" dürfte der Kaiser Wilhelm am 10. Sept. nachmittags 4 Uhr in Straßburg eintreffen. Sobald der kaiserliche Sonderzug von dem Fort Bose aus auf der Strecke Appenwciler-Kehl bemerkt wird, erdröhnen die Salutschüsse der Festung und beginnen sämtliche Glocken der Stadt zu läuten. Die Ankunft des Kaisers soll am Hauptperron des neuen Stadtbahnhofes erfolgen. Bei der Fahrt durch die Straßen werden die Schulkinder und Kriegervereine Spalier bilden. Es ist geplant, am Abend des Ankunftstages den großen von allen Musikkapellen der an der Parade teilnehmenden Regimenter auszuführenden Zapfenstreich stattfinden zu lassen. An diesen schließt sich dann die Münster-Beleuchtung und eine allgemeine Illumination der Stadt an. Am 11. Sept. findet um 11 Uhr die große Parade auf dem Polygon statt. Sonntag den 12. Sept. ist großer Festgottesdienst und nachmittags Offizierspferderennen auf der Sporeninsel. Am 13. Sept. beginnt das Korpsmanover vor dem Kaiser. Am 14. ist eine Besichtigung der Universität und des Münsters vorgesehen mit dem Empfang der Professoren nnd der Studentenabordnungen. Der 15. Sept. ist der zweite Manövertag, und der 16. der zweite Ruhetag. Au diesem oder au einem der folgenden Tage wird vom Kaiser die Huldigung der Landleute aus der Umgegend von Straßburg entgegengenommen werden. Es kann auch sein, daß am 16. Sept. eine Ausfahrt des Kaisers nach Colmar stattfindet. Am 17. und
18. finden wiederum Manöver statt in der Nähe der Eisenbahn zwischen Brumath und Zabern. Am
19. früh besucht der Kaiser den Gottesdienst und fährt um 6 Uhr abends nach Metz.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 21. Aug. Zwei Blitzableiter-Monteure nahmen heute früh um 5 Uhr im Aufträge des Stadtbauamtes von der Stephansthurmspitze die Fahne ab, welche der Anstreicher P i r ch e r dort aufgehißt. Letzterem sandte der Kronprinz für seine That, die bis in die kleinsten Details beschrieben wird, mit einem anerkennenden Schreiben 100 Gulden. Der Vorfall wurde dem Kaiser nach Gastein berichtet. Pircher wird von allen Seiten ausgezeichnet und ist der populärste Mann in Wien.
Wien, 23. Aug. Fürst Bismark und Gemahlin verlassen morgen Gastein und gehen nach Friedrichsruhe. — Graf Herbert Bismark ist bereits gestern nach Berlin abgereist. — Der Kaiser soll gestern in Schönbrunn umfangreiche Telegramme von Bismarck erhalten haben.
Wien. Der Adjutant des Bulgarenfürsten, Baron Riedesel, ist gestern vormittag hier cingctros- fen und reiste nach kurzem Aufenthalte nach Sofia. Man spricht vom Prinzen Leuchtenberg als Nachfol-
I ger Alexander's. Das „Tagblatt" nennt Peter Kara- ! georgievic, den Schwiegersohn des Fürsten von Montenegro.
Prag, 21. Aug. Das Generalkommando verbot den Offizieren den Besuch der Wirtschaft des deutschen Kasinos.
Frankreich.
Paris, 20. Aug. Der Zar von Rußland hat Pasteur 100 000 Frcs. für sein Institut zur Heilung von Hundswut überreichen lassen.
Paris, 21. Aug. Der Staatsrat hat, nach der „Liberte", auf Reklamation des Herzogs von Aumale die Entscheidung des Kriegsministers Bou- langer, die den Herzog aus den Ärmcecadrcs strich» kassiert. Der bezügliche Bericht wird auf Wiedereinsetzung des Herzogs in seinen militärischen Grad hinauslaufen.
Paris, 23. Aug. Die französische Presse bezeichnet einstimmig die Absetzung des Fürsten Alexander von Bulgarien als eine schwere Niederlage der englischen Orientpolitik; England werde jedoch, wie gewöhnlich, nur platonisch gegen die Absetzung protestieren, der Frieden also ungestört bleiben. Die russischen Offiziere erhielten die Erlaubnis, wieder in die bulgarische Armee einzutretcn.
