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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Die Errichtung einer päpstlichen Nuntiatur in Peking.
Zwischen Frankreich und dem heiligen Stuhl einer- und letzterem und China anderseits schwebt gegenwärtig eine nicht uninteressante Frage, diejenige bezüglich der Errichtung einer päpstlichen Nuntiatur in Peking. Die Meldungen klerikaler Pariser Blätter, wonach das betreffende Abkommen zwischen China und dem Vatikan bereits perfekt geworden sei, haben sich indessen bis jetzt noch nicht bestätigt, vielmehr unterhandelt die vatikanische Diplomatie zur Stunde sowohl noch mit der chinesischen Regierung, als auch mit dem Ministerium Frehcinet und zumal die Unterhandlungen mit dem Pariser Kabinet scheinen ziemlich schwieriger Natur zu sein. Frankreich will nicht, daß die päpstliche Vertretung in Peking einen diplomatischen Charakter erhalte, sondern es soll die bevorstehende Mission eines Abgesandten des Papstes nach dem fernen „Reiche der Mitte" nur als eine außergewöhnliche, nicht aber als eine politische aufgefaßt werden. In Paris fürchtet man offenbar, daß die Stellung Frankreichs als eigentliche christliche Vormacht in Ostasien durch Einsetzung einer immerwährenden päpstlichen Gesandschaft beim Tsung-li Damen, dem Auswärtigen chinesischen Amte, gefährdet werden würde und daß eine dauernde offizielle Verbindung zwischen Ehiim mnd dem Vatikan sich schließlich gegen die weitere Ausdehnung der französischen Machtsphäre in Ostasien richten könne.
Selbstverständlich sind die Diplomaten des Vatikans bemüht, diese argwöhnischen Befürchtungen zu zerstreuen. Wie aus einem Artikel des offiziösen „Osservatore Romano" hervorgeht, hat die päpstliche Kurie in Paris die vertrauliche Erklärung abgegeben, daß der künftige Nuntius bei der chinesischen Regierung nur die Ausbreitung des Katholizismus, die Befestigung des Christentums, des christlichen Lebens und die Vermehrung der apostolischen Vikariate in China im Auge haben würde, ohne irgendwie an die zwischen Frankreich und China getroffenen Vereinbarungen oder an das französische Protektorat über die einheimischen Christen in Ostasien tasten zu wollen. Ob man sich in den Pariser Regicrungskreisen von dieser Erklärung befriedigt gezeigt hat, steht' noch dahin; vorläufig hat das französische Ministerium in feiner am Sonnabend abgehaltenen Sitzung, die eigens der mit dem Vatikan schwebenden Frage gewidmet war, noch keine definitiven Beschlüsse gefaßt.
Man braucht nun zwar nicht daran zu zweifeln, daß der Vatikan mit der Errichtung einer besonderen Vertretung wirklich zunächst die oben angedeuteten Ziele verfolgen will, aber es ist freilich fraglich, ob sich hieran nicht andere Zwecke knüpfen werden. Gerade herausgesagt: Die Etablierung einer päpstlichen Nuntiatur in Peking zielt in letzter Linie darauf hin, den Franzosen, wenn auch langsam, so doch sicher den Einfluß zu entwinden, den sie in Ostasien wie in der Levante als einen traditionellen in Anspruch nehmen und das ist es eben, was die Franzosen fürchten, was aber zum Mindesten Herr de Frehcinet schwerlich wird verhindern können. Eine andere Frage ist es aber, ob es der päpstlichen Diplomatie gelingen wird, im fernen Osten den gewünschten Einfluß -zu gewinnen. Wenn dieselbe von altersher sich durch ihre Gewandtheit und Zähigkeit bei Verfolgung ihrer Ziele ausgezeichnet hat, so lassen sich anderseits auch der Diplomatie deS „himmlischen Reiches der Mitte" diese Eigenschaften nicht abstreiten und von denselben haben ja die diplomatischen Vertreter Chinas im Abendlande erst in neuester
Zeit wieder erstaunliche Beweise abgelegt. Werden nun Marquis Tsung und Genossen ihren Meister in der Nuntiatur finden? Ein historischer Rückblick lehrt, daß die Jesuiten, welche schon in früheren Jahrhunderten als Abgesandte des heiligen Stuhles nach China gingen, hier rasch zu hohen Ehren kamen und der Ausbreitung des Christentums daselbst wesentliche Dienste leisteten; aber sie begingen in China denselben Fehler, wie in Japan: sie steckten die Nase zu tief in politische Dinge und das Ende vom Liede war, daß sie sich als Neuerer und Unruhestifter bei den Regierungen mißliebig machten und schließlich dort wie hier zum Lande hinausgejagt wurden.
