geboren wurden, ist wieder am 15. August mit einem vierten Söhnlein beschenkt worden, so daß nun die vier Brüder einen und denselben Geburtstag haben.

Ludwigsburg, 19. Ang. Die Pianofortesabrik von F. Käfcrle Söhne hier hat einen Lieferungsvertrag von 250 Instrumenten mit einer englischen Firma abgeschlossen.

In Eh in ge» ist am 17. ein an ein Haus angebauter Stadel zusammengestürzt und hatte vom Wohnhaus noch ein gutes Stück der Giebelwand mitgerissen. Das Haus muß wahrscheinlich abgetra­gen werden. Verletzt ist Niemand.

Gegen die Schnäpsler des Hospitals in Crailsheim erläßt das dortige Stadtjchultheißenamt eine Warnung an Wirte und Kaufleute, fünf namentlich aufgefuhrten Spitaliten keinerlei geistige Getränke zu verabreichen, andernfalls Antrag auf Entziehung der Schankberechtigung gemäß tz 53 der ReichSgewcrbeordnung gestellt werden würde.

Reute b. Waldsee. Die kirchlichen Exerzitien für Frauen und Mädchen sind zahlreich besucht. Am 23 ds. werden Exerzitien gehalten für gebildete Män­ner und Jünglinge, am 30. Aug. für Frauen und Jungfrauen aus dem gebildeten Stande, am 20. Sept. für studierende und andere Jünglinge, am 5. Okt. (Dienstag) für Lehrer. Männer n. Frauen aus dem Bauernstand werden vom November an Gelegenheit finden, die Exerzitien mitzumachen.

Pforzheim, 17. Aug. Am Samstag nach­mittag war durch eine geschäftliche Sitzung der Ver­treter des Turnkreises und abends durch einen Fackel­zug der hiesigen Turnerschaft das Fest des 10. deut­schen Turnerkreiscs eingeleitet worden, welches mit dem heutigen Abende seinen Abschluß fand. Alles hatte sich vereinigt, um die vergangenen Tage zu wirklichen Festtagen zu gestalten: eine außerordentlich rege Teilnahme unserer Bürgerschaft, ein lobenswerter Eifer der Turner und ein prachtvolles Wetter. In der ersten Sitzung der Vertreter des Turnkreises be­grüßte Oberbürgermeister Kraatz die Versammlung namens der Stadt und überreichte als Ehrengabe der letzteren einen silbernen Becher. Abends wurde dann, wie schon Eingangs erwähnt, ein Fackelzug von den hiesigen Turnern veranstaltet, an den sich ein Fackel­reigen auf dem Turnplatz anschloß. Sonntag vor­mittag 11 Uhr fand die Weihe der Prächtigen, von hiesigen Damen gestifteten neuen Fahne des hiesigen Turnvereins statt. Stadtpfarrer Oehler sprach die Weiherede und Turnvorstand Arnold Dankesworte an die spendenden Damen. Um 2 Uhr begann der imposante Festzug, wobei die Turner mit Kränzen und Sträußchen förmlich überschüttet wurden. Nach diesem sowie während des Montags fand das Wett­turnen statt. Am Sonntag abend vereinte ein gro­ßes Bankett die Festteilnehmer in der festlich ge­schmückten Turnhalle, bei welchem Reden und Toaste, deren Reihe von dem Vorstand der deutschen Turner­schaft, Georgii von Eßlingen, eröffnet wurde, reiche Abwechslung brachten. Heute abend fand als Schluß des Festes die Preisverteilung statt, wobei eine große Anzahl von Vereinen und einzelne Turner ausge­zeichnet wurden.

In Neu-Ulm wurde ein Frauenzimmer verhaftet, das sich in Hcrreukleidern umhcrgetrieben und als Sekretär eines Barons ausgegebcn hatte. Sie war eine steckbrieflich verfolgte Schwindlerin und die Geliebte eines Setzers.

Augsburg, 18. Ang. Ausstellungsdirektor Koch ist heute nachmittag an Bauchfellentzündung gestorben.

Plötzlich irrsinnig geworden. In Koblenz wollte vorgestern mittag bei Ankunft des Schnellzugs Köln- Mainz 2 Uhr 12 Min. eine junge vornehme Russin Einkäufe in der Restauration machen, verspätete sich aber hierbei und kam erst in dem Augenblick zurück, als der Zug und in die­sem die Mutter und Begleitung der Danie den Bahnhof ver­ließ. lieber dieses Mißgeschick geriet die des Deutschen nicht mächtige Dame in solche Aufregung, daß sie vor Stummer ganz außer sich und nicht zu beruhigen war, planlos umher- irrtc, ja sogar in den Rhein zu springen versuchte. Als die Mutter mit dem Nachtzug aus Mainz zurückkehrtc, fand sie ihre Tochter irrsinnig. Tie Bedauernswerte wurde in die Heilanstalt zu Andernach verbracht.

