Der Fürit wurde in Lompalanka gefangen genommen und wird demnächst über die Grenze geschafft.

Daß der Anschlag auf den Fürsten längst vor­bereitet war. wird durch die ungeheure Zunahme der Auswanderung von Mohamedanern aus Bulga­rien und Ostru melien nach der Türkei erwiesen. Die Mohamcdaner sahen in dem Fürsten ihren Be­schützer; sic machen sich darauf gefaßt, aus dem Lande nunmehr ausgeirieben zu weiden und gehen dann lieber selbst.

Türkei.

Konstantiuope l, 24. Aug. Uebcr die letz­ten Borgänge in Sofia liegen hier folgende Mittei­lungen vor. Das Palais des Fürsten Alexander wurde Sonntag früh 2 Uhr von dem Kavallerieregi­ment Kostendil unter dem Oberst Stvyanoff einge­schlossen. Darauf begab sich eine Deputation, be­stehend aus Zankoff, dem Metropolitan Clement und einigen anderen, zum Fürsten und ersuchten ihn, abzudanleii. Der Fürst Unterzeichnete schließlich ein entsprechendes Schriftstück, indem er. erklärte, daß er, um Bulgarien durch sein Verbleiben auf dem Throne nicht zu gefährden, abdankcu wolle. Gegen morgen wurde der Fürst unter militärischer Bedeckung bis Lompalanka an die Donau gebracht, von wo er nach Rumänien übersetzen sollte. Bald nach dem Bekannt­werden der Entthronung sammelte sich eine große Menschenmenge vor dem russischen Kosulatsgebäude und veranstaltete eine Kundgebung, worin sic den Schütz des Kaisers Alexander für Bulgarien erbat. Der diplomatische Agent Rußlands versprach, den Kaiser telegraphisch hievon in Kenntnis zu setzen. Später begaben sich die Mitglieder der provisorischen Regierung zu dem diplomatischen Agenten Rußlands, um ihn zu bitten, dein Kaiser den Ausdruck ihrer Ergebenheit zu übermitteln. Die Armee leistete der provisorischen Regierung den Eid der Treue. Karawe- losf und Major Nikoiajeff sollen verhaftet sein.

Asien.

Der Korrespondent derNew-Uork Tribüne" in Kanton schreibt, daß sich der Chinesen eine tiefe und weitgehende Erbitterung über die ihren Lands­leuten in den Vereinigten Staaten zngefügten Ge- waltthatcn bemächtigt hat. Auch die in China leben­den Ausländer sind alle der gleichen Meinung, daß die Natioualehre Amerikas befleckt wurde, indem es sich weigerte, die gerechten Schadenersatzansprüche der mißhandelten Chinesen gelten zu lassen. Die gegen­wärtige Haltung der Bundesregierung in Washing­ton schädige die amerikanischen Interessen in China empfindlich, und die Engländer und Deutschen, welch' letztere bedeutenden Einfluß gewonnen haben, ergreifen die Gelegenheit, den bisher in amerikanischen Händen befindlichen Handel an sich zu reißen. In China sollen jetzt Eisenbahnen gebaut und Bergwerke eröff­net werden, aber die amerikanischen Fabrikanten wer­den bei den Lieferungen unberücksichtigt gelassen wer­den, wenn keine Aendernng in der Behandlung der Chinesen in den Vereinigten Staaten eintritt. Die amerikanischen Kauflente in Hongkong und Kanton wissen dies sehr wohl zu würdigen, und weisen dar­auf hin, daß die vergleichsweise kleine Summe, um die es sich handelt, schließlich einen ungeheuren Ver­lust zur Folge haben werde. Sollte sich die Ver. Staaten-Negierung direkt weigern, Schadenersatz zu leisten, so werde es mit dem amerikanischen Einfluß für lange Zeit vorbei sein, und es werde die chine­sische Regierung gegen die Einfuhr amerikanischer Produkte Schritte ergreifen, worunter die Ver. Staa­ten am meisten leiden würden.