England.
London, 23. Aug. Die „Times" glaubt, Rußland werde sich vorläufig mit dem Sturz des Fürsten von Bulgarien begnügen und keine weiteren Aenderungen der Lage am Balkan versuchen. — Der „Standard" erblickt in dem Vorgehen Rußlands eine Verletzung des status guo und eine Störung des Gleichgewichts der Machtverhältnisse und hofft, Fürst Bismarck werde den Berliner Vertrag wahren. „Daily News" hält die Wirkung des Vorgehens Rußlands für sehr ernsthaft. Eine russische Intervention würde ungerechtfertigt und nicht zu entschuldigen sein.
Dänemark.
Die Befestigung Kopenhagens wurde von dem dänischen Kriegsminister, General Bahnson,. vor einer konservativen Versammlung in Fredericia besprochen. Derselbe erklärt die Befestigung Kopenhagens für um so nötiger, nachdem die deutsche Flotte stärker als die dänische geworden sei. Kopenhagen müsse befestigt werden, damit Dänemark einen Stützpunkt bis dahin habe, wo ein Bundesgenosse ihm zu Hilfe kommen könne. Komme keine Hilfe, und Dänemark müsse fallen, dann sei es schöner und ehrenhafter, wenn es z. B. nach einem zweimonatlichen Kampfe falle, als wenn es sich sogleich ergeben müsse. Wenn Folkethingspräsident Berg gesagt habe, daß man noch warten könne, so sei das Nonsens, Dänemark habe gar keine Zeit zu verlieren. Der Tod eines Mannes könne jeden Augenblick eintreten und einen europäischen Kampf entflammen lassen; Dänemark müsse deshalb darauf bedacht sein, nicht der Spielball der Kämpfenden zu werden. Das sind etwas unvorsichtige Aeußerungeu seitens eines Ministers; indessen kennt man die Stimmung gewisser dänischer Kreise gegen Deutschland hier genau genug, um durch solche Reden nicht überrascht zu werden. Rußland.
Ein grausiger Fall von Lynchjustiz wird ans dem polnischen Flecken Prshissucha (Russisch-Polen) gemeldet: Dort hatte in der Nacht vom 27. zum 28. Juli ein Brand mehr als 120 Häuser vernichtet; drei Kinder und eine Frau kamen in den Flammen um, etwa 2000 Personen blieben ohne Obdach. Am anderen Tage brach in dem Nachbardorfc gleichfalls Feuer ans, welches 30 Häuser cinäscherte. Die Bewohner bemerkten den Juden Woljanskij von dem Brandortc weg- laufend nnd schlossen aus irgend einem Grunde auf eine von ihm verübte Brandstiftung. Um ihn zu schützen, wurde W. von der Polizei im Arresthause eingespcrrt. Doch die erbitterte Volksmasse erbrach die Thür des Gefängnisses, holte den W. heraus, schleppte ihn, ungeachtet des Widerstandes der Dorfbehörde und Polizei, zur Brandstätte nnd warf ihn in die Flammen. Es gelang dem Unglücklichen dreimal, ans dem Flammenherde herausznspringen, er wurde aber jedesmal von der Menge wieder in die Flammen znrückgestoßcn, wo er umkam. Er hintcrläßt eine große Familie. Por etwa zwei Jahren soll er schon eine Brandstiftung begangen haben ; er galt übrigens für schwachsinnig; nach anderer Lesart soll er sogar nach der ersten Brandstiftung als irrsinnig dem Irrenhause übergeben nnd von dort erst vor kurzem entlassen worden sein.
Bulgarien.
Bukarest, 23. Aug. Die Proklamation der bulgarischen provisorischen Regierung sagt: Der Fürst Alexander von Battenberg leistete Bulgarien aus dem Schlachtfelde große Dienste, nahm aber in der Politik zu wenig Rücksicht auf Bulgariens Stellung als slavischen Staat und auf das gute Verhältnis zu Rußland. Seine Absetzung wurde daher notwendig.