Aus Thüringen, 18. Aug. Die Typhus­epidemie in Mühlhausen greift immer mehr um sich und fordert zahlreiche Opfer. Auch ein praktischer Arzt ist ihr bereits erlegen. In letzter Woche sind nach einem Bericht derFrkf. Ztg." 35 neue Er­krankungsfülle konstatiert worden. Auch aus Gera werden einige Typhusfälle gemeldet. Ein Hauswirt starb nach 36 Stunden. Polizeilich sind mehrere Brunnen dieserhalb geschlossen worden.

Rudolstadt, 17.Äug. Wie man derTgl. Rdsch." von hier mitteilk, ist der hier sich aufhaltendc frühere Privat- dozcnt Dr. I. Flach, der seinerzeit unliebsame und stark übertriebeneEnthüllungen" über die Verhältnisse in Tübin­gen und auf anderen Hochschulen veröffentlichte, nachts auf dem Heimwege überfallen und ourch fünf Messerstiche schwer verlern weiten.

Chemnitz, 19. Aug. Eine Versammlung von Spinnereibesitzern beschloß, die Erzeugung ein­zuschränken , wenn die übrigen deutschen Verbände desgleichen thun.

Berlin, 18. Aug. DemFranks. Journ." zufolge sollen in de» Provinze» Westpreußen und Posen zwölf oder mehr neue Kreise gebildet werden. Es handelt sich darum, den Landräten in kleinerem Wirkungskreis eine thatkräfügere Einwirkung zu grin­sten des Deutschtums zu ermöglichen. Dem nächsten Landtag wird ein bezüglicher Gesetzentwurf zugehen.

Berlin, 19. Aug. Ein.Privat-Telegramm der Voss. Ztg. aus Brillon (Reg.-Bez. Arnsberg) meldet: Von zwei verheerenden Bränden abends sechs, morgens drei wurde unser Städtchen heimgesucht; einige 20 Häuser eingeäschert. Der Schaden ist groß, fast nichts versichert.

Berlin, 20. Aug. Der König von Portugal trifft anfangs nächster Woche hier ein und wird sich von da aus nach Sigmaringen zur silbernen Hochzeitsfeier des Fürsten von Hohenzollern begeben.

Berlin, 21. Aug. Deroulode erklärte den Reportern eines Petersburger Blattes: Deutschland trage die Schuld an Rußlands moralischen Nieder­lagen; das deutsch-österreichische Bündnis sei gefähr­lich und müsse durch ein gemeinsames russisch-franzö­sisches Vorgehen zerstört werden. Jetzt sei hiezu der günstigste Moment; Frankreich sei bereit, die Zeit dränge. Bis 1887 spätestens muß Frankreich wissen, ob es der russischen Hilfe sicher sei otz.er ob es allein Vorgehen müsse.

Berlin, 22. Aug. Die Nachrichten über die Absetzung des Fürsten Alexander bestätigen sich. Derselbe hat bereits die Grenze bei Lom Palanka verlassen. An der Spitze der provisorischen Regie­rung stehen Zankoff und Karaweloff, also die Chefs der beiden feindlichen Parteien, wodurch die Gefahr innerer Unruhen, die eine Einmischung Rußlands zur Folge haben könnten, beseitigt erscheint. Fürst Ale­xander findet hier noch immer viel Sympathien, gleichwohl glaubt man aber doch, daß das momen­tane Verschwinden seiner Persönlichkeit von der po­litischen Bildfläche zur allgemeinen Beruhigung bei­tragen wird, denn es wird in diplomatischen Kreisen wiederholt daraus hingewiesen, daß er der Mittel­punkt einer Bewegung geworden war, die den euro­päischen Frieden lange Zeit ernstlich bedroht hatte. Ein thätiges Eingreifen der anderen Mächte darf von vornherein als ausgeschlossen betrachtet werden.