Schlimme Nachrichten erhalten die Franzosen aus Tongking. Die Cholera ist wieder ansge­brochen und fordert, wie voriges Jahr, schwere Opfer auch unter den französischen Offizieren. Die Cholera ist der stärkste Franzosenfresscr im Osten.

Aus Jerusalem. DerWarte des Tempels" zu­folge ist in Jerusalem die Zahl der Juden in auffallender Weise gewachsen und die der Muhamedaucr in gleicher Weise gesunken, während die der Christen ziemlich die gleiche geblic­hen ist. Die Zahl der Juden, deren es im Jahre 1851 erst 3850 gab, soll nämlich nun 20 000, die der Muhamedaucr, welche 1851 noch mehr als 12 000 Köpfe waren, nur noch 5000 betragen. Unter den Christen zählen die griechisch-ka­tholischen 4600, die römisch-katholischen 2100, die Protestan­ten, meistens Deutsche und Engländer, 850, die Armenier 450. In runder Summe dürfte die Einwohnerzahl Jerusalems jetzt 35 000 Personen betragen, obwohl der Volksmund von 45 000 wissen will.

Amerika.

^ Sitten ver derb ins in Ncw-Pork. Ein grelles Streiflicht auf New-Aorkcr Sittcnzuständc wirft eine Notiz, die wir in einem dortigen Blatte finden: Tic Ncw-Porker Po­

lizei hat im verflossenen Jahre wegen Trunkenheit nicht we­niger als 2248 Knaben und 1056 Mädchen, alle unter 14 Jahren, arretiert.

Afrika.

(Schreckliche Nachrichten.) DieReveil du Maroc" bringt schreckliche Nachrichten aus Ma­rokko. Nach seiner Rückkehr von dem Feldzug in Sus hat der Sultan die reichste Provinz jenes Lan­des, Howara, seine Truppen 3 Tage lang zur Plün­derung preisgegcben. Vorher war diese schon gc- brandschatzt worden. Die furchtbarste Einbildungs­kraft vermag den Schrecken nicht zu schildern, welche während der 3 Tage von den afrikanischen Hor­den verübt wurden. Was Blut- und Raubgier, Zer­störungswut und tierische Leidenschaften ersinnen und verüben können, ist dort vollbracht worden. Die Provinz Howara ist nunmehr eine Wüste. Die Männer konnten sich größtenteils flüchten, aber die meisten Frauen und Kinder fielen den Soldatcnhor- den in die Hände. Sic wurden schließlich zu 2V- bis 3 Fr. pro Kopf von Händlern aufgekauft, die sie zu 4090 Fr. in anderen Provinzen absetzten. Jedoch scheint die Rache auf dem Fuße folgen zu sollen. Der Sultan hat das Aufgebot der gesamten männli­chen Bevölkerung der Provinzen Haha und Sciadma befohlen, die sich bis Mogador erstrecken.

Handel K Verkehr.

.'. Nagold, 24. Aug. Ter heutige Vichmarkt war mit Vieh aller Gattungen sehr stark befahren. Der Han­del ging in Mastochscn sehr flott bei festen Preisen, weniger im Melk- und Jungvieh. Zngcführt wurden 130 Paar, ver­kauft 66 Paar im Werth von 24 bis 60 Karolin, Erlös 41374 Kühe 134 Stück, verkauft 28 Stück im Preis von 100 bis 350 .«, Erlös 5391 Kalbcln und Schmal- vich 150 Stück, verkauft 75 Stück im Preis von 90 bis 3206, Erlös 11 670 .kt Auch der Schweinemarkt war über­aus stark befahren und wurde namentlich in Milchschwcincn beinahe alles verkauft. Der Preis für Läuferschwcine be­wegte sich zwischen 42 bis 70 der der Milchschweine zwi­schen 22 bis 30 Die Bahn führte 8 Wagenladungen Vieh ab.

Stuttgart, 23. Aug. (Landcsproduktcnbörse). Auf unserer heutigen Börse wurden die Forderungen wesentlich er­höht, und die Angebote waren nichts weniger als dringend, weswegen nur wenig Abschlüsse zustande kamen. Wir notie­ren per 100 Kilogr.: Waizcn, fränkischer 19 ^ 90 4, Kernen Oberländer, alt 20 65 4, Dinkel 12 .« 65 412 .« 80 4.

