Aufgabe glänzend zu lösen. „Der Fürst ist nicht der unumschränkte Herr, sondern nur der erste Diener seines Volkes" — dieser berühmte Satz ist Friedrichs Leitstern während seiner ganzen Regierung gewesen und hiernach hat er allzeit gehandelt, in kriegerischen wie friedlichen Zeiten.
Aber nicht allein auf dem Schlachtfelde hat Friedrich das seinige dazu gethan, den preußischen Staat seinem höchsten, deutschen Berufe entgegenzuführen, sondern auch in umfassender friedlicher Arbeit. Erst durch seine unter dem Namen »Ooäox k'rickorioianuL« erschienene Gerichtsordnung ist der preußische Richterstand begründet worden, zahlreiche andere Zweige der Verwaltung reformierte er, für Förderung von Handel und Gewerbe, Ackerbau, Verkehr n. s. w. spendete der König viele Millionen und überall griff er selbst energisch mit an, überall das Erforderliche oft bis in die kleinsten Einzelheiten selbst anordnend. Und über dieser großartigen Tätigkeit für das materielle Wohl seiner Unterthanen vernachlässigte Friedrich auch die geistigen Interessen nicht, und er war es, durch welchen die Denk- und Gewissensfreiheit im preußischen Staate fest begründet wurde und in dieser geistigen Befreiung des preußischen und deutschen Volkes liegt ein nicht minder hervorragendes Verdienst des großen Herrschers.
Aus dieser vielseitigen Thätigkeit iit eben das festgefügte Preußen emporgesproßt, welches in unserer Zeit der ruhmvolle Nachkomme des „alten Fritz", unser greiser Heldcnkaiser, zu seiner vollen Größe und zu seinem höchsten Ziele an der Spitze des neu- geeinten Deutschlands führen sollte. Mit der dankbaren Erinnerung an das, was Kaiser Wilhelm für sein Volk gethan und noch immer thut, verknüpft sich darum heute, am hundertjährigen Totestage des „alten Fritz", die Erinnerung an das, was der große Preußenkönig für sein Land, für ganz Deutschland geleistet. Sie erschöpft sich nicht in der Bewunderung seiner Großthaten im Kriege und in der Politik, nicht in der bewundernden Erkenntnis der festen Fundamentierung, welche er dem preußischen Staatswesen gegeben hat, sein Andenken leuchtet vielmehr in der innersten Volksseele fort, welche fühlt, daß Friedrich der Große dem Verhältnis des Fürsten zu seinem Volke einen Inhalt gegeben hat, welcher vom Einfluß der Zeiten nicht berührt werden kann.
Tages-Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
Am 12. d.M. brach in Gechingen, wo vor einigen Jahren 50 Häuser abbrannten, bei dem Bauern Ehr. Schn. Feuer aus, dem 4 Häuser und 2 gefüllte Scheuern zum Opfer sielen. Mit Zündhölzchen spielende Kinder verursachten den Brand.
Die Sindelfinger können in diesem Jahre auch ein Jubiläum feiern und zwar eines der merkwürdigsten. Vor hundert Jahren kannte man die Windmühlen im Herzogtum Württemberg noch nicht; im Jahre 1786 baute ein spekulativer Kopf die erste Mühle dieser Art in Sindelsingen auf. Das Werk wurde seiner Zeit allseitig bewundert. Eine alte Chronik erzählt, daß Alt und Jung nach Sindelsingen geströmt sei, um die rätselhafte Maschine zu sehen.
Cannstatt, 11. Aug. Der Obstertrag ans hiesiger Markung ist nicht ganz bedeutungslos. Heute früh wurden allein auf einigen Privatgütern gegen 1000 Simri Obst im Aufstreich verkauft. Der Schätzungsertrag dürfte unter der Linie des wirklichen Ertrags stehen. Auch in anderen Bezirks- gcmeindcn hat man sich eines ordentlichen Obstcrtrages zu erfreuen.