Die Meinung, daß Windthorst einen Antrag auf Rückberufung der Jesuiten nach Deutschland schon in der Tasche habe, scheint eine voreilige. Die kleine Excellenz ist viel zu schlau, um mit der Thür ins Haus zu fallen. Die jesuitischeGermania" in Berlin behauptet zwar steif und fest (und findet selt­samer Weise bei sonstigen Gegenfüßlern Succurs), das Verbot des Jesuitenordens sei ein Eingriff in die Rechte der katholischen Kirche, obgleich katholische Staaten den Orden schon vor seiner Aufhebung durch Papst Clemens XIV. verboten hatten und ihn nach seiner Wiederherstellung nicht zuließen, aber Windthorst wird den Antrag schwerlich einbringen. Wie Fürst Bismarck einst einen Agitator, der ihm einen sozial­demokratischen Stimmzettel anbot, so wird wohl Herr Windthorst jemanden, der ihn fragen würde, ob er für eine der nächsten Sitzungen des Reichstags die Rückberufung in der Mappe habe, freundlich lächelnd bescheiden:So weit sind wir noch nicht, mein Lieber!" Mitteilungen aus Rom widersprechen und sagen, die Regelung der Jesuitenfrage stehe demnächst" bevor. (Das Jesuitengesetz wurde s. Z. vom Reichstag mit 181 gegen 93 Stimmen an­genommen.)

Die Störche in Norddeutschland haben auch ihre Generalversammlung gehalten und zwar am 15. August in Lübbenau im Spreewalde. Mehrere Hundert waren da in einem Wäldchen versammelt und vergaßen vor Müdigkeit das Klappern. Am anderen Morgen waren sie verschwunden auf ihrem Zug nach Süden. Sie müssen einen Kalender haben; denn im vorigen Jahre hielten sie genau an demselben Tage ihre Generalversammlung.

Deutschland erobert Elsaß-Lothringen im Frie­den durch den Militärdienst und die Schulen. Die Zahl der Schüler in den höheren Schulen hat sich verdreifacht, unter dem jungen-Geschlecht bis zum 30. Jahre herrscht deutsche Bildung vor. In den Volks­schulen ist, mit wenigen Ausnahmen, die französische Sprache fast ganz verschwunden. Die Rekruten neh­men bezüglich oer Schulbildung eine der ersten Stel­len im Reiche ein. Die Bevölkerrmg hat sich um 22 pCt., die Schülerzahl um 150 PCk. vermehrt.

Münster, 14. Ang. Vor einigen Wochen reichte hier eine Dame beim Staatsanwalt eine Anzeige wegen einer

That ein, deren Verübung an ihr sie einem im Lehrfach stehenden, sehr geachteten Herrn zur Last schrieb. Der Mann beteuerte seine Unschuld und berief sich darauf, einen Doppel­gänger zu haben, der chm täuschend ähnlich sei. Der Staats­anwalt stellte den Angeschuldigten der Angeberin gegenüber, und diese erklärte aufs bestimmteste, daß er der Angreifer ihrer Ehre gewesen sei. Der Staatsanwalt hatte über den 'Bezichtigten Erkundigungen eingezogen, die sämtlich sehr zu seinen Gunsten sprachen, und da auch das ganze Gebühren desselben auf ihn den Eindruck eines zuversichtlichen Mannes machte, verfügte er dessen einstweilige Freilassung. Vorgestern ging der Staatsanwalt den Weg nach dem westfälischen Bahnhofe zu; plötzlich stürzte ihm der so hart gekränkte Leh­rer entgegen mit der hastig vorgcbrachten Meldung, sein Doppelgänger gehe dort, der Beamte solle mit ihm kommen, ihn festzuhaltcn. Dieser geht darauf ein, der Doppelgänger wird festgehalten und zur Polizei gebracht. Noch einmal wurden die Angeberin und deren Zeugen dem Lehrer gegen- übcrgestcllt; noch einmal erklärten sie sich bereit, zu beschwö­ren, daß er der Missethäter wäre. Da läßt der Staatsan­walt den Doppelgänger vorführen, und bei dessen Anblick er­klären die erschreckten Damen, eidlich erhärten zu wollen, daß der so eben Vorgeführte der eigentliche Schuldige sei.

In Gcbweiler in Elsaß schickt sich ein höherer fran­zösischer Beamter, Leboeuf, ein 70jähriger Herr, eben an, mit seiner jungen Braut und Begleitung zur Trauung in die Kirche zu gehen, als seine Söhne eintrafen und ihn nach Frankreich entführten. Nur den einen Trost konnte er der jammernden Braut zurücklassen: Anfgeschoben ist nicht auf­gehoben.

Oesterreich-Ungarn.