Stuttgart, 23. Ang. (Mehlbörsc). An heutiger Börse sind von inländischen Mehlen 715 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folgenden Preisen: Mehl Nr. 0 29 50 4-81 Nr. 1 27 .« 50 4-28 50 4, Nr. 2 25 -« 60 426« 50 < Nr. 3 23 .«24 4L 50 4, Nr. 4 2021 In ausländischen Mehlen kein Handel.

Ans dem Hohcnloe' sche n, 23. Aug. Während von vielen Seiten ein großer Ausfall am Obstertrag gemeldet wird, sind wir in der Lage, von hier ans und namentlich von den höheren Lagen Günstigeres berichten zu können. Die Hochebene um Küuzelsau herum, ebenso die Hochebene um Langenburg herum haben reichen Obstertrag. Die Bäume hängen dort so dicht voll, daß viele derselben mit zahlreichen Stützen versehen sind; es sind dies namentlich die Apfelbäume, während Birnen äußerst wenig gewachsen, dagegen sind Zwetsch­gen überall gut geraten und deren Ertrag wird allgemein be­friedigen.

Konknrscröff n nnge n. Heinrich Hinkel jr., Tuch­macher in Eßlingen. Elias Bauer, Bäcker in Knittlingcn (Maulbronn). Friedrich Jakob, Weber und Wcingärtncr in Waldenburg (Oehringen). Johannes Mack, Schneider in Aepfingen (Biberach). Johannes Staigcr, Wirt in Reutlin­gen. Nachlaß des ch Gottlob Hohnackcr, gew. Hutmachcrs in Mczingen, und seiner ch Ehefrau Luise, geb. Schöll. Wilhcl- minc Veil, Eberhards Ehefrau, Besitzerin einer Ocl-, Schleif­und Gipsmühle in Vaihingen.

Allerlei.

(Der Nährwert des Wildbrets) ist nach den genauen Untersuchungen des Dr. Haberkorn im Ver­gleich zu den verschiedenen Fleischsorten ein sehr hoher. Betreffender Gelehrter hat gefunden, daß 100 Pfund Fleisch nachstehende Mengen von Eiweißstoff enthal­ten: Ochsenfleisch 20, Kalbfleisch 190s, Hammelfleisch 16Vr und Schweinefleisch 16 Pfund; dagegen Reb­huhnwildbret und Hasenwildbret 22V- Pfund.

Schwindsucht geheilt. Einem alten Arzte so wird derCarlif. St.-Ztg." geschrieben der von der Praxis zurückgezogen lebt, wurde durch einen ostindischen Missionär die Beschreibung eines einfachen vegetabilischen Heilmittels für die schnelle und dauernde Heilung von Lungenschwind­sucht, Bronchitis, Katarrh, Asthma und allen Hals- und Lungenkrankheiten ausgehändigt. Auch ein Mit­tel für positive radikale Heilung von Nervenschwäche und allen Nervenkrankheiten. Nachdem der Doktor die wunderbaren Heilkräfte in tausenden Fällen er­probt hatte, erachtete er es für seine Pflicht, das Mittel seinen leidenden Mitmenschen bekannt zu ma­chen. Von diesem Motiv und Wunsch getrieben, handelte er. Ich sende dieses Rezept ganz kostenfrei

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Der berühmte Geiger Paganini sollte eines abends im Theater zu Florenz auftreten, um das Gebet aus der OperMoses" auf der 6l-Saite zu spielen. Er verspätete sich aber im Hotel und mußte einen Fiaker nehmen, um rechtzeitig einzutref- feu. Die Strecke bis zum Theater war nur kurz und dennoch verlangte der Kutscher das unverschämte Fahrgeld von 10 Lire.Sind Sie verrückt?" fragte ihn der Künstler empört.Durchaus nicht," war die Antwort,Sic verlangen für einen Platz in ih­rem Konzert doch das gleiche!" Paganini lachte, gab dem Kutscher eine anständige Summe und sagte: ,;Jch werde Ihnen auch 10 Lire zahlen, sobald Sie mich auf einem Rad fahren!"