Ulm, 13. Aug. Heute wurde durch den Stations- koulinandanten von Friedrichshafen ein bis 1. August d. I. hier in Kondition gewesener junger Kaufmann hierher begleitet, der mit einem wegen Unterschlagung von 7000 amtlicher Gelder verfolgten Postassistenten ans Auerbach im Poigtlande große Aehnlichkeit hatte. Der Kaufmann, der am 1. Scpt. d. I. in hiesiger Stadt eine neue Stellung anzutreten hat, hatte die ihm gewordene freie Zeit zu einer Reise durch Süddeutschland und die Schweiz benützt und sich seit einigen Tagen am Bodcnsee anfgehalten. Im Besitz eines anständigen Vermögens und volljährig, hatte er sich's an den Genaden des Bodensecs wohl sein lassen und das Geld nicht gespart. Dies führte, da er große Aehnlichkeit mir dem Verfolgten hatte, aber ohne jegliche Legitimations-Papiere war, zu seiner vorläufigen Festnahme und Hierherbringnng. Er wurde jedoch hier sofort auf freien Fuß gesetzt, nachdem konstatiert war, daß er hier polizeilich gemeldet und seine Identität durch seine Prinzipale und seine Logisfran sestge- stcllt war.
Der württb. Landcsvcrcin für Bienenzucht hat beschlossen, die heurige allgemeine Ausstellung und Versammlung in Sachen der Bienenzucht, die in Ulm stattsinden sollte, zu unterlassen. Grund: das heurige schlechte Bicncn- jahr. Dagegen ist Aussicht vorhanden, daß die große Wan-
dervcrsammlung der deutsch-österr.-ungarischen Imker nächstes Jahr in Stuttgart gehalten wird.
Karlsruhe, 17. Aug. Im westlichen Stadt- theil stürzte ein Neubau zusammen, wobei, soweit bis jetzt festgestellt wurde, 8 Personen sofort getötet, 7 schwer verwundet und mehrere leicht verwundet wurden. Mehrere Personen liegen noch unter den Trümmern. Die Abräumungsarbeiten sind sehr gefährlich.
München, 14. Aug. Das Herz König Ludwigs II. wird heute nachmittag durch die hiezu bestimmte Hofkommission in eine Zinnkapsel gelegt und diese hierauf geschlossen in die Urne eingefügt. Am Montag früh */s6 Uhr wird in der alten Residenzkapelle eine Messe gelesen und sodann die Urne nach Altötting übergeführt.
Frankfurt, 15. Aug. In einem aus Berlin datierten Artikel, der an Deutlichkeit und Entschiedenheit auch nicht das Mindeste zu wünschen übrig läßt, tritt jetzt auch die „K. Z." allen Schlüssen entgegen, die in der letzten Zeit aus der Haltung der panslavistischen Presse Rußlands auf eine Entfremdung zwischen Deutschland und Rußland gezogen wurden. Rußlands auswärtige Politik werde nicht nach den Heften jener Herren gemacht, welche augenblicklich den Chauvinisten der ganzen Welt die Ohren mit ihrem Geschrei vollpumpen. Als den deutlichsten Beweis für den Willen des Kaisers Alexander III., die guten Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland zu erhalten, führt die „K. Z." die ihr auf telegraphischem Wege aus Petersburg zugehende Nachricht an, daß „auf unmittelbaren Befehl des Kaisers der zur Zeit in Rußland verweilende Döroulöde benachrichtigt worden ist, daß er bei der ersten gegen Deutschland aufhetzenden Rede aus Rußland ausgewiesen werden würde. Diese Anordnung sei die Antwort des Zaren auf die Ankündigung Doroulode's, sein Reisezweck in Rußland sei die Anbahnung ein deutschfeindlichen Bündnisses zwischen Frankreich und Rußland und die Entgegnung auf die unverschämten Ausfälle der panslavistischen Presse gegen Deutschland." Der außerordentlich bedeutsame Artikel des rheinischen Blattes schließt mit folgenden kräftigen Auslassungen: „Die Personen, welche in Rußland mit fester Manneshand die Zügel führen, wollen nichts gemein haben mit jenem elenden Gemisch von politischem Radikalismus und charakterlosem Strebertum, welches zur Zeit in Frankreich seine Blößen mit den bunten Lappen der Wieder- vergeltnngspolitik zu bedecken sucht. Hat aber diese armselige Gesellschaft der Boulanger und Genossen später einmal abgewirtschaftet, so wird vielleicht auch ein deutsches Versöhnungswort in Frankreich einen dankbareren Boden finden, als bisher."