Ga st ein, 20. Aug. Der Kaiser von Oester­reich besuchte gestern den Fürsten Bismarck und ver­weilte eine Stunde bei dessen Familie.

Die neue Orgel im. Stephansdom in Wie n hat vorgestern am 18. Aug., dem Geburtstag des Kaiser Franz Joseph, ihre mächtigen Klänge zum ersten Mal ertönen lassen, doch ist die Aufstellung derselben noch keineswegs beendet. Die Orgel, drei Manuale, ein Pedal und vierzehn Nebenzüge mit 90 klingenden Stimmen umfassend, wird die größte in Oesterreich-Ungarn und eine der größten der Welt sein. Die anerkannt größte Orgel, die in der St. Peterskirche zu Rom, hat hundert, die nach ihr als die größte geltende bei den Benediktinern in Palermo auch nur 90 Stimmen.

Der Festartikel der deutschen Zeitung in Wien, der es an Huldigungen für Friedrich den Großen zur 100jährigen Feier seines Todestages am 17. August nicht fehlen ließ, ist konfisziert worden. Ein merkwürdiges Opfer der österreichischen Censur.

Ungarn feiert die vor 200 Jahren erfolgte Zurück­eroberung der Stadt und Festung Ofen durch die Christen. Die Türken saßen damals seit 175 Jahren in der Veste und im Lande und waren die Herrscher im Lande. Von da aus waren sie einige Jahre vorher auch nach Wien gezogen und hatten es belagert, waren aber gründlich geschlagen worden. Das war in der Zeit, da in den deutschen Kirchen gebetet wurde: Bewahr' uns, lieber Herrgott vor Pestilenz und Türkennot. DieTürkenglocke" erinnert noch hier und da daran. Mit der Eroberung Ofens war die Herrschaft der Türken, des Halbmonds, in Ungarn für immer gebrochen und die Magyaren haben ein Recht, ihre Befreiung zu feiern. Sie haben aber lange Zeit vergessen, daß sie ihren Sieg hauptsächlich deutscher Hilfe verdanken. Kaiserliche Reichsvöl­ker (Brandenburger, Bayern rc.) und Feldherren waren es, welche die starke Veste stürmten und eroberten, Ströme deutschen Blutes sind dabei geflossen. Daß sic das vergaßen und die vielen Deutschen in Ungarn und namentlich in Siebenbürgen hudelten, kujonierten und als Stiefkinder behandelten, das hat die große Mißstimmung in Deutschland erregt und aus dieser Stimmung heraus haben die Städte Berlin und Mün­chen, die zur Feier ciugeladcn waren, abgelchnt, und das hat wieder in Ungarn Mißfallen erregt, aber mit Unrecht. Die Deutschen wollen sie nur an ihre Großmannssucht, au ihre Undankbarkeit und Ungerechtigkeit erinnern, von einem Hasse gegen Ungarn ist nicht die Rede. (Ob die Ablehnung politisch klug war, ist eine lebhaft verhandelte Streitfrage).

Sckweiz.

Basel, 18. Aug. Die Basler Missions-Ge­sellschaft erhielt vor kurzem aus London den endgül­tigen Bericht, daß das Konnte der Baptistenmission ihre westafrikanischen Missionsstationen am Kamerun für die angebotene Summe von 2000 Pfd. Sterl. (40000 Mark) abtreten wolle.

Aus einigen Gegenden kommen Klagen über einen groben Mißbrauch. Infolge des Darniederlcgens des Käse- Handels müssen die Bauern, welche meist Milchlieferanten von Käsereien sind und nach Satzungen alle ihre Milch an letztere abliefern müssen, die Milch zu 10 bis 11 Centimes abgeben, die Käser aber haben das Monopol und verkaufen sie zu 17 bis 20 Cent, das Liter. So sind gerade die ärmsten Leute gezwungen, das beste und unentbehrlichste Nahrungsmittel zu Wucherpreisen zu kaufen.

Eine ganz eigentümliche Arbeltsemsiellung meldet man auS Einsiedeln. Dort haben die Arbeiter von Karl und Nikolaus Benzinger, der Typographen des heil, apostolischen Stuhles, weiter zu arbeiten verweigert, nicht etwa weil sie höheren Lohn oder kürzere Arbeitszeit verlangen, nein! nur umeine menschenwürdige Behandlung zu erzielen". Hoffent­lich erreichen sic, was sic wünschen.

Frankreich.

Paris, 19. Aug. Die römische Inquisition