Für Pferdebesitzer.

Bei den anhaltend hohen Pferdeprcisen ist es Pflicht eines jeden vorsorglichen Familienvaters, der Pferde besitzt, solche bei einer soliden Gesellschaft zu versichern, um sich und seine Angehörigen vor Pekuniä­ren Nachteilen zu schützen, denn die Erfahrung lehrt, daß ein Pferd, welches heute noch stolz und an­scheinend kerngesund dagcstanden, den andern Tag tot im Stalle liegend gefunden wurde.

Wenn der Besitzer aus unzeitgemäßer Spar­samkeit ein wertvolles Pferd nicht versichert, so hat er bei dessen Verenden nicht nur sich selbst, sondern auch seine Angehörigen um einen oft beträchtlichen Teil seines Vermögens gebracht und verdient dann die ihm von allen Seiten gemachten Vorwürfe.

Die zu bezahlende Versicherungsprämie ist als ein Sparhafen zu betrachten, bei welchem sich der Versicherte sagen muß. in kleinen wohl zu erübri­genden Betrügen lege ich mein Geld ein und bei cin- getretcnem Verluste meines Pferdes erhalte ich einen Betrag ausgezahlt, der mich in den Stand setzt, mir wieder ein leistungsfähiges Pferd zu kaufen; ich habe dann nicht nötig bei fremden Leuten häufig unter Wucherzinsen das zum Erwerb eines neuen Pfer­des benötigte Kapital aufzutreiben.

Eine auf solider Basis gegründete Pferdever­sicherungsgesellschaft ist unstreitig als eine Wohlthat für die Pferdcbesitzer zu betrachten und nach Kräften in ihren Bestrebungen zu unterstützen, denn je größer die Beteiligung an einem solchen Institute ist, desto vorteilhafter werden sich die Bedingungen für die Mitglieder gestalten.

Die Stuttgarter Pferdeverficherungsgescllschaft ist ein vor 10 Jahren von württcmbcrgischen Pferde- besitzern, welche die Notwendigkeit und die Wohlthat einer Versicherung eingesehen haben, zur ausschließ­lichen Versicherung von Pferden gegründetes Unter­nehmen, welches ihren Mitgliedern gegen möglichst billige Prämie, die durch Verenden oder notwendig werdendes Töten ihrer Pferde entstehenden Schäden nach Maßgabe der Versicherungssumme statutengemäß vergütet. Die Gesellschaft verfolgt keine Eigeninte­ressen; sie handelt vielmehr gemeinnützig; sie läßt die erzielten Uebcrschüsse den Mitgliedern ungeschmälert zu gute kommen.

Anläßlich der Ende April d. I. abgehaltenen Generalversammlung wurde bekannt gegeben, daß am 1. Januar 1886 3 804 Pferde im «ungeschützten Werte von 2367 600 ^ in Versicherung standen. Grund­sätzliche Sparsamkeit in der Verwaltung, koulante Abwicklung vorgekommener Schäden haben die Be­teiligung auf eine Höhe gebracht, welche beweist, daß die Gesellschaft Vertrauen genießt. Dieselbe hat seit ihrem Bestehen bis zum 31. Mai d. I. ihren Mit­gliedern für 2367 Schäden die Summe von 880 928 Mark bar ausbezahlt. Diese Zahlen sprechen dafür, daß die Stuttgarter Pferdeversichernngsgesellschaft die Beteiligten vor unvorhergesehenen Verlusten wahrt, und ein wichtiger Faktor zur Hebung der Pferdezucht, des Pfcrdebcsitzes und damit der Landwirtschaft ist.

Nicht unerwähnt darf schließlich bleiben, daß um den Beitritt zu dieser empfehlenswerten Gesell­schaft zu erleichtern, auf Wunsch auch halbjährliche Prämienzahlung zulässig ist.

Verantwortlicher Redakteur Stein Wandel in Nagold. Druck und Verlag der G. W. Aaiser'schen Buchhandlung in Nagold.