Sieg bürg, 15. Aug. Der Sohn einer hiesigen Familie, welcher das Gymnasium besucht, kehrte nach Schluß der Schule nicht nach Hause zurück. Heute wurde der junge Mensch in einem Felde als Leiche gefunden; er hat sich aus Furcht, den Eltern das schlecht ausgefallene Zeugnis zu zeigen, erschossen.
In Olbersdorf liegen zurzeit 40 Personen darnieder, welche nach dem Genüsse von Bratwurst unter Anzeichen der Trichinose krank geworden sind. Auch in Zittau, Hirschfelde und Ostritz sind dergleichen Erkrankungsfälle nach Genuß von Olbersdorfer Wurst vorgekommen.
Eine abscheuliche Rache haben Bauernbursche in Sperberslehr an einem Wirt genommen, mit welchem sie wegen der Zeche in Streit geraten waren. Sie schnitten ihm Nachts 4000 Hopfenstöcke ab.
Berlin, 17. Aug. Es wird bestätigt, daß auch der hiesige Magistrat die Betheiligung an der Feier der Befreiung Ofens abgelehnt hat.
Der Unterrichtsminister hat auf eine an ihn gerichtete Anfrage entschieden, daß auf preußischen Universitäten Frauen weder als Studierende ausgenommen noch als Hospitanten zugelassen werden dürfen.
Die diesjährigen Kaisermanöver finden am 13., 15., 17. und 18. September in Straßburg statt. Der Kaiser kommt am 10. September an und hat sich große Feste und Feierlichkeiten verbeten. Die Stadt und der Münster werden beleuchtet, auch der Odilienstein wird besucht. Der Kaiser wird auch nach Metz kommen.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 16. Aug. Aus Konstantinopel wird der „N. Fr. Pr." berichtet, sicherem Vernehmen nach sei eine Schwenkung der türkischen Politik in russischer Richtung, sowie der Abschluß einer türkisch-russischen Konvention für gewisse Fälle unmittelbar bevorstehend. (?)
lieber die Ergebnisse von Ga ft ein liegen
bedeutsame Auslassungen vor. Die erste ist eine Zuschrift aus Wien an die in Würzburg erscheinende, schon öfters zu offiziösen Mitteilungen benützte „Oesterreichische Korrespondenz". Darnach hat es sich bei den Konferenzen zwischen Bismarck und Kal- noky in Kissingen und bei der unter so außergewöhnlichen Auspizien stattgehabten Kaiserbegegnung in Gastein um die Erneuerung des deutsch-österreichischen Bündnisses in viel konkreterer und auf bestimmte politische Verhältnisse Bezug nehmender Form gehandelt. Man Hütte diesmal nicht blos einen mündlichen Ideenaustausch der leitenden Staatsmänner und eine sichtbare Bekräftigung der intimen Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich durch die herzliche Begrüßung ihrer Herrscher vor sich, sondern den Abschluß gegenseitig bindender Abmachungen, die sich auf die politische Lage in der nächsten Zeit beziehen und die auch die Unterschrift der beiden Monarchen tragen. Die dadurch bestimmte Politik beider Staaten würde nach wie vor auf die Erhaltung des Friedens in Europa gerichtet sein.