Werden es diesmal die Abgesandten des Vatikans schlauer anfangen, am Hofe von Peking Politischen Einfluß zu gewinnen, ohne sich hierbei Blößen zu geben und Rom zu kompromittieren? Nun, man wird ja sehen; vorläufig freilich dürften sich die Folgen der Wirksamkeit der in Aussicht stehenden päpstlichen Nuntiatur bein Tsung-li-Damen nach ihrer politischen Seite noch nicht so bald geltend machen. Aber abgesehen hiervon, bedeutet die bevorstehende offizielle Verbindung zwischen dem Vatikan und dem chinesischen Kaiserhofe unleugbar eine neue interessante Errungenschaft unserer Zeit; der Papst, das Oberhaupt der katholischen Christenheit, entsendet seinen Vertreter zum Beherrscher des ostasiatischen Riesenreiches, den ersten Vertreter der heidnischen Weltreligion des Confutins, um mit ihm in dauernde, freundschaftliche Verbindung zu treten — das ist jedenfalls an und für sich ein bedeutungsvoller Vorgang. Welches auch dessen Folgen für die politischen Beziehungen Chinas zu dem Abendlande sein werden — für das Christentum und in Cultur in China kann diese Mission nur von segensreichster Wirkung sein — vielleicht, daß sie mit dazu beiträgt, den befruchtenderen Thau des Christenthums auf Millionen von Einwohnern des chinesischen Riesenreiches fallen zu lassen!
Tages-Neuigkeiten.
L Nagold, 22. Aug. Am letzten Samstag fand im Gasthaus z. Pflug hier eine Ausschußsitzung des landwirtschaftlichen Bezirksvereins statt. Den Vorsitz führte der Vize-Borstand Hr. Hirschwirt Guoth von Effringen. Zunächst wurden zwei Gesuche um Beiträge zum Besuch von Obstbauschulen mit je 30 Mark genehmigt, 1) dem Jakob Harr in Simmersfeld und 2) Joh. Georg. Schimpf in Gültlingen. Ersterer wurde im pomologischen Institut in Reutlingen und letzterer im landwirtschaftlichen Institut in Hohenheim ausgebildet. Die Verteilung des Staatsbeitrags an die Lehrer der landwirtschaftlichen Winterabendschulen im Betrag von 368 ^ wurde nach dem von Herrn Bezirksschulinspektor Mezger vorgeschlagenen Modus genehmigt, und dem Kassier zur Ausbezahlung angewiesen. Die beiden Vorstände der im Bezirk befindlichen Bienenzüchtervereine hatten ebenfalls Gesuche um pekuniäre Unterstützung ihrer Vereine eingcreicht, und wurde denselben insofern entsprochen, als jedem derselben ein Beitrag von 20 ^ bewilligt wurde. Zu dem am 18. Sept. d. Js. in Neuenbürg stattfindenden Gausest wurden als Preisrichter aus dem hiesigen Bezirk bestimmt: 1) für Farren wird ein Preisrichter Heuer von unserem Verein nicht gestellt; 2) für Kühe Hr. Bihler-Gültlingen, Ersatzmann H. Ruefs-Spielberg; 3) für Kalbeln H. Wallraff-Nagold, Ersatzmann H. Dürr-Sulz; 4) für Schweine H. Gutekunst-Nagold, Ersatzm. H. Widmaier-Wildberg; 5) für landwirtschaftliche Produtte H. Klein-Nagold, Ersatzm. Rapp
sen.-Nagold. Für die Aussteller von Vieh sei hier noch bemerkt, daß am Nachmittag des 17. Sept. ein Eisenbahnwagen von Nagold nach Neuenbürg und am 18. Sept. zurück auf Vereinskosten befördert wird. Zum Zweck des Ankaufs von Original-Simmentha- ler-Bieh wurden als Kaufskommission gewählt: Hr. Guoth-Effringen, Hr. Wallraff-Nagold, Hr. Schill- Altensteig; als Stellvertreter: Hr. Rueff-Spielberg. Dieselben sind beauftragt, 6 junge Farren und 6—8 Kalbeln in der Schweiz aufzukaufen, und zweifeln wir nicht an der glücklichen Lösung ihrer Aufgabe, da obige Herren den Einkauf schon verschiedenemale besorgten. Der Tag der Versteigerung wird seiner Zeit wieder bekannt gegeben werden.
Stuttgart, 17. Aug. Mit welcher Frechheit schwindelhafte Quacksalber Vorgehen, beweist folgender Vorfall. Ein gewisser C. Rolle vr. xllil., Mühlenstraße 28 in Hamburg, der aber wohlweislich seine Briefköpfe mit der Aufschrift versieht: „Nicht als Arzt approbiert", schrieb vor einigen Monaten ein „unfehlbares Heilmittel gegen Flechten" aus. Ein hiesiger an Flechten leidender Kaufmann schrieb an den Herrn vr. Rolle und erhielt nunmehr den Bescheid, vorher für die 4 Monate dauernde Kur 200 4L bei einer hiesigen Bank zu deponieren. Hierauf erhielt der Kaufmann eine Postnachnahme mit 5 -6 80 4, der von Woche zu Woche weitere Sendungen folgen sollten. Die Untersuchung dieser Medikamente ergab eine Flüssigkeit aus reinem Brunnenwasser, das mit Schwefel im Wert von 5 4 versetzt war. Eine der Sendung beiliegende Salbe repräsentierte einen Wert von 10 -4. Geradezu prächtig ist ein Brief des Herrn Doktor vom 11. Mai 1886, der stilistisch unverständlich nicht weniger als 10 orthographische Fehler enthält. Daß der Kaufmann an dieser einen Probe genug hatte und lieber sein Flechtcn- leiden mit hcrumtragen will, als sich solchen Händen anzu- vcrtrauen, begreift sich leicht.
Stuttgart, 19. Aug. Der Prinz Wilhelm von Württemberg wird sich zu den Kaisermanövern nach den Reichslanden begeben, woran außer dem im Elsaß garnisonierenden 8. württ. Infanterie-Regiment Nr. 126 auch die kombinierte württemb. Ulanenbrigade, das 19. und 20. Ulanen-Regiment teilnehmen werden.
Stuttgart, 20. Aug. Wie wir erfahren, wird beabsichtigt, während der diesjährigen Herbstübungen erstmals als Versuch das für die bivuakie- renden Truppen erforderliche Brot an Ort und Stelle selbst backen zu lassen. Zu diesem Zweck wird bei jeder Division eine Bäckersektion, bestehend aus einem Oberbäcker und 16 Mann (14 Bäcker und 2 Maurer) formiert, welche, teils aus dem Beurlaubtenstande einberufen, teils aus dem aktiven Dienststande dazu kommandiert, am 29 ds. M. in Ludwigsburg bezw. Ulm zusammentreten, dort das erforderliche Utensil, einschließlich der sog. Peyerschen Feldbacköfen, übernehmen, und dann mit der Eisenbahn in das Manöverterrain zur Befördemng gelangen werden, um in der Zeit vom 3.-9. Septbr. ds. Js. in Thätigkeit zu treten.
Stuttgart, 21. Aug. Gestern wurde ein hiesiges Dienstmädchen wegen Kindstötung festgenommen ; dasselbe hat während der Abwesenheit der Dienst- Herrschaft heimlich geboren, das Kind in den Abtritt geworfen, von dort wieder herausgeholt und im Herd im Bügelfeuer verbrannt.
Stuttgart, 22. Aug. (Telegramm des „Gesellschafters")- Sofia. Karaweloff u. Zankoff bildeten in Abwesenheit des Fürsten eine provisorische Regierung. Der Fürst wurde bei der Truppenbesichtigung in Wid- din gefangen genommen und die Absetzung desselben proklamiert.
Fellbach, 19. Auy. Ein hiesiges Elternpaar, das bereits drei Söhne hat, die sämtlich an einem 15. August