Während Prinz Wilhelm in Reichen hall seinen kaiserlichen Großvater in Gastein besuchte, brach ein Spitzbube in seiner Billa ein, wurde aber überrascht und verjagt. Auf seiner Flucht sprang er zum Fenster hinaus, brach ein Bein und blieb liegen. In seinen Taschen fand man vielerlei Legitimationspapiere, jedes auf einen anderen Namen.
Budapest, 15. Aug. Die zur Feier der Rückeroberung Ofens veranstaltete historische Ausstellung wurde heute im Beisein der Minister, der Generalität, zahlreicher Reichstagsmitglieder, des Konsularkorps, der Vertreter der ungarischen Universitäten und Akademien, sowie des Magistrats und der Vertreter der Stadt Budapest, durch den Ministerpräsidenten Tisza eröffnet. Der Minister hob die große Bedeutnng der Rückeroberung Ofens für die ganze Christenheit hervor, dankte den Nationen, welche an der Befreiung der ungarischen Hauptstadt teilgenommen haben, und wies auf die großen Erfolge hin, die eine von der Begeisterung der Nation unterstützte Armee zu erringen vermöge.
Die Nachrichten, welche aus Ungarn einlaufen» besagen, daß das Erscheinen des königlichen Handschreibens überall mit enthusiastischer Freude begrüßt und als das Ende der Edelsheim-Janski-Asfaire bezeichnet wurde. Jedenfalls wird die Abwehr von Seite aller erhaltenden Elemente des ungarischen Staates gegen jene Umtriebe, welche die künstliche Entfremdung zwischen der Armee und Ungarn bezwecken, fortan mit erhöhter Energie geführt werden. Es soll weder der Reaktion noch der Demagogie gestattet sein, in Ungarn eine Armeefrage auf der Tagesordnung zu erhalten. Auch in diesem Punkte ist das Volk eins mit dem Kaiser.
Italien.
In Casale erschoß sich der Komiker einer picmontcst- schen Lustspielgesellschaft, Namens Tankred Milonc, ans offener Bühne, weil das Publikum ihn mit Pfeifen und Zischen empfangen hatte. Diese Schreckensszcne rief natürlich im Publikum eine furchtbare Aufregung hervor. Die im Hanse anwesende Frau des Selbstmörders wollte sich in ihrer Verzweiflung aus der Loge Hinabstürzen und fiel, als sie daran verhindert wurde, mit einem entsetzlichen Schrei in Ohnmacht.
Frankreich.
Paris, 17. Aug. General Boulanger fordert die Polizeipräfekten auf, gegen gewisse Flugblätter, welche seine Lebensbeschreibung darstellen, einzuschreiten. Mehrere Zeitungen, welche aus dem Erscheinen der Lebensbeschreibung des Kriegsministers den Schluß ziehen, Boulanger wolle den Bonaparte spielen, haben im republikanischen Lager peinliches Aufsehen erregt. Die „Republique fran^aise" fordert ebenfalls zum Einschreiten auf.
Spanien.
In Madrid schüttelt alles den Staub von den Füßen und eilt an die Meeresküsten, nicht vor der Cholera, sondern vor der furchtbaren Hitze. 65 000 Personen, von der Polizei gezählt, haben die Residenz verlassen, das Reisegeld haben die meisten im königlichen Pfandhaus entnommen.
Belgien.
Brüssel, 15. Aug. Der Zug der Arbeiter- manifestatiou, der sich am Nordbahnhof vereinigte, passierte die Boulevards und das Innere der Stadt unter größter Ruhe und in vollkommener Ordnung, von einer zahlreichen Menge sympathisch begrüßt. Den Vereinen wurden rote Banner und Plakate vor- > angetragcn, welche das allgemeine Stimmrecht und I eine Amnestie verlangen. Der Zug umfaßte laut
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